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Die Verhandlungen wegen Schaffung einer großen| Grundkreditbank für Italien haben jeßt zum Abschluß gefüht und Minister Ruelt wird bereits der Kammer am erften Tage ihres Bufammentretens einen betreffenden Geset entwurf unterbreiten. Die bei dem Geschätte betheiligte beutsche Finanzgruppe hat 40 Millionen Aktien übernom men, während 30 Millionen von der Nationalbank und der Reft von den übrigen verbündeten italienischen Instituten auf gebracht werden. So lautet ein Telegramm aus Mailand vom 11. Januar.
Wie wenige Zeilen und doch wie inhaltsvoll. Welcher Rapitalüberschuß muß in Deutschland vorhanden sein, wenn fich die Kapitalsberger mit so riesigen Summen, wie die hier angegebenen, an aus ändischen Unternehmurgen betheiligen. Raum vergeht eine Woche, in welcher nicht gleich große, sehr oft viel größere Rapitalsbethetligungen nicht allein in den Staaten unteres Erdtheils, sondern in denen Amerikas und fiens angekündigt werden. Das Kapital ift international ge worden, es hat den Patriotismus an den Nagel gebängt und scheut sich nicht, im Auslande industrielle Unternehmungen ins Leben zu rufen, welches unserer Industrie, die hier durch hohe Zölle au unnatürlicher Entwickelung getrieben wird, den Markt im Auslande zu beengen. Aber es werden ungeheure Summen an 3nsen und Dividenden gewonnen, die immer größere Ropitals anhäufuna herbeiführen. Würde es für geathen e achtet werden, sichere und richtige Statistiken darüber aufzustellen, so dürfte fich ergeben, daß die Zunahme des Rapitals fich nicht steigert in arithmetischer, sondern in geometrischer Progreffion. Wie in einem Artikel unserer Zeitung vom 24. Dezember v. J. über einen Vortrag des englischen Nationalötonomen Rob. Griffen in London berichtet worden it, bat das Spaclaffenvermo en allein in England eine solche Höhe erreicht, daß auf jeden Kopf der Bevölkerung Englands an Sinten aus jenem Bermögen jährlich 10 Pfo. Strl.= 200 M. betragen würden. Man kann mit ziemlicher Sicherheit annehmen, bak ote Kapitalsvermehrung in Deutschland mit der Englands
gleichen Schritt hält.
Aber ins Ungeheure gesteigerter Ueberfluß, der selbst in der raffinirtesten Genußlucht faum noch Verwendung finden fann, auf der einen Seite uno Eend und Sorge um das tägliche Bot auf der anderen Seite, find die Signatur unserer Beit. Was nüßt dem Proletarier die Vermehrung des Nationalvermögens, wenn er feinen Antheil daran hat. Darum ist es auch durchaus unrichtig, von Nationalvermögen zu sprechen, es muß Bermögen einzelner Milliardäre he ßen.
und
Aber abgesehen von dieser fortschreitenden Kapitals vermehrung fann man fich der Frage nicht erwehren, ob denn irgend einem Lande, d. h. aller Bewohner deffelben, ein witlicher Nugen aus den Kreditoperationen erwächst, welche gemacht werden um durch Hilfe beffelben Aderbau Induftrie ชิน heben. Bu allen Zeiten find folde geschäftlichen Unternehmungen die bafiten sicherst basi ten gewefen bie ber Geschäftsinhaber verstanden hat, aus fich selbst heraus zu entwickeln, b. b. die Vergrößerung hat gleichen Schritt mit dem fich mehrenden Gewinne und Kundenkreise gehalten. Emen folchen Entwickelungsgang, wie ben angegebenen, müßte natürlich in angemessener Vergröße rung die landwirthschaftliche und industrielle Thätigkeit eines Landes inne halten. Wie aber in unserer heutigen Zeit Alles über stürzt wird und fonderbarer Weise im Gegensatz zu dem erwähnten internationalen Zuge des Kapitals eine gewiffe fich anderen Staaten es gleich zu thun, so begnügt man sich nicht mit den eigenen Hilfsmitteln und hält sich in den Schranken, welche durch die geographische La je bedingt find, sondern greift zur Treibhauskulter, deren Früchte mit zu genießen, dem Be brüdten versagt bleibt.
