BUNTE WELT

Nr. 5

ger

Unterhaltungsbeilage

1934

Die Geburt der Jaffa- Drange

Von Erich Gottgetreu  

und ein Gelverkschaftsführer, zeigten eine Reihe| lich verbunden ist, zur Reichskonferenz nach jüdischer und arabischer Pardessim bei Jaffa  , es Ditawa, aber das Fahrgeld war glatt zum Ka­ist die Gegend, in der des ermordeten Schrift- jütenfenster hinausgeworfen. ſtellers Rudolf de Haas   Orangenpflanzer von Sarona" spielt. Der unvergeßlichste Eindruck der Kreuz- und Querfahrt: der Blick vom Napo­leonshügel bei Ramatgan. In der Ferne, rot und weiß, Jaffa   und des Meeres blauleuchtende Fahne; unten, rings um uns im grünen goldge­prentelten Wogen ein gewaltiger Orangenhain, dem der betäubende Atem gejegneter Erde ents ſtrönt, und, irgendwo, von Männern und Frauen gesungen, ein Lied der Arbeit.

Hier ein Knips, dort ein Knips ſo wers den die goldenen Bälle vier bis fünf Monate lang täglich von den Bäumen geschnitten. Die Gewerkschaften fordern, daß jüdische Unterneh mer nur jüdische Arbeiter beschäftigen. Die Unternehmer richten sich unter allerlei, nicht zu fest auch materiellen Begründungen, nicht immer nach diesem Verlangen; fie mußten es erleben, daß diejenigen jüdischen Arbeiter, die mit Arabern zuſammenarbeiten wollten, vers prügelt und daß die Straßen, auf denen sie die Frucht abfahren wollten, verbarrikadiert wurden. Manche Molonisten, ſelbſt arabische unter ihnen, lassen Picking und Packing", Pflücken und Backen, gleich durch die Gewerkschaft, den Ver­fauf durch eine ihr angeschlossene Handelsorgas nisation erledigen; so find sie aller Sorge ledig.

