jeber Antisemit hin zur Wahl gehe und dort natür­lich nicht dem Kandidaten der Bürgervereine und der Manne, der ihm gerade am nächsten steht. Die vollständige Kartellparteien seine Stimme gebe, sondern vielmehr bem Wahlenthaltung zu proflamiren, fei boch eine findliche Auf faffung.( Oho! Lärm. Ruf: Lächerlich!" Beifall. Ruf: Wir wählen Sozialdemokraten!"

Mit unserer Wahlenthaltung betreiben wir die Geschäfte der Gegner,( Widerspruch. Beifall.) die fich darüber freuen werben. Wenn wir aber die Stimmen überhaupt abgeben, so

Vorfizender: Die machen wir selbst.( Raf: Sehr anti Lärm. Raus! raus!) Die Versammlung wird verl Herr Witte fährt dann fort, wendet sich gegen die Bürger der Rufer hinausgebracht, wobei sich eine Prügelei en

u

zu enthalten. Dazu wäre jetzt keine Veranlassung| behalter. Das schließe aber doch nicht aus, daß mehr! Rebner geht auf die Ursachen der verbreiteten Mißftimmung ein, die er hauptsächlich in der Haltung der genannten reichstreuen Parteier., welche gerade diejenigen Elemente von fich ausscheiden wollen, die die wich.igfte aller Fragen, die antisemitische Frage, in ihrer Bedeutung er fannt haben, namentlich Herrn v. Hammerstein und Hofprediger Stöder. Alles tönne man heut zu Tage angreifen und be. fämpfen, nur nicht die Machtstellung des Judenthums. Wer diefe anzurühren magt, der wird auf der ganzen Linie vers achtet. Die Aufgabe der Antisemiten sei nun, darnach zu Streben, im Parlament eine Stellung zu erringen, und fich burch anfängliche Mikerfolge nicht abschreden zu laffen. Sie sollten in der Taftit von den Sozialdemokraten lernen, die fich aus den geringsten Anfängen mit großer Be harrlichkeit zu ihrer jegigen Stellung heraufgearbeitet haben. Die Sozialdemokratie hat jeßt offenbar einen großen Einfluß auf das öffentliche Leben erlangt, die Antisemiten dagegen noch nicht, und ich kann der Regierung deshalb keinen Vor­wurf darüber machen, wenn sie mit den Antisemiten noch nicht rechnet. Machen wir uns geltend im parlamentarischen Leben, so wird es nicht ausbleiben, daß uns auch der große Anti­femit von 1849 wieder näher tommt. Die Hauptstadt des Deutschen Reiches ist jest politisch ins Hintertreffen gerathen. Andere Städte haben sie überflügelt, und doch fönnte die Berliner Bewegung auch hier start genug sein, die Führung im Deutschen Reiche zu übernehmen. Vielleicht be ginnt jest wieber eine neue Beit; denn es ist nicht zu ver­fennen, daß die beiden kaiserlichen Erlaffe vieles enthalter, was wir als unser Jdeal hingestellt haben. Sie find deutsch - sozial durch und durch. Sie sind ein erquidender Thau und Regen, der auf die langanhaltende Dürre fällt, an der wir gelitten haben.( Beifall.) Wir wollen Se. Majestät nicht in den Par teilampf sieben; aber wir dürfen wohl sagen, daß uns die beiben Erlaffe aus der Seele geschrieben sind.( Beifall.) Wir find auch der Ueberzeugung, daß der Kaiser das Recht hat, ohne Gegenzeichnung den Staatsrath einzuberufen und weisen die unverschämten Angriffe der Preffe in dieser Beziehung zurück.( Bei­fall.) Redner fordert angesichts der Erlaffe zur Einigkeit unter den Antisemiten auf, erklärt fich gegen das Sozialistengeset und kommt zalezt auf sein Thema, noch wiederholt und eindringlich be. fonend, daß es die heilige Pflicht jedes Staatsbürgers fei, sein Bahlrecht auszuüben. Ein schlechter Soldat, der feinen Boften perläßt, wenn er die Pläne seines Generals nicht billigt. Wer nicht wähle, fei ein pflichtvergeffener Staatsbürger.( Wider spruch und Beifall.) Dr. Förfter billigt es zwar, für die bevor­tehende Wahl keine großen Geldopfer zu bringen, feine foft. spielige Agitation ins Wert zu feßen, sondern Geld und Kraft für die aussichtsreichen Wahlkreise in Heffen

