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Nr. 139.
Donnerstag, den 19. Juni 1890.
7. Jahrg.
Berliner Volksblatt
Organ für die Interessen der Arbeiter.
Das„ Berliner Volksblatt"
erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pf. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit dem„ Sonntags- Blatt" 10 Pf. Postabonnement 3,30 Mart pro Quartal. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1890 unter Nr. 892, V. Nachtrag.) Unter Kreuzband, täglich durch die Expedition, für Deutschland und Desterreich- Ungarn 2 Mark, für das übrige Ausland 3 Mark pro Monat.
Mieder
Redaktion: Beuthstraße 2.
mit der Profitwuth!
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Insertionsgebühr
beträgt für die 5 gespaltene Petitzeile oder deren Naum 40 Pf., für Vereins- und VersammlungsAnzeigen 20 Pf. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Beuthstraße 3, sowie von allen Annoncen- Bureaur, ohne Erhöhung des Preises, angenommen. Die Expedition ist an Wochentagen bis 1 Uhr Mittags und von 3-7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet. Fernsprecher: Amt V1. Mr. 4106.
Expedition: Beuthstraße 3.
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Spielhölle der Börse gelockt und den geriebenen, abge- sagt Herr Bamberger, dessen Parteigenosse Schmidt, feimten Leuten von Fach" in die Hände geliefert, die sie sonst einer der Besten noch in diesem Rudel von Wadelbis aufs Hemd plünderten. Es war dieselbe erbauliche Strümpfen und Lederstrümpfen, kürzlich in der ArbeiterschutzDer Abscheu des Bürgerthums vor gewissen mus- Tragikomödie, die 1872 bis 1873 in Wien , in Berlin Kommission die Frivolität gehabt hat, einem Mann wie Der Abscheu des Bürgerthums vor gewissen mus- aufgeführt wurde, als der verhängnißvolle Milliardenregen Grillenberger ins Geficht zu sagen, die Deutschkulösen Worten, die ohne Umstände die Sache bezeichnen, niedergegangen war. Auch 1873 jubelten die liberalen Organe, freisinnigen trieben schon lange Arbeiterschutz, und die und deshalb gerade den Nagel auf den Kopf treffen, ist die Moniteurs des großen Kapitals, des Gründerthums, über sozialistischen Vorschläge seien unreif." Die Arbeiter kürzlich im Reichstage recht deutlich durch einen Häupt- die Demokratisirung der Börse, was einen Hohenpriester dieses schußpolitik des Deutschfreisinns ist und bleibt Humbug. ling der„ Wadelstrümpfe", Herrn Ludwig Bam- ehrwürdigen Instituts nicht abhielt, es eine„ Encanailli- Herr Schmidt aber scheint, seit Genosse Meist gegen ihn berger zum Ausdruck gebracht worden. Seit den in die Stichwahl gekommen und nur durch den Zulauf Tagen, da dieser Herr im Rheinland ein radikales Blätt- rung der Börse" zu heißen. Damals als Herr Bamberger, der demokratische der Kartell- Landsknechte zum wankenden Fähnlein des chen redigirte, hat sich der„ rothe Republikaner " von Flüchtling von Kirchheimbolanden , sich seine ersten Sporen Fortschritts geschlagen worden ist, allerdings sehr reif" ehedem mehrfach meisterlich gehäutet. in dem heißen Turnier des Pariser Geldmarkts holte, geworden zu sein, reif zum Abfallen und Durchfallen im Der Tapfere, der im Jahre 1849 in der schönen wurde gründlich„ demokratisirt". Aktiengesellschaften wur- Jahre 1895. Rheinpfalz seine Steifleinenen abthat, trotz aller Falstaffs, den gegründet, die Aktien zu einem Frank, also zu Die schwachnervige Empfindlichkeit vor dem derben, zog es am Tage von Kirchheimbolanden , dem 14. Juni, achtzig Pfennig das Stück, ausboten, um den kleinen kräftigen Wort: Profitwuth, das doch nur das Kind wo die Freiſchärler im heldenmüthigen Kampfe gegen die Bauern, den Arbeitern, den Aermsten der Armen, die beim rechten Namen nennt, charakterisirt die Herren Bamüberlegene Macht der regulären Truppen einen ehrenvollen letzten Sous aus der Tasche zu holen. Und Schäffle, ein berger und Genossen mehr als alles Andere. Aber das Tod starben, vor, seinen Schild auf der Wahlstatt zu so fachkundiger wie unverdächtiger Gewährsmann, berichtet Kind heißt doch einmal so, mögen's die„ geistvollen" Mitlassen und ohne ihn für seines Leibes Sicherheit zu sorgen. auf Grund von Prozeßakten, daß eine derartige Gesell- arbeiter der„ Nation" auch noch zehnmal umtaufen. Die Süß zwar ist's, für die Freiheit zu sterben, aber," schaft die Aktien mit dem Besen auf einer Tenne zu- nette, runde Rechnung, die aus den preußischen FabrikinspekKönigin, das Leben ist doch schön". Er flüchtete, und wenn wir einem alten Achtundvierziger glauben sollen, der reits durch viele Hände gegangen seien, zu geben und sie Beleuchtung der Plusmacherei auf Kosten von geistiger, wenn wir einem alten Achtundvierziger glauben sollen, der sammenfegen ließ, um ihnen ein Aussehen, als ob sie be- torenberichten kürzlich in diesem Blatte Herrn Bamberger zur uns auf dem Hambacher Schloß so manches Histörchen dadurch leichter in Umlauf und an den richtigen Mann, leiblicher, sittlicher Gesundheit der Arbeiter aufgemacht von Ludwig dem Kühnen erzählte, soll noch heute das D. h. an den zu beschwindelnden Proletarier zu bringen. wurde, ließe sich ins Unendliche vergrößern, mag man Sprizleder des Wagens irgendwo als Reliquie aufbewahrt Die Isaak Pereire, die Fould und andere Finanzmänner amtliche Berichte oder wirthschaftsgeschichtliche Werke aufwerden, unter welchem versteckt er in die goldene Freiheit der bonapartistischen Bande häuften damals Unsummen schlagen, mag man lesen, wie die Gesinnungsgenossen des hineinkutschirte. Das schöne Denkmal, das den Auf- auf, die Spekulanten bereicherten sich, das Gold lag auf Herrn Bamberger die Sonneberger Spielwaarenmacher ständischen auf dem Friedhof von Kirchheimbolanden er- der Straße, man brauchte blos zuzugreifen. übers Ohr hauen, oder wie sächsische Glasbarone gegen richtet ist, ward also nicht für ihn errichtet, und seine BeHat also Herr Ludwig Bamberger , der diese famose Gesetz und Recht Kinder bei Nacht abplacken. wunderer werden sich dessen freuen. Periode miterlebte, nicht die Berechtigung, über den frevle- Aber wir wissen recht gut, warum den Bamberger Hätte Bamberger sonst nach Paris gehen, um mit der rischen Gebrauch des Wortes:" Profit wuth" sich zu und Konsorten gerade jetzt die böse, bitterböse„ Profitganzen Feinheit seines kapitalistischen Instinkts, dieser höchstereifern und mit Warmherzigkeit für die Reinlichkeit des wuth" im Magen liegt. Noch fiebert