BUNTE WELT
tr. 37
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Unterhaltungsbeilage
Aftenstück M. F. 305
Stizze von Erna Preiß
1935
away. Das ist peinlich." Mr.| merkte ich, daß es besser ist, selbst nüchtern au| Land, von Stadt zu Stadt, von einem mone
,, Fort Archibald Douglas hätte gern ,, goddam" gesagt. Doch daran hinderte ihn seine gute eng lische Erziehung. Er stand auf der Landungsbrücke des Hafens von Haifa und sab dem blizend- weißen ,, Kormoran " nach, der begleis tet von kleinen, lauen Wellen, in das offene Mittelländische Meer steuerte. Die Sonne brannte qualvoll heiß. Es war Mittag. Mr. Douglas, trop weißem Tropenhelm und Anzug, fand es unerträglich. Ging ins Hotel zurüd, trank an der Bar zivei eisgekühlte Cocktails, fnackte bitterböse ein paar Sayzmandeln, suchte sein Zimmer auf, warf sich der Länge lang über eine Kokosmatte, grübelte, schlummerte schließlich ein. Als er erivachte, war es Nachmittag. Mr. Archibald Douglas strich sich das Haar aus der Stirn. Er war allein. Niemand beobachtete ihn. Jetzt fagte er: Goddam". Und nochmals, herzhaft:„ Goddam". Dennoch das Fluchen hatte keinen Bived. Er setzte sich an den Schreibtisch, entwarf ein Telegramm. Ueberlegte genau den Text. Laz ihn, bevor er die Worte in chiffrierte Schrift übertrug, sorgfältig durch. Er lautete:
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Gruppe R. zuvorgekommen stop Bevollmächtigter heute abgereist stop mit Vertrag stop war unmöglich Bedingungen zu erfahren stop erwarte Dispositionen. Doug."
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Es faß der Herr des größten englischen Erdöl - Konzerns, Sir Henry Deterding , in seinem Londoner Büro und las mit leichtem Blinzeln der schmal- zusammengefniffenen Augen jenes Telegramm, das ihm dechiffriert vorgelegt worden war. Wütend stand er auf, starr, gerade, ungebeugt, vom Alter, dicht das weiße Haar, rief durch ein Lichtsignal den Generaldirektor zu sich. Als dieser eintrat, hatte Sir Henry seine Haltung schon wiedergefunden. Machte hinter dem Schreibtisch noch immer den Eindruck von unerschütterlicher Monumentalität.
bleiben, und die anderen trunken zu machen." Der Oel- Magnat lachte wieder, das kleine böse Lachen. Lehnte sich zurück, steinern. Schwieg. Sagte dann leise: ,, Ghp, ich weiß es bereits, wie es den Amerikanern gelungen ist, die DelBertifikate für Palästina zu erwerben. Doug weiß es noch nicht. Trotzdem der Bevollmächtigte der ,, Royal Dutch" sein Zimmernachbar im Hotel von Haifa war."
Generaldirektor Gyp atmete schiver vor Neugierde. ,, Was haben die Yankees gemacht?" Sir Henry lächelte entspannt. Lieber Gyp. nichts Besonderes. Wir hätten dasselbe tun fönnen. Sie haben den Scheifs Waffen versprochen." Gyp starrte bestürzt drein. Sir Henry Deterding sah geraden Blicks zum Fenfter hinaus. Dann: Waffen und Munition find das Kostbarste, was es heute für die Menschheit gibt."
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Weiter, nüchtern, ohne Erregung:„ Wir müssen den Vertrag der Yankees haben. VielTeicht, daß es uns dann noch gelingt, sie aus dem Feld zu schlagen." Mit gelangweilter Miene: ,, Was sind schon Verträge? Fetzen Papier . Liefern wir bessere Waffen, friegen wir doch die Del- Quellen." „ Natürlich", Gyp war begeistert noch immer wußte er feinen, der den Alten an Schlauheit übertraf ,, Doug muß sofort den Amerikanern nachfahren. Das wenigstens wird er ja in Erfahrung bringen können, wohin sie suächst mit dem Vertrag gereist sind." Sir Henry, furz:„ Auch das weiß ich bereits. Sie werden in drei Tagen eintreffen, Paris , Riz."
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,, Wonderful", Generaldirektor Gyp konnte mitunter begeistert sein wie ein kleiner Junge, in Paris haben wir die Rogane. Mit ihrer Hilfe wird es Doug gelingen, in den Vertrag Einsicht zu nehmen."
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Sir Henry nickte. Die Rogane ist tüchtig. Sehr tüchtig. Eine ausgezeichnete Person." ,, Und flug..."„ Und Hüften hat sie. Unbeschreibliche Hüften..
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,, Doug hat Dummheiten gemacht. Die ,, Royal Dutch" hat uns Palästina vor der Nase Sir Henry machte eine Bewegung. Es beweggeschnappt. Gyp, der Generaldirektor, deutete, daß die Unterredung mit Gyp zu Ende schüttelte den Kopf. Ist mir unverständlich. sei. Der Generaldirektor stand auf. Straff, Wie war das möglich? Doug besaß alle Vollmachten. Sein Pfund- Konto zur Bestechung der Scheifs war unbegrenzt. Außerdem hatte er hundert Kisten schottischen Whisky mit. Gennug, um sämtliche Araber betrunken machen."
