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Ur. 205.

Donnerstag, den 4. September 1890.

7. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt"

richeint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei ins Haus vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pf. Einzelne Nummer 5 Pf. des gan Svantage- Nummer mit dem„ Sonntags- Blatt" 10 Pf. Bostabonnement 3,30 Mart pro Quartal. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1890 unter Nr. 892, V. Nachtrag.) Water Kreuzband, täglich durch die Erpedition, für Deutschland und Desterreich- Ungarn 2 Mark, für das übrige Ausland 3 Mark pro Monat.

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Insertionsgebühr

beträgt für die 5 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf., für Vereins- und Versammlungs Anzeigen 20 Pf. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Beuthstraße 3, sowie von allen Annoncen- Bureaur, ohne Erhöhung des Preises, angenommen. Die Expedition ist an Wochentagen bis 1 Uhr Mittags und von 3-7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen bis 9 1hr Vormittags geöffnet. Fernsprecher: Amt VI. Mr. 4106.

Redaktion: Beuthstraße 2. Beuthstraße 2.- Expedition: Beuthskvake 3.

Der Professoren- Bopfricht den Zweckt habe, die Jugend mit klaſſiſchem Geiſte

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zu erfüllen.

Gewiß; an einen Tempel der Naturwissenschaften wird es wohl noch längere Zeit fehlen.

