Völker im Spiegel ihres HumorsIm Humor offenbaren sich die feinstenEigenheiten eines Volkes, und ein paar gutauSgrwäblte Witze können uns oft mehr fagenals weitschweifige völkerpsychologische Abhandlungen. Die Andersartigkeit eines Fremdenwird plötzlich eindringlich klar, wenn wir ihnüber eine Situation oder eine Redewendunglachen sehen, die uns nicht im geringsten alskomisch erscheint, oder wenn wir umgekehrt anihm nicht die leiseste Erschütterung über einWort oder eine Begebenheit gewahren, die inuns befreiendes Lachen oder ein leichtesSchnmnzeln hervorruft. Die größte Heiterkeitlösen oft Dinge aus, die über den Bannkreiseigener Anschauung und eigenen Fühlens undWissens hinausgehen. Eine ganz alltäglicheAeußerung eines Europäers kann bei Völkern,die unter anderen Bedingungen leben, andereSitten und andere Meinungen haben, als derdenkbar komischste Witz erscheinen. Eine ScharNeger in Afrika wollte vor Lachen bersten, alsein Miffionar ihnen erzählte, daß die Erde rundsei. Und man berichtet von einem Mikado, dervor Lachen erstickte, als ihm gesagt wurde, daßdie Amerikaner sich selbst regierten. Dann abergibt es auch eine Jnternationalität im Witz inder das Allgemeinmenschliche der Komik so sehranklingt, daß nahezu alle Menschen— an ihrteilhaben können. So haben die Chinesen eineMenge humoristischer kleiner Geschichten, dievon Mund zu Mund gehen und die auch beianderen Völkern ihre Wirkung haben würden.Beispielsweise erzählt man eine uralte Geschichte von einem Mann, der verurteilt war, dieDirbesfesseln zu tragen.„Aber wie in aller Weltbist du denn zu dieser Verzierung gekommen?"fragte ihn rin Freund.„Ach, das kam so: Ichging auf der Straße, da sah ich ein Stück alterBastschnur. Ich wußte, daß sie für niemandenWert hatte, und da niemand sie beanspruchte,so nahm ich sie mit nach Hause."—„Und deswegen hat man dich so schwer bestraft?", meinteder Freund erstaunt.„Ich weiß es auch nicht",sagte der Bedauernswerte, ,,es könnte höchstenssein, weil an der Schnur ein Ochse hing." DieDeutschen gelten als ein Volk von ausgeprägterVeranlagung für Witz und Humor. Als ein besonderes Kennzeichen beobachtet man die imdeutschen Scherz immer wiederkehrende Eigentümlichkeit des Forschens nach dem Grunde, nach idem Woher und Wohin. Den Ausländern erscheint folgende kleine Geschichte als außerordentlich charakteristisch.„Ein kleiner Jungegeht mit seiner Mutter in Berlin Unter denLinden spazieren. Da kommt ein Mädchenpensionat des Weges, zwei und zwei nmrschierendie Zöglinge, voran die Kleinen in kurzen Röckchen, dann die größeren, mit halblangen Kleidern und zuletzt die großen mit langen Röcken.„Mama", fragt der Keine Jung« nach angestrengtem Nachdenken: Warum kriegen die Mädchen immer kürzere Beine, je älter sie werden?"Ein ausgesprochen französischer Witz ist dieAnekdote vom Marquis de Favieres. Dieser,durch seine schlechten Geldverhältniffe berüchtigt,besucht eines Tages einen wohlhabenden Herrnnamens Barnard und beginnt:„Mein Herr, ichwerde Sie in Erstaunen sehen. Ich bin derMarquis de Favieres. Ich kenne Sie nicht undkomme, um von Ihnen 500 Louis zu borgen."—„Mein Herr", erwiderte Bernard gelaffen,„ich werde Sie noch mehr in Erstaunen sehen.Ich kenne Sie und werde Ihnen das Geldleihen." Die typisch-französischen Scherze habenalle einen kleinen Stachel, wie z. B. die Geschichte von der toten Fran, die in tausend Abwandlungen durch die Welt gegangen ist. Indem Dorfe Poitu verfiel eine Frau in Starrkrampf. Man hielt sie für tot. Der Landessittegemäß legte man sie auf«ine Bahre, um siezum Kirchhof zu bringen. Als der Leichenzugeine enge, winklige Gasie passierte, stießen dieTräger an eine Mauerecke, die Bahre zerbrach,der Körper erlitt Verletzungen, blutete, und dieTotgeglaubte wachte auf. Vierzehn Jahre späterstirbt die Frau wirklich. Als der Leichenzug diebewußte Gaffe paffierte, rief der Gatte besorgt:„Vorsicht, Freunde, Vorsicht! Nicht so nahe andie Mauerecke!"