Auf diese taum Genesene wirkte der Vorfall so erschütternd, daß fie mit einem gelle den Aufschrei zu Boden sant und in eine tiefe Ohnmacht va fiel, aus welcher fie erst nach längerer Bett zum Bewußtsein zu bringen war, jedoch an Geist und Rörper so zerrüttet daß von einem Reisen feine Rede sein fonnte, und fie auf's Neue einem Krankenhause zugewiesen wer­den mußte.

Der Kommis Morih Rumpe erhielt am Mittwoch Nad mittag von dem Ka firer feines Chefs, einen Check über 19 753 M. 95 Pf. mit dem Auftrage, denselben bei dem Ber­ liner   Roffenverein einzulösen und das Geld auf das Girokonto ber Fuma bei der Reichsbank einzuzah en. Der Rommis hat bas Geld auch erhoben, aber nicht abgeführt und ist meder in bas Geschäftslotal, noch nach seiner Wohnung zurückgekehrt. Stumpe ift 20 Jahre alt, von fleiner schwächlicher Gestalt, hat schwarze Haare und Augen, einen fleinen Anflug von Schnurr bart, defekte Zähne und blaffe Geficht farbe, feine linte Schulter ift höher a's die rechte. Wegen Kurzfichtigkeit trägt er ein Pinzenez. Er war bekleidet mit schwarzem Rammgarnjaquet, dunklem Ueberzieher und schwarzem Schlapphut. Die ge schädigte Firma hat sich bereit erklärt, auf die Herbeifchaffung bes veruntreuten Geldes eine Belohnung von 500 M. aus­zusehen.

Der kaum zehn Jahre alte Sohn der Wittwe Grün­berg in Babelsdorf bei Behoenic hat am Sonntag mit bes mundernswerther Geiftesgegenwart einen anderen Knaben vom Ertrinken gerettet. Der lettere war auf dem Ente des Sees eingebrochen und schien reiturge los verloren. Da legte sich der fleme Grünberg auf den Buch, rief andere Kinder herbei, benen er gebot, ihn an den Füßen zu halten, to troch er bis an die Einb.uchsstelle und reichte dem Verunglückten die Hände, den er sedann gücklich ane Land brachte.

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fich freie Bahn zu machen. Die nunmehr erst recht erbitterle Menge ließ sich jedoch nicht abschrecken, hinter dem Davons eilenden her zu jagen, bis es am Haacke'schen Markt einem reitenden Schußmann gelang, den Rutscher zu stellen, worauf er unter großem Zulauf nach dem nächsten Polizeirevier ge bracht wurde.

Der Gauner, der, wie gemeldet, am 10. ds. im Bazar Nürnberg" Normalartikel im Werthe von 115 M. ohne Be zahlung entlockt hat, ist als der bekannte alte Ladendied Wilson aus Ralfutta ermittelt und in Breslau   dingfest gemacht wor den. Vor seiner Abreise hatte der Gauner noch die Frechheit, einen Droschtenfuticher um das Fahrgeld zu prellen, indem er fich nach Bahnhof Börse fahren ließ, dort beim Portier das gestohlene Gut deponirte und denselben bat, es poftlagernb nach Liegnig zu senden. Hierauf löfte er, wie das B. L." meloet, ein Billet nach Bahnhof Friedrichstraße   und fuhr von dieser Station nach Liegnik. Nach vergeblichem langen Warten erstattete der Droschkentutscher bei der Revierpolizei fofort n zeige und veranlaßte diefelbe, das dort deponirte Packet zurüd­zuhalten. Tags dareuf schrieb der Industriesitter eine Boft­farte, worin er den Portier bat, die Sachen anstatt nach Lieg  nig, nach Breslau Wilson" poftlagernd zu senden. Bei dem Versuch, das Packet dort abzuholen, wurde der Gauner von der Polizei abgefaßt.

Polizeibericht. Am 18. d. M. Nachmittags wurde ein Mann in seiner Wohnung in der Griebenomftraße erhängt vorgefunden. Zu derselben Zeit fand in der Liefenstraße 15 ein fleiner Brand statt, welcher von der Feuerwehr gelöscht wurde.