ihr Hirn von dem entwickelten Tugend des grrroßen ,, Volksmannes", mitten hin-„ Gewinns" zu plädiren! ,, Dies Kind, kein Engel ist so Krieg im eigenen Lager, da Eugen Richter auf den Kriegsein in das uferlose Meer der Spekulation fahren können, das rein", ruft er, auf den Unternehmerprofit deutend, laßt pfad ging gegen die Schrader, Rickert, Hänel, Barth, der Staatsstreich des zweiten Dezembers eröffnet hatte? Eurer Huld empfohlen sein!" Was ist denn eigentlich Bamberger und den Herrn Schrader als Haupt der Wer das nicht genug zu empfehlende wunderbare auch dabei?„ Auri sacra fames", der verwünschte Hunger German American Trust Company", schamhaft TreuhandBuch von Karl Marx *): Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte gelesen hat, der kennt die darin gegebene aus- nach Gold bewegt die Welt, welhalb mit so derben, hand- Gesellschaft" genannt, einer großartigen Großkapitalisten- OrBonaparte gelesen hat, der kennt die darin gegebene aus greiflichen Redensarten diesem zarten Trieb der Kapita- ganisation zur Ausbeutung der breiten Massen, eines Trust nach gezeichnete Schilderung der damaligen Verhältnisse. Ein listenseelen nahetreten? amerikanisch - englischem Vorbilde denunzirte. Damals betoller Gründungsschwindel jagte den anderen, das LumpenEs ist für alle Freunde der Volkssache in der That kam der Haufe der„ Treuhändchen" das ominöse Wort oft proletariat, dessen Chef den Thron bestiegen hatte, schwelgte höchst erfreulich, daß ein hervorragender Vertreter der im zu hören, und wie die Hektik tobt es ihm im Blut". in spekulativen Unternehmungen, das Börsenspiel wurde heiligen Geiste des Geldsacks nun wieder geeinten deutsch - Vielleicht reden wir nächstens einmal ein weniges über nicht mehr allein zwischen den Großkapitalisten, die sich freisinnigen Partei, daß Herr Bamberger so ohne Scham diese herrliche Geschichte, die so sehr viel dazu beigetragen gegenseitig scheeren, getrieben, der Schlachtruf jener Tage und Scheu den Grundsatz der Ausbeutung als hat, um den Bund wieder zu kitten und Richter mit hieß vielmehr:" Demokratisirung der Börse!" den leitenden hingestellt und ihn für unverlez- Rickert die Friedenspfeife rauchen zu lassen. Das heißt, auch die Kleinen und Kleinsten wurden in die sich, für heilig, dreimal heilig erklärt hat. Das thut Für die Agitation gegen den Deutschfreisinn, dem der die Partei, welche die Stirn hat, sich als„ aucharbeiter- Kamm mächtig geschwollen ist, seitdem er durch Zentrumsfreundlich" aufzuspielen, die Partei, welche von der Ver- und unsere Gnade so stark in den Reichstag gekommen ist, tretung der Interessen des kleinen Mannes flunkert. Das wollen wir uns die Scheu des Herrn Bamberger und
In seiner Streitschrift: Herr Vogt" fagt Mary übrigens zu lesen ist.
auch einiges Weniges über Herrn Bamberger, was ſehr plaifirlich
Feuilleton.
Nachdruck verboten.]
Tone erwidern:
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Er erstickte schier und sie konnte ihm endlich in sanftem Sie sind nicht flug, Sie haben mir versprochen, hiervon nicht mehr zu reden.. Es ist unmöglich. Ich fühle große Freundschaft für Sie, weil Sie ein braver Junge find, aber ich will frei bleiben.