Italien erfreut sich eines fruchtbaren Bodens, feine Berge Anb reich an mineralischen Sägen, seine Bevölkerung ist fleißig und hat natürliche Anlagen.
Aber Grund und Boden gehören verhältnißmäßig wenigen Großgrundbefizern, denen mit den Mutein der geplanten Bank in Marland unter die Arme gegriffen werden wird; der größere arbeitende Theil der Bevölkerung befindet sich in der traurigsten Lage, durch indirekte Steuern übermäßig belastet, welche ihm sogar das unentbehrliche Salz zum Lagusartikel machen, ausgebeutet von großen Grundherren, wird seine geiftige und törperliche Entw.delung gehemmt. Das ist kein erfreuliches Bild, welches fich aber feineswegs nur in Jialiens Grenzen zeigt. Es ist allüberall daffelbe, wo der Kapitalismus herrscht. Aber die Ursache des Uebels hat das Volt erkannt, und auf fich felbft vertrauend Hand ans Werk zur Befferung gelegt, bie, wenn nicht alle anzeichen trügen, in nicht allzu ferner Zeit erreicht werden wird.
Gin Zeichen der friedlichen Stimmung in Frankreidy. Es ist teine offisielle Ansprache, feine feierliche Kund. gebung, von der wir hier reden wollen, sondern ein sehr ein facher Vorgang, ber fich aber ohne jeglichen äußeren Anstoß vollzogen hat, und durch seine Spontaneität eine hohe symptomatische Bedeutung erlangt. Was wir im Auge haben, ist
ein fimples
Kalenderbild. Das verbreitetste illustrirte Blatt
Hand eine Nadel zum Stricken der Netze. Hoch auf dem breiten Backofen sah man noch zwei kleine Mädchen hervor guden, die vor Angst so nahe an einander rückten, daß die golbigen Haare, welche die beiden Köpfchen schmüd fen, fich in einander verschlangen. Diese zwölf
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Frankreichs , das Journal Illuftré pflegt am Jahresschluß feinen 3-400 000 Abonnenten einen, auch noch besonders in einigen hunderttausend Exemplaren verkauften zierlichen Wandkalender mit einem Driginalbild in Farbenbrud zu geben. Wohlan, seit dem Krieg von 1870/71 find die Bilder dieses Almanachs vorwiegend friegerischen Charakters gewesen. Noch das vorlegte Bild stellte eine recht animirte Lagerfzene barunzweifelhaft an den Krieg erinnernd. Diesmal präsentirt der Almanach des Journal Illuftré" seiner balben Million von Abnehmern, die mit ihren Familien mindestens drei Millionen Franzosen find, ein Friedens. Idyll: eine Schlittenfahrt auf dem Eis- beiläufig ein prächtiges Bilochen. Die Eigenthümer des Journal Illuftré" find fehr fpekulative Leute, und hätten sie bei ihren Abnehmern irgend chauvinistische Ge fühle vermuthet, so würden sie denselben sicherlich Rechnung getragen haben. Daß fie ein Friedens Jbyll wählten, zwingt uns zu dem Schluß, daß fie der Ueberzeugung sind, ein fo: ches entspreche den Wünschen und den Anschauungen des Bublifums beffer, als ein chauvinistisches Kriegsbild. Und die Eigenthümer des Journal Juftré" fennen die Stimmung ihrer Landsleute jedenfalls beffer, als die deutschen Reptilien, die uns bei jeder Gelegenheit das Gespenst des französischen Chauvinismus porführen, und jekt, Angesichts der nahen Wahl, wieder eine ganz besondere Thätigkeit entwickeln.
