der Gewähltheit ihrer mattroſa Toilette, zu der fie brasilianische, gelbe Brillanten trug, neben Madame Rogane verblassen mußte.

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grad gebracht hatte-jie wußte es nicht. Was| noch etwas sagen, sein Eindringen hier mit ihr die ganze Affäre jedoch nur um so reizvoller irgendwelchen Worten rechtfertigen wollte. Doch und fortsetzungsbedürftiger erscheinen ließ. dann schien er es sich überlegt zu haben. Er Merkwürdig, daß es soeben ein junger Das Fest hatte seinen Höhepunkt erreicht. blieb ruhig stehen und harrte der Dinge, die da Mann im einfachen, blauen Satto wagte, die Alles lachte, tanzte, trank, die starren gesell- tommen würden. Man versuchte, das Ganze so stolje Schönheit zum Tango in den Sternen- fchaftlichen Formen diplomatisch- internationaler distret und unauffällig wie nur möglich zu era Etiketten hatten sich leicht gelockert. Und der ledigen. Ein Diener winkte Fekete zur Seite. Mittelpunkt des Interesses war noch immer Der junge Mann leistete nicht den geringsten iener junge Mann im dunkelblauen Satto. Man Widerstand und folgte dem Livrierten, der schloß übermütig Wetten ab, wer er wohl sein ihn draußen direkt in die Arme des Gesetzes be­möge, und die meisten waren der Ansicht, daß förderte. Es war ein greller Gegensatz zu dem es sich um einen spleenigen" Angehörigen ihrer furz vorher Genossenen, als der junge Mann Gesellschaftsschicht handle, dessen Einladungs- sich wenige Minuten später bereits auf der Po= farte vielleicht verlegt worden sei. Denn die lizeistation wiederfand. Er war der sanfteste Identität aller anderen Gäste konnie an Hand und geständigste Delinquent, den jemals eine dieſes Dokumentes spielend leicht ermittelt Budapeſter Polizeistation gesehen hatte. Nichts leugnete er, alles gab er zu. Jawohl, er habe werden. sich des Hausfriedensbruches in sträflichster und gröblichster Weiſe ſchuldig gemacht. Aber was fäme es schon darauf an. Als ungebetener Gast sei er zu dem Fest gegangen, dessen kommende

faal zu bitten. Und noch merkwürdiger, daß die Französin, sonst so wählerisch, gerade diesem jungen Mann lächelnd und seinen gegen die Borschrift verstoßenden Anzug mit unnachahm­licher Grazie ignorierend, den Arm bot und sich zum Tanze führen ließ. Wer war der junge Mann? Hier tannte doch jeder jeden. Mabel Mefferson wandte sich an Juana de la Tores, bie es auch nicht wußte und nun ihrerseits den Marchese Antinori befragte. Der zuckte die Ach­feln, meinte, seine Frau werde vielleicht Aus­Bunft geben können. Sie sei ein enfant terrible" und kenne die unmöglichsten Menschen in der ganzen Welt. Aber auch das enfant terrible" bersagte diesmal. Die dunkellodige Marchese, ganz in champagnefarbene Brüsseler Spigen und bunkellila Amethysten gewickelt, schüttelte wild den Kopf, schwor aber, daß sie es spätestens nach Ablauf einer halben Stunde in Erfahrung gebracht haben würde.

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Still lächelnd hörte diesen Reden nur ein

Pracht und Herrlichkeit die Zeitungen bereits

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junger Attaché zu. Mit verschränkten Armen beobachtete er aus einer Ede des Saals den Mann im blauen Sacco. Und plößlich, als dieſer gerade mitten in einem Kreis von Damen und Herren der erlauchteſten Diplomatie stand, niemals so etwas mitgemacht habe- tagelang vorher beschrieben hatten. In ihm, der - ich bitte trat er auf ihn zu und sagte mit höflicher Ver­Sie, Herr Kommissar, ein kleiner Banbteamier" beugung: Gestatten Sie, daß ich mich vor­stelle? Ich heiße du- Bois- Reymond de la Roche  - haben würde, in solche Geſellſchaft geladen zu und wohl kaum jemals im Leben Gelegenheit foucauld, bin Marquis und Mitglied der hie- werden, besonders jetzt, wo ich schon monate­igen französischen Gesandtschaft". Der junge lang arbeitslos bin" Mann jedoch, als habe er den ganzen Abend auf der Wunsch aufgestiegen, einmal dabei zu sei plößlich brennend nichts anderes gewartet, antwortet, mit gleicher sein. Einmal mitzumachen unter den sogenann= höflicher Selbstverständlichkeit: Ich heiße Dedön Fekete und bin ein stellungsloser Bank­ten Großen und Reichen dieſer Erde. Er habe beamter!" vorausgesehen, wie alles enden würde. Aber das macht nichts, Herr Kommissar. Es war sehr schön, und es lohnt sich schon, für diese Nacht ein paar Wochen abzujizen."

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Tableau! Bestürztes abwartendes Schweigen gen. Einen Augenblick sah es aus, als ob Fekete

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Die Schwester Robespierres

Im Jahre 1834, also vor hundert Jahren, starb in Paris   in einem einsamen Zimmer des Hauses Rue de la Fontaine( jezt rue de la pitié) eine Frau, die sich Charlotte Carraut nannte und von einer bescheidenen Rente gelebt hatte. Wie groß war das Erstaunen der Nach­barn, als dann eine Freundin der Verblichenen, Mademoiselle Reine Louise Victoire Mathon, folgende Todesanzeige an die Haustüre heften ließ:

Paris  , am 1. August 1834.

genötigt war, seine Rede zu verlesen. Sie war sehr pathetisch, eine flammende Verteidigungss rede für die Verstorbene:

Mein tugendhafter und unglücklicher Maximilian, Deine Schwester hat Dich nicht berleugnet!... Schwester Maximilian Robespierres! Entreiße Dich für einen Augenblick den Armen des Todes, erscheine uns noch einmal und sage uns, ob jemals in Deinen Gedanken Dein vortrefflicher und un­glücklicher Bruder aufgehört hat, von Dir verehrt zu werden und geliebt zu sein, und ob Du jemals aufgehört hast, seinen Tugen­den zu huldigen!"

