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Freitag, den 18. Juli 1890:-

7. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

I Organ  

für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt"

n erreicht eint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin   frei ben befand aus vierteljährlich 3,30 Mark, monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pf. Einzelne Nummer 5 Pf. Schaden ntage- Nummer mit dem Sonntags- Blatt" 10 Bf. Postabonnement 3,30 Mart pro Quartal. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1890 unter Nr. 892, V. Nachtrag.) den gleiter Kreuzband, täglich durch die Expedition, für Deutschland   und Desterreich- Ungarn  Däusern 2 Mark, für das übrige Ausland 3 Mark pro Monat.

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Insertionsgebühr

beträgt für die 5 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf., für Vereins- und Versammlungs­Anzeigen 20 Pf. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin   SW., Beuthstraße 3, sowie von allen Annoncen- Bureaur, ohne Erhöhung des Preises, angenommen. Die Expedition ist an Wochentagen bis 1 Uhr Mittags und von 3-7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet. Fernspredjer: Amt VI. Nr. 4106.

Redaktion: Beuthfrake 2.- Expedition: Beuthffraße 3.

Handelsherren­

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gesellschaften ein glühender Dank abgestattet wird, ist ganz der Mäßigung" goldhungriger Kapitalisten beruht, wagt natürlich. man dem deutschen   Volke als eine Wohlthat anzupreisen! Weisheit. Aber stark ist es, wenn den Kartellen, die doch nur Diese Kartelle sind nicht viel anders, als die Preis­Tichen Ge Was der Profit- und Plusmacherei förderlich ist, kann einfache Preissteigerungs Gesellschaften sind, von dem steigerungs- und Verkaufsgesellschaften vor drei- und vier­Verschiede sein, die ungetheilte Sympathie unserer Bourgeoisie Aeltestenkollegium der Berliner   Kaufmannschaft ein Zeug- hundert Jahren, gegen welche der Reichstag   zu Köln   1512 Der berühmte besigen. Man genirt sich auch gar nicht, diese Sym- niß ausgestellt wird, als seien sie eine Wohlthat für die ohne Erfolg einzuschreiten unternahm. jie ganz offen vor der Nation zu bezeugen. gesammte deutsche Nation. Wenn in den letzten Jahren Prediger Geiler von Kaisersberg zieht gewaltig gegen die Lebensmittelpreise so außerordentlich gestiegen sind, daß diese Gesellschaften los; nennt sie sie in der Im Jahresbericht des Weltestenkollegiums fie die Lebenshaltung des Volkes hinabgedrückt und die derben Sprache seiner Zeit Schinder und Ueber­Berliner Kaufmannschaft wird den in- Verarmung gefördert haben, so tragen daran außer der lister des Volkes" und sagt: Sie ziehen nit allein striellen Kartellen und Konventionen schutzöllnerischen Kartellpolitik die industriellen Kartelle den gar entbehrlichen Plunder an fremden Waaren, sondern Loblied gesungen, wie man es kaum jemals vernommen den größten Theil der Schuld. Oder bilden sich vielleicht auch, was zum Leben Noth ist, als Korn, Fleisch, Wein Dies ist um so bedeutsamer, als noch nicht ein Jahr die Weltesten der Berliner   Kaufmannschaft ein, wenn nur und Sonstiges in ihr Monopolium und schrauben die des Gelflossen ist, seitdem die Blätter meldeten, daß im Schooße die Interessen der Aktionäre gewahrt seien, so seien auch Preise nach ihrer Geldgier und Geizigkeit und nähren sich 3 einigen Regierung Erwägungen stattfänden, ob man den indu- die des ganzen Volks gewahrt? Wiedera ellen Kartellverbänden nicht strafrechtlich oder sonstwie