Die Nachricht von der Gefangennahme des Frhrn. von Gravenreuth, des Vertreters Wißmanns in Ostafrika durch den Führer der Aufständischen, Banaheri, wird der„ Boff. 3tg." zufolge in einer Nachricht des ministeriellen Londoner Stan bard" bestätigt. Die Mittheilung von der Gefangennahme des Herrn von Gravenreuth und zweier anderer Offiziere von der Wikmann. Expedition wurde schon vor einigen Tagen verbreitet. Welche Tragweite diefer Melbung innewohnt, liegt ohne Weiteres auf der Hand. Durch die Gefangennahme mehrerer seiner hervorragendsten Offiziere müßte Wißmann in feinem Vorgehen de Aufständischen gegenüber in einer Weise befchränkt werden, welche die Zwecke feiner Expedition bis zur Auslieferung der Gefangenen illusorisch machen würden. Die Aufständischen find fich des Werthes von Geißeln in ihren Händen vollauf bewußt und würden jedenfalls sehr hohe For berungen für die Auslieferung der Gefangenen stellen. Buschiri , der die bei Pugu gefangenen deutschen katholischen Missionare ziemlich uneigennüßig auslieferte ift hingerichtet und Banaheri dürfte schwerlich zu einem Entgegenkommen geneigt sein. Schon damals flagte Wißmann, daß die Miffionare in den Händen der Aufständischen Daumschrauben für ihn feien. Um wie viel ungünstiger würde seine Lage demnach gegenwärti sein. Auffallend bleibt es unter allen Umständen, baß der offiziöse Telegraph mit Bezug auf die oftafrikanischen Vorgänge so außerordentlich schweigfam ist. Die Schlappe, welche Wißmann am 25. Dezember erlitten hatte, wurde erst am 5. Januar gleichzeitig mit einem neuen Erfolge Wißmanns gemeldet. Auch dieser Erfolg stellte sich in Privatmeldungen als fein entscheidender heraus.
Dresden , 13. Januar. Eine Petition um fakultative Feuerbestattung gab in der zweiten Rammer Gelegenheit zu einer längeren Debatte. Der Kammer. Fortschrittler Schred hielt eine vortreffliche Rede im Sinne der Petition. Er wider legte die Einwendungen, welche Vorurtheil und religiöse Unbulbfamkeit gegen die Feuerbestattung zu machen pflegen. Die Rede des Herrn Schred war ohne 3veifel eine Wahlrede. Auf diesem neutralen Gebiet trägt der Kammer- Fortschritt" noch die Löwenhaut der Demokratie. Auf dem politischen Gebiet hat er fte längft abgelegt und produzirt sich in seiner wahren Gestalt als zahmer Kartell- Budel.
Das„ Reuter'sche Bureau" erfahrt, daß dem von Londoner Zeitungen verbreiteten Gerüchte, die legte Depesche Lord Salis bury's an bie portugielische Regierung habe die
Räumung des Gebietes im Norden des Nuo- Flusses durch die Bortugiesen verlangt, jegliche Begründung fehle. Die englische Regierung habe verlangt, daß Portugal fich pofitiv verpflichte, feinen Aft der Jurisdiftion in den Distrikten anszuüben, über welche England das Protektorat beanspruche. Die Antwort bes portugiesischen Ministers des Auswärtigen, de Barros Gomez, habe dies zug standen unter der Bedingung, daß seitens Gomez, habe dies zug, standen unter der Bedingung, daß seitens Englands das Gleiche geschehe, und hinzugefügt, bab bie daß portugiesische Regierung bereit sei, fih in dieser Frage einem Schiedsgericht oder einer Ronferenz zu unterwerfen. 3u gleicher Zeit habe die portugiesische Regierung an alle Mächte die Bitte um ihre guten Dienste in dem Streit mit England gerichtet. Alle Mächte hätten darauf geantwortet und den Beweis ihrer freundschaftlichen Gesinnung gegeben. Jedenfalls habe dieser Schritt jest tein pratiisches Ergebniß, da ja bie englische Regierung durch die Antwort Portugals hinreichend zufriedengestellt sei, um darin zu willigen, daß die Verhandlungen fortgefeht würden. Neuerdings ist die Lage Minifterium seine Entlaffung eingereicht hat. Dieser Entschluß
bängt mit bem Rolonialfonflift zusammen. Am Sonnabend fand ein Ministerrath statt, welcher bis 1 hr früh dauerte.
