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Yage, irundervoll geformt, edelste Künstlerarbeit ,, dir nichts eine goldene Puderdose schenken will, eine Puderdose aus reinem Gold. die mindestens ein paar tausend Kronen kostet.
Der Blick der Frau, von Tränen verdunkelt, bleibt auf diesem Kleinen Kunstwerk Hiften. Es ist ein Zufall, denn Kläre sieht gar nicht geradeaus, sondern in sich hinein, fie tut nur fo, als ob... Das goldene Ding dort ist ihr gleichgültig, kein Wunsch es zu befizen, steigt auf. Doch wer kann das wissen, was in ihr vorgeht? Sie steht jedenfalls, eine junge, hübsche, ſtattliche Frau, starrt unentivegt auf die goldene Puderdose. Und plötzlich fragt eine Stimme neben ihr, etwas heiser, etwas unsicher, aber doch frech und belvußt: So sehr gefällt Ihnen diese Puderdose, schöne Frau? Darf ich mir vielleicht das Vergnügen machen, sie Ihnen zu schenken?".
Aber, so durchschießt es Kläre bitter, hier han- Ein blondes Mädel. Millionär der Bater. delt es sich ja nicht um das Geschäftsbudget, Sie liest Grimms Märchen grade im Salou hier geht es ja um recht private Angelegen- und fingt:„ Ich hab' nen blaugetupften Kater!" heiten, denn die Konsequenzen, die aus der An- Da sährillt das goldgefaßte Telephon: nahme eines solchen Geſchenks zu ziehen wären, Ein armer Junge. Von den Arbeitsloſen. sind Kläre wohl belwußt. „ Oh, falsch verbunden!" sagt er. Sie hört zu. Dann singt er:„ Schenk mir Nelfen oder Rojen!"
Sie wendet sich zur Seite. Die flaren, unbestechlichen Augen sehen dem Mann da vor ihr voll ins Gesicht.„ Danke schön, Herr Und morgen ist das erste Rendezvous. Schmidt", sagt sie so ruhig wie möglich ,,, danke schön, aber es liegt mir gar nichts an der gol- Er hat nur Schuhe mit zerfetzten Sohlen, denen Puderdose. An der Stellung für 400 Drauf glaubt fic prompt: ein Millionär mit Kronen im Monat bei Ihnen hat mir viel mehr Spleen. gelegen. Doch jetzt freue ich mich fast darüber, lind als er sich beim Mondenschein empfohlen, daß ich sie nicht bekommen habe. Daß ich da liebt er sie und siena , was?- liebt ihn! nicht diejenige bin, die Sie ausnutzen, un mit dem an mir ersparten Geld nachher solche Geschenke zu solchen Zweden machen zu könuen. Wir verstehen uns, Herr Schmidt, nicht wahr?"
Langsam sieht Kläre auf. Den Blid noch im Schaufenster, gibt es ihr einen Stich. Im hellen Glas spiegelt sich ein Geficht wider, das unter dem Hut zwar verändert aussieht, ihr aber doch gut bekannt vorkommt. Richtig, jest weit fie es. Herr Schmidt steht da neben ihr, lein geringerer als Herr Schmidt. Der seiner Scfretärin nur 400 Stronen im Monat Gehalt zahlen will und den Teufel danach fragt, woher fie das restliche Geld zum Lebensunterhalt nehmen foll. Herr Schmidt, dessen Geschäftsbudget leis nesfalls eine höhere Belastung verträgt. Und der jetzt, ihr, der fremden Frau, so mir nichts räumen?"
Doch eines Tage, im 100- PS- Wagen fährt sie vorbei, wie er beim Stempeln sicht.... Sie sicht's und singt:„ Mein Schatz hat keinen Kragen!" Da hupt zum Abschied der Chauffeur dielret...
Spitzt den Mund, die große Fran, jezt sehr hart und ohne Güte in den Augen, pfcift gaffenjungenhaft vor sich hin, und läßt den sehr Verzweifelt irrt der Junge durch die Pläze verblüfften Herrn Schmidt vor dem Schau- und fingt:„ Mein blonder Traum vom Glück!" fenster stehen. Kläre, die Fäuste in der Tasche zehnmal. ballend, denkt:„ Wann, zum Teufel, wird man Doch plöglich hat er Geld und Riesenschäße mit diesen Schmidis endlich einmal aufe Verdient im Krieg als tapf'rer Korporal; Und nun kommt endlich auch die große Wende: ihr Troy verfliegt beim Drude seines Kinics. Sie reichen sich vor dem Altar die Hände, der Glocken und des Jubels ist kein Ende und junge Gänschen seufzen leis':„ Wie süß!“ Satis.
Besuch bei den Lappen
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Nomaden! Ein dem seßhaften Europäer einzige Reichium dez Lappen; von ihnen entein fast unvorstellbarer Begriff, daß es auch in nimmt er alles, was er zu seiner Nahrung und Europa ein Wolf gibt, das kein eigenes Heim Kleidung bedarf. Bum Unterhalt einer Familie hat, das nomadisiert und mit seinen Renntier - ist eine sehr große Zahl dieser Tiere erforderlich; Herden im ganzen Lande umherzicht. Die Bi- wer nicht mehr als 100 Menntiere befigt, zählt geuner sind zwar auch Nomaden, aber sie find zu den Armen und muß sich mit seiner Serbe in der ganzen Welt verteilt, während die Lap- an einen größeren Besizer anschließen. Er ist pen ihr eigenes Leben haben, das doch nicht ihr gezwungen, diesem reichen Herrn zu dienen und Land ist. Lappland ist zwischen Norwegen , Mrb- so seine Selbständigkeit aufzugeben. Die wohl land und Schweden aufgeteilt. Eiwa 80 Prozent habenden Lappen befigen wenigstens 300-500 der Lappenbevölkerung insgesami 25.000 Stüd Renniiere. Seelen führen ein Nomadenleben. Man nennt fie Renutier- oder Berglappen.
