2-

Wege zum   sozialistischen Film

Reportage oder Entire?

- Charlie  

Chaplin und René   Clair. Filmarchiv?

Von Frik Rosenfeld.

-

waren soziale Filme", weil sie, wirkliche Volkss

Film üde geweſen find, wie ſie heute nur noch einige

Wo bleibt das sozialiſtiſche

amerikanische Regisseure, ein King   Vidor ciwa, zu drehen vermag. Hier sind Anfäße ſozialer Filmfunst zu finden, die auszubauen, die zu fördern unsere Sache ist.

Das zweitgrößie Filmproduktionsland der läufigen Amüſierfilms enigegenzuarbeiten, im­Ueber den sozialſatirischen Filmen seien Welt,   Deutschland, iſt   faſciſtiſch; es über- mer wieder darauf hinzuweisen, welche Absichten natürlich die dramatischen Reportagen von der schwemmt die Kinos mit Filmen, die, zum Teil hinter den liebenswürdig- harmlosen Operetten Art des Großstadtkinderfilms La Maternelle" offen, als nationale" Tendenzfilme, zum Teil und scheinbar ganz unpolitischen Ausstattungs- oder der Kleinstadtkindertragödie Armer flei­versteckt, unter dem Deckmantel harmloser" filmen und Poſſen ſteden, die geistige Stlassen- ner Held" von Duvivier nicht vergessen, auch Unterhaltung, militariſtiſchen, monarchiſtiſchen, gebundenheit, den Klassencharakter der nicht Charakterkomödien, die aus engerem Ge­imperialistischen Tendenzen dienen. Der italie- bürgerlichen Filmproduktion im- ſichtswinkel, aus dem einer einzelnen Person, nische Film iſt   faſciſtiſch; der.öſterreichische, der mer und immer wieder aufzuzeigen. Unsere Ar- das Anilik des Kapitalismus zeigen: wie Du ungarische Film find stodrcattionär, verherrlichen beit wäre aber von vornherein vergeblich, woll- viviers großartige Verfilmung des David Gol­die Offiziersfefchats der Vorkriegszeit und die ten wir dem Kinopublikum Asteje predigen, es der". Hier gehen Regiffeure, die wachen Sinn für Teniseligen Adeligen, die überaus mildherzig zu überhaupt aus dem Kino zu vertreiben suchen. Die Konflikte und Gegensätze unserer Zeit haben, ihren Landpächtern sind und eine Atmosphäre Nichts wäre gefährlicher, als aus der Erkenntnis in der Darstellung dieser ihrer und unserer Zeit patriarchalischen Friedens um sich verbreiten. der Klassenmäßig reaktionären Einstellung der so weit, wie sie innerhalb der bürgerlich- tapi­Der russische Film, einst wuchtiges Gegengewicht Filmindustrie den Film als solchen zu ver- taliſtiſchen Filmproduktion eben gehen dürfen. gegen die Erzeugnisse der tapitalistischen Film- werfen und dem Kinopublikum zu raten: geht Antikapitaliſtiſche Filme dreht die kapitalistische induſtrien, iſt faſt ganz aus den Kinos ver- überhaupt nicht ins Kino, dort will man euch Filmindustrie nicht; wohl aber wagt sie ab und schwunden; der Tonfilm hat seine fünstlerische politisch verdummen, dort impft man euch fasci- 3 einen ſatiriſchen Angriff auf die Bürgerwelt, Bajis erschüttert, seiner sozialen Struktur nach stische Gedankengänge ein. Zu der kritischen Ar- die kritische Beleuchtung eines Ausschnitts aus scheint der neue ruſſiſche Tonfilm ſich nur für beit, die wir zu leisten haben, kommt eine auf dem Leben in der gotigewollten Ordnung des das ruſſiſche Kino zu eignen. Wer die ungeheure bauende, schöpferische, und die kann im Augen- Privateigeniums. Diese Filme dem Arbeiter­publifum immer wieder zu empfehlen( ihre Bedeutung des Kinos als Waffe im Stampje um blick in nichts anderem liegen, als in der nach­die Herzen und Hirne der Menschen erkannt hat, drücklichsten Förderung aller Filme, die auf Reihe ist länger, als es scheinen mag, sie ver muß sich in dieser Zeit die Frage vorlegen: was irgendeine, und sei es noch so vorsichtige Art mehri ſich um Filme wie Hallelujah" und haben wir den fascistischen Fil- soziale Wahrheit aussprechen, sozialen Weiße Schatten, um juſtizkritische Filme wie Das Frauengefängnis"), ist heute die produk­men entgegenzustellen, die tagtäglich Tendenzen dienen wollen. auf das Kinopublifum cinivirfen, wie parieren tibsie Arbeit, die wir auf dem Gebiet des Films wir den Generalangriff der reaktionären Film­leisten können. industrien auf die Millionen und Millionen Kinobesucher? Können wir den getarnten fasci­jtischen Propagandafilmen der Ateliers in Neu­  babelsberg und   Tempelhof, in   Wien und Buda­  pest, in   Rom und   München sozialistische Auf­flärungsfilme, ja auch nur die bescheidensten pazifistischen und demokratischen Propaganda­filme gegenüberstellen?