ihn damals erwischte, diesen Bonk, wurde festgestellt, daß er derfelbe Kerl war, der schon durch eine Reihe von weit von hier, Jahren in einer anderen Gegend Waarenläden hatte allerlei Unthaten verübte auch Falschmünzerei gegeraubt, er geplündert, menschlichen Wesen verschiedenen Geschlechts und trieben, nur blutige Thaten waren ihm nicht nachzuweisen. verschiedenen Alters formirten eine unbewegliche Gruppe, Auf einmal tam er zu uns und begann zu morden auf welcher die verschiedensten Lichtreflexe spielten. Man schleppte ihn vor Gericht und verurtheilte ihn zu Er riß aus, Da viel Wirthschaftsgeräth und allerlei Fischerzeug in allen lebenslänglicher Bergwerksarbeit in Sibirien . Eden aufgehäuft lag, war der Raum völlig besetzt und der brannte durch, trat mit einem gefälschten Paß als Arbeiter mitunter aufqualmende Rauch ließ diesen noch fleiner er- verkleidet in eine Fabrik ein, blieb ein, zwei, ja drei Jahre scheinen. Mitten in der Stube hatte sich der Erzähler auf- lang unbemerkt, bis man ihm endlich auf die Spur tam... gepflanzt. Er war der jüngere Sohn des Mikula's, ein breißigjähriger, hochaufgeschossener, hübscher Bursche, deffen Haliung und Kleidung ein gewisses Streben nach Effekt und
baß
Gott im Himmel! was er ausgestanden haben mag man sagt, er habe hundert Stockstreiche gekriegt..
du mein Gott!" jammerte die junge Mutter, ängstlich ihr Kind betrachtend. ängstlich ihr Kind betrachtend. Das alte Weiblein stimmte in den Jammer ein und der fünfzehnjährige Fischer hinter dem Rücken des Faßbinders hörte mit aufgeriffenen
Löfen.
Gütiger Heiland! Und er hat es ausgehalten?"
er soeben von einer Reise zurückgekehrt war, denn er trug noch den kurzen, wohlgeschnittenen Schafpelz, mit dessen schwarzem Kragen der röthlich blonde, kurz geschorene Bart Augen zu. und die frischen rothen Wangen hübsch kontrastirten. Das Baar fragte die Wirthin, ohne ihre ernſte, würdevolle Stellung frei. Seine Hand hielt noch die Peitsche, mit der er auf aufzugeben oder die verschränkten Arme auseinander zu der Reise die Pferde angetrieben. Lebhaft mit Haupt und Armen geftifulirend, erzählte er eine böse Geschichte. ,, Und ob! Mit solch einer lasterhaften Seele wird So wahr mir Gott helfe, es ist die reinste Wahrheit!" selbst der Teufel nicht fertig!" versicherte im Tone ernster betheuerte einleitend der jüngere Mikula. Krepiren will Ueberzeugung der Erzähler. Einige Wochen hat er im er nach Sibirien transRosaten haben ihn bis nach Ramtschatka oder weiß der Satan bis wohin getrieben, damit er nicht wieder die Flucht ergreife. Aber er ist dennoch wieder entlaufen Aus den Bergwerken entsprungen?" fragte jetzt der der mit Nachdruck, doch ruhig seine Pfeife weiter Jawohl, Vater, aus den Bergwerken. Nachdem er an die brei Jahre dort angebracht, machte er sich wieder auf die Man versicherte noch, daß er steckbrieflich verfolgt und im ganzen Reich nach ihm gefahndet wird. ( Fortsetzung folgt.)
drängt voll; alle Welt kam herbei, und da wurde so viel portirt und ausführlich gesprochen, daß der Marktverkehr stockte. Man ift darüber einig, daß es Bont ist, derselbe Bonk, der vor ungefähr zehn Jahren mit seinen Spießgesellen- Gott verdamme fie! drei Menschen umgebracht hat." finstere Faßbinder, sich mit der Hand durch die Haare schmauchend.
fahrend.
" Jawohl," nichte der Erzähler zustimmend,„ zwei Juben und ein Weib, die damals in der Dorfschenke über Flucht nachteten, wurden von ihnen gemordet. Sie fanden in Als man
beffen bei diesen armen Teufeln keine Reichthümer; kaum dreißig Rubel haben sie ihnen abgenommen..
Wie gerüchtweise verlautet, hatte das Rabinet in diesem Ministerrath den Beschluß gefaßt, die portugiesischen Streitträfte vom Shirefluß und aus dem Mashonaland zurückzuziehen. Diefer Beschluß, auf den die englische Regierung mit starken Preffionsmitteln gedrungen haben soll, wenn er auch in der Note Salisbury's nicht ausdrüdlich gefordert wurde, hat die Bevölkerung von Lissabon auf das Lebhaftefte erbittert. Man sprach davon, das Ministerium habe ein Ultimatum Englands angenommen und dadurch wichtige portugiesische Interessen preisgegeben. Am Sonntag Abend zogen erregte Bolts baufen durch die Straßen Lissabons , welche Nieder mit ben Ministern!" riefen; in mehreren Ministerien, sowie im englischen Ronfulat wurden die Fenster eingeworfen. Durch biese Szenen find die Minister denn gestern zur Demiffion veranlaßt worden. Es ist leider zu befürchten, daß der Konflikt nunmehr eine sehr ernste Gestalt annehmen wird.