Nur wenige Paare tanzten. Die meisten Jaßen oder standen und sahen dem Tango von Madame Rogane zu, den sie mit ihrem Partner im blauen Sakto ausführte. Der junge Mann, blondhaarig, mit strahlend- blauen Augen, groß und von ausgezeichneter Figur die Schultern breit, die Hüften schmal, sehnig und federnd in den Gelenken, tanzte besser als jeder Argen­tinier den geschmeidigen, wiegenden Tanz der Nation. Marina Kenjon gestand es neidlos ihrer Freundin, der Gattin des belgischen Charge d'Affaires, ein. Madame Roxane, von ihrem Bartner behutsam und voll zarter. Andacht be­rührt, glitt in dessen Armen hin und her, ein Bild tänzerischer Anmut. Der junge Mann Sprach nicht und die Französin fragte nicht. Sie gab sich ganz des Tangos Melodie hin. Man be­stürmte sie später mit Fragen. Sie lächelte je ne le fais pas" und schritt gemessen an das Barbüfett, um sich mit einem Orangen- Coctail zu erfrischen. Heimlich und unauffällig begann die gesamte, exquisite Gesellschaft, in der jeder jeden fannte, sein Jch, seine Vergangenheit, seine Gegenwart und womöglich noch seine Zukunft den Unbekannten zu beobachten. Er be nahm sich höflich, unauffällig und korrekt. Da und dort nippte er am Wein und an den Spei Jen, rauchte eine Bigarette oder nahm eine von den Erfrischungen, die die weißlibrierten Diener boten. Er tanzte gern, biel   und gut, und feine der eleganten, juwelengeschmüdten Frauen gab dem Mann im blauen Safto cinen Korb. Wenn er so dastand, liebenswürdig und bescheiden, den Kopf demütig neigend vor der Macht des Schö­nen, berkörpert in einer jungen Frau, die Augen aufgeschlagen, offen und flar, brachte es nicht eine über sich, die Aufforderung zum Tanz ab- Robespierre? Ja es handelte sich um die zulehnen. Der junge Mann sprach wenig mit Schwester des großen Revolutio= feinen Partnerinnen und das Wenige auch nur när 3, die sich zeitweise auch Karoline De la in englischen oder französischen   Broden. Doch ro che genannt hatte, um den Belästigungen geschidt verstand es es, jeder Frage, die seiner der Neugierde und dem Geflatsch der Leute zu Berson galt, auszuweichen. Und auch, als ihn entgehen. Einige Robespierristen die gab es die Gattin des Geschäftsträgers einer erotischen noch 1834 in Paris   beschlossen, der Toten Macht aus dem Ballsaal loďte, um mit ihm an eine würdige Feier zu veranstalten, und tat­Ded, im Angesicht der milden, verschleierten sächlich versammelte sich auf dem Friedhof bei Charlotte Robespierre   war davon keine Nacht einen diskreten Flirt zu beginnen, ging Montparnasse   eine ansehnliche Menge vorm er zwar auf diesen herzhaft ein, doch ganz im Grab. Bürger Laponneraye sollte die Stile Lohengrins: ohne dabei die geringste Aus- Gedenkrede halten, doch hatte ihm der Staats­funft über seine eigene rätselhafte Person zu anwalt einen Strich durch die Rechnung ge­geben. Die erotische Dame lehrte zwar sehr macht. Laponneraye saß nämlich zur selben erreat in die Gesellschaft zurück, doch wer ihr Zeit in Saint- Pelagie wegen eines leicht entflammtes Blut so rasch auf den Siede- politischen Vergehens in Haft, weshalb man

Fräulein Reine Louise, Victoire Mathon hat die Ehre, Ihnen Mitteilung zu machen von dem Tode der Marguerite Charlotte Robespierre, die heute um 4 Uhr nach­mittags gestorben ist. Die Totenfeier wird Samstag, den 3. August, nachmittags statt­finden. Der Leichenzug wird das Sterbe­haus, Rue de la Fontaine 3, um 10 Uhr morgens verlassen.

Wozu diese Verteidigungsrede? D, sie war durchaus notwendig, denn allgemein wurde Charlotte beschuldigt, ihren Bruder Maximilian als eine Art Verräter des Vaterlandes bezeich net zu haben. Sie schäme sich ihres Namens, hieß es, den Maximilian durch seine Taten ge= schändet habe. In den historischen Erinnerun gen Pierre Laigneur' heißt es über die Frau: Ich erinnere mich, daß gegen 1833 oder 1834 eine Schwester Marats   in Paris   im letzten Stodwert eines Hauses am Plate Saint Michel wohnte. Frl. Marat liebte die Schwester Robespierres nicht, die ebenfalls in Paris  wohnte; sie hatte mit ihr feinerlei Ver tehr, Fräulein Marat war ein Charakter,

Spur. Fräulein Marat hielt an ihrem Namen fest; Fräulein Robespierre dagegen verbarg den ihren unter einem Pseudonym: Karoline Dela­roche. Diese zwei Schweſtern von Konventsmit­gliedern hatten nichts untereinander gemein, als ihre Armut und ihre Liebe zur Arbeit. Die eine verfertigte in ihrer Einsams