8 erhofften Pointen, nichts als platte Selbst­verständlichkeiten/ Manchen packts, zieht ihn mit und dann dreht sichs mit ihm im Kreis, wie im Karussell. Das Mädel wurde noch etliche Maleaufgegrifsen", aber etliche Male wieder freigelassen und der Tanz begann vdn Neuem. Wegen ihrer Jugend kriegte sie nicht das Büchel, alles heischt in diesem wohlgeord­neten Gesellschaftswesen dieerforderliche Reife". Nach ihrer letzten Haft wanderte Lotte planlos durch die Straßen. Sie wußte nicht, wo sie sich befand. Man muß sich erst erholen, wenn man einige Wochen in Haft gesessen ist und nichts anderes gesehen hat, als eine Prit­sche, ein Zimmerklosett, einen festgeschraubten Tisch und ein Fenster, zwei Meter hoch vom Fußboden. Man muß sich an alles erst wieder gewöhnen, an die vielen Menschen, die Straßen­bahn, die Häuser. Plötzlich stand sie im Prater vor einer Schaubude.Prochaskas Wunderschau" stand oben drauf. Der Herr Direktor lud mit lauten Rufen das staunende Publikum zureben be­ginnenden Borstellung" ein und erläuterte dis­kret die zu erwartenden Sehenswürdigkeiten. Zwei Mädchen standen vor ihm auf einem Po- dium, eine große blonde Person mit weit aus­ladenden Hüften und Armen wie ein Ring­kämpfer und eine zarte, kleine, deren Gesicht mit einem Schleier verhüllt war.Anemona, die orientalische Bauchtänzerin" undArabella, die Frau mit dem eisernen Körper." Stallgeruch wehte ans der Bude. Als sich das Publikum zerstreut hatte, wagte sich Lotte an den Direktor heran.Haben Sie nicht Arbeit für mich?" flehte sie. Der Mann mit der Buldoggenvisage ließ seine Blicke an ihrer Gestalt herabgleiten, in seinen Mundwinkeln saß ein zynisches Lächeln. Kommens mit in mein Büro! sagte er dann. Büro? Ein durch einen Vorhang vom Zu­schauerraum abgetrenntes Ankleidezimmer. Auch rin Diwan stand dort. Sie waren allein, dasPersonal" stand vor der Bude auf dem Podium. Man hörte die Stimme eines Aus­rufers. Also, was können Sie alles, meine Liebe?" fragte der Herr Direktor mit geilem Grinsen und ließ sich auf den Diwan nieder.Na, wir werden gleich sehen... Machen Sie sich- nur bequem." Er biß sie in die Schulter. ^,Jst der Direktor nicht ein netter Kerl?" fragte nachher hämisch eine der beiden Kol­leginnen, die kleine Bauchtänzerin aus dem Ottakringer Orient. Furchtbar nett! Er zahlt ja 60 Groschen pro Stunde! Wenn man nur Arbeit hat, dann gehtS schon," lächelte Lotte, aber in ihrem Innern, da schrie eine Stimme verzweifelt auf, die Stimme gequälter Kreatur. Levingstone auf der Löweujagd Man behauptet, der Löwe morde, während er alle von ihm angefallenen Tiere augenblicklich töte, den Menschen, welchen er überwältigt und unter sich in seinen Krallen hat, nicht allso- gleich, sondern versetz« ihm erst später, u. zw. Unter fürchterlichem Gebrüll, den tödlicher» Schlag mit der Tatze auf die Brust. Livingstone, der berühmte Aftikaforscher, ist Gewährsmann dieser Angabe.Auf der Rückkehr von einer Treibjagd in Ostafrika be­merkte ich wiederum einen Löwen auf einem Felsen, aber diesmal hatte er einen kleinen Busch vor sich. Da ich etwa dreißig Meter entfernt war, zielte ich gut auf seinen Körper hinter dem Busch und feuerte beide'Läufe ab. ,Er ist ge­troffen!' riefen einige Leute und wollten zu ihm laufen. Ich sah den Schweif des Löwen hinter dem Busche emporgerichtet und rief den Leuten zu:.Wartet, bis ich wieder geladen habe!' Als ich die Kugeln hinunterstieß, hörte ich einen Schrei und gewahrte den Löwen gerade im Begriffe, auf mich zu springen. Er packte im Sprunge meine Schulter, und wir fielen beide zusammen zu Boden. Schrecklich neben meinem Ohrelknurrend, schüttelte er mich, wie ein Dachs­hund eine Ratte schüttelt. Diese Erschütterung brachte eine Betäubung hervor; ich fühlte weder Schmerz noch Angst, obgleich ich mir alles dessen, was vorging, bewußt war. Ich suchte mich von der Last zu befreien und bemerkte, daß seine Augen auf einen meiner Begleiter, Mebalwe, gerichtet waren, welcher auf ihn zu schießen ver­suchte. Sein Gewehr versagte mit beiden Läu­fen. Der Löwe verließ mich augenblicklich und packte Mkbalwe am Schenkel. Ein anderer Mann, dem ich früher das Leben gerettet hatte, als er von einem Büffel