Der deutsche Professor ist ein Geschöpf ganz eigener Das Professorenthum hat es indessen immer fertig Die Herren Professoren fühlen sich berufen, der Art. Er hängt zäher am Veralteten als der Zunftmeister gebracht, daß dieser sogenannten klassischen Bildung in geistigen Entwicklung und Ausbildung des deutschen oder der Bauer, und doch will er die ganze Bildung unserem Unterrichtssystem die höchste Wichtigkeit beigelegt Volkes die Richtung vorzuschreiben. Wir verehren jede värdeve unseres Jahrhunderts repräsentiven. Es hat tüchtige Ele- wird und niemals damit das richtige Maß eingehalten Bildung und schäßen die klassische Bildung sehr hoch; mente unter dem Professorenthum gegeben und giebt sie wird. Das hat keinen anderen Zweck, als die Herrschaft aber sie soll das Moderne nicht ersticken und das richtige noch. Aber als Ganzes hat sich dieser Stand längst in der Professorenkaste in der Wissenschaft zu befestigen und Maß nicht überschreiten. Bildung, sie ist nicht ausschließ­den Dienst der Mächte gegeben, die den wahren Fort - die Popularisirung der Wissenschaften zu verhindern. Wenn lich da vorhanden, wo es nach den schweinsledernen Ein­rgenom hritt fürchten und die deshalb auch vor den Resultaten unser Volk darauf warten wollte, bis es von diesem bänden der alten Philosophen und Historiker duftet. Der herrschenden Wissenschaft ein Grauen empfinden. Der Professorenthum eine wissenschaftliche Bildung bekommen Die klassische Vorbildung darf nicht so sehr vor­herrschen, daß eine Anlehnung 2 t deutsche Professor befehrt sich vielfach zu der Anschauung, würde, so dürfte es sie wohl nie bekommen. und Anpassung daß für die große Masse eine Aber seit einiger Zeit regt es sich auch unter den des Jugendgeistes glückliche Un= an moderne Verhältnisse da wissenheit" ganz wohl angebracht sei. Die ewigen Professoren. Es giebt auch unter ihnen Leute, bei denen durch erschwert oder gar unmöglich gemacht wird. den Gelehrten-> ion. Wahrheiten, die von der Wissenschaft festgestellt sind, der Kastengeist den Gemeinsinn noch nicht hat ersticken Selbstverständlich hoffen wir nicht, werden mit solch einem düsteren und wüsten Gestrüpp fönnen. Sie erklären das bisherige Unterrichtssystem für und Professoren- Dünkel durch eine bessere Ein­Don gelehrtem Krimskrams umgeben, daß nur einige veraltet und verlangen, daß der philologisch klassische sicht ersetzen zu können. Aber wir hoffen, daß unser Volk wenige Eingeweihte" durchzudringen vermögen. Unterricht beschränkt, dafür aber den Naturwissen selbst mit der Zeit den Kurs dieses Dünfels so tief sinken Die Professoren begegnen sich hier mit den Orthodoxen schaften mehr Raum gegeben werde. Dies verlangt lassen wird, daß er es vorziehen dürfte, vom Markte des aller Konfessionen, welche die Vielwisserei" namentlich Helmholt, der berühmte Physiologe, welcher Lebens zu verschwinden. mit Recht sagt, daß eine moderne Bildung ohne Kenntniß berwerfen, damit die Dogmen besser Platz bekommen. Das kann freilich noch lange dauern. Aber die Das Professorenthum hat es fertig gebracht, das in den Naturwissenschaften gar nicht denkbar sei. In der Naturwissenschaften werden sich ohne Zweifel Bahn brechen höhere Unterrichtswesen so zu gestalten, daß dabei die That können wir die Bildung" jener Professoren nicht und werden dem deutschen Volke auch die Naturgeschichte lassische Bildung" dominirt. Wie in unserer als modern anerkennen, die zwar die Straßen des alten des deutschen Professors erzählen. Es wird dieser selts Rechtsprechung Don der Justiz Rom oder Athen ganz genau wissen, aber über die Er- famen Mär begierig lauschen und wird dann begreifen, den Prosessoren römische Recht eingeführt worden nährung des Menschen vollständig im Dunkeln tappen. wie eine so hartnäckige Nebelhaftigkeit der Gehirne in ist, das auf die Entwickelung unferes Volkes Selbstverständlich fühlen die alten Zopfträger ihre weiten Kreisen möglich war. Dann wird's auch anders. paßt wie die Faust auf's Auge, so beherrscht der Böpfe wackeln, wenn von der Bedeutung der Naturwissen­Unterricht in todten Sprachen die sogenannte höhere schaften gesprochen wird. Daher entsteht ein allgemeines Jugendbildung. Wie eine erdrückende und aussaugende Brummen und Summen in den klassisch- gebildeten„ Lehr­Schlingpflanze wuchert der„ Klassizismus" in die Jugend- körpern" der deutschen Universitäten, sobald irgendwo die bildung hinein und die todten Sprachen beschweren das Forderung erhoben wird, endlich, wie sich gebührt, auch selbstständige Denken. Sie nehmen der Jugend die Zeit die Naturwissenschaften genügend in den höheren Unter- bahn ist bis heute noch in fein anderes Stadium getreten, indem weg, sich mit der lebendigen Gegenwart zu befassen und richt einzuführen und demgemäß die historisch- klassische" es immer noch nicht zur Entscheidung gekommen, ob die Heizer verbannen sie in eine Geisterwelt. Vorbildung auf das richtige Maß zurückzuführen. So theilnehmen oder nicht, obwohl die bezügl. Unterhandlungen Man sage nicht, daß wir übertreiben oder in haben die Professoren von der Universität Halle sich dieser schon beinahe eine Woche im Gange find. Die ganze Affaire macht einen eigenthümlichen Eindruck. banansischer Weise den Werth der klassischen Bildung herab Tage in einem längeren Schreiben an den Kultusminister Obschon von allen Seiten gemeldet wird, daß den diversen Scab­aufezen bemüht sein. Im Gegentheil, wir schätzen die v. Goßler gewendet, indem sie ihn ersuchen, daß doch Werbebureaus zahlreiche Leute zuströmen, lassen die Berichte lassische Bildung eminent hoch und wir wünschen nur, dem historisch- klassischen Unterricht" der Vorrang gewahrt über den Stand der Dinge an den Bahnlinien selbst schließen, daß die schönen Brinzipien der demokratischen Tugend und bleibe, den er bisher eingenommen. Wir zweifeln nicht, daß überall nur wenige Kräfte zur Verfügung stehen, so daß es finden, in den Geist unserer Jugend übergehen möchten. Zopfträger und der Hochschule Selbstverleugnung, wie sie in den Schriften der Älten sich daß Herr von Goßler dem Verlangen der geehrten Gesindel Pinkerton's zahlreicher sei, als die zu beschüßenden zu Halle auch ent- Scabs. Aber das Studium der Alten auf unseren höheren Bil- sprechen und Nebelgrau einförmig vor den Sonnenstrahlen der Natur- Vanderbilt'schen weisheit der Philologie; von dem Geiste der Alten wissenschaften zu behüten bestrebt sein wird. Man wird hält man obigen und diesen Umstand zusammen mit dem schroff geht Nichts auf die Jugend über. Höchstens wird Cäsar an die Heine'schen Worte erinnert: gepriesen und die Charakterlosigkeit des Horaz gerecht­fertigt, damit die Schüler sich nicht einfallen lassen, für die republikanische Tugend Cato's allzusehr zu schwärmen. Man brüfte sich also nicht damit, daß der klassische Unter­

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Aus den Papieren eines Rechtsanwaltes.

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Da steht eine große Kirche,

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Die Burschenschaft und die Landsmannschaft, Die haben dort Platz zum Beten!"

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Rorrespondenzen.

New- York , 22. August. Der Streit an der N.-Y. Zentral­

den Anschein hat, als ob das zum Schutze derselben engagirte

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In den letzten Tagen hieß es, daß die Attien der Fallen feien. ablehnenden Verhalten des an der Spiße der Bahn­verwaltung stehenden Beamten Webb gegen jede schieds­richterliche Beilegung, resp. Untersuchung, so könnte man zu dem Schlusse kommen, daß hinter der ganzen Geschichte ein raffinirter oder besser brutaler Plan Vanderbilt's und seiner Komplizen steckt, um in einer Weise, die in diesem Lande schon häufig praktizirt wurde und auf welche die Vanderbilt's,

