später aufgenommene Gesang dazugetan. Man könnte dieses Trickverfahren auch zu den gro­teskesten Effekten verwenden; ein Greis lönnte die Stimme eines Babys, ein Kind den Bay eines Mannes, der Mann die Stimme einer Frau erhalten; hier eröffnet sich der Confilm­technik ein neues Feld. Bisher hat der Film von diesen Möglichkeiten hauptsächlich in den Micky­Maus- Grotesken Gebrauch gemacht. Die ges zeichneten Tiere der Tridfilme musizieren, sprechen, fingen; der lebendige Mensch leiht dem Zeichentricktier seine Stimme.

in

Frühlingsüberraschung

die Landschaft allein stumm aufnimmt. Im akrobatischen Uebung auch noch singt; die Atelier steht ein Automobil vor einem schwar- Szene wurde stumm gedreht, dann erst der zen Hintergrund. Die Schauspieler fizen und fingen in diesem Auto, das von Atelierarbeitern in leise Bewegung gesetzt wird, um das Fahren vorzutäuschen. Gleichzeitig mit der Aufnahme dieser Schauspieler läuft durch die Kamera der im Freien aufgenommene stumme Film; auf dem Negativ erscheinen also die Insassen des Autos und hinter ihnen die vorüberziehende Landschaft. Nach diesem System wurden in dem Greta Garbo - Film Anna Christe" die Bilder gedreht, in denen das Kohlenschiff an den Wolfenfraßern New Yorks vorüberfährt. Nach diesem Verfahren werden heute fast alle Außen= Bei der Filmaufnahme hinterläßt der aufnahmen gemacht, in denen man die Groß- Ton auf dem Filmstreifen ein aus hellen und aufnahme eines sprechenden oder singenden dunklen, kurzen und langen Strichen zusam­Menschen sicht. Denn in der Großaufnahme mengesepies Tonbild"; ein Klang wird fann man nicht synchronisieren, nicht den Ton eine Zeichnung vertvandelt. Bei der Aufführung vom Bild trennen; auch bei sorgfältigster Shn=| des Films wandelt die Photozelle die Zeichnung chronisierung würde der Zuschauer bemerken, wieder in einen Ton um. Der Filmtechniker daß Ton und Mundbewegung sich nicht voll- Rudolf Pfenniger fam mun auf den fommen deden. Gedanken, das Tonbild nicht durch die Auf­Wo aber nicht der Kopf eines sprechenden nahme eines lebenden Klanges zu gewinnen, Menschen im Bild erscheint, dreht man heute fondern es einfach durch Zeichnung herzustellen. fast alle Außenaufnahmen st u mm. Tonauf- Auch diese ohne die Aufnahme eines lebendigen nahmen sind sehr teuer, die Tonfilmfirma, die Klanges entstandene Zeichnung ergibt bei der den Apparat beistellt, muß pro Tag bezahlt Vorführung des Filmstreifens einen Toneffekt; werden. Wenn nun schwierige Freilichtszenen man kann also Musik zeichnen, man kann gedreht werden sollen, die drei oder vier Tage eine Komposition ohne die Hilfe von Musik­in Anspruch nehmen, arbeitet man mit der alten instrumenten durch die zeichnerische Uebertra­Stummfilmkamera, läßt die Darsteller aber den gung der Noten auf den Filmstreifen im Ton­Teri laut sprechen, damit die Mundbewegun- film zur lebendigen Wirkung bringen. Zeichnen gen im Bild mit den Worten übereinstimmen. aber fann man auch Töne, die unsere Musik- helden in Echreden versezen, nicht mehr ein Dann dreht man im Atelier in wenigen Siun- instrumente nicht hervorbringen; die Tonleiter primitiver Apparat im Atelier herstellen, nun den die Tonaufnahme; der Film rollt vor den kann nach oben und unten ertveitert, ganz neue wird die Hand eines Tonzeichners sie auf das Augen der Schauspieler ab, die nun jeder ihren Tonstalen können geschaffen, Geräusche zeichne- Filmband malen. Zwei verschiedene Welten Tert im richtigen Augenblick sprechen. Am risch dargestellt werden. Die Erfindung Pfen- Bild und Ton, sichtbare und hörbare Erschei leichtesten sind Massenszenen, Thorgefänge, nigers, die tönende Handschrift", ist nung, werden durch den Erfindungsgeist de Straßenlärm, zu synchronisieren. Hier wird der besonders wichtig für die musikalische Illustrie- Filmtechnikers zu einer neuen Einheit gebun Film stumm gedreht und im Studio mit Musik, rung von Zeichentridfilmen und für jede Art den; im Schnittpunkt von Klang und Bith Gesang, Geräusch versehen. gespenstiger, unheimlicher Tonfilme; nun wird wachsen neue Trids, aus denen tommend die seltsamen Laute, die nächtlicherweile ein Filmtünstler noch ungeahnte, zauberhafte, ton verfallenes Geisterschloß beleben und den Film- filmische Effekte entwickeln werden.

