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Nr. 118.
Sonnabend, den 24. Mai 1890.
7. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen der Arbeiter.
Das„ Berliner Volksblatt"
ericheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei m's Saus vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pf. Einzelne Nummer 5 Bf. Sonntags- Nummer mit dem„ Sonntags- Blatt" 10 Pf. Postabonnement 3,30 Mark pro Quartal. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1890 unter Nr. 892, V. Nachtrag.) Unter Kreuzband, täglich durch die Grpedition, für Deutschland und Desterreich- Ungarn
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Redaktion: Beuthstraße 2.- Expedition: Beuthffrake 3.
Der Aarauer Arzt, Dr. Wydler, wies nach, daß Das gleiche Verhältniß zeigt sich, wenn der Antheil 65-70 pCt. aller im ersten Jahre Gestorbenen einer und der in der Industrie beschäftigten weiblichen Personen an derselben Krankheit erliegen und diese Krankheit ist der der Gesammtzahl der erwerbenden weiblichen Personen erMagenkatarrh. Die Ursache liegt nach ihm im mittelt wird. mütterlichen Unverstand bei der Ernährung der Kinder, Von 100 erwerbenden weiblichen Personen Die Degenerirung der Arbeiterklasse infolge der un- Mangel an Einsicht alter Hebammen, auch Gleichgiltigkeit. find in der Industrie thätig: Bremgarten 72, Bezügelten und immer intensiver auftretenden Ausnügung Die neueren Untersuchungen ergeben die gleichen Ur- Kulm 65, Muri 62, Baden 57, Bofingen 56, Lenzburg 55 der Arbeitskraft des Einzelnen findet ihren Ausdruck unter sachen. Im Jahrbuch für Nationalökonomie und Statistik Aarau 54, Rheinfelden 40, Brugg 33, Laufenburg 32, Bur Anderem auch in der zunehmenden Kindersterblichkeit. nimmt Pfeiffer an, daß 40-70 pCt. aller im ersten zach 27, Kanton 50. Der ungünstige Einfluß der Untersuchungen darüber sind in verschiedenen In Lebensjahr sterbenden Kinder an Verdauungsstörungen zu industriellen Beschäftigung auf die Sterblichkeit der Säugbis duſtrieländern schon gemacht und durch Zahlen nachge- Grunde geben. Das größte Kontingent hierzu stellen die linge in den erstangeführten Bezirken ist demnach unbe wiesen worden. Auch in der Schweiz hat man sich schon Päppelkinder. vielfach mit dieser Seite des sozialen Lebens beschäftigt.|
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Wegtor Kurzem veröffentlichte der amtliche Statistiker des lebenden Kinder im ersten Lebensjahre sterben: en fantons Aargau, Herr Näf, eine furze Abhandlung|
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über diese Angelegenheit, hauptsächlich den genannten Kan- mit Muttermilch ernährt
ton berücksichtigend.
Böckh berechnet, daß pro Mille der im gleichen Alter eheliche Kinder uneheliche Kinder
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Borausgeschickt sei, daß gegenwärtig in Europa durch mit Thiermilch und MilchSchnittlich etwa 1/10 aller lebend geborenen Kinder bereits innerhalb des ersten Monats, 1/5 vor Ablauf des ersten|
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furrogaten. Aus der Arbeit von Böckh geht hervor, daß nicht nur
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stritten. Wie bekannt, ist dies die Strohindustrie, Die welche als Hausindustrie betrieben wird. ständige Beschäftigung läßt den Müttern nicht hinreichend Zeit zur gehörigen Wartung und Pflege der Kinder. An die Stelle der natürlichen Nahrungsmittel treten bedenkliche Surrogate.
Soll hier eine gründliche Besserung eintreten, so hat nicht nur die öffentliche und private Gesundheitspflege noch Manches zu thun, sondern es muß mit der sozial
Bebensjahres und etwa 8 im Laufe der ersten 5 Lebens- die Muttermilchfinder in Ansehung der Sterblichkeitsver- politischen Gesezgebung eingegriffen werden. jahre sterben und kaum 7 von 10 erreichen ihr sechstes hältnisse vor den anders genährten ungemein bevorzugt| Lebensjahr. Die einzelnen Länder und die verschiedenen sind, sondern auch, daß dieser Vorzug wesentlich in dieser Bebiete eines und desselben Staates zeigen aber sehr er- Ernährungsweise selbst seinen Grund hat. hebliche Unterschiede. Es schwankt in den europäischen heilsamen Bestrebungen fortgesetzt und erweitert werden, Staaten die Säuglingssterblichkeit zwischen 9 und 32 pCt. welche die Untersuchung und Kontrole der zum Verkauf Lebendgeborenen und zwischen 14 und 44 pCt. der gebrachten Milch, der Beschaffenheit des Wassers, eine Kontrole der Milchfurrogate zum Zwecke haben; am nüzgegenüber der lichsten würde es doch sein, wenn in möglichst großem Umfange die Muttermilch- Nahrung selbst wieder an die Stelle Lebensjahre in künstlicher Ernährung gesetzt werden könnte.
