BUNTE WELT

Nr. 37

Enterhaltungsbeilage

Männer

Tatahisha Mitsui

Biele selbstverständliche Dinge find gar nicht ſo einfach anzuſtellen; die Rückseite des Mondes aufzusuchen, wird niemand unter nehmen- was die Erde bewohnt, und wäre es der Dalai Lama im tibetanischen Hochland, muß auf irgendeine Beise schließ Tich zu erreichen fein; nur bersuche man es

einmal.

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Bon Albin 3ollinger

1934

wich nicht zur Seite. Aljo muß ich doch wohl wohl tupft er immer wieder die Brosamen wissen, wie Tafahisha Mitsui aussieht. So auf dem Tuche zusammen, tippt er mehrmals sieht er nicht aus wie hier in der Zeitung. So die leere Tasse über seinen aufgehobenen wahr ich lebe, man könnte unter dies Bild mit Mund; in dem ständigen Umfichbliden des eben dem Recht den Namen des Kaisers von jungen Mannes ist viel zu viel gespielter Grönland oder eines tubanischen Rebellen- Gleichmut, als daß es ihm nicht anzusehen generals seßen. Mein japanischer Baron ist wäre, er will bloß nicht bedauert sein, er es nicht. Aber so geht das mit diesen Belt- schäßte sich glücklich, nicht aufzufallen. Nun größen. Irgendein Reporter, welchem es die liegt das ja auch schon weit zurüð, eine geiſter­Umstände zufällig ermöglichten, wagte ge- hafte Sache voll toter Menschen. Er hat ars Da lebt ein Baron Tatahisha Mitsui, legentlich eines Bantettes das Magnesium beiten fönnen, heute, er hat in seiner Mappe ein Japaner, ein Fürst des Besißes, eintau- attentat auf ihn, erwischte sein treidig auf nichts als das eine Manuskript, über dem er fend und zweihundert Millionen sind ihm merhames Gesicht aus der Ferne in seine den Tag zubrachte; es war ein glüdlicher gegeben, hundertdreißig Gesellschaften find Stamera wie ein Bild im Busch, so geht es Tag, er vergaß sich in seiner Beschäftigung, ibm hörig: Banten, Kaufhäuser, Elektrizi- denn in die Welt, und man reißt sich darum, es liegt etwas da, was vorher nicht da lag, tätswerte, Schiffahrtsgesellschaften, Stupfer- tlischiert und topiert es ab bis zur Untennt ee lebt in der Mappe etwas von seines Kopfes werfe, Kaliwerte. Eisenminen, Kohlengruben, lichkeit; in Europa ist es nurmehr ein Blech Gnaden. Lieber Gott, wenn es nur damit fein Bersicherungsgesellschaften, Waffenfabriken, von einer Münze, ein abgeschabter Bachstein, Bewenden haben wollte, gäbe es nur nicht Spielwarenfabriken, Berlagshäuser, Freu- ein Unding mit Hornbrille. Aber die Men- außerdem noch das Eril, die Erwerbsverbote. benhäuser, Treuhandunternehmungen ob schen nehmen es zwischen ihre Finger, beftau- die anwachsende Miete und all die zerschla Talabisha Mitsui auch zu erreichen ist, wenn nen es und machen sich ihre Gedanken dar- gene Liebel Na... Er erinnert sich einer ich mir beispielsweise das in den Kopf zu über, daß das nun Takahisha Mitsui, der Bigarette, die er noch befibt; ein Straßens seßen die Laune habe? Man spricht immer reichste Mann der Belt, ist. Sie träumen sich bahnschaffner schenkte fie ihm aus seiner bom Mitado; der Mikado ist ein Gott, aber in seine Haut, in seine Gefühle, in seine Villa Müze heraus, nachdem er ihn alle die Beit er lebt traurig und gehorsam in seiner fplen- und in seine Leibiväsche hinein, indem sie sich durch seine Glastür angeblidt hatte. Das war diden Gefangenschaft, und Takahisha Mitsui immer an dieses Bild von ihm halten. Sie so wie die Aushändigung einer geheimen ist gewissermaßen sein lieber Onkel, der ihm saugen es förmlich aus, das arme Bildnis, Oblate, sie wird ihm schmeden, die Oblate Geld gibt oder nicht gibt, je nach seinem Ent- nähren sich daran, bis daß es ausgehöhlt wie der Brüderlichkeit. Er macht sich damit breit, schluß. Ein Gott ist Tatahisha Mitsui nicht, ein Käfer vor ihnen liegt, die sich ernüchtert der Aufschneider, der tut, als hätte er Gans er begehrt es auch nicht; was er begehrt, ist, und es weggeworfen haben, das Ding mit braten, Kuchen und Wein zu verdauen. Dann Kaiser von Japan zu sein, und das nun ist er dem japanischen Grinsen. erweist er fich doch als nicht robuft genug, es denn in der Tat. ungeachtet der andere bas schämt ihn an, sich so auszuschmüden, er ers Leidwesen der Tradition, die Strapazen der rötet über das eigene Gebaren; denn meine Repräsentation trägt. Tatahisha Mitsui ist Mir gegenüber entdecke ich einen jun- Aufmerksamkeit ist ihm natürlich nicht ents Kaiser auf eine zurückgezogene, selbstlose Art; gen Menschen mit schönen, männlichen Bügen, gangen, sie hat ihn zu all der Komödie vers abgesehen vielleicht von seinen allernächsten etwas finster, seine Nase ist die eines leitet plöblich runzelt er die Stirn und Sefretären, Stenotypistinnen, Bedienten, er- mers, er trägt Stoteletten-ach richtig, das erhebt sich unwillig wie ein Mädchen, um fich hebt er nicht Anspruch, besonders begrüßt au ist ja der Schutzbündler, der sich dahergerettet der Zubringlichkeit zu entziehen, er geht, er werden, er lebt als eine sonderbare moderne hat nach der verlorenen Schlacht! Es ist ihm nimmt seine Sachen zusammen und entfernt Form von berivunschenem Brinzen, Herrscher nichts anzusehen, die hunderttausend Kugeln sich, nachdem er bezahlend noch weit in seiner ohne Land, unter seinem Volfe, ja er sieht haben ihn alle umgangen; er soll unter Gips Börse herumsucht und der Kellnerin ein übers aus wie ein Botentat, der den Befehl, ihn zu und Klavieren bergraben gewesen sein, doch triebenes Trinkgeld mit fürstlicher Berdros­berleugnen, ausgegeben hat, geisterhaft fieht das ist abgeschüttelt, ein guter Anzug ist ihm fenheit zugeschoben hat. er aus, rätselhaft. bedauernsivert und un- geschenkt worden, den sein schöner Körper mit heimlich. Um den Mikado zu erreichen, Anstand trägt, und da er gelehrt ist, hat er braucht es die Erfüllung gewisser Formalis auch seine Mappe neben sich auf dem Stuhle täten, halsbrecherisch angelegt, dem Kühnen liegen. Er sieht also feineswegs ärmlich aus, dafür um so dienstbarer. Dagegen Tata- und niemand könnte es einfallen, ihn zu be­hisha Mitsui, der Milliarden- Mikado, welche mitleiden, ja auch nur auf ihn aufmerksam Oeffentlichkeit hat der? Keine Pfade des Beremonielle führen zu ihm, feine Göttlichkeit verschönt ihn. er sißt in der Kälte seines Gel­des, verschollener als ein Himalayamönch, aber ungläubig, ungütig, freudlo3, Mär­