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Gerichts- Beitung.

Die Majestätsbeleidigungs- Denunzianten mögen fich ein Erempel nehmen an dem Ausgange eines Prozesses, welcher gestern die erfte Straffammer am Lant gericht II. be schäftigte. Auf der Anklagebant befand sich der Handelsmann Wilhelm Stolp aus Spanbau. Die Verhandlung fand zwar unter Ausschließung der D.ffentlichkeit statt, doch gab die Bere fündung und Begründung des Urtheils ein vollständiges Bild

Dem Saccharin, diesem Talmi- Bucker", wird von der Wochenschrift des internationalen Vereins der Gasthof­befizer" ganz gehörig der Text gelesen und sind die dortfelbft gemad ten Ausführungen höchft beachtenswerthe und für weite Kreise von Interesse. Em geich dter Chemiker, Herr Dr. Fahl­berg, so heißt es in dem betreffenden Artikel, stellt einen neuen Körper dar, welcher sehr füß schmedt, 300 mal füßer als Zucker ift, und nennt diesen Stoff Saccharin  ". Bringt man die 300 mal größere Ausgiebigkeit des Saccharins mit in Anfchlag, so stellt sich dieser Stoff um zwei Drittel billiger, als der billigste Zucker. Die Konditoren an der Spize, die eble 3Bunft der Weinschmierer im Nachtrab, arbeitet igt eine ganze Induftrie mit Saccharin. Die chemische Fabrik Fahlberg  , Lift u. Co., welche das patentirte Saccharin hergestellt, macht glänzende Geschäfte. In ihrer neuesten Boschüre rühmt fie: Man bringt fchon jetzt mit Saccharin ge­füßte Waaren in den Handel, wie Fruchtsäfte, Syrupe, einges machte Früchte, Ronserven, Kompotte, Brausebonbons und Braufelimonade, Liqueure, Gebäde, Ruchen, ja sogar Cièmes und Fruch: eis, die den mit Zucker fabrizirten Waaren an Ge schmad und Güte in feiner Weise nachstehen und wesentlich Billiger find? Ja! billiger find." An Güte in feiner Weise nachstehen? Nein, das ist nicht wahr, denn das Saccharin befigt keine Spur von Nährwerth, welcher dem Buder im höchsten Maße eigen ist. Buder ist ein Nahrungsmittel, feins. Saccharin   ist Wenn uns ein Ruchenbäder, Konditor, Konservenfabrikant oder ein Sonst Lieferant Chemikalien für Nahrungsmittel der faae aufbringen will, es und schreibe gefälligft aut feine Süßigkeiten: diese Waare ift chemisch gefüßt- oder: enthält Saccharin statt Zucker. Thut er das nicht, so ist er ein ebenso arger Schelm, wie jener Industrieritter, der tom­backenen Schmud für goldene und kömische Steine für Dia manten vertauft. Statt ein verdauliches Nahrungsmittel zu fein, welches im Körper verbrannt wird, ist das Saccharin ein unverdaulicher chemischer Stoff, welcher den menschlichen Leib einfach palfut wie ein Fremdförper und fich fast vollständig und unverändert im Urin wieder findet. Das Saccharin ist gähi ungshen mend, wie die Benzoë und die Salicyfäure, benen es in mancher Beziehung nahe steht, folglich stört es Verdauung. Es raubt den Appetit, verursacht Magenbeschwerden und ruft überhaupt Erkrankungen des Verdauungsfanals hervor, welche um so fo gefährder Prozeßgeschichte. Zwischen Naffenhaide und Heiligensee  licher und hartnädiger find, je schleichender sie sich ent­mdeln. Außerdem greift es die Nieren an, welche das Saccharin aus dem Körper ausscheiden müssen. Man hat zuerst ganz bescheiden das Saccharin nur den Zuckerkranken empfohlen, als Ecfaz des Buckers, welchen diese Kranten nicht genteken dürfen. Aber der hintende Bote fommt nach"; Dr. Baopm- London bestätigte, daß die 3 derkranken, denen Saccharin verabreicht wird, sehr bald mit Magen- und Darm­letben den kleinen Genuß bezahlen müssen, welchen die tückische Süßigkeit ihnen gewährte. Karlsbader