Sanze bisherige WirthfchaftSsykem de« Deutschen Reiche« um»ürzte und jene Zoll- und Steuerpolitik einführte, mit derdie jetzige konservativ-agrarische Aera begann. Heute fehlte« an ähnlichen Zugmitteln für die Massen... Die elfjährigeErfahrung mit dem Sozialistengesetz, da« unaufhaltsame, mitjedem Jahre höher steigende Anwachsen der Sozialdemokratietrotz alle« polizeilichen Drucke«, die erfichtliche Scheidung zwi-schen der eigentlichen Arbeiterpartei und den Anarckisten, alle«Da« hat auf die bürgerliche Gesellschaft sehr abkühlend ge-wirkt. Auch die groben Bergarbeiterausstände diese« Jahre«find als Vorboten für die soziale Umwälzung nicht zu benutzen,da über ihre rein wirthschaftlickinr Ursachen im Publikum nir-gend« mehr Zweifel herrscht. Wo also die Zuthaten zu suchenfind, mit deren Hilfe man au« dem Sozialistengesetz eine be-queme Wahlparole für die Hervorbringung einer unbedingtmRegierungsmehrheit zu machen hofft, entzieht fich bis jetzt jederficheren Schätzung. Gleichwohl find Ueberraschungen sehr leichtmöglich, und wer nicht in dieselben Schlingen fallen w'll, dieim Februar 1887 dem unbefangenen Urtheil mit dem offiziösenKriegslärm gelegt wurden, wird gut lhun. diesmal Auge undOhr für ähnliche Erscheinungen offen zu halten, die sich nachNeujahr vielleicht einstellen werden, um da« heranziehende Ge-witter der sozialen Revolution anzukündigen.�Im 5. Kerlwer Reichstagswahlkreis hielt amDienstag Abend in dem konseroatioen Burgeroerein„Vorwärts" Major a. D. Blume einen Vortrag. Er meinte, voneiner freikonservatioen Partei könne man in Berlin aar nichtreden und auch von Nationalliberalen könne kaum die Redesein. Das„Deutsche Tageblatt" brachte früher öfter strammeantisemitische Artikel und jetzt bringe e« nur eine allgemeineSauce ohne Pieffer und Salz. Der Unterschied zwischen demKartell von 1887 und 1889 sei der, daß wir Konservative inBerlin un« diesmal nicht darauf einlassen. Wir gehen die«-mal selbstständig vor ond stillen konservative Kandidaten nachunserem Sinne auf. Im 5. Reichstag«wahlkreise könne e«möglicherweise zur Stichwahl zwischen un« und den Sozial-demokraten kommen. Denn diese find so klug gewesen, hier,wo 4 bis 5000 Juden stimmen, einen Juden aufzustellen. Erhabe schon 1887 nur aus Roth eine Kandidatur ange-nommen und bitte, jetzt von ihm abzusehen. Nur«in Hand-werksmeister habe Ausficht, in diesem Kreise gewählt zu werden.Herr Pretzel bezeichnete darauf die Aussichten im 5. Wahl-kreise als sehr ungunstige. In weiteren Kreisen hat eine ge-wisse Entmuthigung Platz gegriffen, nachdem weder Gewohn-heittparlamentarier Cremer, noch der allgemein bekannte Majora. D. Blume bei den letzten Wahlen Erfolge gehabt.„Dazukommt noch, daß da« Komitee des Wahlkreises diesmal voneiner besonders kostspieligen Agitation absehen will. Die letzteWahlbewegung hinterließ unS ein Defizit von 5000 M., die zudecken wir mehrere Jahre gebraucht haben." Ein Beschlußwurde nicht aesaßt.Nation aUiberale Kiätter fahrm fort, sich in Herrn vonPuttkamer zu verlieben, so spottet da« konservative„Volk":„Vielleicht hofft man auch Herrn von Puttkamer durch LiebenS-Würdigkeit zu gewinnen und ihn zur Verleugnung des„rechtenFlügels" der konservativen Partei zu veranlassen. Daß manbei dieser Rechnung den Charakter de« Herrn von Puttkamer,seine ritterliche UeberzeugungStreue im Ansatz vergessen hat, seinur kurz hervorgehoben. Nebenbei wird auch die Klugheiteinen Mann von staatSmänmschem Blicke, wie eS Herr vonPuttkamer ist, verhindern, sich in den„Trümmersturz derDinge" verflechten zu lassen. Es kann