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recte sich. ,, Ende gut, alles gut. Wir werden den Vertrag bekommen. Wir müssen ihn bekommen. Es geht um die Del- Quellen eines Gebiets, das unter englischer Oberhoheit steht. Es geht um die Del- Versorgung Groß- Britanniens im Falle eines Krieges. Es geht um die geheiligten Güter der Nation."- ,, Ach wo, Gyp", Sir Henry winkte ab,„ lassen Sie doch die großen Worte. Wir sind ja unter uns. Es geht um den Profit!"
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Sir Henry hatte sich Tauernd vorgebeugt. Sah Gyp ins Gesicht. Lachte böse.„ Sie sind ein Esel, Gyp. Einsimals waren Sie ganz brauchbar. Das ist schon eine Weile her. Whisky und englische Pfunde genügen nicht. Heute nicht mehr." ,, Die Scheifs haben beides bis- Die Prinzessin Roxane lag auf dem Diwan her sehr gern genommen." ,, Weshalb auch ihres Zimmers im Niz- Hotel, das sie auf ein nicht. Unser Whisky ist gut. Besser als das gefabeltes Telegramm von Mr. Archibald DouBfund. Er bleibt sich immer gleich. Als ich glas hin vor zwei Tagen bezogen hatte. Die jung war, Gyp, trant ich ihn gern. Dann Prinzessin war das Umherreisen von Land zu
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dänen Kurort in den anderen, von einem Hotel ins andere, ja sogar von Bett zu Bett, bereits gewöhnt. Man sah es ihr schon ein wenig an Nicht des Abends, wenn Schminke, Kokain, flammende Brillanten und sanfter Perlen glanz, dazu des Abenteuers Lustgefühl, sie stets aufs neue verjüngten und schön werden ließen. Schön wie einst, als es all dieser Hilfsmittel noch nicht bedurft hatte.
was felten geschah, ein wenig Zeit. Nicht zu Die Prinzessin Rogane träumte. Sie hatte, rechtgemacht, war ihre Haut sehr blaß, leicht gelblich, unter den Augen gab es tiefe schwere Ringe. Nur der Körper war noch immer volle fommen. Schmal und langgestreckt, Hüften, jene Hüften, von denen der greise Delmagnat noch heute schwärmte, Schenkel, Beine untades lig. Das Fleisch frisch und fest. Wie bei der achtzehnjährigen Rogane. Wie alt war sie heute? Niemand wußte es. Kaum sie selbst.
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feit
In der Hand hielt die Prinzessin eine opiumgetränkte englische Bigarette. Seit sie in den Diensten der Gruppe D" stand, seit Enge land ihre zweite Heimat geworden war mals, als sie vor den Bolschewiken floh jener Beit raucht sie nichts anderes mehr als die kleinen, füßlich- schmeckenden, mit Opium getränkten Zigaretten Albions . Man kommt dabei auf sanfte, zärtliche Gedanken. Man bergißt das Leben, das man zur Zeit führt. Da ist die weite russische Steppe. Da steht das Gutsschloß inmitten dunkler Wälder. Rorane ist ein Kind. Ein hübsches, wildes, ungebärdi ges Mädchen, das den Vater begleitet auf Fuchsjagden und wilden Ritten. Dann Peters. burg. Der erste Hofball. Handfuß bei der Barin. Rogane tanzt mit einem jungen Offia ster. Sie ist ein enfant terrible. ,, Fürst Iljin, Statt aller Antwort füßt er sie. Krieg. Iljin was haben Sie für schöne, dunkle Augen." schreibt. Wenn er zurückommt, wird Hochzeit sein. Es ist niemals Hochzeit. Irgendwo liegen worden. Revolution? Ja, Revolution. Bei die Leichenfeßen Iljins, längst zu Staub ges Nacht und Nebel flieht man. Nichts wird ge rettet aus dem Chaos als das nadte Leben. Auf der Flucht stirbt die Mutter. Die fürstliche Mutter. Zwei Brüder werden von den Roten erschossen. Es ist niemand mehr übrig von der erlauchten Familie als Rorane. In Paris ver. sucht man es mit Sprachunterricht. Ein tüme merliches Leben für eine schöne junge Frau. Dann Kellnerin, Bartänzerin, in einem Vau deville auf dem Montmartre Begegnung mit Doug, Sir Henry Deterdings Manager auf dem Kontinent. Ein paar Nächte flüchtigen Rausches. Was für eine herrliche Geliebte ist diese Roxane. Wie erfahren sind ihre Hände. Der Mund, der noch viel mehr hält, als er verspricht. Solchen Mund, solche Hände- sie könnten der Gruppe D" die besten Dienste leisten. Erotik und Erdöl so parador es
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