Gerichts- Beifung.
Mordprozek Cartsburg. Eine jener Blutthaten, welche in so trauriger Weise den Schluß des ver floffenen Jahres tenn zeichneten, bildete den Gegenstand der Verhandlung, mit der am Dienstag das Schwurgericht des Landgerichts I seine erste biesjährige Sigungsperiode unter der Leitung des Landgerichtsdirettors Bette fortsette. Wie gewöhnlich bei derartigen Rapitalverbrechen, war der Zuhörerraum bis auf den legten Blaß gefüllt und besonders das weibliche Element stark vertreten. Mit Spannung sah man der Vorführung des Angeflagten entgegen, der kaum bem Knabenalter entwachsen, eine That beging, welche die Einwohner der Residenz mit Entsegen erfüllte. Auf Mord und Diebstahl lautete die Anklage. Der Angeklagte macht in der That noch einen vollständig knabenhaften Einbrud; er ist in Gefängnißkleidung und scheint von seinem Gewiffen nicht sehr bedrückt zu werden, denn er fieht ziemlich unbefangen in dem großen Saale umher. Mehrere Male wirft er einen scheuen Blick nach dem Zuhörerraum auf eine dort stehende Gruppe weinender Frauen; es find Angehörige des jugendlichen Verbrechers, welche dem gerichtlichen Drama bei wohnen. Die Anklage vertritt Staatsanwalt Rrobiks, die Vertheidigung führt Rechtsanwalt Dr. Bieber einst der Vertheidiger des Wunderknaben Carl Wolter. Die Zahl ber geladenen Beugen beträgt 14, außerdem sind Geh. Rath Dr. Wolff und Medizinal- Affeffor Dr. Quittel als Sachverständige zur Stelle. Auf dem Gerichtstische liegt das verständige zur Stelle. Beil, mit welchem der Angeklagte seine That verübt hat.
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Der objektive Thatbestand dürfte bei der Kürze der Zeit, die seit dem Morde verfloffen, noch in Aller Erinnerung sein und eine kurze Schilderung desselben genügen: Am Morgen des 2. Dezember gegen 7 Uhr, wurde die 59jährige Wittwe Emilie Stehl in ihrer Wohnung, Grünauerstr. 5, als Leiche aufgefunden. Sie hatte in jenem Hause drei Treppen hoch eine aus Stube und Küche bestehende Wohnung inne, erstere lag nach vorne heraus und war von der nach hinten belegenen Küche durch den Korridor getrennt. Die Vorderstube war an den Telegraphen Aufseher- Aspiranten Bähr vermiethet, welcher aber während des 30. November und des 1. Dezember verreist war. Als die Hausbewohner durch das Nichterscheinen der Wittwe Stebl Verdacht schöpften und ant jenem deren Küche Morgen betraten, fte prallten dem graufigen Anblick, der sich ihnen bot, erschredt zurück. Die Leiche der Bewohnerin lag in einer großen Blutlache auf Bauch und Brust auf dem Fußboden, das Geficht war der Wand zugewendet. Es war vollständig mit geronnenem Blut bedeckt. Die Leiche war vollständig bekleidet und verschiedene Umstände deuteten darauf hin, daß die Er mordete an dem Küchentisch mit einer Näharbeit beschäftigt gewefen und hierbei hinterrücks überfallen worden war. Unmittelbar neben der Leiche lag ein neuer Stehkragen, an welchem Frau Stehle gearbeitet hatte; an einem Finger ihrer rechten Hand steckte ein Nähring und bei der Obduktion wurde Awischen dem dritten und vierten Finger der rechten Hand eine Nähnadel mit abgebrochener Spige und baran ein weißer 3virnsfaden gefunden. Der Kopf der Leiche war fürchterlich zugerichtet. Die Haare waren mit Blut förmlich durchtränkt, bas aus fünf bis sechs klaffenden Wunden gefloffen war. Zum Theil lag die Gehirnmasse bloß. Jede der Verlegungen war tödtlich. Unter dem Kopfe der Leiche wurde das Bahngebiß der& mordeten gefunden. Nach dem Mordinstrument brauchte man nicht lange zu suchen, auf dem Rohlen taften an der Roch maschine stand ein Küchen beil, deffen Rüden mit Blut befleckt war, wodurch zur Genüge bewiesen wurde, welchem schaurigen Swede es zulegt gedient. Daß die That zu räuberischen 3wede es zuletzt gedient. 