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Es war das Eheweib des Henkers, die den Bürgern die Rauchfänge und Senfgruben putzte, wohl auch auf Verlangen unfolgsame Kinder mit der Nute strich.

Aus einem Haus der unteren Schloßgasse| wurde er vom Trübauer Stadtrichter an benach­trat ein dürres Weib in grobem Leinenrock, be- barte Städte und Herrschaften verliehen, die rußt und einen Sack über dem Kopf gehängt. wohl eine eigene Halsberichtsbarkeit, aber feinen eigenen Henter hatten. Dann mußte er mit einem Geleite von sechs bewaffneten Reitern feierlich eingeholt und heimgeleitet werden und ritt wie jetzt auf einem starken Roß, angetan mit seinem roten Mantel über dem Brustpanze, die Sperberfeder auf dem Helm und das breite Richtschtvert am Sattelknopf, durch die scheue Menge, die ihn haßte und Schimpfwörter nach­schrie und ihn ohne Begleitung wohl niederge­schlagen hätte.

In der Ledergasse, wo die Gerber hausten, floß eine trübe Jauche, in den offenen Höfen waren blutige Häute auf Brettern zum Trocknen gespannt, auf denen fette Maden frochen. Ein Wagen mit Lohe war mit einem Hinterrade ein­gesunken, und es stank nach dem Urin, der beim Gerben verwendet wurde und den die Lehrbuben in hölzernen Butten aus den Häusern zusam­mentrugen.

Auf dem weiten Marktplatz standen die meist einstöckigen Häuser, zwischen denen noch manche wüste Baustelle lag, mit ihren Schindels dächern und streckten die spißen, oft bunt be= malten Giebel.

Am Dachgestühl lagen hölzerne Rinnen, welche bei Regen das Wasser auf den mit groben Steinen notdürftig belegten Bürgersteig warfen.

Der Wind rüttelte an den schweren Läden der Fenster, deren kleine in Blei gefaßten grün­liche Scheiben tückisch blinzelten.

In dem Vorhaus der alten Vogtei, wo oben der Rat tagte und die Stadtwaage hing, stand ein Trupp Schusterknechte, die ihren blauen Montag feierten und ergößten sich am Geschrei einer landfahrenden Dirne, welche auf der Bank lag und deren nackte Hinterbaden vom Büttel mit einem Haselsteden bearbeitet wurden.

Quer über den Platz führte ein mit Knüps pelholz gebohlter Fahriveg, neben dem ein brei­ter Graben lief, gefüllt mit dem Unrat der Häuser.

Bei den Ständen der Fleischer rauften sich die Hunde um einen Knochen und ein Haufen Weiber stand dort, aus deren Mitte die Käth. ein Stein traf und sie niedersinken ließ.

Die Stadtknechte mußten mit ihren Spie­Ben in die drängende Menge schlagen, irgendwo heulte ein Hund und die Türme standen wie die strafenden Finger Gottes in dem grauen Regen­tag.

In dem Laubenhaus des Georg Charwat bei der Röhrengasse saß in offener Werkstatt ein berwachsener Schneidergesell, der erschrocken heraussah, als man die Käth. vorbeiführte, die

er einst freien gewollt und die ihn verlacht hatte.

Und dann öffnete die Henkerin das Tor des düsteren Hauses beim nördlichen Turm, in dem das Grauen wohnte und das im Volksmund die Kuhla hieß.

Die Sonne stand schon tief im Westen, als der Trübauer Henfer Meister Mathes Peschka in Begleitung der Zwittauer Stadt­fnechte über den uralten Klingersteig durch den schweigenden Wald heimwärts ritt.

Die bischöfliche Stadt Zwittau   hatte einen fremden Scholaren, der eines Leinentebers Tochter genotzüchtigt hatte, durch das Rad vom Leben zum Tode bringen lassen, war ein gar junges Blut, und sagte, das Weib sei ihm gerne zu Willen gewesen und hätte erst geschrien, als Leute hinzu tamen.

Er hatte nach seiner Mutter geweint, als ihm der Henker beim Taft des Vaterunser die Glieder zerschlug mit dem schweren Rad, und als beim Amen der Brustkorb zerkrachte, war er schon bewußtlos.

Was brauchte sich der Henker darum füm­mern, ob das Bürschlein unschuldig war, ihm brachte es die doppelte Tage, dazu die Ritters zehrung auf Kosten des Zwittauer Rates.

Ja, er war zufrieden, sein Geschäft ging gut, die Obrigkeit brauchte ihn und gar häufig

Er hatte viel Arbeit, denn Bruder Hunger­bauch, der Bauer, trotte oft gegen die vielen Abgaben und Zehnten, die immer schwerer wur den, und wollte nicht dulden, daß das herrschaft­liche Wild in seinem Getreide äste und daß die Wildschweine seinen Acker zerivühlten.