Niemand verkennen,daß es nur zwei Auswege au« dem Unbehagen, aus derSchwäche giebt:«inen kurzlebigen, nämlich die Rückkehr zueiner stramm liberalen Politik mit Aufhebung der Getreide-zölle u. s. w., und einen dauernden, zur Gesundung führen-den: Rückkehr zu einer großen konservativen Reformpolitik."In Kezng auf die Dampferlinie nach Ostafcika hatder Bundesrath einige unwesentlich« Abänderungen zur Re-gierungsvorlage beschlossen. Der Zeitpunkt für den Beginnder Fahrten wird vom Reichskanzler mit den Unternehmernvereinbart. Insofern es sich nach seinem Ermessen zur Be-schleunigung des Beginns empfiehlt, vorläufig Fahrten auch inanderen als vierwöchentlichen Zeitabschnitten stattfinden zulassen, ist den Untemehmern hierfür Zahlung nach dem Ver-hältniß der vertragsmäßigen Jahresbeiyilfe zu leisten. Vor derAbstimmung ließ eine Regierung erklären, sie gehe von derVoraussetzung aus, daß die Bestimmung in dem Vertrage mitdem„Norddeutschen Lloyd" bezüglich der bisher subventionirtenDampferlinien nach Ostusien.und Australien über die Gleich-stellung der Güterbeförderung für Hamburg und Bremen auchin dem über die ostafrikanische Linie abzuschließenden VertrageAufnahme finden werde, womit der BundeSralh sich einverstandenerklärte.— Offenbar handelt e« sich bei letzterer Klausel darum,eine dem Art. 18 Abs. 1 analoge Bestimmung au« dem Vertrageüber die Postdampferlinien mit Ostafien und Australien in denneuen Verlrag aufzu nehmen zu Gunsten von Bremen für denFall, daß die ostafrikanische Dampferlinie in Hamburg ihrenAusgangspunkt nimmt. Die angezogene Stelle in dem Art. 18des Vertrage« lautet wie folgt: Der Tarif für die Güterbe-föcderung von und nach Hamburg soll mit demjenigen von undgelehnt hatte, brach plötzlich wild fluchend los, schrie ihmm'S Gesicht, duzte ihn, wie ein Mann:„WaS ist das? Himmel Kreuz... Du sagst daS,Du?..."Er wollte sich erklären, Gründe anführen; sie ließ ihitnicht zu Worte kommen:„Sag' das nicht noch einmal, Himmel Kreuz Donner-weiter, oder, wenn ich auch nur eine Frau bin, beimSatan! ich vergreif' mich an Dir... Ah, Du weißt, wirnagen zwei Monate lang am Hungertuch, ich habe meineganze Wirthschaft Stück um Stück verkauft, die Kinder sindkrank, und das Alles sollte umsonst sein, umsonst? DieUngerechtigkeit sollte wieder von vorne anfangen?!...Wenn ich nur daran denke, daß so etwas möglich ist, wein'ich, ich soll rasend werden! Nein, nein und zum Henker,nein! ich verbrenne Alles, ich bringe Alles um, eh' ich michergebe!"Maheu hatte wieder seinen stummen Marsch durch'SZimmer begonnen: sie deutete mit drohender Geberde zuihm hinüber:„Höre, wenn mein Mann in die Grube zurückgeht, steh'ich da, erwarte ihm bei der Ausfahrt und spei' ihm seinenfeigen Verrath in's Gesicht, so wahr ich lebe!"Stephan sah sie nicht mehr in dem zunehmenden Dunkel,aber er fühlte einen heißen Hauch, wie den Athem einesreißenden Thieres zu sich hinüberwehen, und er trat erschrecktzurück vor diesem leidenschaftlichen Wüthen, welches seinWerk war. DaS war daS Weib, welches einst so maßvollgewesen, welches ihm seine Heftigkeit vorgeworfen und gesagthatte, man müsse Niemandem den Tod wünschen! Er hörteihr erstarrt zu. Sie sprach von Politik, und rief: die Re-gierung müsse abgeschafft, die Bürger müssen vertilgt werden,sie verlange die Republik und die Guillotine, um die Erdevon den Reichen zu säubern, diesen Räubern, welche sich mitder Arbeit der Armen satt füttern! Sie tobte:„Ja, mit meinen zehn Fingern will ich sie zerreißen! ESist genug deS ElendS; an uns ist die Reihe, Du hast es selbstgesagt.... Wenn