Aerzte machten die gleiche Erfahrung und foeben tommt die Nachricht, baß die Medizinische Akademie zu Paris   das Saccharin als schädlich für den Magen und die Nieren erklärt hat. Wenn Professor Leiden und Dr. Stadelmann das Saccharin   für unsdädlich erklären, so stehen sie mit dieser An­ficht ziemlich vereinzelt da. Die Thiere find in Bezug auf ibre Nahrungsaufnahme weit flüger als die Menschen. Zum Beispiel rühren Mäuse teine Margarinebutter an, die der tho ichie Mensch arglos verspeist. Aehnliches hat man beim Seccharin gesehen. Fischer und Rabow haben beo achtet, daß Ameisen, Fliegen und Wespen, die bekanntlich sehr gierig nach Süßigkeiten sind, gegen seccharinistische Speisen eine über­legene Verachtung zeigen. Stellte man einen mit Saccharin gefüßten Ruchen unter andere Kuchen, so ließen sich die Thiere dennoch nicht täuschen; niemals berührien fie die ersteren, sondern stürzten nur über die mit Zucker bereiteten Ein Ruchen. die noch flügeres Insekt, Biene, die in dieser Buckerfrage sicherlich urtheilstähig ist, hat ebenfalls ihr Gutachten gegen das Seccharin abgegeben. Die Ein Schiffsuntergang ereignete sich am Dienstag Abends Imter haben gefunden, daß für jede Biene das Saccharin ein noli me tangere ist, und versuchte man wiederholt, die Bienen gegen 7 Uhr, auf der Spree  , unmittelbar unter der Grün­traßenbrüde. Ein mit 16 000 Mauerfsteinen beladener Sprec= zur Aufnahme des Süßstoffes zu zwingen, so wurden diese fahn, der, stromauf von der Saleuse tommend, die genannte lugen Thierchen geradezu wütgend und wie rasend. Ach, wenn doch das zweibeinige Thier, der Mensch, ebenso weise Brüde paffiren wollte, stieß innerhalb der Durchf hrt mit dem wäre, wie jene. Er aber läßt seine besten Nahrungsmittel durch Hmtertheil so muchtig an einen Pfeiler, daß das Fahrzeug leck wurde und gleich to start Waffer nahm, daß es mit g oßer biele Schmieralie verderben, ohne den Betrug zu merken. Die Schnelli f it fant. Die Mannschaften hatten faum noch Zeit, gute Stadt Köln  , die durch ihr Kölnisches Waffer" in so guten ihre Stebenfachen aufammen zu raffen und sich mit denselben Geruch gekommen ist, wird durch den Kölnischen Buder denn sucre auf einen an der Wallstraßenseite haltenden Obstfahn zu retten. de Cologne   nennen die Franzosen das Das Fahrzeug liegt nun Saccharin  zum Theil noch innerhalb der noch in sehr schlechten Geruch tommen. Durchrohrt auf dem Grunde, so daß die Sch fffahrt daselbst Im Auslande schreit man Beter darüber, daß das Saccharin gesperrt ist, was so ort du ch Laternen an den beiden Seiten jekt allgemein dazu benußt wird, Rompots, eingemachte Früchte, fignal fit worden it. Chokolade, Süßweine, Syrup, Biere 2c. zu verfälschen. In Desterreich hat man soeben erft ein Verbot erlassen, Dunftobft mit Saccharin zuzubereiten. Be'gien verwahrt sich gegen die Einfuhr von Saccharin  ; dort hat Dr. Brunlants erft fürzlich vor der belgischen medizinischen Akademie die Brauer angezeigt, welche schlechte, malzarme Biere mit Saccharin verschen, um Malz zu sparen und dem Biere den beliebten schweren Ge Malz zu sparen und dem Biere den beliebten schweren Ge­fdmad zu geben. Algemein", fagte er, fangen jekt die Brauer an, einen Theil des Malzes zu sparen und in betrüge­rischer Weise durch Kölnischen Zucker" zu erleben. In Frank­ reich   ist man allgemein entrüftet über die zahlreichen Fälschungen der eingemachten Früchte, Chokoladen, Ey upe, Biere u. f. w. mittelst Saccharm. Das Laboratoire Municipale in Paris  arbeitet naeft enat, um alle diese Fäischungen aufzudecken.