threr des Mammons.

Gin Rebell

zu werden, abgesehen davon, daß er wirklich ein hübscher, junger Mann ist, dessen grollen­des Besen den Frauen gefallen muß.

Allein wie kommt es, daß er als Haupt­mahlzeit eine Tasse Kaffee nimmt, und wie verdächtig gravitätisch bricht er feine Sem­Daher erstaunt es mich, hier sein Bild mel darüber? Es sieht sich so an, als hätte in der Zeitung zu sehen; allein, was ist es er es ordentlich streng mit Platten und Be­auch für ein Bild! Ich habe den Baron zu stecken, Gängen und Getränk. Wie man fälligerweise einst fennengelernt, das war in wohl eine magere Sache verhängt, um ihr einem Kurort des Berneroberlandes, wo es ein Ansehen zu geben, drapiert er das Bett­fich traf, daß ich ihm in einer Gelbverlegen lermahl mit den ausholenden Gebärden sei­beit beispringen durfte. Er stand da und ner Hände, mit leberdruß, als wäre ihm sollte den Träger bezahlen, hatte aber, wie auch das noch fast zu viel. Denn Bertla das die Art dieser Männer ist, auch nicht rung und sparsames Hinausziehen der heili­einen roten Heller bei sich, und der Berner gen Handlung ist es nicht, dieses Bögern;

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Ich bin meinerseits auch errötet, es tut mir leid, daß er vor mir ausziehen mußte; was soll er von mir denken, wo ich mich doch lieber mit ihm angefreundet und unterhalten hätte. Nun sehe ich ihn in sein Dachlämmers chen davongehen, er wird am See noch eine Beile die Aussicht genießen, in Anbetracht, taj ihm das feine Auslagen bereitet, er wird noch ein wenig den Frauen nachblicken, in Sorge. ihre Neugier zu erwecken, er darf ernsthaft daran nicht denken. Ich aber empfinde es als bedrückend, daß der schöne, begabte Mensch seine Mahlzeit wie eine zahnlose Bettlerin vor mir gehalten hat, sein bombastisches, haltloses Gehaben erfüllt mich mit Schreden, weil ich ahne, daß das bei ihm nicht vorhalten kann. Ein Rebell, ein Barris tadenkämpfer und noch dazu ein Schriftsteller wird diese hohle Existenz nicht ertragen. ohne entweder wahnsinnig zu werden oder plöbli eines Tages wieder verzweifelt von einer Schanze zu knallen.

And

100 as M