Auch die herrschaftlichen Teiche, in denen es von Fischen wimmelte, und die Bienenstöcke, die in den Laubwäldern standen, wurden oft heimgesucht vom Gesindel, das sich herumtrieb und meistens entlaufenes Kriegsvolk war, wohl auch in Häuser einbrachen, raubte und stahl und einsame Wanderer erschlug.

Da gab es für den Henker manch lohnende Arbeit, denn die Obrigkeit machte nicht viel Federlesen, es wurde fleißig geföpft, gehängt, verbrannt und gefoltert, und alles brachte Geld. ( Fortsetzung folgt.)

Gemütlichkeit

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und ihre Folgen

CHARCUTER

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وں کی پہلی برگی

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Wie vor 300 Jahren eine Stadt

gegründet wurde

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,, An diesem Ort haben wir eine Stadt ge=| Auch die Expedition Karls V. teilte diese Meis baut," welche man genannt Buenos Aires  , nung. Trotzdem sind die Berichte Schmidels von das ist zu deutsch   Gute Luft". Man baute hohem Wert. Sie unterschieden sich nämlich von daselbst eine Stadt und einen erdenen Wall, anderen dadurch, daß sie von Uebertreibungen einen halben Spieß hoch darum und darinnen ein in der Darstellung fast frei sind. Schmidel bes start Haus für unsern Obersten. Viel Freude richtet eingehend über Land und Leute. hatte man nicht, denn das Volk hatte nichts zu Die Ureinwohner tranken Blut infolge Wasser­effen, litt sehr große Armut und starb vor mangels Hunger. Es verursacht auch solch große Armut und Hungersnot, daß weder Razen und Mäus, weder Schlangen noch ander Ungeziefer genug vorhanden waren zur Ersättigung dieses großen jämmerlichen Hungers und dieser unaussprech

lichen Armut. So konnten auch die Schuhe und andere Leder nicht bleiben, es mußte alles ge­gessen sein."

Das ist der Bericht, den Ulrich Schmidel  aus Straubing   in seiner Wahrhaftigen Historie einer wunderbaren Schiffahrt von 1534 bis 1554 in America   oder Neuewelt bei Brasilien  oder Rio della Plata  " gegeben hat.

Landsknechte banen Buenos Aires  

Ulrich Schmidel  , dem wir diese Schrift, die als Geschichtsquelle einen großen Wert besitzt, verdanken, war ein Landsknecht  . Er nahm an der Expedition teil, die Don Pedro de Mendoza   im Auftrage Kaiser Karls V. organisierte, um die Länder am Silberstrom zu erobern". Als man zählt nach Christi unseres lieben Herrn und Seligmachers Geburt tausend fünfhunderte vier­unddreißig," brach die Expedition mit 14 Schif­fen von Kadiz auf. Der Kurs, den die Schiffe nahmen, war derselbe, den auch heute die großen Ozean- Steamer fahren. In Rio della Plata  ging man, nachdem die Kanarischen Inseln und die Kavverdischen passiert waren, nach sehr stra­paziöser Reise vor Anker und baute die Stadt Buenos Aires  , die jest genau 300 Jahre besteht. Die damaligen Seefahrer wie die Wissenschaft ler glaubten, daß sie sich in Indien   befänden.

einen Flecken gefunden, darinnen auch India  " Desgleichen haben wir auf diesem Land nisch Volk, die man Carendies nennet. Diese Carendies haben keine feste Wohnung, sondern ziehen im Lande herum wie bei uns die Zigeu

überkommen, trinken sie dessen Blut; finden auch ner. Und so sie etwa einen Hirschen oder Gewild zu Zeiten eine Wurzel, welche sie Cardes nennen, sie essen sie für den Durst. Daß sie aber solch Blut trinken, geschieht allein darum, weil sie so gar kein Wasser, noch sonst etwas zu trinken haben und vielleicht außer dessen sonst gar vor Durst sterben müßten."

Eine Frau foftet ein Hemd oder ein Brotmesser

Ueber die Landesgewohnheiten berichtet Mrich Schmidel sehr interessant: Die Mits glieder des Stammes Tienbus" tragen auf beiden Seiten der Nasen ein kleines Sternlein, das ist von weiß und blauen Steinen gemacht; seind große Leut und gerad von Leib; die Weibs bilder aber, jung und alt, seind sehr ungestalt, unter dem Angesichts zerkrabt und allzeit blutig, fie sein mit einem baumwollenen Tüchlein vom Nabel bis auf die Knie bedeckt." Stamm der Maipait" gefallen dem Landsknecht  die Frauen. Deren Weiber seiend schön. Die arbeiten nichts auf dem Feld, sondern der Mann muß allein für Nahrung sorgen, tun auch im Haus nichts anderes den Spinnen und Wirken von Baumwollen: auch machen sie zu essen und für andere Ding, was sonst dem Mann beliebt und anderen guten Gesellen mehr, wenn sie

Bei dem