gestoßen wurde, ver­suchte, den Löwen mit dem Spieße zu treffen, während derselbe Mebalwe biß. Er verließ letz­teren und packte diesen Mann bei der Schulter; aber,in dem Augenblick beendeten die zwei Kugeln, welche er bekommen hatte, ihre Wirk­samkeit, und er fiel tot nieder. Das Ganze war das Werk weniger Minuten. Er hatte den Knochen meines Oberarmes zerbissen und mein Arm blutete aus elf Wunden, welche aussahen, als wenn Flintenkugeln eingedrungen wären. Beim Heilen wurde der Arm krumm. Meine zwei Kampfgenossen haben viele Schmerzen an ihren Wunden gelitten, und die an der Schulter des einen brachen genau nach einem Jahr wieder auf." Wolkenformen Die Wetterkunde kommt nicht aus ohne eine systematische Einteilung der Wolkenformen. Da man über die Entstehung der Wolken noch keine allzu sicheren Kenntnisse besitzt, hat man inter­national auf eine etwas willkürliche Einteilung von Howard zurückgegriffen, welche durch Goethe allgemein bekannt gemacht wurde. Nach dieser Einteilung unterscheidet man vier Hauptsormen der Wolkenbildung: 1. Die Zirruswolke, eine aus feinen, weißen Fasern bestehende Federwolke. 2. Die Kumuluswolke, eine massige, geballte, mit zahlreichen abgerundeten Kuppen versehene Haufenwolke. 8. Di« Stratuswolke, die zusammenhängende, niedrige, ausgedehnte Schichtwolke. 4. Die Nimbuswolke, die Regenwolke. Durch Kombination dieser Grundformen der Wolkenbildung erhält man noch weitere sechs Wolkenformen, welche am Meteorologenkongreß zu Paris im Jahre 1889 als offizielle Wolken­bezeichnung anerkannt wurden: 6." ZirrostratuS, eine feine, weißliche Schleier­wolke in großer Höhe, welche ost zur Bildung von Ringen um Sonne und Mond Veranlassung gibt. 6. ZirrokumuluS, die bekannten Schäfchenwol­ken. 7. Altokumuls, größere, gröbere Schäfchen­wolken.» 8. AltrostratuS, grau« Wolkenschleier. 9. StarokumuluS, schichtartige Wulstwolken. 10. Kumulonimbuswolke, die massige Gewit­terwolke. Mit dieser Einteilung ist es möglich, nahezu alle Wolkenformen zu erfassen und zu klassi­fizieren, wenn auch die Entstehung der einzelnen Formen in ihren Einzelheiten noch keineswegs .abgeklärt werden konnte. Wohlbegründete Taxenerhöhung neueren Bühnengeschichte, nämlich der Sarah Bernhardt , Eleonore Düse und der Jsadorq Duncan, ist steiwillig aus dem Leben ge­schieden. DaS tragische Ende dieses großen Liebhabers erinnert an andere jäh versunken« Stern« am Filmhnnmel Alma Rubens kämpft« hart, um ihren Ruhm zu halten. Aber schließ­lich starb sie durch den Mißbrauch von Drogen, mit denen sie ihre Nerven aufzupeitschen pflegte. Max Lindner, der große Filmkünstler und Liebling der Frauen, endete durch Freitod; Wallace Reid starb ebenfalls auf der Höhe seiner künstlerischen Laufbahn, und zwar durch übermäßigen Konsum von Rauschgiften. Ein Opfer dieser Sucht wurde auch die genial­exzentrische Tänzerin und Filmkünstlerin Anita Berber , deren Tragödie übrigens durch ein Buch Leo Lanias einen erschütternden litera­rischen Ausdruck fand. Auch Maria Orska , di« berühmte Lulu, ein« außerordentliche Be­gabung der modernen Bühn«, endete aus de« Höhe ihres Ruhmes als Opfer ihrer Narkoto- manie. Larry Semon verschwand völlig»ms der Oeffentlichkeit, sein Stern verblaßte sehr schnell! er starb in Agonie und Elend. Fatty Arbnckle, ein bekannter amerikanischer Komiker vouz Embonpoint Falstaffs, den ein Verhängnis-^ volles Schicksal ein Jahrzehnt von jeder künst­lerischen Betätigung fernhielt, starb plötzlich, als sein alter Ruhm gerade wieder aufzublühert begann. Lia de Putti fand ein tragikomische- Ende. Die weibliche Hauptdarstellerin in dem Jannings-FilmVariete" verschluckte bei einem opulenten Mahl einen Hühnerknochen; trotz aller ärztlichen Bemühungen starb die Künst­lerin infolge des mißlichen Zwischenfalles.' Di» größte Tragödie jedoch spielt um Maurice Castello. Er, der einst das Idol einer ganzen Welt verkörperte, lebt heute einsiedlerisch und verbittert. Sein Haus ist mit alten Photo­graphien aus seiner Glanzzeit angefüllt. Un­aufhörlich träumt er diesen lebendigen Spiegel­bildern seiner großen und rühmvollen Ver­gangenheit nach und kann sich nicht damit ab­finden, daß die Gegenwart nichts mehr von