Wir fönnen es nicht. Wir haben feine eigene Filmproduktion, wir können keine haben, weil die Elektroinduſtrien ſeit Erfindung des Ton­films die Filmerzeugung kontrollieren und jeden Meter Film mit einer Gebühr belasten, die die Filmproduktion für uns beinahe unerschwinglich macht. In den Zeiten des stummen Films fonnte man mit wenig Geld einen Film drehen. Heute ist das unmöglich. Die Herstellung auch des fleinsten Films verſchlingt Summen, die wir

nicht aufbringen. Und seibst wenn wir den einen

oder anderen Film hätten, wie bringen wir ihn in die Kinos? Er müßte in Sondervorstellungen laufen, während der fascistische Tendenzfilm als angeblicher unpolitischer Unterhaltungsfilm im normalen Programm läuft, unvergleichlich mehr Menschen geistig criajt, politiſch beeinflußt. Benn wir ſozialiſtijäze Filme ſchaffen, ſo werden sie uns bei sozialistischen Feiern gute Dienste leisten, die profetarische Feſtkultur in eine neue Richtung lenken, beſtimmte propagandiſtiſche Bivede erfüllen( wie zum Beiſpiel die Filme der

Słoniumgenossenschaften); aber sie werden kaum

die Konkurrenz mit den reaktionären Unter haltungsfilmen aufnehmen können, die von rei­chen Filmfirmen, in glänzend ausgestatteten Ateliers, mit unbeschräuften finanziellen Mit tein hergestellt werden.

Und doch wäre es verhängnisvoll und un­verzeihlich, die Flinte ins Korn zu werfen und