— Der englische Witz gilt alseiner der knappsten und schlagendsten, und dieAmerikaner und alle englisch sprechenden Einwohner der britischen Kolonien zeigen die gleichen Anlagen. In Kanada erzählt man die Geschichte von einem irischen Mädchen, das zumPfarrer ging und sich erkundigte, was er ihrfürs Heiraten anrechnen würde. Der Geistlicheverlangte eineinhalb Dollar. Nach wenigenWochen erschien das Mädchen, überreichte dievereinbarte Summe und bat den Pfarrer, mitder Trauung gleich anzufaugen.„Ja, wo istdenn der Bräutigam?", fragte der geistlicheHerr.„Was?" rief das Mädchen,„für eineinhalb Dollar wollen Sie nicht einmal den Manndazu liefern?"Eine Probe schottischen Humors ist di«Geschichte von dem Schotten, der von drei Wegelagerern angefallen wird. Er wehrt sich wie einWilder, und ehe er nach hartem Kampf überwältigt wird, verletzt er zwei der Räuber nichtunerheblich. Als man ihn untersucht, findet mannichts als ein verbogenes Sixpenceftück.„Hm",meint der Räuberhauptmann,„ein Glück, daßer nicht mehr hatte; um 18 Pence würde eruns alle drei totgeschlagen haben."— Die Irenerzählen gern die sprachlichen Entgleisungenvon Sir Bohle Roche. Einst schrieb er einenDie Stratosphärenflüge Professor Piccardsund anderer haben in den letzten Jahren vielAufsehen in der Welt erregt. Dieses Aufsehenwurde weniger damit bewirkt, daß die Fliegeruns noch unbekannte Erkenntnisse über' dieStratosphäre vermittelten, als durch die Kühnheit des Vorstoßes in den Weltenraum. OhneKühstheit keine Entdeckung, jawohl. Jetzt abertritt auch bei den Laien die Bewunderung der'Kühnheit hinter der Bewunderung der wissenschaftlichen Forschungsergebniffe der Stratosphärenflieger in den Hintergrund.Der englische Luftsahrtsachverständige I.Stubbs-Walker konstatiert, daß die Expertensich im allgemeinen darüber einig sind, daß manjetzt wohl an der. Schnelligkeitsgrenze angelangtist, die vorläufig oder überhaupt erreicht werdenkann, cs sei denn, die Flugzeuge verlegen ihreFahrbahn in die Stratosphäre, in der noch unbekannte Möglichkeiten verborgen liegensMan beschäftigt sich jetzt ungefähr 81Jahre mit dem Problem„Schwerer als Luft-Flieger". Die Geschwindigkeit ist von 30 bis auf500 Kilometer pro Stund« gesteigert worden. Abund zu hat es ein Flugzeug auf eine Geschwindigkeit von 770 Kilometer pro Stunde gebracht.Die Geschwindigkeit wurde aber höchstens während einiger Minuten voll gehalten. FrüherTragödie im KinoBrief:„In diesem Augenblick, mein Lieber—,schreibe ich mit einem Schwert in der Rechtenund einer Pistole in der Linken." Ein andererIre wollte sehr höflich sein und sagte zu einemHerrn:„Wenn Sie einmal meinem Haus auseine Meile nahekommen, hoffe ich, daß Sie dortHalt machen werden." Die Amerikaner erzählenAnekdoten anderer Art. Die kleine Nellie warunartig. Sie soll nun Gott um Befferung bitten.„Und bitte, lieber Gott", sagte sie,„macheNellie zu einem guten kleinen Kinde." Aber mitdemütiger Resignation fügt sie gesenkten Hauptes hinzu:„Aber dein und nicht mein Will»geschehe.waren es Schnelligkeitsteufel, die von der Weltmit Bewunderung bestaunt wurden, aber heut«werden hohe Geschwindigkeiten täglich zwischenLondon und dem europäischen Festland erzielt.Die jüngsten Erfahrungen datieren von demLondon- Melbourne-(England- Australien)-Flug.Der englische Luftsachverständige Walkersagt, daß die Flugmaschine„Comet" mit derStrecke London-Melbourne am schnellsten beflogen wurde, 87.7 Prozent der Leistung erreichthat, die man als Vollkommenheit betrachtenmuß. Ein« Maschine, die bis ins letzte nach demStromkinienshstem erbaut wäre, hätte höchstens33 Meilen pro Stunde fliegen können.Walker hält es für töricht, noch schwereMaschinen zu bauen. Schwerere Motoren sindauch schwer in ihrem Gewicht und verbrauchenmehr Brennstoff, der wiederum schwer ist. Flugzeuge mit schweren Motoren sind für den Handelsverkehr wenig rentabel, da sehr wenig Raumfür Nutzlast freibleibt.Die einzige Möglichkeit, die Schnelligkeitzu steigern, bietet die Stratosphäre. RiesigeRäume können hier mit unglaublicher Schnelligkeit überbrückt werden. Es hängt davon ab, obI man hoch genug steigt. Einer der berühmtestenI Flieger, die die Stratosphäre erforschen, ist der——————•OO—O——9—