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Der Fluch der Arbeitslosigkeit

Gefichter im Asyl.

Die zerlumpten Gestalten drängen und stoßen sich vor dem Tor des Asyls. Sie wollen noch rechtzeitig hineinkommen, um ein Bett in dem Schlafsaal, wo das Uebernachten nichts toftet, zu bekommen. In den anderen Schlaf­räumen kostet das Bett einen gewissen Betrag. Wenn aber einer zu spät kommt und diesen Be­trag nicht hat, dann bleibt ihm nichts anderes übrig, als wegzugehen und sich eine Nacht lang berzweifelt gegen Wind und Kälte zu wehren.

Neben diesem Gedränge stehen andere, die noch Geld besiben. Sie brauchen sich nicht so zu beeilen. Für sie gibt es sicher noch einen Schlafplay. Sie brauchen bestimmt nicht die Brücken und Denkmäler von   Paris während der Nacht zu besichtigen. Vielleicht, wer weiß, besitzen sie sogar noch Geld für das Nachtessen?

,, Unser täglich Brot gib uns heute!" In großen Lettern steht der Spruch an den Wänden des Speisesaals. Wenn die Ob­dachlosen von ihrem Teller aufblicken, fällt ihnen der Spruch in die Augen. Er ist ihnen bertraut und sie nehmen ihn bitter ernst. Das Gebet der Obdachlosen denn erinnern wir uns, daß beten und bitten" zusammen hängt ist immer dasselbe: Gib uns unser täglich Brot! Gib uns Wohnung! Gib uns Meidung! Und vor allem: Gib uns Arbeit!"

-

Der Saal ist hell erleuchtet und trotzdem scheinen die Gesichter dunkel. Struppige Haare hängen den meisten bis in den Nacken. Einige Glazen spiegeln das grelle Licht wider. Knor pelige Nasen mit Auswüchsen, aufgebunsene Wangen, glanzlose Augen starren aus den uns rafierten Gesichtern. Manche haben es ſeit Jahren aufgegeben, sich zu rasieren. Graue oder schmutzig- braune Bärte bedecken die zerrissenen Hemden. Andere lassen sich von Zeit zu Zeit, in nicht gerade kleinen Abständen, bei dem Asyl­Coiffeur zurechtstutzen.

"

Dieser Coiffeur lebt in einem beständigen Bwiespalt. Ihm ist eine kriecherische Höflichkeit angeboren und in seiner Lehrzeit anerzogen worden. Wie aber," so fragt er sich ,,, fann ich zu solch lumpiger Gesellschaft höflich sein, ohne mich selbst auf ihre Stufe herabzubegeben?" Ueberlassen wir dieses Problem, an dessen Lösung er schon lange angestrengt arbeitet, wei­ter seinem Scharfsinn.

Nicht alle, die an den langen Tischen sizen, sehen gleich zerlumpt aus. Männer, die erst seit kurzem arbeitslos geworden sind, tragen bessere Kleidung und lassen in ihrem Gehaben den Vorjah erkennen, bald wieder aus dieser Gesellschaft herauszukommen. Sie lieben es nicht, sich mit den Obdachlosen abzugeben, die schon jahrelang vom Bettel oder von kleinen, schmugigen Arbeiten leben.

Jede Stand hat seinen Stolz, auch der des Ashlleiters. Der geheime Stolz, mit dem mir der Asylleiter einen ehemaligen Advokaten zeigt, der seit einigen Wochen bei den Obdach Tosen schläft, wäre einer psychologischen Ab­Handlung würdig.

Die Schlafräume füllen sich. Die Arbeits­Tosen verstauen ihre Bündel in kleinen Blech kästen über dem Bett. Die Bündel enthalten meist Kleidungsstücke, die sie sich bei großer Kälte überſtülpen. Aus dem und jenem Bündel guckt ein Flaschenhals hervor. Ist durchaus

Wissen Sie schon?

daß in U. S. A  . von allen Konserven am lebensnotwendig!" versichert mir ein Besizer meisten Konserven- Hundefutter verlangt wird; grinsend. erst dann kommen Suppen und Milch;

Und nimmt noch einen tüchtigen Schluck, bevor das Licht ausgelöscht wird.

Hundefpazierenführerin.

Viele Arbeitslose in   Paris und anders­wo versuchen, ihren Lebensunterhalt durch den, Beitungsverkauf zu fristen. Aber die Straßen sind bereits überfüllt mit andern Arbeitslosen, die dieselbe gute Idee gehabt haben, und so wird dieser Verdienst immer kleiner.

Auch die anderen Berufe" sind überfüllt. Ein Beruf" besteht darin, daß der Arbeitslose sich darauf verlegt, die Kehrichttübel aus den Häusern auf die Straße zu tragen, ein anderer, das Gemüse vom Markt in die Wohnung des Säufers zu bringen.

Der originellste Beruf ist aber ohne Zwei­fel unlängst von einer arbeitslosen Frau er­funden worden. Sie sammelt nämlich die Hunde aus den vornehmen Quartieren von   Paris und führt sie gegen Belohnung im Bois de   Boulogne spazieren.

Nicht nur, daß sie als Hundespazieren führerin ihren Lebensunterhalt verdient! Sie ist auch berühmt geworden, denn die Presses photographen haben sie bei dieser originellen Arbeit abgebildet.