J und gegen die Randidaturen des Frhrn. v. Lilier cron eindringlichst zur Wahlenthaltung, damit die beffen platonische Liebe man fich nicht begeistern fönne, bahingehende Refolution mit Bezugnahme auf bie be erhaltenden Parteien mit uns rechnen lernen" und bring fönnen wir badurch möglicherweise, menigstens im 1. und wahl zum Siege verhelfen, obwohl von dieser Seite eine Ber- Schachzüge einzelner Streber jei bie antisemitiſde 2. Wahlkreile, ben fonfervativen Ranbibaten in der Stich gefprochen, ergreift Derr Bobed bas Wort: Durd stehenden Beschlüsse der Antisemiten ein. Nachdem ein Her ständigung mit uns leider nicht einmal versucht worden ist. Aus diesem Grunde fönnen wir nicht schon im ersten Wahlgange für bie Ronservativen stimmen. Eine Partei, die auf ihre Ehre hält, darf sich nicht so mißachten laffen, wie es uns geschehen in, daß man zwar unsere Unterstüßung will, aber unsere Mit bestimmung nicht achtet. Deshalb babe ich es abgelehnt, für bie fonfervativen Randidaten einzutreten und mich, falls ich im Wahltreise Raffel Melsungen oder in Chemnik gewählt werbe, der deutschkonservativen Fraktion anschließen. Zudem ist uns die schwächliche Haltung der konservativen Partei in der Juden­frage nicht genügend.

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Dienstag, ben 11. Februar. pernhaus. Othello.

Senspielhaus. Romeo und Julia . Leiftug- Cheater. Das Bild des Signorelli . Dentiches Theater. Ehrenschulden. Der Zarüff.

Berliner Theater. Hamlet. Friedrich Wilhelmstädtisches Cheater. Der arme Jonathan. Walner- Cheater. Die spanische Wand.- Vorher: Bahnschmerzen. Rebsur- Cheater. Marquise. Victoria- Theater. Stanley in Afrika . Bollenkiance- Cheater. Der Proßenbauer. Erub- Cheater. Vom Thron zum Schaffot.

vorzu­

Ich würde dafür sein, die Stimmen der Antisemiten, wo fie nicht Aussicht auf Durchbringung eines eigenen Ranbibaten haben, auf einen Mann zu vereinigen, beffen Name an fich sehr

deutlich spricht.( Rufe: Schluß! Schluß!) Noch eine Minute.

die Antisemiten

B

r. 35.

1

Bewegung ins Schlepplau der Ronfervativen gelommen, w fo schlecht behandelt haben, er, Redner, nicht einmal wünsche, die tonfanie Lokalkom Randidaten in die Stichwahl kommen au sehen.( Birthe, die ihre 2 Das morsche Kartellgebäude muß abgeriffen und an und bemerkt hi Stelle der Antisemitismus erbaut werden. Für bänderungen abg p. Lilier cron tönne tein Antisemit seine Stimme geben. dürfen niemandem Gelegenheit geben, unsere Ser, Sebaftianstr. für fonfervative zu halter. Wir sind für Chriftenthum, dorf, Langeftr. land und Monarchie, vor allem aber gegen die leberwudgelmäßigkeiten fi des Judenthums und deshalb diesmal hier für Wahlenthal ( Lebhafter Beifall.)

Herr Martini bringt eine Resolution ein, wonach fi

Die so ganz in unserem Sinne fich bewegenden Rundgebungen Sr. Maj. des Raisers begeistern mich dazu, Sie aufzufordern zu einem dreimaligen Heil!" für unsern Raiserlichen Herrn. Die Versammlung stimmt unter Hüte schwenken und Er­heben dreimal in den Ruf ein.

Rimmer fich beugen, furchtlos fich zeigen!" fei unsere Losung. femitischen Stimmen auf den Hofprediger Stöder fallen.( S

mischer Widerspruch der Bödelianer.)