Es gibt verschiedene Methoden der Syn chronisierung; die beste ist das Rhythmograph= Verfahren, nach dem auch viele amerikanische Tonfilme, wie Im Westen nichts Neues" mit deutschen Texten syn­chronisiert wurden. Die Synchronisierung in einer fremden Sprache ist viel schwerer, weil der fremden Sprache andere Mundbewe­

Zwölf Herren

Jeden Tag begegne ich ihnen. Ich habe und über viel freie Beit zu verfügen, denn ich treffe sie meist im Sportdreß an, einen Tennis oder Golfschläger in der Hand.

gungen entsprechen. Man sucht daher erst Auf- dann schon eine gute Viertelstunde meines We­nahmen heraus, in denen der Sprechende den ger hinter mir. In dieser Zeit kommen mir meist Rücken kehrt, oder aber man zeigt das Bild des Personen entgegen, die mich ärgerlich an mei Allen ist die tadellose breitschultrige Figu Zuhörers; wo man die Aufnahme der sprechen- nen eigenen Zustand erinnern. Sie schen so gemeinsam. Nicht ein wenig müde oder nieders den Person nicht vermeiden kann, muß man den unangenehm nach drittem, vieriem Krisengeld gedrückt fehen sie aus, elastisch ist ihre Haltung Tert so umstellen, daß die deutschen Worte fich aus. Ihre Gesichter bemühen sich kaum noch, ihre und ihre Gebärden sind von unnachahmlicher halbivegs den Mundbewegungen der englischen Sorgen zu verbergen, ihre Anzüge, ehemals von Sorglosigkeit. Am meisten bewundere ich ihren anpassen. Bei der fremdsprachigen Nachſynchro eleganter Form, hängen verbeult um ihre zu- Anzug, der immer von der gleichen pemlichen nisierung wird die Stimmne des Schauspielers fammengesunkenen Bruſtkästen, zeigen abgetra- Sorgfalt und Affurateſſe iſt. Niemals habe id der Originalfaffung durch einen anderen Spre gene Stellen. und ausgefranste Säume. Ihre bei einem einen baumelnden Knopf, eine ges cher erſezt; Mata Hari zum Beiſpiel, war Schuhe sind nachläffig gepust und die Abfäbe plage Naht, eine dünngewordene Stelle im Stoff englisch aufgenommen, deutsch synchroniſieri; fchiefgelaufen. Jeder fieht aus wie der wan - gesehen. Ihre Beinkleider zeigen vollendet scharfe am besten gelang die Synchronisierung bisher delnde Krisen- Alltag. Bügelfalten fogar an den Knien, als ob ihre in dem pazifistischen Lubitsch - Film Der fremde Sohn". Träger noch nie darin geseffen hätten, ihre Wäsche ist fledenlos sauber und der Stoff ihre breitschultrigen Sallos rauht fich zu jener feinhaarigen Oberfläche, die das untraglich Beichen geringer Abnutzung ist. Einer pflegt bel der Unterhaltung seinen Ulster an dem Rever etwas zurückzuſchlagen. Er kann sich das Teiſten bei ihm braucht der neue Paletot die Schäbig keit des darunter getragenen Anzugs nicht zu verbergen.

Aber dann, an einer bestimmten Ede, stoße ich auf die zwölf Herren. Stets sind es die gleis Synchronisieren heißt, den Ton gesondert chen zwölf und es macht ihnen offenbar Freude, aufnehmen und mit dem Bild in Einklang bringen. Man kann mit dieser Trennung und an dieser Ede in Gruppen von zwei und drei späteren Vereinigung von Ton- und Bildauf ihre Gespräche zu führen. Es müſſen höchst an­nahme nicht nur stumm gedrehten Szenen genehme Gespräche sein, die sie beschäftigen, Sprechterte unterlegen( Dreyers Vampir" vielleicht über hohe Abschlüsse, gutgehende Ge­war stumm gedreht und dann synchronisiert), schäfte, denn ihre scharflinigen Geſichter ftrahlen man fann auch Szenen stellen, die sonst nicht in stolzer Siegerfreude. Wie gewinnend und möglich wären. In dem Film Die oder keine" energisch zugleich wissen einige von ihnen mit trällert eine Sängerin die schwierigsten Kolo- entblößten Perlzähnen zu lächeln, während das raiuren, während sie von den Statisten, die bes kräftige Kinn sich nach vorn schiebt. Bei anderen geistertes Volk mimen, hin- und hergeschleudert ist es der richtige Adlerblick, der das schmale Ant­wird. Es ist undenkbar, daß eine wie ein Ball liz so überlegen- fühn erscheinen läßt. Zwel der hin und hergeworfene Sängerin bei dieser Herren scheinen besonders wohlsituiert zu sein

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So flößen diese zwölf Herren durch Ausa druck, Haltung und Kleidung jedem, der ste ficht Glauben an unwillkürlich Optimismus und

eine Selt gutgehender Geschäfte ein. Ich spüre manchmal die Versuchung, wie sie in unterneh