Das sind heute nur einige Filme der amerikanischen Produktion und vor allem  französische Filme. Nicht nur der cruste realistische Film, wie eiwa Korruption" oder Banffrach in Amerita", kann zum Sprachrohr sozialer Kritik werden, sondern auch die Gro= teske, deren oftmals tiefe soziale Weisheit von großen Teilen des Publikums noch gar nicht er faßt wird. Wir wissen, wieviel scharfsichtige Ge­sellschaftskritik in den Komödien Charlie Chavlins stedt, aber wir übersehen, daß in den fleinen Groicafen eines Stan Laurel und Oliver   Hardy die Welt des Reichtums und die Welt der Armut, das Leben des Müßiggängers und das Leben des arbeitsuchenden armen Ten­fels gegeneinander ausgespiel, daß in den Gesell­schaftsfilmen von Ernst   Lubitsch, zum Bei­spiel in der wunderbaren Satire Trubel im Paradies", Geburis- und Geldadel mit Hoch­staplerium und Gaunerwesen so geistreich fon­frontiert werden, daß sich- gar kein Unter­Paradies", der erst die Müllabfuhr der Stadt schied herausstellt. Ein Film wie Trubel im| und dann das Lurushotel der Reichen zeigt, hat mehr agitatorische Sprengfraft als eine mit größiem Ernst heruntergedrehte joziale Repor­tage". Auf dem Gebiet der Satire scheint auch die Zukunft des sozialen Films, der dann viel­leicht ein sozialistischer werden wird, zu liegen. Denken wir nur an die Filme des   französischen Meisterregisseurs René   Clair! Der besoffene Millionär, der im Nachtlofai- mit Revolvern spielt,( Der vierzehnte Juli") war ein Sym­bol der degenerierten bürgerlichen Gesellschaft, die als legtes Mittel zur Aufrechterhaltung ihrer Macht die Kanonen ſprechen läßt, und die Szene, in der der Besizer eines Autos und der Chauf­feur die Rolle tauschen, der Angestellte sich in den Fonds seit, der betrunkene Herr" das Fahrzeug im Bidzadfurs dem Ungewissen ent­gegensteuert, beleuchtet blißlichthaft und ge­

Sie müßte unterſtüzi werden durch die Gründung eines internationalen sos zialistischen Filmarchi vs. Die großen russischen Filme gehen uns verloren, die großen pazifistischen Filme der deutschen Produktion früherer Jahre verschwinden vom Weltmarkt, die alten Filme Charlie   Chaplins, Buster Keatons, die Filme der schwedischen Regisseure, Filmvolks­stücke im reinſten Sinn des Wortes, können von den gewerblichen Filmverleihansialten nicht mehr bezogen werden oder liegen nur noch in zerfranz­ten, unbrauchbaren Kopien vor. Gute Exemplare dieser Filme zu sammeln oder neu anzuschaſſen, cine Liste der verfügbaren Filmstreifen der ſtum­men Filmepoche und der Tonfilmära herauszu­geben, das wäre Sinn und Aufgabe eines Zen­tralarchivs; die katholische Filmbewegung hat ihre zentrale Filmsammlung, der deutsche Fa­fcismus legt ein Filmarchiv an- wir dürfen in den letzten zehn, zivölf Jahren geſchaffen nicht zuschen, wie das werivolle Filmgut, das wurde, in alle Winde zerflattert. Ein Film­archiv ist eine Waffenkammer; das belichiete Band, das in diesem Arsenal in blechernen Trommeln liegt, fann im geistigen Kampje um den Menschen eine entscheidende Rolle spielen. Bir dürfen dieſe Waffen ebensowenig verroſten laſſen, wie wir die Künstler, die, jeder auf einen. anderen Weg, zum sozialen Film vorzudringen versuchen, allein lassen dürfen. Sie brauchen für ihr Schaffen die Wirkung in die Breite und in die Tiefe der Menschheit, die nur der vom Geiſt der Freiheit und des ſozialen Fortschritts erfüllte Teil des Kinopublikums, den nur das Proletariat ihnen zu geben vermag.

den Machiapparat des Ninos widerspruchslos ſpenſtiſch die ſoziale Situation unſerer Zeit. Bu Jeder Parteigenosse

unfern Gegnern zu überlassen. Unsere Aufgabe dem satirischen Wig, der sich vor allem in Es ist es, unter den gegebenen Umständen," durch lebe die Freiheii" auswirkte, kommt in den Fil­mündliche und schriftliche Aufklärung, also durch men René Clairs die vollsaftige vitale Darstel Vorträge und eine regelmäßige, unerbittliche lung des Volkslebens. Unter den Tä­Filmkritif, der reaktionären Wirkung des land- chern von   Paris und Der vierzehnte Juli"

liest das Partelblatt!