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Dreigrofchen- Roman

Bon Bertolt Brecht

Notiz. Die Sache mit dem Schuster Horký." I aus seiner Entlassung. Vor drei Tagen hatte| fuhren. Sie drückten sich ähnlich aus wie der Kahn liest. Er begreift nicht. ,, Mensch, und Sie ihm ein Regierungsblatt, den Maryisten nicht Dr. Kahn und rannten es ,, Gassen- Demagos wollen wenigstens zur Hälfte einen jüdischen viel freundlicher gesinnt als zlatý, den Posten gie". Sie erinnerten auch daran, daß der Pro­Kopf haben? Na, hör'n Sie mal. Also Sie, des Chefredakteurs angeboten. Jetzt nahm er pagandaminister Dr. Göttlich im Nachbarreich Kahn, Sie persönlich, werden morgen mittag ihn an. Und den Skasný mit. Der Alte sollte das Schulbeispiel zum Fall des Schusters am hellerlichten Tag im Auftrag des Ab- platen. Horký geliefert habe. Alle, die ihn durchs geordneten Jaroslav Blaih und seiner Natio Es gab gewiß eine Sensation, als die Def- schauten, das Billige, Armselige und Flittrige nalen Vereinigung" dem Schuster Horký 2000, fentlichkeit am nächsten Tag erfuhr, der lang- seines Tuns, machten sich über den Abgeordne na, sagen wir 1000, genügt auch, Kronen jährige Chefredakteur Blaths, Dr. Kahn, sei von ten und Führer ber ,, Nationalen Vereinigung" bringen. Damit werden wir einen Bomben seinem Posten zurückgetreten und in das rechte lustig. Doch einen Triumph erlebte Jaroslav Erfolg haben. Das wird unser Wahl- Lager der Regierung übergegangen. Doch die Zlatý. Seine Trafikantin, bei der er vormit schlager sein: praktische Hilfe! Unter Sache mit dem Schuster Horký, den der Füh- tags im Vorübergehen Zeitungen und Zünd­uns, die Idee ist nicht ganz neu. Der Pro- rer der ,, Nationalen Vereinigung" durch sein hölzer zu kaufen pflegte, sagte ihm mit blitzen­pagandaminister Dr. Göttlich in unserem Nach wie es in der ,, Mittagsstunde" hieß ,,, tat- den Augen: Sie sind ein großer Mann, Herr barland hat früher, als er noch in der Opposi- fräftiges Eingreifen" vcr der Ermittierung ge- Blath, vielleicht werde ich jetzt auch einmal tion war, mal genau dasselbe gemacht. Mir rettet habe, erregte noch weit größeres Auf- wählen. Und zwar Sie." Stolz schritt der ist's nur im richtigen Augenblick eingefallen. fehen. Die Leute der Linken, die erfahrenen Führer, nachdem er diese Worte vernommen Es erregte damals Aufsehen. Die Leute glaub- und geschulten Kopfe, lächelten, als sie dies er hatte, dahin. Jeder Zoll ,, ein Held der Straße". ten wirklich, das wäre ,, Sozialismus der Tat" und liefen ihm in hellen Haufen zu. Wie's in unserem Nachbarlande geworden ist, wissen Sie ja, mein lieber Kahn. Wir können das­selbe. Auf die Weise machen wir die Marristen glatt tot. Wer wagt drüben noch gegen Kapi­ talismus und Privateigentum aufzumuden? Die Schnauze haben sie zu halten. Jawohl! Und das wollen wir auch. Dafür laß' ich 2000, nein, 1000 Kronen gern mal springen. Kahn, was sagen Sie nun? Wollen Sie einen Hen­nessy?" Der Dr. Kahr sagt erst mal nichts. Und dann fängt er an, gewaltig zu rauchen. Schließlich kam es fel, r mühsam und gequält bon seinen Lippen: Geschickt ist das schon alles, was Sie da vorbringen. Aber, weiß der Teufel, es gefällt mir nicht". Erregt sprang Kahn auf, ging did und schwer wie er war, schnell im Zimmer umher. Er wirkte sehr Zomisch. Nein, es gefällt mir nicht. Es ist, berzeihen Sie mir, es ist in diesem Plan eine grenzenlose Gemeinheit. Ich stehe auf dem Boden des Kapitalismus und des Privateigen­tums. Ich bin für Freie Bahn dem Tüch­tigen" und vertrete der Standpunkt, daß der Unfähige zugrunde gehen soll. Aber für eins bin ich, Herr BZlatý. Nämlich, daß man das, was man will, auch ehrlich sagen soll. Und nicht mit solchen Mitteln, wie Sie sie jetzt vor­schlagen, ans Ziel zu kommen sucht. Nein, Herr Blath, ich bring' dem Schuster Horký nicht die 1000 Kronen. Ich nich:."