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Leibe gehen könne. Man scheint zu feinem positiven Daß die Kartelle die Spekulation weit treiben und nicht mehr mit den Herren Spekulanten um, und wir So grob, wie der alte Prediger, geht man heutzutage ultat gekommen zu sein; indessen ist die Thatsache, gerecht operiren, wird zwar von den Aeltesten bestritten sind gewiß bestrebt gewesen, uns höflicher auszudrücken. solche Erwägungen stattgefunden haben, hinlänglich und wird die außerordentliche Mäßigung akttichnend für die Auffassung, die man in den nicht- der Kartelle gelobt. Das ist ein schlechter Trost für Alle, Bravheit zugenommen? Was der grobe aber ehrliche Aber haben wir an Weisheit und Verständniß und beizufügen Jeiligten Kreisen für diese Kartelle hat. die unter den Preissteigerungen zu leiden haben. Wo die Prediger verurtheilt als ein Unglück seines Landes, wird Das Weltestenkollegium versichert hoch und theuer, Gewinnsucht der Sporn ist, da werden die Grenzen der heute als eine Errungenschaft gepriesen. Und doch be­diese Kartelle durchaus nichts mit gewaltsamen Mäßigung bald überschritten. Die Kartelle werden zu zahlen die Menschen heute die Waaren ebenso wenig mit erationen à la Kupferring in Paris   und Bucker- großen Waarenanhäufungen schreiten, um die Preise zu Vergnügen theuer, als zur Zeit Geiler's von Kaisersberg  . Stiefvater in Magdeburg   zu thun haben. Das mag fein; allein steigern; sie haben hierin an den Amerikanern ein treff Bergnügen theuer, als zur Zeit Geiler's von Kaisersberg  . Erfolg, mand kann heute sagen, zu welchen Operationen diese Ver- liches Vorbild. Dann kommt es nur auf die Konjunkturen and unde durch die stets wechselnde Geschäftslage gedrängt werden. an; wenn dieselben sich plötzlich ändern, so kann dann ündlich Aeltestenkollegium weiß die Kartelle, die jetzt zahl- ein ungeheurer Busammenbruch erfolgen, wie beim Magde­unit her als je find, nicht besser zu empfehlen, als indem es indessen auch den Satz entwischen, daß bei fallenden erhöhren und stets auf dem Laufenden darüber zu sein, was bie burger Zuckerfrach. Das Aeltestenkollegium läßt sich zivich, 18. Jult. Das Bedürfniß der deutschen   Polizei, zu en ist, so nündlichterkt, daß die Geschäftsberichte der meisten ether, tiengesellschaften voll ihres Lobes Ronjunkturen eine ernste Probe für die Kartelle Deutschen  , vor allem die deutschen   Gozialisten, in der fold. Das glauben wir herzlich gern. Allein was mag| eintreten werde. Also ist die Geschichte in der That nicht Schweiz   treiben oder umtreiben", hatte bekanntlich seiner Beit Kartellen wohl dieses Lob eingebracht haben? Doch ganz badenrein. Es sind in der legten Zeit übermäßig dazu geführt, das so schöne Institut der Lockspikel auf dem ber wäre Zweifel der Umstand, daß solch eine Verbindung, viel industrielle Unternehmungen gegründet worden, da es Boden der Republik   zu etabliren. Und doch hätten diese Leute alles das ohne solche Organe erfahren können, denn die Vereini 3 ausdriem sie die Konkurrenz zwischen den dem Verband an- sehr viel brachliegendes Kapital gab; da aber die Masse qungen der Deutschen   in der Schweiz   erstatten ja regelmäßig örigen Unternehmern ausschließt, es ermöglicht, die des Volkes sich in einer Periode der sinkenden Tendenz öffentlich in der Presse über ihr Thun   eingehend Bericht und Miethe garenpreise bis zu einem gewissen Grade willkürlich zu Gründungen nur eine Steigerung der Ueber in den sozialistischen   Streisen praktizirten Umtriebe" auf's Ge= naueste zu informiren. So ist vor einigen Tagen vom stärksten Dam men diesen Verbindungen vortrefflich zu statten, indem produktion sein, so daß die fallenden Konjunkturen" deutschen Arbeiterverein in der Schweiz  , nämlich dem die ausländische Konkurrenz von den deutschen   Märkten gar nicht ausbleiben können. Wenn dann gar noch die Verein, Gintracht" in Zürich  , der Thätigkeitsbericht für Ten Bean alten. Ohne Zweifel würden die Kartelle ohne das wirklicht würde, dann könnten wir einen Serach erleben, wie baß der Verein 687 Mitglieder zählt, worunter sich 60 Defter gefürchtete Mac Kinley Bill von den Amerikanern ver- das Jahr 1889 publizirt worden. Wir entnehmen dem Bericht, uzzollsystem eine solche Rolle nicht spielen können. er noch nie dagewesen. Dann würden sich wieder einige 1 Holländer und 1 Armenier befanden. Die Mitglieder gehören n kann sonach leicht erkennen, was die Kartelle eigent­reicher, 47 Schweizer  , 8 Russen, 2 Serben, 2 Amerikaner, 1 Däne, bedeuten. Sie bedeuten für das Publikum im Ganzen Verwirrung retten, während der Mittelstand und die Ar­bedeuten. Sie bedeuten für das Publikum im Ganzen große Spekulanten mit dem Löwenantheil aus der ganzen Großen eine Steigerung der Waarenpreise vertheuern ihm die Lebensmittel und Gebrauchs- beiterklasse die Nackenschläge und die Verluste in letzter Linie zu tragen hätten. professor Dr. Dodel- Port sprach über" Moses oder iden enstände. Daß dadurch der arbeitslose Erwerb der Darwin  "; Dr. Schulthet über die Bewegungs= Die Kartelle von der Industrie dienen nur zur über die Lungen- und ihre Gesundheitspflege"; organe des menschlichen Körpers; Dr. Custer Waarenpreise, desto höhere Dividenden können auch Steigerung und zur systematischen Ausbildung der gewinn- Paul Kampfmeier sprach über die deutsche Reichs= hlt werden. Daß dafür den Kartellen von den Aktien- füchtigen Spekulation. Und eine Einrichtung, die nur auf verfassung; Arbeitersekretär Greulich über Volkswirth­