Aus der ,, besseren" Gesellschaft. Herr K. hatte mehrere Häufer vermätel" und dabei einige tausend Mark verdient. Herr K. war in den Kreisen seiner Bekannten stets als spen­dabel bekannt, und diesem Rufe Ehre zu machen, beschloß er, feinen Freunden eine fleine Fftlichkeit zu geben. Tiefelbe fand am Montag Abend in einem gemtetheten Saale   statt und bestand in einer Herrengesellschaft, da man ganz unter sich und möglichst ungen ri fein wolte. Das war man denn auch und legte fich befor ders bezüglich des Trinkens keinerlei 3vang auf. So war die Gefell  'chaft bald in eine Stimmung gerathen, bei deren Gehobenheit sie ganz des Respekies zu ver­geffen becann, welchen sie ihr m Gastgeber und einem Manne, der einige tausend Mart verdient hatte, schuldeten. Sie fingen an, Herrn K. feine fieinen Sünden" vorzurechnen; der nahm den Epaß übel auf, verbat sich derartige Scherze, und als einer der Gäfte erträtte, daß er, K., ihm troßdem n cht imponire, padte K. den Hochmüthigen und warf ihm zur Thür hir aus. Das war das Signal einer allgemeinen Ech ägerei. Gastgeber und Gäfte,& eund und Feind waren in dem Kampf­getümmel nicht mehr zu unterscheiden. Mit Gläsern und Stühlen hieben sie auf einander e n, daß mancher mit bluten­dem Kopf am Boden lag. Am schlimmsten aber war es dem Veranstalter der Festlichkeit ergangen. Denn mit einem Spa­zierstod war ihm das rechte Auge ausgeschlagen worden. Sem marferschüttern des Geschrei:" Mein Auge! Mein Auge!" brachte die Wüthenden menigstens soweit zur Besinnung, daß es dem Besitz des Restaurants im Verein mit seinen Kellnern gelang, die Leute auseinanderzubringen und von weiteren Zhätlichkeiten abzuhalten. Der schwer verlegte Herr K. mußte gleich von dem Lotal aus mittelft Droschte nach einem Kranken­haufe betö dert werden, wo er nun, an das Schmerzenslager gefeffelt, Beit hat, darüber nachzudenken, was es doch mitunter für ene ergere Sache ist, etn as zum besten zu geben.

Am 9. Oktober sind aus der Strafanstalt zu Sonnen­burg zwet getaniliche Einbrecher, die Gärtnergehilfen Karl Thebe und Duo Rerften, entwichen. Durch diesseitige Kri­minalbeamte sind die Eniflohen en hier in den lezten Tagen verhaftet worden, nachdem sie in Berlin   eine Reihe von Ein­brücher, theilweise noch ve bunden mit Brandstiftung, verübt ha.ten.

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Paletotmarder an der Universität. Bekanntlich waren im vergangenen Wintersemester die Hörsäle öfters der Schauplaß der Thätigkeit eines Diebes, als welcher sich schließlich ein Studert entpuppte, der nach und nach sich in den Befiz von 23 Ueberziehern gefekt hatte, die er dann in verfch ebenen Pfandleihgefchaften verlegt hatte. Auch in diesem Semester treibt, wie das B. T." berichtet ein Dieb, nament lich in den Kliniken, wo ihm feine Arbeit durch die mangel­haf e Rontrole sehr erleichtert wird, sein Unwesen. Fast täglich laufen wieder Anzeigen ein.