Der Vorfigende des Bödel'schen Bollsvereins, Ro

"

Bezug auf die

ftreitet die Berechtigung des deutschsozialen" Dr. Förfa a antisemitische" Boitsversammlung einzuberufen und wende bann gegen den Vorredner und damit gegen den Hofpred. Sti Nach einer Pause beginnt die Besprechung; der Vorfizende welch lekterer felbft erklärt habe, er fei ein Agitator a Urlaub". Einen solchen können wir nicht brauchen.( Bei Die Gefahren feien so groß, daß jeder ganz und al seinem Blah bleiben müsse. Wer in der größten Ge seinen Boften verlaffe, fei nicht unfer Mann.( Beifall) Sie wollen ja nicht wählen und gehen damit auch auf ri Roger: Wir thun unsere Pflicht, wenn wir nicht wähl

bes DAB. Witte, mit lebhaftem Beifall begrüßt, erklärt: Wir haben die Wahlenthaltung beschloffen.( Stürmischer Beifall.) Unfere patriotische Pflicht gebietet uns das.( Bravo.) Wir bienen durch die Wahlenthaltung unserer Sache. Wir üben feine Parteilyrannei, sondern nur Disziplin. Eine große patriotische Frage tommt diesmal in Berlin nicht in Betracht, die Möglich feit eines Sieges ist vollkommen ausgeschloffen.( Sehr richtig!) Auch die Abgabe der Stimmen für einen Zählkandidaten kann ich Jonen nicht empfehlen.( Beifall.)

Fortwährende 8 vifchenrufe veranlaffen den Vorfißenden, den Rufer aufzufordern, das Lokal zu verlaffen. Da dieser dies nicht schnell genug thut, entsteht Tumult. Zahlreiche Arme beför dern den Mann hincus, während die Versammlung vertagt wird. Nach Wiedereröffnung ertönt der Ruf: Zur Geschäftsordnung!

Urferm alten Freunde, dem Schankwirth Hermann Liewald, zu feinem beutigen Ge burtstage ein dreifach donnerudes Hoch, daß die ganze Marannenstraße mit dem Heinrich­plak wackelt.[ 1247] Die Getreuen vom Oken. Unferem Freunde und Sangesbruder Herrn Emil Schrock zu seinem heutigen 41. Namens toge ein dreimal tonnerndes Hoch, daß vor Freube Stafette mit Pinsel und Brekkohle mit Roats eine Kreuzpolla tanzt.

-

1258

Seine traurigen? Freunde. Profit Reft! Süßer Emil! Unserem Freunde, Genossen und Regelbruder Andres Wedel zu feinem heutigen Wiegen­fefte ein donnerndes Hoch! daß die ganze Regelbahn madelt.

1262

( Stürmischer Beifall.)

Während der folgenden Rebe des Chriftlich- Si Ruge, der den Hofprediger Stöder vertheidigt, nehm lärmenden Unterbrechungen so überhand, daß fich de figende genöthigt feht, mitten in der Nede die Verjam zu schließen. Es war Mitternacht. Lärmend, fingend, ind unaufhörlich hochrufend verließen die meisten Anwesend

fam den Saal.

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Der Vorstand.

Danksagung.

Allen Freunden und Befannten, besonders den Heizern der Berliner Gemeindeschulen für die liebevolle Theilnehme bei der Beerdigung meines unvergeßlichen Mannes, fage meinen herzlichen Dant. 1261 Ww. Riedel nebft Rinber

Danksagung.

Die Eltern und Geschwister.

Allen Freunden, Kollegen und Bekannten fagen wir hiermit für die rege Betheiligung und zahl­reiche Blumenfpende bei hem Begräbniß unseres Große nationale Original Bantomime, infenirt| lieben Sohnes August Eichardt am 9. Fer Dom Direttor E. Renz. Dekorationen, Rostüme, bruar unseren herzlichten Dant. Requifiten, Wagen neu und prachtvoll. 3 Mufit 1248 forps. Vorführen der 6 großen englischen Voll. blutspringpferde durch Herrn Franz Nenz. Auf­treten der Schulreiterin Frl. Main. Jeu la Rose. Grd. Duchesse- Manoever, geritten von 16 Damen. Muftreten des gesammten Rünstlerpersonals. Morgen: Deutsche Turner.

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