in Bereitschaft stand, jeden Augenblick, wenn es nöthig sein Tone, in dem er bald die Einen, bald die Andern ansprach. Seine Stimme war bald von einem milden und freundlichen sollte, einzuschreiten. Da erscholl plötzlich, das wild durcheinanderbrausende Klang, bald aber nahm sie auch einen rauhen und strengen Lärmen übertönend, die jugenbliche Stimme Rodenfels, Ton an. Ein gleiches Spiel des Ausdruckes ließ sich auch befehlend und dennoch wiederum nicht ohne den scherzhaften in seiner Physiognomie wahrnehmen. Bald umspielte seinen Auflug von vorhin. Durch den Knäuel sich Bahn brechend, trat Mund ein scherzhaftes, beinahe muthwilliges, bald wieder Rodenfels an die Kessel vor und gab mit dem aufgehobenen ein wohlwollend- freundliches, fast mitleidiges Lächeln; mit­Arm das Zeichen zur Ruhe. unter aber wurde das Gesicht des jungen Mannes sehr ernst; Hollah, Freunde!" rief er, was soll das? Stellt Euch die feingebogenen Augenbrauen zogen sich zusammen, wäh­in Reih' und Glied auf! Eins, zwei, drei! Drdnet Euch rend seine Augen, auf die widerspenstigen Kameraden Das Lärmen und Treiben dieses Menschenknäuels inner- um die Kessel herum, Einer hinter dem Andern! So... gerichtet, in einer gewitterverkündenden Gluth aufflackerten.

Von Casimir Raneman.

In immer dichteren Schaaren strömten Männer und Weiber Magdalene, so weiche doch zurück, siehst Du nicht, Du wirst ganzen Haltung, dem gebieterischen Wesen und dem Ge­herbei; an den Kesseln wurde es immer lauter, es entstand ja sonst zerquetscht!... Bleibt mur ruhig an Eurer Stelle, horsam der Sträflinge mußte man schließen, der junge Mann ein Stoßen und Drängen, ein Schimpfen und Fluchen. bis ich Jedes gerufen habe; so gehts schneller. Jeder suchte dem Andern mit der Schüssel in der Hand zusunu mach Du den Anfang! Fülle Deine Schüssel... Hast wöhnt und sich des Rechts zu befehlen bewußt gewesen, Dorzukommen, unter Verwünschungen oder unbändigem sie bereits voll? Gut denn... Kamerad Gregor, jest welches fein Widersetzen duldet. Schadenfrohem Lachen vordringend,

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um seinen Heiß kommt die Reihe an Dich... Walter! Magdalene! Justine!

es unmöglich Ordnung

und Ruhe in dies unbändige Volk hineinzubringen, das in Kommando.

hunger womöglich zuerst stillen zu können. Da erscholl| Tretet näher, in Paaren oder zu Dreien, aber nur immer hielt, erscholl ein neues Kommando: ein derber Scherz, dort ein zorniger Ausruf, immer hübsch brav und in Ordnung! Was taugt das Drängen, Erde nieder! Es ißt sich prächtig auf den Steinen.. begleitet von allgemeinem Gemurmel und Brummen. was nüßt dies Durcheinander?" Kurz, es schien, als wäre

Sobald nun Jedes seine gefüllte Schüssel in der Hand

,, Setzen wir uns zur Kameraden, hübsch um den Kessel herum, Einer hinter dem Ich war höchst überrascht und gespannt folgte ich diesem Anderen, fein manierlich, als ob Ihr einem Maler sizen Die Stimme und die Haltung des jungen müßtet!..."

Auch dieser Aufforderung wurde von Allen Folge ge­

diesem Augenblicke an eine Meute wilder Thiere erinnerte, Mannes übten eine magische Wirkung auf dieses Volk aus, denen der Bändiger einen blutigen Knochen in den Käfig das vor einigen Augenblicken noch so roh und unbändig, leistet. Die Schüssel in der Linken, den Löffel in der Rechten, geworfen. Mit leidenschaftlichen heftigen Geberden, in jegt wie eine Schaar Kinder, seinem Befehle gehorchte. brutaler Haltung spähten sie gierigen Blickes nach ihrer Sofort stellten sich die Sträflinge in Reihen auf, näherten nahmen sie in zwei Reihen Blah auf dem Boden und bildeten Nahrung hin, doch die Schüsseln blieben leer, denn Keiner sich den Kesseln, und schöpften daraus nicht cher, als bis so einen geschlossenen Kreis. feiner Sache gelangen. Die Wache folgte aufmerksam den der Sträflinge schienen Rodenfels geläufig zu fein, er tannte seinen Füßen lag auf der Erde noch eine ungefüllte Schüssel. tonnte in diesem gegenseitigen Drängen und Stoßen zu ihnen das Zeichen gegeben war. Nicht nur die Namen all' Bewegungen dieses rohen und lärmenden Elementes, sie offenbar auch das Wesen und die Eigenarten seiner Die starken Arme auf der Brust verschränkend, streifte er mischte sich indessen in dies Treiben nicht ein, obgleich sie Kameraden. So mußte ich schließen aus dem verschiedenen mit fast schwermüthigem Blick die Gesichter der am Boden

Rodenfels selber aber blieb noch eine Weile stehen, zu