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Eine eigenthümliche Geschichte beschäftigt zur Zeit bie Feuerwehr und Kimmatpolizet. Am ver floffer en Sonntag Abend, so berid tet die Pofi", entstand auf dem Boden eines Hau'es der in Moabit   gelegenen Sper erstraße Feuer, welches die Feuerwehr ablöschte. Einer der Bodeninhaber machte bei der Feuer versicherungs Gesellschaft einen Schadene faz f ür verbrannte Kleidungsstücke im Werthe von 1500 M. geltend. Nun hatte die Feuerwehr die Entstebungsurfache des Brandes noch nicht feft, estellt, aber auch keine Ueberrefte von ver­brannten Kleidern, welche zweifellos bet etwaiger Verbrennurg ber in Rede stehenden Kleider hätten vorgefunden werden müssen, entdecken können. Die weiteren Recherchen dürften nun zur Gewißheit führen, daß gewiegte Ladendiebe das Feuer an­gelegt haben, um rach ausgeführtem Diebstahl der Kleider ihre That u verschleiern.

Am 14. November d. J. versuchte ein ungefähr 18jah iger Busche, welcher fich Geßler nannte, angeblich im Auftrage feines Vaters, bei einem Törler einen fast neuen Winter Ueberzieher von dunkelbleuem Ratinee, mit zwei Reihen befponnenen Röpfen, schwarzem Furter und Leber- Aufhängfel, für 15 Mart zu verkaufen. Der vorsichtige Töbler nahm den Uebersteher an, zablte jedoch nicht den geforderten Betrag, fondern ersuchte den Burschen, dessen Vater zu veranlaffen, zum Abschluß des Raufgeschäfts fich pero lich einfinden zu ber wollen; dieser Fall ist aber nicht eingetreten und auch Bursche fehrte nicht wieder zurüd. Es liegt daher die Ber­mutbung nahe, daß der U- berzteber aeftohien ift. Lekterer liegt im-bäude des Pol ze p äsidiums, An der Stadtbahn, Zimmer Nr. 336, zur Ansicht aus.

Steglitz  . Die Lotalfommiffion von Steglit, welche am 9. Dezemoer in der öffentlichen Bolfsversammlung zu Schöne berg gen ählt wurde, macht hiermit bekannt, daß in Steglik Tein Lofal zu Arbeitert ersammlungen au haben ist; sämmt liche Saalinhaber haben sie abschlägig befchieden. Hervorzu­beben ist, daß der Pachter vom Albrechtshof die Eklärung abgab, zu allen Bersammlungen sein Lokal berzugeben, nur zu Arbeiterversammlungen nicht. In Betri ff des Berliner  Boltsblatt ist zu melden, daß daffelbe bereits Echloßstraße 8 bei Schüß   ausliegt. Herr Hörig, Schloßstraße 11, hat erklärt, auf baffelbe zum 1. Januar zu abonniren. Alle Anfragen in Betreff der Lokalfrage find zu richten an Wuhelm Wüsten­hagen, Fichteftr. 70, 1 Tr.

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liegt ziemlich einsam an der Havel   ein Gasthof, der dem Gaft­wirth Eum gehört. Unter den Gästen befand sich eines Tages der Angeklagte, der sich sich ungebührlich betrug und deshalb vom Wirth hinausgeworfen wurde. Der Wirth denunzirte zunächst den an die Luft gefeßten Gast wegen Hausfriedensbuchs als ersterer aber vor der Spandauer   Polizei über den Inhalt der Denun Aiation protokollarisch vernommen wurde, da trat er mit der Behauptung hervor, daß fich Stolp bei Gelegenheit des Hinaus­werfens auch einer Majestätsbeleidigung schuldig gemacht habe. Der Beschuldigte gab den Hausfriedensbruch ohne Weiteres zu, er bestriit aber mit voller Enischiedenheit, irgend etwas ge äußert zu haben, was als Majestätsbeleidigung gedeutet werden fönne, und berief fich zum Beweise dessen auf das Zeugniß mehrerer polnischer Erdarbeiter, welche fich zur Beit des an geblichen Vorfalles ebenfalls in dem Gasthofe befunden hatten. Da Gastwirth Eum jedoch behauptete, daß die namhaft ge machten Zeugen von der Majeftä sbeleidigung nichts wiffen könnten, da sie den Stolp nur bis zur Thür gebracht hätten, denn aber im Gaftzimmer zurüdgeblieben wären, während er allein den Stolp die Treppe hinunterbrachte, bei welcher Ge legenheit dieser dann die Majestätsbeleidigung ausgeftoken habe. Demgemäß wurde die Anklage wegen Hausfriedens bruchs und Maj ftätsbeleidigung erhoben. Der Angeklagte nahm sich den Rechtsanwalt Gabriel in Spandau   als Ver theidiger an und setzte die Ladung breier Zeugen durch, ob wohl diefelben sich zur Zeit weit hinten in Polen  " aufhielten. Diesen Zeugen gegenüber vermochte der einzige Belastungszeuge Eum seine Behauptung von der Majestätsteleidung nicht auf recht zu erhalten, er mußte zugeben, daß seine über diesen Gegenstand vor der Spandauer   Boli ei gemachten Angaben falsch waren. In Bezug auf die Majeftätsbeleidigung er folgte daher die Freisprechung des Angeklagten; wegen des Hausfriedensbruches wurde auf eine Geldstrafe von sechs Mart