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Im Verlag Allert de Lange,| lieber Grooch, ist die Ermordung eines Mannes Amsterdam , ist unter obigem Titel ein fast gegen die Anstellung eines Mannes? Sehen 500 Seiten starkes Buch des Autors der seinerzeit mit sensationellem Erfolg auf vielen Bühnen aufgeführten Dreigroschen oper" erschienen. Trotz mancher Längen, die der Roman enthält, dessen Handlung in die Zeit des Burenkrieges verlegt, aber in jeder Beile zeitgemäß ist und dessen Gestalten an die heute im Dritten Reich agierenden Gang­ster erinnern, liest man das Buch mit bren­nendstem Interesse bis zur letzten Beile. Es ist eine Zeitsatire, wie sie mit gleichen Schärfe noch nicht geschrieben wurde. Die Personen der Oper tauchen auch hier wieder auf, allerdings betreiben sie ihre Korrupt heit unter der Maske von nach außenhin sehr ehrenwerten Bürgern. Hier einige Stellen aus dem ausgezeichneten Buche!

Sie, noch vor ein paar Jahren haben wir eine ganze Straße gestohlen, sie bestand aus Holz­würfeln, wir haben sie ausgestochen, auf­geladen und weggeführt. Wir meinten wunder, was wir geleistet hatten. In Wirklichkeit hat­ten wir uns unnötige Arbeit gemacht und uns in Gefahr begeben. Kurz darauf hörte ich, daß man sich nur als Stadtrat etwas um die Auf­tragsverteilung fümmern muß. Dann bekommt man eine solche Straße in Auftrag und hat mit dem Verdienst dabei für eine Zeitlang aus­gesorgt, ohne etwas riskiert zu haben."

Korruption in der Politik.

Patron! und damit den Schilderer meinen. Dabei wirkt nur das Plumpe, eben schon des­wegen, weil es unwahrscheinlich ist! Heri Gladstone könnte in aller Seelenruhe West­minster anzünden und behaupten, die Konser­bativen haben es gemacht. Niemand würde das natürlich von dieien glauben, denn sie haben nach Ansicht der Welt viel feinere Mittel, um zu bekommen, was sie wollen, aber niemand würde die Schuld auch jemals auf Herrn Glad­stone schieben. Ein Minister läuft doch nicht mit Beroleumfannen herum!..."

Jedermann weiß," jagte Beachum oft ,,, daß die Verbrechen der Besitzenden durch nichts so geschützt sind, wie durch ihre Unwahrscheinlich feit. Die Polititer fönnen überhaupt nur des­Der Abgeordnete Jaroslav Zlatý saß starr. halb Geld nehmen, weil man sich ihre Korrupt­Da hört sich doch alles auf. Dieser Kahn ris- heit ungemein feiner und geistiger vorstellt, als fierte ja einen Ton. Blitzschnell durchschoß es sie es ist. Würde sie einer genau so schildern, ihn, daß eine so günstige Gelegenheit, den, wie sie ist, nämlich ganz plump, dann würde Mann mit der jüdischen Mutter loszuwerden, jedermann ausrufen: was für ein plumper nicht wiederkommen würde. Seine Miene wurde eisig. ,, Lieber Kahn, selbstverständlich sollen Sie meinetwegen nicht in Gewissenskonflikte fom­men. Aber Sie müssen mir schon erlauben, Po­Litik zu machen, wie sie mir beliebt. Sie ver­stehen hoffentlich. Das beste ist wohl, Sie gehen vorläufig auf Urlaub. Sie scheinen recht ner­bös zu sein. In dieser aufregenden Periode vor der Wahl brauche ich einen klaren Kopf auf Ihrem Posten". Kahn machte den Versuch einer formellen Verbeugung, was ihm, bei seiner bohèmehaften Art sich zu geben, nur schwer gelang. Er schritt zur Tür. Augenblick, Dr. Kahn," rief Blath ihm nach. Kahn blieb stehen. ,, Dem Štajny sagen Sie, bitte, wenn Sie mor gen noch mal in die Redaktion gehen sollten, daß er fristlos entlassen ist. Der Junge hat neulich im Suff einen ehemaligen Minister der Regierungsparteien angepumpt. Ein Skandal. Bei den Gehältern und Honoraren, die ich zahle!" Kahn nickte. Jetzt ist er die beiden Juden los, die ihm das Zusammengehen mit der gemäßigten Nationalen Opposition erschwert haben," dachte er im Hinausschreiten. Dann zuckte er die Achseln. Er machte sich nicht viel

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Einbrecher sein cin veralteter Beruf. ,, Grooch," sagte Macheath, Sie sind ein alter Einbrecher. Ihr Beruf ist einbrechen. Ich denke nicht daran, zu sagen, daß er seinem in­neren Wesen nach veraltet wäre. Das wäre zu weit gegangen. Nur der Form nach, Grooch, ist er zurückgeblieben. Sie sind ein feiner Handwerker, damit ist alles gesagt. Das ist ein untergehender Stand, das werden Sie mi nicht bestreiten. Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Ban! gegen die Gründung einer Bant? Was, mein

Unsere vielgepriesene Zivilisation. ,, Merkwürdig," dachte Peachum ,,, wie die fomplizierten Geschäfte oft in ganz einfache, seit urdenklichen Zeiten gebräuchliche Hands lungsweisen übergeben: Wirklich, nicht allzu weit entfernt ist unsere so viel gepriesene Zivia

lisation von der jener Zeiten, wo der Neander

llor

Inspiration

Eßluft

Zum Wohl!