Und außerdem, was man ja nicht etwa übersehen soll, hat die Existenz von Luxus­hündchen plötzlich einen Sinn bekommen. Denn sie ermöglichen es einem Menschen, in dieser besten aller Welten sein Brot zu verdienen... H.  

Steiner,

Schach- Ecke

Geleitet von Wenzel Scharoch. Drakowa Nr. 32.

Post Modlan bei Teplitz-   Schönau,

8

Schachaufgabe Nr. 250. Von Karl Traxler,   Wien. ( Sammlung Spielbücher.) Schwarz: Kh5. Ld1, e7, Bd6.( 4)

a b c d e f g h

00

8

7

6

6

5.

4

4

3

2

1

a b c d e fgh

Weiß: Kh2 Dd4, Ld5, Sf7, h4.( 5)

Matt in zwei Zügen!

Lösungen sind bis längstens 14 Tage nach Er­scheinen der Aufgabe an den Leiter dieser Spalte einzusenden.

Lösungszug zu Nr. 247: Tb5- b3!

nebenlösig); Dinnebier Emil,   Tetschen; Tepper

daß es in der   Sowjetunion 159 Natio nalitäten gibt;

daß auch heute noch jeder zwölfte Todess fall auf Tuberkulose zurückzuführen ist;

daß es eine falsche Annahme ist, als ob

Eulen das Tageslicht schenen. Sie sind nur Nachtvögel, weil sie in der Dunkelheit auf Beute ausziehen; im übrigen aber lieben sie es sehr, sich am Morgen, ehe sie sich zum Schlaf zurückziehen, eine Weile zu sonnen;

daß die Indianer einen langsameren Pulsschlag haben als die Weißen;

daß täglich mehr als 15 Millionen Meteore in die Erdatmosphäre eindringen;

daß die alten Römer einen großen Rosen­bedarf hatten und diese Blumen sogar aus  Aegypten einführten.

Partie 87.

Rosas,   Spanien.

Gespielt am 17. VI. 1935 im Meisterturnier zu Schwarz: Flohr,   ČSR. Weiß: Grob,   Schweiz. Holländische Verteidigung.

1.

2.

d2- d4 c2- c4

3. g2g3

e7- e6 17-15

Gilt als die stärkste Waffe gegen die hollän­dische Verteidigung.

8.

4.

Sb1- c3

5.

Lf1- g2

6.

e2- e3

7.

Sg1- f3

Sg8-16

Lf8- e7

00

d7- d6

Dd8- e8?

Die Dame strebt auf die Diagonale g oder h- Linie. Aber vorerst mußte c7- c6 geschehen um den Springer von b5 fernzuhalten.

8. Dd1- e2

9.

d4- d5

Sb8- c6 Sc6- d8

De8- d7

10. Sc3- b5

Erzwungen. Es zeigen sich nun die Folgen des

Zuges De8.

11. 12. 13.

St3- go!

e3- e4

e6- e5

h7- h6!

h2- h4? Weiß hat alle Brücken hinter sich abgebrochen. Das Opfer ist erzwun­gen, da sonst Bauer e4 verloren geht.

13.

h6xg5

Zu rasch zugegriffen! Es mußte zuerst a7- a6 geschehen, um den gefährlichen Springer bo zu vertreiben. Durch diesen Unterlassungszug gerät nun Schwarz in entscheidenden Nachteil.

14.

h4Xg5

15.

12-13

16.

g3x14

17.

Lg2- h3!

18.

Lh3Xg4

19.

Lg4Xc8

20.

Sf6- g4

15-14

e5X14

Le7-85

Dd7- e7

Ta8Xc8

Sb5X a7 Nun sieht man die Fol­gen des raschen Schlagens im 13. Zuge von Schwarz. Stände der Springer nach a7- a6 auf c3, so könnte Schwarz mittels Sd8- f7 nebst e5 eine starke Stellung einnehmen.

20.

21. Sa7- b5 22. Kel- di

23. Lc1- d2 24. Ld2- c3 25. Kd1- c2

Tc8- a8

Lg5- h4

Lh4- g3

c7- c5

Sd8-17

Weiß mobilisiert nun alle seine Kräfte zum entscheidenden Stoß!

25.

26. a2- a3

Sf7- h6 Kg8-17

Ein Fluchtversuch des schw. Königs, wird ab­geschlagen.

27. Th1- h5

Tf8- h8

28.

Tal- hi

Th8- e8

29.

De2- d3

K17- g8

30.

e4- e5!!

d6xe5

31.

d5- d6

De7- d7

32.

Lc3X e5

Th8- h7

33. Sb5- c7! Schwarz gibt auf, denn

Richtige Lösungen sandten nachfolgende Ge­nossen ein: Schöffel Franz, Schöbritz; Beutel Wilhelm,   Arnsdorf b.   Tetschen( Aufgabe Nr. 27 leider nach 1. Sd3- b4+, KXc4, 2. Td1- d4 matt, Franz,   Karlsbad; Habl Erwin, Nestersitz; Tesař Franz, Suchei; Ulbert Rudolf, Proseditz; Hyna auf Te8 oder f8 folgt Th5Xh6! verderblich. Eine Josef u. Hyna Franz, Hostomitz; Walter Ludwig glänzende Leistung des jungen   Schweizer Mei­u. Robek Franz, Kwitkau; Triltsch Gustav, Wi- sters. sterschan.

Anmerkungen von L. Burian,   Brünn.