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zahlreichen Vorträge, die von Männern aus den verschiedensten 84 verschiedenen Berufenan. Ein nicht weniger buntes Bild bieten die Lebensstellungen gehalten wurden. Der bekannte Universitäts­

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die Stirn. Als sie ihn wegwischen wollte, fühlte sie, wie diesem Raum noch nicht gespielt worden. Wie ein Alp legte ihre Hand in glühendem Feuer brannte, während durch es sich auf die Zuschauermenge, als sie mit dem gellenden, ihren Körper ein falter Schauer fuhr. Sie richtete sich aus markerschütternden Lachen des Elends abging, wie sie ge ihrer gebückten Haltung hervor, sie wollte tief Athem holen. kommen. Es gelang ihr nicht, eine eiserne Faust schnürte ihr die Kolbe empfing sie voller Bewunderung, sein Gesicht Kehle zu; sie lehute sich an die Koulisse, um nicht mm- glänzte, beide Hände vorgestreckt, kam er ihr entgegen. Klara zusinken. wehrte ab. ,, Bringen Sie mir einen Stuhl," hauchte sie, ich kann mich nicht auf den Füßen halten."

Hildegard war in die Garderobe gegangen, um das Buch der Brusche zu geben. Jest trat sie zu Klara. Ist Ihnen nicht wohl?" fragte sie mitleidig. " Nur noch einen Augenblick warten", flüsterte sie

Na, dachte der erfindungsreiche Alfred, stellen wir den En amerien hinter die zweite Koulisse links, es ist so wie so nicht mit angestrengter Miene. dann gehts. Gedacht, gethan. Mittelst eines Stück dfaden koppelte er den Rahmen an die Delorationsstange Dann stellte er den Tisch hinter die Koulisse, davor n Stuhl und das Gebirge war fertig. Jezt trat Klara auf die Bühne.