ich bedenke, daß der Vater, der Groß-vater, der Vater vom Großvater und all' die Andern vorihnen daS gelitten haben, was wir leiden, und daß unserenach Bremen völlig gleich erhalten werden. Demgemäß hat der„Norddeutsche Lloyd" die Beförderung der von und nach Ham-bürg aufgegebenen Güter zwischen Hamburg und Bremerhovenauf dem Wasserwege kostenfrei zu bewirken und für diese Be«föcderung alle erforderlichen Einrichtungen zu treffen, damit imVersand der von und nach Hamburg zu überführenden TranS-parte keine Verzögerung oder Benachtheiligung gegenüber derin Bremen direkt aufgegebenen vorkommt.Dem„Hamburgischen Korrelpondenten" wird e« als voreilig bezeichnet, daß die afrikanische Dampfervorlage dem Reichs-tage unmittelbar nach Weihnachten noch zugehen werde, denn„ganz glatt wird voraussichtlich die Berathung der Dampfer-vorläge nicht verlaufen, da sie immerhin Forderungen stellt,deren Bewilligung diesem und jenem Abgeordneten mit Rück-ficht auf die Neuwahlen nicht unbedenklich erscheint."— Alsonach den Wahlen kommt erst die neue Bescheerung für Ost-afrika.Da» mehrfach bespräche»« Urtheil de« Reich»-gericht«, daS dre öffentliche Auffordeiung zu einem Ausstandeder Bergarbeiter für strafbar nach§110 de« Strafgesetzbuchserklärt, war bisher nur durch eine kurze Meldung bekannt ge-worden. Der„Franks. Ztg." liegt jetzt ein ausführlicher Berichtvor, m dem es beißt:Der Thatbestand, der dem reichsgerichtlichen Urtheil zuGrunde lag, ist kurz folgender: Der Angeklagte Bergmann R.aus Eiberg hatte ein Flugblatt drucken lassen des Inhalts:„Kameraden! Da unsere Deligirten und Deputirten von Bochumund Dortmund in der Sache des Ausstandes gemaßregelt wordenfind, indem die Herren Arbeitgeber ihr un« verpfändeie« Wortnicht gehalten haben und wir an unserem Zentral- Äusstandkomiteein Bochum unbedingt festhalten müssen, so fordern wir hiermitsämmtlrch« Kameraden auf, den Ausstand wieder so aufzunehmen,wie wir ihn verlassen haben. DaS Komitee." Von diesem in 150Exemplaren gedruckten Aufruf hat der Angeklagte R. eine Anzahl in einer Wirthschaft auf den Tisch niedergelegt, damit dieanwesenden Bergleute— Depulirte— davon nähmen undweiter verbreiteten, auch hat er selbst ein Exemplar auf einenbenachbarten Markt befördert. Daraufhin wurde vom Land-gericht Essen gegen R. Untersuchung wegen Vergehens wider§ 110 Str.-G.-B. eingeleitet, durch Urtheil der Ferienkammerdiele« Gerichts aber der Angeklagte freigesprochen. Da«Reichsgericht in seinem oben erwähnten Urtheil hat dielandgerichtliche Entscheidung aufgehoben und die Sachezu anderweiter V-rhandlung und Entscheidung an dasLandgericht zurückverwiesen. DaS Reichsgericht geht da-von aus, daß der§ 110 Str.- G.- B., indem er dieöffentliche Aufforderung zum Ungehorsam gegen Gesetzefür strafbar erklärt, nicht ausschließlich Strafgesetze im Augegehabt hat. Daß irgend eine andere Art von Gesetzen vondem Schutz des§ 110 ausgeschlossen sein sollte, lasse sich wederau« dessen Wortlaut noch aus dessen Sinn und Zw et erklären.Gegenstand jenes strafrechtlichen Schutzes fei die Aurorilät desGe'etzeS an fich. Diese werde in gleichem Maße verletzt,welchen Inhalt das Gesetz haben und welchem Gebiet eS angehören möge... Während die sonstigen Einzelbestimmungende« Strafgesetzbuchs den verschiedensten Rechtsgebieten, demVermögensrecht, wie dem Familienrecht, dem Rechte des Staats-oberhau pt« wie den politischen Rechten des Einzelnen, durchihre Slrafsatzungen einen verschärften Schutz geben, schütze§110St.-G.