3 veden ausgeführt war, fonnte ebenfalls einem Zweifel Vor dem Fenster der Küche stand nicht unterliegen. eine Art Bult, der Dedel beffelben war burch Lösung einer der Schrauben geöffnet worden. Auch in
dem Glasschranke hatte der Mörder eine Durchsuchung vorgenommen, es waren aber zwei Portemonnaies, welche in demfelben aufbewahrt wurden, und von denen das eine 1 M. 70 Pf., das andere 21 Pf. enthielt, entweder seiner Auf
merksamkeit entgangen, oder der barin enthaltene Betrag bes
Mitnehmens nicht werth gehalten worden. Aus dem Kleiberschrank, der sich in dem Zimmer des Chambregarnisten Bähr befand, war ein demselben gehöriger grauer Sommeranzuz verschwunden. Der Verdacht der Thäterschaft lenkte sich bald auf den Neffen der Ermordeten, den Angeklagten als ein Tartsburg, welcher unter feinen Angehörigen Taugenichts bekannt war. Er hat trop seiner Jugend bereits ereimal wegen Diebstahls bereits reimal wegen Diebstahls mit dem Gefängnisse Bekanntschaft gemacht und war in der Zeit vor dem Morde beschäftigungs- und mittellos. Seine Ergreifung erfolgte bekanntlich bad barauf im Mecklenburgifchen.
Das Inquifitorium des Angeklagten geftaltet fich wie folgt: Präs.: Sie find Max Franz Ostar Carts burg, geboren am 5. Januar 1871 zu Berlin , fatholisch, zulegt wohnhaft bei der Wittwe Möbus, Blumenstr. 9? Angefl.: 3a. Bräs: Sie find bestraft am 4. August 1888 wegen eines mit einem gewiffen Schulz verübten Diebstahls zu 1 Woche Gefängniß. Was haben Sie da gestohlen? Angefl: Schlittschuhe. Präs.: Am 12. April find Sie ferner zu
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4 Monaten Gefängniß verurtheilt, weil Sie awei Diebstähle verübt, u. A. Ihrer Schwester eine Uhr nebft Rette gestohlen haben. An getL: Ja mohl.- Präs.: Schließlich find Sie am 5. Juli 1889 wegen Diebstahls zu 2 Monaten Gefängniß Jetzt werden Sie beschuldigt, Ihre Tante, die Wittwe Stebl, vorfäßlich und mit Ueberlegung getöotet zu haben. Betennen - Präs.: Betennen Sie sich schulbig?- Angefl: Ja. Angell: Ja Sie fich auch des Diebstahls schuldig? wohl! Bräs.: Was war For Bater?- Angerl.: Schneider. Präs.: Wann ist er gestorben? Angefl: Im Juni
verurtheilt worden. Angel.: Das ist richtia.- Bra f.:
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1882. Präf.: Wie stark war die Familie Ihres Vaters? Präf.: Anget: Wir waren sechs Geschwister. Woran ist Ihr Vater gestorben?- Angetl.: Das weiß ich nicht. Präf.: It Ihr Bater lange frant gewesen?- AngelL: Nein.- Präs.: Was führte denn Ihr Vater
für ein Leben? War er fleißig oder war er etwa dem Trunke ergeben? AngetL: Das tann ich nicht sagen. Präf.: Wo find Sie in die Schule gegangen? Angefl: In der 38. Gemeindeschule. Praf.: Da find Sie ein paar mal weggelaufen und Ihre Mutter hat Sie wieder hingebracht.
Angefl: Das stimmt. Präs.: Sie sind katholisch; find Sie auch gefirmelt worden? Anget: Ja wohl, am 13. April 1885.- Präs.: Was ist dann aus Ihnen geworden?-