,, Ganz gleichmäßig noch gleichmäßi­immer noch gleichmäßiger- Sorgfam belehrte Tamari aus Kiew  , seit sieben Jahren palästinensischer Siedler, über die beste Methode des Düngeraus: streuens Helmut, den Neueinivanderer aus Deutschland  . Der schleppte, in der Sonnen glut schwivend, den schweren, mit Stali an gefüllten Pach", das ursprünglich als Benzin kanne benutste Einheitsgeschirr des Landes, und entschöpfte ihm den grauen Frucht sand, einen halben Becher für die fleinen Drangenbäume, fajt einen vollen für die großen. Vor ihm stapfte, die Thuria in der Als Napoleon   hier war, blühien, alten Be­Hand, der Utrainer, die Bewässerung requ richien zufolge, bei Jaffa bereits die Orangen lierend. Drei Kilometer weit, in einer primi fuliuren. Die ersten aus Palästina ausgeführ­tiven Holzleitung, tam das Wasser von einer ten Apfeljinen befamen vor achtzig Jahren die Quelle am Berge. Oft genug war die Leitung Königin Viktoria  . Vor dreißig Jahren betrug verschlammt, dann war es Helmuts Aufgabe, der palästinensische Orangenerport 50.000 Sti­fie mit den Händen wieder zu jäubern, wobei er sten. 1926/27 führte man 2 Millionen Kisten die strenge Mahnung zu befolgen hatte, sich nicht aus. In diesem Jahr werden es einschließlich Der jüdische Arbeiter bekommt am Tag auf den heißen Erdboden zu jesen, denn auf Grape  - fruit Millionen Kriſten ſein. Immer dem frauchen zur Zeit der großen Size Stors neue Pardeſſim werden fruchttragend, so daß etwa 20 bis 25 Piaster ausgezahlt, der arabis- he pione herum, deren Biß zwar nicht lebensgefähr man für jedes der kommenden Jahre ein bis 15 bis 20. Für Qualitätsarbeiter gibt es hö­lich ist, aber etwa zwanzig Stunden lang fürch anderthalb Millionen Kiſten Zuwachs erwarten here Löhne, bis zu 100£ in der Saison! Das terliche Schmerzen hervorruft; also tauerte Helfann. Da nech 150-200.000 Dunam Land bekommen die besten der Packer, die, Aristotras mut, brummte und schöpfte den Dred. anpflanzungsfähig sind, was zuſammen mit der ten" unter den Orangenarbeitern. Ihre Tätigkeit gegenwärtig angebauten Fläche 400.000 Du- ist äußerst kompliziert, im wahrſten Sinne des nam Boden ergäbe, ist für Palästina eine Ernte Wortes eine Sache des Fingerspißengefühls. Die von 30 bis 40 Millionen Stiften pro Jahr mög- Borgriffe ihrer Arbeit leiſtet im Padhaus, in lich, eine Ernte so groß wie die spanische und dem jede einzelne Frucht vor ihrer Weiterbes fast so reich wie die amerikanische  - schwärmt handlung drei Tage in Quarantäne lageru muß, der Exporteur. Und schwärmend fährt er fort: der minderbezahlte Kollege und die Maſchine: Die Frucht verbessert sich von Jahr zu Sahr. am laufenden Band werden die Apfelſinen in Immer wieder werden die kräftigsten Reiser der Qualität 1, 2 und 3 ſortiert; zur dritten alten Bäume zur Veredlung der jungen Pflan- Qualität kommen alle Früchte mit Schönh: i* 8* zen genommen. Der ,, Fruit inspection service" feblern, also zu runde, zu grüne, zu wäßrive, der Regierung übt eine ständig strenger wer zu fleine und unheilbar verwundete. Num dende Kontrolle der zum Versand gelangenden werden die Orangen maſchinell geſtempelt, dann, Ware aus. Auch seben die arabischen Pflanzer gleichfalls maschinell, in mehrere Größen for den jüdischen allmählich alle wertsteigernden tiert und den Wicklern zugetrieben, die die Versandmethoden ab: die aus Kalifornien   über- Früchte in geradezu atemberaubendem Tempo in nommene Größenfortierung und die Charterung Seidenpapier hüllen. Die Vader fißen auf schneller Frachtschiffe, die die Verfaulungsgefahr Sattelstühlen, und vor ihnen ſteht, in bequemer start herabmindert. Ein Einwand des Jour Höhe, ein Pult, auf dem Pult die Kiste, ents naisten: Ji man in anderen Ländern nicht weder eine für 100 Stück oder eine für 228. ebenso schlau?- Die Anitvort des Exper- für 270, für 336 und in keine Kiste darf teurs: Gewiß, aber häufiger heimgesucht von eine einzige Orange mehr oder weniger hinein. schweren Krankheiten, den harten Frösten. Klein gehen: ja, das will gelernt sein, mancher lerris land hat so günstige klimatische Bedingungen nie, aber für die, die sich bemühen, gibis fogar wie Palästina, sagen die ersten Sachverständigen ein richtiges Lehrbuch, im Verlag der in eng der Welt. Professor Powell aus Südafrika   und lischer Sprache gedruckten Zeitschrift der valä­Professor Ryerson aus Kalifornien  ... sagt der stinensischen Orangenpflanzer iſt es erſchienen. Exporteur, der seinerzeit freilich einen sehr Endlich flopfen die Hämmer die letzten Takte schweren Summer hat: es ist ihm und seinen des Erntelieds. Niste stapelt sich auf Kiſte, con Freunden bisher irok aller Bemühungen noch jeder leuchtet ein stolzer Name, die Hausmarke. nicht gelungen, für die palästinensische Orange Ein Pfiff die Lokomobile zieht den Segen Zollfreiheit innerhalb des Britischen   Impe- zum Schiff oder zur Bahn. Auch Autos mischen riums, bie sogenannte Imperial Preference, zu ihren Benzingestank in den Apfelsinendunst dies gewinnen. Er reiste im Intereſſe dieſes wich- fer Erntetage, mit Apfelſinenfiſten beladene Ka­tigen Ziels und im Auftrage der vielen zu meltarawanen ziehen zur Stadt, und die teer Kooperativen zusammengeschlossenen Kolonisten glatie Landstraße von Ramaigan nach Jaffa   is und Gemeinschaftssiebler, mit denen er geschäft zur Apfelfinenzeit kaum weniger belebt, als die

Am Abend saßen die Arbeiter, die Alten und die Neuen, die aus Kiew  , Binst, Berlin  , Paris  , im Hadar Haochel, dem Sveise- und Versammlungssaal der Siedlung, berieien den Arbeisplan des nächſten Tages, beſtimmten, wer zu jäten, zu graben, zu wäſſern, zu düngen und zu ſchwefeln habe, beſprachen, allgemeiner, die Aussichten der Ernte, beſorgten, ob genug Ar beitshände sie hereinzubringen, zur Verfügung ſtünden, und Helmut erfuhr so allmählich die wichtigſte Theorie der Orangenkultur: 5 Duram Boden( 1 Dunam= 917 qm.) genügen, um eine Familie beſcheiden zu ernähren; Boden in der Hüften sene loftet heute pro Dunam 5 bis 40£; die Anlagekosten bis zur Fruchtreife be­iragen pro Dunam etiva 100£; ein Bardes ( Orangenplantage) trägt vom 6. Jahr an Früchte, im 6. Jahr 50 Kisten pro Dunam, vom 10. Jahr ab 120 Kisten; in den letzten Jahren erzielte man pro Kiste vom Baumn 4 bis 5 Schillinge. Fast hing der Bestand der Sieb­Yung vom Erfolg der Ernte ab. Teure Ma­ſchinen waren zu bezahlen, breihundert Men schen wollen leben. Ueberhaupt ist Balästinas Citrus- Kuliur seine Schlüssel- Landwirtschaft,

ein Stüd seiner Zufunft.

Das waren so Tätigkeiten, Geſpräche und

Gedanken im Juli.

Jezt schreiben wir Jänner, die Höbezeit

der Ernte.

Und die Ernte ist gut.

Kennst du das Land, wo die Drangen blühn? Meine Informatoren, der Präsident der größten Citrus- Exportgesellschaft Balästinas

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