Prenten:
Morgant
Soweiz:
überhaupt
1876-80 1881-85 1876-85 18,97 18,80
16,17 17,12
17,67
17,98
1882-85
15,41
16,27
Politische Weberlicht.
Gegen die Anarchisten sollen internationale Abs
machungen im Werte sein, wie die Blätter zu melden wissen. Die Nachricht taucht Jahr für Jahr mit großer Regelmäßigkeit auf, Jahr für Jahr mit immer weniger Grund, denn der Anarchismus ist augenblicklich so gut wie todt. Die Vermuthung liegt also nahe, daß man andere Leute als die Anarchisten gern treffen möchte.
Es liegt offenbar kein Grund vor, den Müttern ab. ehelich unehelich sichtliche Kindervernachlässigung vorzuwerfen, sondern 25,64 es müssen wirklich besondere Verhältnisse hier schäd25,04 lich einwirken und da kommen die Arbeitsverhält Seit 1876 ist die Säuglingssterblichkeit etwas un- nisse zuerst in Betracht. Betrachten wir die Erwerbs gunftiger als das schweizerische Mittel. Ungünstiger als verhältnisse der einzelnen( aargauischen) Bezirke und die Polizeiblamage nicht recht mit. im Aargau steht sie in den Kantonen Zürich , Uri, Schwyz , Rolle, welche die weibliche Bevölkerung darin spielt, so
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Vor einiger Zeit hieß es, Frankreich gedenke den europäischen Regierungen derartige Vorschläge zu unterbreiten. Wie es scheint, hat der napoleonische Polizeipräfett, der gegenwärtig Minister des Innern ist, der schneidige Herr Constans , an solche Maßregeln auch wirklich gedacht; aber seine Kollegen wollten besonders seit der großen 1. Mais Nun heißt es, die belgische Regierung bereite ein Rund
Bug, Freiburg , Solothurn , Baselstadt , Appenzell J. Rh. löst sich das Räthsel sofort. Leider sind die Resultate der schreiben vor. Dem belgischen König haben die Sorgen um ( mit dem Maximum von 26,16), St. Gallen , Thurgau , Volkszählung von 1888 noch nicht soweit verarbeitet, daß den verkrachten Congostaat, bei dem sein Vermögen flöten Leffin und Neuenburg.
geborenen
Kindern starben im
Von je 100
ersten
fie als Anhaltspunkt dienen können und wir müssen des Für den Beitraum 1876-1885 zeigt sich in den ein halb auf die Volkszählung von 1880 zurückgehen. Aus zelnen Bezirken des Kantons Aargau folgende dieser ergiebt sich nun folgendes: Bon 100 erwerbenden( männlichen und weiblichen) Kindersterblichkeit im ersten Lebensjahre. Jahre: Personen sind in der Industrie beschäftigte weibliche Perofingen 13, Lenzburg 14,1, Brugg 14,3, Kulm sonen: Bremgarten 30, Stulm 22, Muri 21, Lenzburg 20, Barlament vorzuschlagen. Das Schiff der Tory- Regierung 15,4, Harau 16,7, Rheinfelden 19, Zurzach 19,5, Brem- Baden 19, Zofingen 18, Aarau 17, Rheinfelden 12, ist so leck, daß es den Sturm der nächsten Wahlen nicht garten 20,6, Muri 20,8, Laufenburg 21,5, Baden 23,2; Laufenburg 12, Brugg 9, Zurzach 8 und Kanton 17. aushalten wird; wie sollte es da noch eine solche Belastung
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Diese Zahlen sprechen deutlich.
Denise fühlte alles Blut in ihre Wangen steigen. Sie begriff, daß es sich um Colomban und Klara handle und that, als wäre sie von der Frage überrascht. Wen denn? meine Liebe.
gegangen ist, doch soviel Muße gelassen, daß er nach London reisen und mit Salisbury über diese„ brennende" Frage fonferiren konnte. Erfolg scheint er nicht besonders gehabt zu haben. Salisbury verspürte wenig Lust, eine Beschränkung des englischen Asylrechtes, auf welches jeder Brite stolz ist, dem
ertragen?