Ermäßigung der Fahrpreise auf der Stadtbahn. Wie ore Voff. 3ty." öt, tritt am 1. Januar 1890 ein neuer Stadtbahn, Stadtbahn- Ringbahn- und Rmabaha- Personen­tarf in Kraft, der besonders für den inneren Stadtverkehr Er­mäßigungen bringt. Für diesen Verkehr kommt ein zwei stufiger Torif zur Geitung von 15 Pfg. für II. Klasse und 10 Pfg. für die III. Kl sse für die erste Stufe, die nächsten 5 Siat onen, und von 30 Bfg. für II. Riaffe und 20 Pfg. für III Klaffe für die zwe te Stufe, fämmtliche weiteren Stationen. Es foftet also beispielsweise die Fahrt vom Schlesischen Bahn­ hof   bis einschließlich Lehrter Bahnhof   15 und 10 Pfo., über Lehrter Bahnhof   hinaus bis einschließlich Westend 30 und 20 Big. oder von Jannowißbrüde bs einschließlich Bellevue Pfg. 15 und 10 Pfg., über Bellevue hinaus 30 und 20 Pfg. Im Ringbahn- Verkehr find drei Stufen vorgefehen: erste Stufe 15 und 10 Big, Arbeiter- Tages farten 20 Pfg., Arbeiter­Wochenkarten 60 Pfg., zweite Stufe 30 und 20 Big., Arbeiter­Tagesfarten 30 Bfg., Arbeiter. Wochenfarten 90 Bfa., dritte Stufe 40 und 30 Pfa., Arbeiter- Tageskarten 40 Pfg., Arbeiter­Wochenfarten 1,20 M. Die Abgrenzung der Stufen ist unge­fähr dieselbe wie auf der Stadtbahn. Der Stadtbahn Ring­bahn Verkehr hat ebenfalls drei Stufen mit den gleichen Preisen des Ringbahn Verkehrs mit ungefähr derselben Abgrenzung ber Stufen.

Bn einem großen Tumult ist es in der sechsten Nach­mittags stunde des vorgeftrigen Toges in der Rosenthalerstraße infolge des rücksichtslosen Zufahrens eines Spediteu wagens gefommen. Um die genannte Beit kom von der Gipsstraße her in schnellstem Tabe ein mit zwei Pferden bespannter Roll­wagen und fuhr mit voller Gewalt einem Pferdeeisenbahn­wagen der Linie Kreuzberg- Gesundbrunnen in die Flanke. Ein laules Rrachen und Klirien gab Beugniß von der Wucht, mit welcher das Frachifuhrwerk in den Pferdeeisenbahnwagen ge­rathen war, aber obwohl die eine Flante deffelben ara mitge nommen worden, waren glücklicherweise sämmtliche Infaffen des dicht befeßten Wagens mit dem bloßen Schrecken davon gekommen. Der Rollfutscher suchte, nachdem er sich von dem Pferdebahnwagen befreit, das Weite, und als die Umstehenden ihn daran hindern wollten, hieb er rüdfichtslos auf fie ein, um

erkannt.