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Können Sie denn spielen?" fragte Hildegard weiter. " Ja", brachte die Arme mühsam hervor.

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Im Zuschauerraum dauerte die schauervolle Spannung fort, Niemand wagte durch Klatschen die heilige Stille zu unterbrechen. Didier trat auf, nach ihm Fanchon.

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Was haben Sie," neigte sich Fritz zur Klara. Ist Ihnen nicht wohl?" Sie stützte ihren Arm auf die Lehne. D, nicht doch, nur eine kleine Ermattung. Sie geht wieder vorüber.- Lassen Sie mich.".

Die Szene zwischen Alfred und Angelika ging rasch vorüber. Klara mußte wieder auftreten. Wieder dasselbe unheimliche Grauen während der ganzen Szene.

Es war ein Heroismus ohne Gleichen, mit der sich jetzt die arme, gequälte Frau erhob, um sich mit eiserner Willens­stärke zum Spielen zu zwingen. Es gelang. Die Vor Wo kommt denn das Haus hin?" fragte sie. stellung, nicht spielen zu können, war ihr unfaßbar. Sie be­Das müssen Sie sich denken, dort hinter der zweiten zwang sich selbst. Nach einer Minute erhob sie sich und isse rechts, das Haus ist futsch", erwiderte Alfred. sagte leise: Hochziehen". Dann spielen wir ohne Haus", rief Klara zustimmend. Alfred gab der Souffleuse seinen Wink. Ein Klingel­Als sie aber nun mit Hildegard die Szene verließ, Klara ging, gestützt auf die Krücke über die Bühne. zeichen, ein zweites, das dritte. Der Vorhang rauschte empor. sie so dahinhumpelte, den Kopf tief gebeugt, das Haar in Klara trat mit Hildegard auf die Bühne. Mit gellender brach wie auf Kommando ein anhaltendes, hundert­die Ergen Strähnen unter dem Kopftuch hervorflatternd, dazu das Stimme begann die Arme: händiges Beifallsklatschen hervor. Bravo  , Bravo  , schallte ferfarbige Gesicht, mit dem spighervorstehenden Unterkiefer, So, So! Der Matthieu hat also die bösen Krämpfe es von allen Seiten. Friß war in vollem Kostüm Wirklichkeit mit der Kunst vermischt, machte sie einen zigeuner- wieder. Ei! Ei! nach der Küche gerannt, er brachte ihr ein Glas ten, unheimlichen Eindruck. Als sie zwischen die Koulissen trat, Ein Schauer flog durch den Zuschauerraum, alle ahnten, Wasser entgegen. Sie trank. Sie fühlte ihre brennende überkam sie wieder der fürchterliche, die Brust zusammen- daß sich da oben bei jedem Ton der Fadet ein entsetzliches Stirn, wie im Delirium, ohne Bewußtsein hatte sie gespielt. ſſende Husten. Mit furchtbarer Anstrengung milderte sie Drama abspielte. Das war nicht angelernte Schauspielerei, Das Beifallsklatschen dauerte fort. Sie trat auf die Bühne ohnehin nicht starken Ton. Die Augen traten noch das war Wirklichkeit, Wahrheit, entsetzliche Wahrheit. Die und verneigte sich. Rasch trat sie zurück und trant das be ter aus ihren Höhlen hervor. Wie wird der heutige armselige Rolle schwand. In die unsinnigen Worte legte Glas leer. Blumen end werden? dachte sie. Der falte Schweiß trat ihr auf die Künstlerin ihr unendliches Leid hinein. So war in Die letzte Szene kam. Brenner trat auf.

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