-B. das Gesetz an fich... Damit, daß einem Gesetzder verstärkte strafrechtliche Schutz nicht gewährt wurde, seiallerdings anerkannt, daß seine Verletzung im Einzelsalle das Ja-teresse de« Staates selbst nicht in dem Maße berührt, als dieVerletzung der durch da« Strafgesitz besonder« geschütztenGesetze; werde aber zum Ungehorsam gegen Gesetze öffentlichaufgefordert, so werde die Achtung vor dem Gefitze als solchem,da« Ansehen der gesetzgebenden Gewalt untergraben. Es leuchteein, daß diese« Ansebea durch ein« öffentlrche Aufforderung,gewisse zivilrechtliche Pflichten nicht zu erfüllen(man denke z. B.an die Agitation der irischen Land-Liga gegen Zahlung derPachtgelder) unter Umständen schwer gefährdet werde» kann,als durch eine gleiche Aufforderung zum Ungehorsam gegenöffentlich rechtliche Vorschriften. Könne also der Schutz des§ 110den bürgerlichen Gesetzen an sich nicht versagt werden, so müsseauch dem§ 270 Tit. 5 THI. I des Allg.(preuß.) Landrechtsdieser Schutz gewährt werden; de»n dieser Pmagrapb enthaltein pofinver Form da« Gebot der Vertragserfüllung. Der straf-rechtliche Ungehorsam gegen da« Gesetz sei jedoch nicht ohneWeiteres mit der zivilrechtlichen Verletzung drsselben gegeben.Die bloße Nichterfüllung eines Vertrages begründe den Klage-anspruch des anderen Kontrahenten auf Erfüllung oder Eni-fchädigung, könne aber das Thaibestandsmerkmal des Unge-horsamS nur bilden, wenn die Handlung bewußt und gewolltgegen das Gesetz selbst gerichtet gewesen sei. So verletze indem vorhin erwähnten Fall der irischen Landliga die Weige-rung der Pachtzahlung seitens eines Pächters zunächst nur dasVertragsrecht des Grundherrn, begründe die Zivilklage aufZahlung, berühre noch in keiner Weise die Grundlagen derRechlSordnung. Wohl aber würden diese Grundlagen er-schüttert, wenn sämmtliche Pächter einer gewissen Landschaftnicht aus Zahlungs- Unvermögen oder aus rechtlich begrün«Söhne und die Söhne von unfern Söhnen es auch nochleiden sollten, daS macht mich toll! Ich nehme ein Messerund bring' unsere Peiniger um!... O neulich haben wirnicht genug gethan; wir hätten ganz Montsou schleife«sollen bis zum letzten Ziegel!... Und weißt Du, waS michkränkt? Daß ich den Alten nicht die Tochter von der PiolaineHab erwürgen lassen; jawohl, erwürgen hätt' er sie sollen,wie der Hunger unsere Kleinen würgt!"Ihre Worte sausten wie Axthiebe durch die Finsterniß.Der verschlossene Horizont hatte sich nicht öffnen wollen:daS unerfüllte Ideal verwandelte sich in diesem vom Schmerzleergedörrten Schädel zu Gift.„Ihr habt mich falsch verstanden," konnte Stephanendlich einlenken.„Ich meine, man müßte sich mit derKompagnie verständigen. Ich weiß, daß die Gruben sehrviel Schaden leiden; man würde sich gegenseitig Zugeständ-niffe machen..."„Rem, nicht das Geringste!" schrie sie.Leonore und Heinrich kamen mrt leeren Händen heim.Zwar hatte ein Herr ihnen zwei SouS geschenkt; aber dasie sich immer schlugen, war daS Geld, während daSMädchen ihrem Bruder eins versetzte, in den Schnee ge-fallen. Jeanlin, welcher dabei gewesen, hatte mit ihnengesucht, und daS Kupferstück war nicht wiedergefundenworden.„Wo ist Jeanlin?" fragte die Maheude.