zeit erhebe ich mich häufig von meinem Lager, um zu trinken. Neues Stillschweigen. Dann fuhr Genevieve mit sanfter Stimme fort: Genevieve schüttelte ungläubig den Kopf. Du weiß es ja, ich habe mich seit sechzehn Jahren Lüge nicht, ich bitte Dich. Thue mir den Gefallen, mit dem Gedanken an diese Heirath vertraut gemacht. Ich mir endlich die Wahrheit zu sagen. Du mußt es wissen, ich trug noch kurze Kleider, als Colomban schon für mich befühle es. Du warst die Kameradin dieses Weibes und ich stimmt war und ich erinnere mich nicht mehr, wie habe gesehen, daß Colomban Dir folgte und mit Dir leise die Dinge gekommen sind. Da wir immer zusammentamen neue Anfälle über sie und ihr schwacher sprach. Er hat Dir gewiß Aufträge für sie gegeben, nicht lebten, immer in diese vier Wände eingeschlossen waren, Rörper zitterte. Es war als würde die schwere Last ihrer wahr? Sage mir die Wahrheit, ich beschwöre Dich! Es wird Einer neben dem Anderen, ohne daß es jemals eine AbSchwarzen Haare ihren schwachen Nacken niederdrücken. Da besser für mich sein. wechslung gegeben hätte, mußte ich schließlich ihn vor der Beit als meinen Gatten betrachten. Ich wußte gar liebe; ich war ein Weib Das it Alles; nicht,
es
fie den franken Kopf auf beide Arme zurückgeneigt hatte,
Niemals war Denise in einer so grausamen Verlegen
nun mit seinen dunklen Schatten ihren Naden und ihre Alles errieth. Endlich faßte sie sich soweit, um sie auch heute will er mit einer Andern seiner Wege gehen. Ach, Echultern. Denise bemühte sich, ihr leise Trostworte zuzu- jetzt noch täuschen zu wollen.
Sprechen. Sie nestelte ihr das Leibchen auf, damit sie sich erhole und war betroffen von der Magerkeit des Mädchens. Die Arme hatte die platte Brust eines Kindes. Denise|
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Du bist es, die er liebt, sagte fie.
Genevieve machte eine verzweifelte Geberde.
Es ist schon gut. Du willst mir nichts sagen. Es
rollte das prächtige schwere Haar in einen Knoten zusammen ist mir übrigens gleichgiltig, ich habe sie ja gesehen. Er
mein Gott! das bricht mir das Herz. Es ist ein Leiden, das ich früher nicht gekannt habe. Es packt mich in der Brust und im Kopf, dann packt es mich im ganzen Körper, ich fühle, daß es mich tödtet.
und stedte es wieder fest, um gleichsam die Leidende zu be- geht auf das Trottoir hinaus, um hinaufzuschauen, sie aber Denise fragte sie, von tiefem Mitleid ergriffen:
lacht von oben auf ihn herab wie eine Dirne
Ich bin nicht sehr dick, nicht wahr? Ich war früher stärker, künfte.
Ich danke Dir, Du bist zu gütig, sagte Genevieve. Sicherlich haben sie außerhalb des Hauses Zusammen
aber ich bin abgemagert. Mache mein Kleid wieder zurecht,
so viel ich kann. Mein Gott, ich bin nicht gesund.
Sie wiederholte diese Worte mit resignirter Stimme.
-
Und von Neuem füllten sich ihre Augen mit Thränen. Und vermuthet die Tante etwas?
-
Gewiß nicht, ich schwöre Dir's, rief Denise fort zu gewähren. Genevieve athmete tief auf und ein Lächeln umspielte Ich möchte ein Glas Wasser. Verzeihe, daß ich Dich Nach einer Weile fragte sie sie bemühe. Da, im Buffet steht Wasser. Und sie leerte ein Glas auf einen Zug.
Mama tönnte meine Schultern sehen. Ich verberge sie ihr, gerissen, durch das Verlangen, ihr wenigstens diesen Trost mir verursacht, indem er diese Heirath immer wieder ver
Die Krise war vorüber, sie schluchzte nicht meh, doch saß ihre Lippen. Endlich sprach sie mit schwacher Stimme:
sie wie gebrochen auf ihrem Sessel und blickte starr
auf ihre Kousine.
plötzlich:
Sage mir die Wahrheit, liebt er sie?
-
Ich denke: ja; sie vermuthet die Wahrheit. Was Papa betrifft, ist er von dem schlechten Geschäftsgang zu sehr gepeinigt und er weiß nicht, welchen Kummer er schiebt. Mama hat mich wiederholt befragt, denn sie ist über meinen leidenden Zustand beängstigt. Auch sie selbst war niemals stark und öfters sagte sie mir:" Mein armes Kind Du bist recht schwach." Und dann: In diesen feuchten Geschäftsläden kann man sich ja nicht entwickeln. Allein, fie scheint zu finden, daß ich allzu rasch abmagere. Betrachte Ich habe immer Durst, bemerkte fie. Zur Nacht nur einmal meine Arme...