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Beiboten, eine geniale, wirre und durcheinander Perlende Improvisation. Das Publikum war tief gerührt und weinte in die Kaffeetassen und Likörgläser hinein. Im Augenblick war er an einem Höhepunkt angelangt, die Augen weiteten sich unnatürlich grosz, bekamen etwas Seherisches, die Hände streckte er weit, wie segnend vor, die Stimme brach ab. versagte.<. Plötzlich stieg ein Schrei aus der Zu
hörermenge. Der alte Künstler war mit einem unterdrückten Seufzer zusammengesunken. Man brachte ihn schnell in die Garderobe. Ein herbeigeholter Arzt sagte kurz und bedauernd:„Da ist leider nichts mehr zu machen. Herzschlag!" Und drückte dem Alten die Augen zu. „Ein schöner Tod——" sagte der Sekretär und sah nachdenklich auf das blasse Gesicht und den ausdrucksstarken Mund, der nun für immer verstummt war...
Die sieben Wunder des Amazonenstroms Ama-»»e«, Tiger, Indianer und Wafferneger— Urtiere und BampyrdSnme— Die Todesnebel de» Rio Umini
MTP Rio de Janeiro , im Dezember. Da- noch immer ungewisse Schicksal des Obersten Faweett lenkt das Interesse wieder auf die immer noch nicht erforschten Gebiete deS Amazonenstromes. Erneut erweist es sich, dass alle unsere geographischen Kenntnisse und Erkenntnisse immer noch lückenhaft sind. Was nützt es uns, dass die Erdkarte keine weißen Flecken mehr aufweist, wenn riesige Landgebiete immer noch von keines Weißen Fuß betreten worden sind und eS auch in absehbarer Zeit nicht werden? In Südamerika wimmelt es davon; allein gute drei Viertel der riesigen Provinz Matto Grosso sind immer noch „terra inognita" unbekanntes Land. Ein halber Kontinent ist das, fast so groß wie Frankreich , Deutschland und Spanien zusammengenommen. Undurchdringlicher Urwald, reißende Wasser, das Sumpffieber des Putumaho und die Curare-Pfeile der Indianer setzen hier jedem Eindringen europäischer Menschen eine unüberwindliche Grenze. Oberst Faweet drang tief in das geheimnisvolle Land ein, aber es gab ihn bis heute nicht wieder heraus. Expeditionen über Expeditionen sind in den letzten dreihundert Jahren hier spurlos verschollen. Mit Mühe rettete sich die Dyott-Expedition. Ein Jahrzehnt vor ihr weilten ditz Deutschen Hermann Rückert und Georg Zeichner in dem unbekannten Lande. Unter ungeheuren Schwierigkeiten kamen sie zurück und erzählten ihre Erlebnisse. Wie phantastische Spukgebilde muten sie uns an. Aber aufs Haar decken sie sich mit den unkontrollierbaren Erzählungen der roten Männer von Matto Grosso. Sie erzählen von den geheimnisvollen Wundern des Amazonenstromes.» Die Amazonen gaben dem Strom den Namen. Die Portugiesen, die ihn als erste Europäer im frühen Mittelalter befuhren, wollten an seinem Ufer ein Volk gesehen haben, das nur' aus Weibern bestand. Das war eine Täuschung, durch die Schurzfellkleidung der Eingeborenen. Aber eine merkwürdige Duplizität von Illusion und. Realem will es, daß die Amazonen wirklich vorhanden sein sollen. Mitten im Urwald liegt ihre von den alten Inkas aus Quadersteinen erbaute Stadt, in der sie leben, als Priesterinnen der alten Gottheiten des Jnkareiches. Männer, die in sie einzudringen versuchen, werden von den streitbaren Priesterinnen erbarmungslos erschlagen. Diese selber„pflanzen sich dort" durch Töchterkauk oder Mädcheuraub unter den umwohnenden Stämmen des roten Volkes, bis nach Kolumbien und Surinam . Hermann Rückert gibt vor, ihre Stadt erreicht und gesehen zu haben. Sacara heißt sie, so sagt er und schildert sie in seinem gleichnamigen Buch. Zwischen dem Amazonas und, dem Karibischen Meer liegt, schon zu Kolumbien gehörig,