„Er ist fortgegangen."Stephan hörte; das Herz wollte ihm brechen. Früheratte sie gedroht, sie werde die Kinder tödten, wenn sieettelten, und heute schickte sie selbst die Kleinen aus dieStraße! Ja, sie rief, sie sollten alle hinausgehen, all' diezehntausend Arbeiter von Montsou sollten mit Bettelstabund Bettelsack das Land durchstreifen!Die Traurigkeit ward durch die Ankunft der Kindernoch vermehrt. Sie hatten Hunger und wollten effen; warumgab'S nichts zu essen? Sie schleppten sich winselnd durch'SZimmer und stolperten über die Füße der sterbenden Schwester.Alzire stöhnte. Die Mutter, außer sich, schlug im Dunkelnnach den Kleinen, und als sie noch lauter weinten und Brotverlangten, glitt sie plötzlich auf den Steinboden, ergriff mitbeten Einreden, sondern einer gemeinsamen Anregungfolgend in bewußtem Gegensatz gegen das Gesetz die Pacht«zahlung verweigern. Bleibe nun auch die Handlung de«Einzelnen, soweit sie nicht ein besonderes Strafgesetz verletze,straffrei, so trete doch da« Strafgesetz dem öffentlichen Anreizzu solchem Verhalten wegen der darinliegenden Gefährdungder Rechtsordnung durch die Vorschrift des§ 110 entgegen.Die Anwendung dieser Vorschrift auf den vorliegenden That-bestand führe weder zur Bestrafung des einfachen Kontraktbruch«,noch werde die Koatitionsfteiheit der Arbeiter dadurch beseitigt.E« bleibe den Arbeitern wie den Arbeitgebern gemäß den Be-fttetmunqen der Gewerbeordnung freigestellt, ihren Ansprüchen,deren Fordemng und Bewilligung an sich von dem freien Willender Betheiligten abhänge, durch das auch ohne Vertragsbruchdurchführbare Mittel der Vereinigung, Koalition, größeren Nach-druck zu geben. Insoweit seien auch öffentliche Aufforderungenzu derartigen Verbindungen von Strafe frei. Nicht erlaubt undunter§ 110 St. G.-B. gestellt find dagegen die Aufforderungen,welche auf ein gesetzwidrige« Handeln, nämlich auf Vertrags-bruch. gerichtet find.Angst vor«euer Konkurrenz durch Gründung vonkonseroanven Zeitungen drkunoet da«„Deutsche Tageblatt."Dasselbe klagt, daß in konservativen Kreisen die Sucht grassir«mit neuen konservativen Zdlungsgründungen hervorzutretenund dabei Geld zu verlieren. Man habe in Berlin an denbestehenden konservativen Zeitungen vollauf genug. Wennhier und da auf die Gunst gewisser mächtiger Kreise für neueUnternehmungen hingewiesen werde, so möae man be-denken, daß fich die Gunst der Mächtigen in Zeitungssachenals eine sehr frostige und oft sehr rasch flüchtige Liebe darzu-stellen pflegt.Au» Frankfurt a./M., 17. Dezember, wird berichtet:Die hiesige Arberie, parte« hrelt gestern Abend im Meriansaaleeine öffentliche Versammlung, welche fich in erster Linie mitder Nominirung eines Kandidaten der Arbeiterpartei für dienächste ReirbStagSwadl beschäftigte. Der hiefige Reichstags-abgeordnete Herr A. Sabor hat eme Wiederwahl in folgendemSchreiben abgelehnt:„An merne Wähler! Von meinenParteigenossen wurde ich aufgefordert, die Kandidatur fürFrankfurt wieder anzunehmen. Mein Gesundheitszustandnöthigt mich jedoch, diesmal den Antrag abzulehnen. Dengeehrten Wählern, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben, dankeich herzlich und bitte fie, dasselbe auch dem zu meinem Nach-folger in der Kandidatur bestimmten Herrn W. Schmidt inFrankfurt a./M. zuzuwenden. Derselbe ist mir seit Jahrenals ein durchaus zuverläfftger und tüchtiger, ebenso charakter-fester wie besonnener Mann bekannt, der nicht nur diesozialen Rechte der Arbeiter, sondern auch die politischenForderungen der Demokratie mit Eiser vertritt. Möge da«deutsche Volk bei den bevorstehenden ReichStagSwahlen einerecht große Zahl Vertreter der entschiedensten Oppofiiion nachBerlin entsenden und zeigen, daß es die Methode, durch Hrlfs-maßregeln in kleinem und Unterdrückung in großem Stil dieSchwierigkeiten zu heben, als eine verfehlte und allseitig ver-derbliche anerkennt! A. Sabor." Der in diesem Schreibengemachte Vorschlag betreffs der Ausstellung des Herrn W.Schmidt als Kandidaten wird von der Versammlung ohneDebatte einstimmig genehmigt. Herr