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Ein Besuch in Lappland ist eine schwierige, aber lohnende Aufgabe. Die fleine Stadt Poden liegt noch in Schweden . Von dort aus ist es nur ein Kazensprung nach Lappland . Abisco ist die Grenzstation der europäischen Zivilisation. Dort kann man die ersten Lappen er blicken. Sie stehen vor dem Bahnhof, streden ihre fleinen gelben Hände aus, zeigen auf eiren Tabakbeniel und rufen auf englisch aus:„ Goed day Sir, very cheap, Sir, only ten crowns, Sir! ( Guten Tag, mein Herr, ſehr billig mein Herr, nur zehn Stronen, mein Herr!...)
schlechter ist wenig verschieden; sie besteht in einem Belz, Beinkleidern, Schuhen, und ist je nach der Jahreszeit von Renniierfellen, Fils oder grobem Tuch.
Die Lappen lennen weder Frühling noch Herbst. In Lappland gibt es nur zwei Jahreszeiten: Sommer und Winter. Die Sommernächte gleichen den Tagen. In Abisco kann un a. B. auch noch um Mitternacht herum ohne jede Beleuchtung seine Beitung lesen. Natürlich nur eine auswärtige Zeitung, denn in ganz Lappe land erscheint fein einziges Blatt.
Die wenigen seßhaften Lappen, die es gibt, werden Wald- und Fischerlappen genannt. Diese bilden aber die verschwindende Minderzahl. Daß die übrigen Lappen nomadisieren, und keine Der Sommer ist herrlich, um so schlimmer Hoffnung besteht, ſie einmal seßhaft zu machen, der Winter. Er tritt fast ohne jeden Uebergang hat eine sehr interessante Ursache. In Schweden von einem Tag zum andern ein. Die Sonne gibt es ein Gesek, das den Lappen verbietet, verschwindet, und bleierne Finsternis drüdt auf Grund und Boden fäuflich zu erwerben. Dei schwedische Staat erlaubt den Lappen in ganz Lappland umherzuziehen und die geeignetsten Leiden für ihre Renntierherden aufzusuchen. Die Lappen dürfen auch jagen und fiſchen, sie dürfen nur keinen Boden erwerben.
Dieses grausame Gesez scheint ganz nuß Das ist also Lappland , glaubt der Reisende los zu sein. Aber es scheint nur so. Die Schiveund ist enttäuscht. Aber er hat feinen Grund, den erlauben aus Geschäftsintersse den Lappen enttäuscht zu sein. Denn die Lappen, die hier nicht, seßhaft zu werden. Lappland bejizi sehr Tabat verkaufen, find nur die wenigen, die scion reiche Bodenschätze. Die Schweden suchen dort von der Bivilisation angeſtedt sind. Sie wurden| Gold und Kohle. Der Boden muß also ihnen einmal ins Ausland verfrachtet, um in der so- gehören, damit sie seine Schäße ausbeuten föngenannien ,, Bölferschau" angestaunt zu ernen. Den Lappen interessiert dies nicht. Unter den. Einige Monate später tamen fie zwar wie der nach Lappland , aber jezzi hielten fie fich schon für etwas besseres als ihre Artgenossen. Das Nomadenleben gefällt ihnen nicht mehr, und sie treiben sich jetzt in den wenigen Städten herum d hungern. Der Hauch der euro päischen Zivilisation hat ihre Eristenzgrundlage vernichtet.
Die übrigen Lappen aber führen weiter the Nomadenleben und durchstreifen das ganze Land mit ihren Renntierherden. Diese sind der
den Gold- und Kohlenarbeitern findet man keinen einzigen Einwohner. Die Arbeiter werden zwar gm bezahlt, aber noch nie konnten die Lappländer in das Arbeitsjoch eingespannt werden. Sie leben ihr eigenes Leben.
Die Renntier- Lappen haben bis heute ihre Eigenart bewahrt. Sie gerben Häute, verfer tigen Zwirn aus Sehnen der Neuutiere, weben Deden, striden Handschuhe, stellen hölzerne Gerätschaften, Kähne, Schlitten und die nötigen Kleidungsstücke her. Die Tracht der beiden Ge
den größten Teil des Landes. Die Wege find von Weihnachten bis Ostern faſt ungangbar. Die Lappen müssen daher ihre geliebten Gee birge, die Hachplateaus, verlassen und in das niedrige waldreiche Land zurückkehren. In den Sommermonaten bauen sich die Lappen ein Zelt aus einem mit Renntierfellen bedeckten Stan gengerüft. Die Winterhütte ist aber viel fester. Außen ist sie mit Rasen bededt, innen mit Kenn tierfellen bekleidet. Oft wird sie ganz eingeschneit.
Die Lappen befennen sich zwar gegenwär tig alle zum Christentum, aber ihre heidnischen Gewohnheiten haben sie dennoch beibehalten. Sie bringen ihren alten Göttern auf Berge spizen, Seeinseln und in Höhlen noch immer Menntieropfer dar. Auch die Zauberer und die Wahrsager haben ihre alte Macht behallen. Ganz eigenartig sind bei den Lappen die Heiratsfitten. Der Mann, der um eine Frau wirbi, muß zuerst den Beweis führen, daß er über eine genügende Anzahl Renniiere verfügt. Nach diesem Beweis muß er sich mit den Eltern des Mädchens einigen und ihnen ihre Tochter gegen eine größere oder kleinere Anzahl Renn