der Distrikt Santa Marta. Hier lebt ein noch größere- Wunder, das Volk der Tiger-Indianer. Rötlichgelb ist ihre Hautfarbe wie die der umwohnenden Stämme, aber von oben bis unten besprenkelt mit tellergroßen, tief rostbraunen Flecken. Noch eine zweite Merkwürdigkeit zeichnet diese Menschen auS: ein geradezu phänomenales Gedächtnis, das sie befähigt, sich genau bis an die kleinsten Erlebnisse ihrer allerersten Kindheit zurückzuerinnern. Die südamerikanischen Gelehrten führen beides darauf zurück, daß sich die Tiger-Indianer seit alter Zeit ausschließlich von den Produkten des Meeres, und zwar von einer besonderen Schildkrötenart nähren. Ob die weißen Indianer, die im Innern von Matto Grosso streng getrennt von den anderen Eingeborenen leben sollen, Wirklichkeit ist oder nur ein Märchen der Jndianerstämme sind, wissen wir nicht. Aber auch Dyott verteidigt in seinem Expeditionsbericht leidenschaftlich und auf starke Wahrscheinlichkeitsbeweise gestützt, die Wirklichkeit ihrer Existenz. Die Existenz der Wasserneger ist bereits erwiesen..In den Fluten des Rio das Garas lebt der„Negro d'agua", so erzählen die Indianer. Er sieht genau aus wie ein Neger, ist kahlhäuptig und hat Bärenkräfte. In der Nacht kommt es aus dem Wasser hervor, überfällt die am Ufer schlafenden Indianer, schleppt sie ins Wasser und frißt sie dort. Wird er verletzt oder gar getötet, so sinkt er unter wie ein Stein' und kommt auch nicht wieder hervor. Ein Jahrhundert lang verlachte die Wissenschaft die Wafferneger als Fabeltveson. Dann fing man den ersten Boto. Er geht aufrecht, gibt merktvürdige Laute von sich und hat mehr' Aehnlichkeit mit dem Menschen als ein Gorilla oder ein Schimpanse. Die Saurier starben vor zehntausend Jahren aus, so lehrt die Wissenschaft. Aber im Dezember 1933 präsentierten Indianer aus Matto Grosso in Rio de Janeiro ein sieben Meter langes Jguanodon mit einer frischen Schußwunde, und die Sektion ergab die Richtigkeit ihrer Behauptung, daß sie es vor sechs Wochen im Urwald erlegt hätten. Und noch von einem anderen Tier erzählten sie, das dort sein Unwesen treibe, schnellfüßig, blutdürstig, riesengroß, mit langem Hals, unwahrscheinlich kleinem Kopf und großem Maul mit bleckenden Zähnen; mühelos erkennen wir in ihm das prähistorische Trieerotops. Leben in den Urwaldgewässern des AmazonengebieteS die letzten Saurier? Wir wissen es nicht. Aber das wohlpräparierte Jguanodon ziert den Zoo von Rio de Janeiro , und seine Besichtigung kostet nur einen halben Milreis. Im Urwaldgebiet des Rio das MortaS wächst der Vampyrbaum. Er ist eigentlich eine riesige Liane mit festem, knorrigem Stamm
Die Macht der Gewohnheit
und gummiartig biegsamen Zweigen und Besten. Er reagiert auf jede noch so-leise Er« schütterung des Erdbodens. Naht sich ihm ein lebendes Wesen, ob Mensch oder Tier, so tasten seine Neste danach, bis sie es erfaßt haben.' Dann schließen sie sich eisern darum und führen es an eine bestimmte Stelle des Baumes. Der Bäum saugt es aus und läßt es dann wieder herabfallen. Ein regelrechter Kannibale ist die« ser Vampyrbaum also. Aber was ist daran sa Sonderbares? Wir kennen ja die Wasseranemonen, die, wenn auch geringeren Formats, genau das gleiche sind. DaS größte nn*. geheimnisvollste Wunder des Amazonasgebietes bergen jedoch die Täler zwischen dem Rio Umini und dem Rio Teffö» Jng besonders feuchtheißen Nächten steigen aus ihnen dichte, schneeweiße Nebel auf, ballen sich zusammen und überfluten das Land, bis sie von den Bergen aufgehalten werden. Menschen und Tiere weichen ihnen in panischer Flucht aus, denn was die giftigen Nebel des Rio Umini erfassen, ist rettungslos verloren. Mit dem Aufsteigen der Morgensonne jedoch verschwinden die Nebel genau so spurlos, wie sie gekommen sind. Man hat die Leichen einiger an ihnen gestorbenen Menschen und Tiere seziert und erkannte als Todesursache die Ein« Wirkung eines bisher nicht analysierten Aeh« giftes. Carlos Cabrera.
Wissen Sie schon? ... wie die Zeit, in der wir leben, geologisch zu bezeichnen ist?— Als Jnterglazial- zeit; eine Zeit zwischen zwei Eiszeiten. ... was ein Pyjama ist und woher der Ausdruck kommt?.— Schlafanzug; aus dem Orient(weite Hose, die von beiden Geschlechtern getragen wird). ... ivas Lanolin ist?— Fett aus Schafwolle. ... wo die schwedischen(Sichcrheits-)' Zündhölzchen erfunden wurden?— In Deutsch land (1852); ,.... wer der Ersiirdcr der biegsamen Rasierklinge ist?—7. King E, Gilette,