Schmidt nimmt dre Kan-didatur dankend an und ermahnt seine Parteigenossen dringend»fich in dem bevorstehmden Wahlkampf de« größten Anstände«u befleißigen und sich nach keiner Richtung hin provozrren zuassen, aber auch die Gegner nicht zu provoziren. Er schließtmit einem Hoch auf die Partei der Humanität, des echtenMenschenthumS, auf die Sozialdemokratie.Sachse«. Der Chemnitzer Landtagswahlkreis, inwelchem am 14. Januar des kommenden Jahres eine Ersatz«wähl statifiaden wird, ist nicht, wie fortschrittliche Blättermelden, früher durch Liebknecht vertreten gewesen. Liebknechtwar bei der Okioberwahl 1877 Kandidat der Sozialdemokraten.wurde jedoch von dem Kartellparteiler Clauß der im Februarvorher da« ReichStagSmandat für Chemnitz errungen kalte, ge-schlagen. Der betreffende L-ndtagSwahlkrei«— beiläufig derI. und nicht der U.— der Stadt Chemnitz hat den Sozial-demokraten noch niemals gehört, fie hoffen aber die« Mal ihnzu erobern.Di« sächsischen Regierungsblätter beeilten sich vor 14Tagen, dem Publikum mitzutherlen, daß Herr von N o st i z-W a l l w i tz, Haupt des Staatsministeriums, fich bemüht habe,die Härt.n des Schweine-Emfuhrverbois zu mildern unddaß feine Bemühungen nicht erfolgreich gewesen seien.Daß unsere Req,erung Schritte in dieser Richtung gethan hat,kann keinem Zweffel unterliegen. Um so auffallender ist e*,daß trotz der Opposition der sächsischen Regierung die Schweine«sperre an der sächsischen Gienze neuerdings noch strenger ge-handhabt wird als früher,— und zwar auf Grund vonÜandeSgesetzen.Wie den Lesern wohl schon bekannt ist, muß nämlich seiteinigen Wochen daS Fleisch, welche« in kleinen, zollfreien Ouan-tltäten aus Böhmen ins Land geschafft wird, auf Trichinenuntersucht werdm— waS jedesmal 50 Pfg. kostet, und diePreisdifferenz ausgleicht, ja bei kleineren Quantitäten den Preisbeiden Armen ihre drei Kinder, drückte sie an sich, und ihreThränen flössen unaufhaltsam.„O mein Gott, laß uns sterben, damit eS endlich ausist!" schluchzte sie.Der alte Bonnemort saß immer noch in sich versunke«da, wie ein von Wind und Wetter geknickter Baum. DerVater ging vom Kamin zur Thür und von der Thüre zumKamin.Und von Neuem öffnete sich die Thür. Diesmal wareS der Doktor.„Teufel ," rief er,„das Licht wird Euch keineAugenschmerzen machen. Rasch, wo fehlt'S? Ich binpressirt!"Er war mit Arbeit überbürdet und brummte verdrieß-lich, wie gewöhnlich. Glücklicherweise hatte er Zündhölzer.Maheu zündete sechs, eins am andern an und leuchtete ihm.Sie wickelten die Kranke aus ihrer Decke. Bei demflackernden Licht schüttelte sich der magere Körper; er warso herabgekommen, so dürr, so erbärmlich, man sah nichtswie den großen Buckel. Sie lächelte mit jenem auSdruckS-losen Läcyeln der Sterbenden; ihre Augen waren weit ge-öffnet, die dünnen Finger krallten sich auf der hohlen Brust.Die Maheude rief weinend, ob eS vernünftig sei, ihr dieseseinzige Krnd, welches in der Wirthschaft helfen könne undwelches so klug und so gut sei, zu nehmen!Aber der Doktor unterbrach sie:„Vorbei ist'S!... Verhungert ist sie, und sie ist nichtdie Einzige: ich habe eben eine Andere gesehen, nicht weitvon hier; aber wenn Ihr mich Alle holen laßt, ich kan«Euch nicht helfen. Fleisch brauchen die Kinder."Maheu, der sich die Finger verbrannte, ließ daS letzteZündholz fallen. Finsterniß umhüllte die kleine Leiche. DerDoktor war eilends fortgelaufen. Stephan hörte nichtsmehr, wie die schluchzende Bitte der Maheude:„O mein Gott, nimm auch mich, meinen Mann, nimmdie Andern! Laß unS sterben, damit es ein Ende hat!"(Fortsetzung folgt.)