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Er hatte ihre Hand ergriffen und sein Gesicht war so Er pflegte auf den Leitern empor zu klettern, besprach verstört, daß sie nicht den Muth hatte, sie ihm zu entziehen. mit dem Architekten die Verzierungen, stieg über Verzeihen Sie mir, murmelte er, es ist nun aus, ich Eisen- und Ziegelhaufen hinweg und ging sogar in die Keller wäre zu unglücklich, wenn Sie mir Ihre Freundschaft ent- hinunter. Das Gesumme der Dampfmaschine, das Tik- Tak ziehen wollten. Ich schwöre Ihnen, daß ich Ihnen etwas der Wellbäume, der Lärm der Hämmer, das Geschrei der anderes sagen wollte. Ja, ich hatte mir vorgenommen, die Arbeiter betäubte ihn einen Augenblick. Und in dem Maße, Situation zu begreifen, mich vernünftig zu benehmen. als der Lärm des Bauplazes sich hinter ihm verlor, erwachte Ich sehe ja mein Schicksal deutlich. Es wird nicht mehr wieder das tiefe Leid im Innersten des Herzens. Gerade besser werden: geschlagen zu Hause, geschlagen in Paris , an diesem Tage hatte die Zerstreuung ihm wieder einige überall geschlagen. Ich bin nun seit vier Jahren hier und Heiterkeit gebracht, er interessirte sich lebhaft für ein bleibe der Leyte in der Abtheilung Ich wollte Ihnen Album, welches die Zeichnungen der Mosait- und Terrasagen, Sie möchten sich meinethalben keine Sorge machen. kotta- Dekorationen enthielt, welche für die Frisen bestimmt Ich werde Ihnen keinen Verdruß verursachen. Trachten waren. Da kam Jouve ganz athemlos herbeigeeilt, um ihn Sie glücklich zu sein, lieben Sie einen Andern, das wird mir zu holen. Freude machen. Wenn Sie glücklich sind, werde ich auch Zuerst war er verdrossen über die Störung und sagte, Ja, ja, ich weiß es, sagte er mit gebrochener Stimme. glücklich sein, The Glück wird auch das meinige ausmachen. man hätte wohl einen Augenblick auf ihn warten können. Oh, Sie können es mir sagen. Ich sehe es ja. Ich besitze nichts, wofür Sie mich lieb gewinnen könnten. Eine glück- 3 besiegeln, hatte er seine Lippen auf die Hand des Mäd- geflüstert, bebte er zusammen und folgte ihm in fieberliche Stunde hatte ich in meinem Leben, es war an jenem chens gedrückt, mit der Unterwürfigkeit eines Gtlaven. Gie hafter Baſt. Abend, da ich Sie in Joinville traf. Sie erinnern sich war tief verwirrt und sagte mit schwesterhafter Bärtlichkeit: doch noch wohl. Als wir unter den schattigen Bäumen Spazierten, da fühlte ich einen Augenblick Ihren Arm in dem meinigen zittern. Und ich war dumm genug, mir einzubilden...
Sie unterbrach ihn von Neuem. Ihr feines Ohr hatte den Schritt von Bourdoncle und Jouve am anderen Ende des Korridors entdeckt. Hören Sie, man kommt.
Er konnte nicht weiter, gleichsam um sein Versprechen Dann, als der Inspektor ihm einige Wort in's Ohr
Mein armer Junge.
Doch jetzt bebte sie zusammen. Sie wandten sich um, Mouret stand vor ihnen.
Oben angekommen fanden Bourdoncle und Jouve es für gut zu verschwinden, auch Deloche entfloh und Denise allein stand Mouret gegenüber; sie war bleicher als sonst, blickte ihm aber frei und offen in's Gesicht.
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Fräulein, folgen Sie mir, sagte er mit herber Stimme. Sie folgte ihm, sie stiegen zwei Stockwerke hinab, gingen durch die Abtheilungen für Möbel und Teppiche ohne ein Wort zu wechseln. Als sie vor seinem Kabinet ankamen, öffnete er die Thüre und sprach: -Treten Sie ein, Fräulein.
Jouve hatte den Direktor seit zehn Minuten in allen Magazinen gesucht. Dieser befand sich auf dem Arbeitsplatz der neuen Façade in der Rue du Dir- Décembre. Alle Tage verbrachte er hier viele Stunden. Er suchte sich für diese Arbeiten zu interessiren, von welchen er so lange geträumt hatte. Hier war sein Zufluchtsort gegen seine mitten unter den Maurern, welche große -Nein, sagte er, indem er sie verhinderte, das Fenster Leiden, Er schloß die Thür und ging zu seinem Schreibpulte. zu verlassen. Es ist das Plätschern des Waffers im Re- Säulen aus behanenen Steinen errichteten und mitten unter den Schlossern, welche große Eisenträger befestigten. Das neue Kabinet des Direktors war mit größerem Lugus
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servoir,