Bemerkenswerth war aber der übrige Theil des Urtheils, welcher dahin ging: Der Zeuge Eum hat fich, als er die angebliche Majestätsbeleidigung zur Rennntniß der Polizei brachte und als er dieselbe bei seiner polizeilichen Vernehmung mit voller Bestimmtheit aufrecht erhielt, mindestens einer groben Fahrlässigkeit schuldig gemacht. Durch seine ursprünglichen Bekundungen ist die Ladung der drei Ente laftungszeugen nothwendig geworden, die aus weiter Ent fernung nach Berlin   tommen mußten. Es ist daher nur recht und billig, daß dem Zeugen Eum diejenigen Koften auferlegt werden, welche durch die Ladung und Herkunft der brei Ent laftungszeugen entstanden sind. Dem Eum mußten aber auch die Kosten der Vertheidigung des Angeschuldigten auferlegt werden. Wegen des Hausfriedensbruches brauchte der Ange flaate einen Bertheidiger nicht, denn in diesem Punkte war er geftändig. Gegen die Anschuldigung wegen Majestätsbelei bigung fonnte er fich aber nicht selbst vertheidigen, dazu be durfte er eines Anwalts, und da dieser Theil der Anklage nur durch die grobe Fab.lässigkeit des Denunzianten entstanden ist, so hat dieser dem Angeklagten die Kosten der Vertheidigung zu erstatter. Die übrigen Rosten hat der Angeklagte zu tragen, weil er wegen des Hausfriedensbruches verurtheilt werden mußte." Schließlich maa erwähnt sein, daß jeder der drei Ent laftungs eugen über 60 M. Reisegeld erhalten hat.

Ans Mannheim   wird dem Berl. Tagebl." geschrieben: Wenn bei den Antisemiten ein mene tekel etwas gelten würde, so hätten sie an dem soeben in Mannheim   zum Austrage ge langten Alimentationsprozeß Bödel ziemlich genug. Herr Ab geordneter Bödel hat ein armes Dienstmädchen verführt, welches ihm drei auß.reheliche Kinder gebar. 3vei starben vorzei ig; das dritte ist ein jezt ungefähr vier Jahre alter Knabe, der bei seiner Mutter, Eva Hildert, in Sulzbach bei Mannheim  lebt. Herr Böckel wurde zur Zahlung von Alimenten ver urtheilt; allein so etwas gefädt dem Führer des ethischen Antisemitentar pfes nicht, und so hat er der Mutter ihr Rino abnehmen wollen, um die peinliche Alimentationsgefchichte aus der Welt zu schaffen. Der dieferhalb geführte Briefwechsel zwischen Herrn Böckel und dem von ihm verlassenen armen Mädchen ist höchst lehrreich für Jene, welche an die fittliche Berkommenheit des Antisemitismus nicht glauben mögen. Der Schreiber dieses ist im Befiße der Böckel'schen Briefe und fann verrathen, daß ihm derlei widerwärtige Dinge noch niemals unter die Augen gekommen waren, wie fie in ben Briefen dieses Parlamentariers enthalten sind. Die Zivil fammer des Mannheimer   Landgerichts hat nun vorgestern, Mittwoch, den Herrn Böckel mit seiner Forderung abge wiesen.

Soziale Meberlicht.

Ans Luckenwalde   erhalten wir folgendes Schreiben In der Bourgeoispresse wird das Gerücht verbreitet, der Streit sei beendet. Es ist das eine Lüge, benn es ftreifen noch zirka 620 Arbeiter und Arbeiterinnen und mithin ift die Zahl der Abtrünnigen nur eine geringe. In der gestern Abend hier ab gehaltenen Bersammlung, in welcher Herr Thierbach aus Berlin  referirte, sah man es deutlich, wie feft und muthig die Streifen den einem Sieg ihrer gerechten Sache entgegensehen. Die falschen Gerüchte, welche die Bourgeoisb.ätter verbreiten, sollen

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