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heiseren, schwer verständlichen Stimme:.John­son"..Und was ist Ihr Mann?"-.Tisch­ler. Aber er hat seit zwei Jahren keine Arbeit mehr." Die Augen der Frau flehten. Die Herzogin setzt««in««rnste Miene auf. Das mutzte man wohl in diesem Fall. Die Armen fühlten dann, datz ihrem Geschick oder bester ihrem Mitzgeschick, Teilnahme bekundet wurde. Ja, liebe Frau, da haben Sie es sicher schwer. Aber dieses Los teilen Sse mit vielen Volksgenoffen. Hauptsache, wir halten zusam­men und haben das Bewußtsein der Gemein­schaft, dann'werden wir alles überwinden." So, damit war sicher genug des Beileids. Die Her­zogin gab sich einen Ruck. Strich Mary ab­schiednehmend über das Haar.Du hast einen sehr guten Geschmack bewiesen, als dir meine

Perlenkette gefiel, kleines Mädchen. Merke dir Wohl: Perlen bedeuten nicht Tränen, wie man im allgemeinen zu sagen pflegt. Sondern im Gegenteil: vornehme Zukunft. Good bhe, kleines Mädchen." Sie rauschte davon- Im Glanz ihrer vierfachen Perlenkette. Gleich darauf ein kurzes Hupen, die AutoS gaben Vollgas. ES ging heim nach Buckingham . Die Herzogin freute sich schon auf ihr Bad. Die Armen rochen nicht gut. Fi doncl Nun war es überstanden. Und so bald nicht wieder. Trotzdem war die Herzogin von Uork in bester Laune. Die Regie hatte vorzüg­lich geklappt. Allerdings wäre die Herzogin weni­ger vergnügt gewesen, wenn sie die wahre Be­deutung des Griffs der kleinen Mary nach ihrer Perlenkette gekannt hätte. Doch erfuhr sie es nie.

Das Attentat des Ingenieurs Mattusch

Wie eine Bombe hatte die Mitteilung der I Betriebsdirektion eingeschlagen, datz der Betrieb I stillgelegt werde.Wegen Unrentabilität", hieß es dürr und trocken in der Ankündigung der Direktion. Die Arbeiter standen zu Klumpen geballt, ratlos, fiebernd erregt, zwischen dumpfer Trauer und lodernder Empörung. Mühsam ent­zifferten sie die inhaltsschwere Ankündigung am Schwarzen Brett"..., sehen wir uns also gezwungen, die Belegschaft zu entlasten", buchstabierte einer mühsam,der restliche Lohn kann heute nachmittags erhoben werden..." Schluß. Punktum!" schrie Ernst Hübner und lachte ein grimmiges Lachen,was aus uns wird, ist den Herrschaften ja egal... Wir kön­nen ruhig vor die Hunde gehen. Unsere Frauen, unsere Kinder.... unrentabel... Punktum.." Aber wir gehen einfach nicht!" schrie Walter, ein großer, überschlanker junger Mensch, vielleicht Ende der Zwanzig, der die glühenden Augen der Schlvindsüchtigen hatte,wir gehen nicht! Wir bleiben im Betrieb, bis wir verhun­gern. Mögen sie uns herausholen!" Wildes Stimmengewirr umbrandete ihn. Recht hat er!" schrie einer, ein ganz Junger, kaum Anfang der Zwanzig, mit einer hellen, schmetternden Stimme,recht hat erl Als es ihnen gut ging, waren wir dazu da, uns die Lungen für sie kaputt machen zu lasten. Jetzt, wo das Geschäft nicht mehr klappt, sind wir unrentabel"... Liegen auf der Straße und können verrecken!" Walters Vorschlag wurde aufgegriffen. Man entschloß sich zu bleiben. Ein Mann ging fort, die Familien zu verständigen. Der Portier kam und ersuchte, die Arbeitsräume freizu­machen. Hohnlachen antwortete ihm.Hier wol­len wir sterben!" riefen sie ihm zu. Er zuckte die Achseln und ging schnell fort. Im Direktionsbüro faß Generaldirektor Schnieling und setzte seine Zigarre in Brand. Ist das wirklich wahr?", fragte er den Inge­nieur Mattusch,die Leute wollen nicht rauS- gehen...?"Tatsächlich, Herr Generaldirek­tor, irgendein Wahnsinniger muß sie aufgehetzt haben. Eine glatte Provokation! Man sollte die Polizei alarniieren.. Lassen Sie, lassen Sie..." wehrte der Generaldirektor ärgerlich ab,das könnte mir jetzt gerade fehlen. Die Sache wird sowieso schon genug Staub aufwirbeln..,'» Pasten Sie mal acht, wie die Hetzprefle über«ns herfallen

wird... Dazu noch die Polizei, ich danke.. I Werden schon herausgehen, wenn sie Hunger bekommen. Die haben ja nichts in sich und bei sich, um durchhalten zu können! Wir können es abwarten... Ich muß jetzt schnell nach Hause. Einige Freunde sind zu Besuch gekommen. Meine Frau sieht es nicht gern, wenn ich zu spät zu Tisch komm«, wenn Gäste da sind* 1" Generaldirektor Schnieling zog kräftig an seiner Zigarre und telephonierte in die Ga­rage...Paul", rief er seinem Chauffeur zu, wir.fahren!"Alles schon bereit, Herr Gene­raldirektor..." antwortete Paul. Worauf sich Schnieling ein wenig schwerfällig erhob, dem Ingenieur gönnerhaft auf die Schulter klopfte und sagte:Also regen Sie sich nicht so darüber auf, junger Mann..». Sehen Sie mich an, wie gemütlich ich den dummen Streich nehme... Ist ja nett Ihr Interesse für die Firma, aber päpstlicher als der Papst, will sagen, als der alte Schnieling, brauchen Sie schließlich auch nicht zu sein..." Er lachte noch einmal kurz und ging dann hinaus. Die Arbeiter blieben, schon brach die Abenddämmerung herein. Zu Hause zitterten die Frauen und wußten sich nicht zu helfen. Zuerst waren sie in Scharen gekommen, verweint, in panischer Fürcht vor dem, was jetzt kommen werde. Aber die Männer hatten sie kurzange­bunden nach Hause geschickt.Das ist keine Weibersache!* murrten die und dann waren sie auch, zögernd und sich oft zurückwen­dend, gegangen. Die Nacht brach an... Im fahlen Licht der Mondsichel lagen die Fabrikräume, verwit­tert und unwirtlich, wie riesige Gräber da, Gräber, in denen die Arbeiter auf Strohlagern und wenigen Decken, die ihnen von zu Hause gebracht worden waren, wie Tote lagen und schliefen... Schwer lastete die stickige Lust der ungelüfteten Räume auf den Schläfern, deren Atem gepreßt und stöhnend ging. Es war gegen drei Uhr nachts, als Walter durch ein Geräusch,' das wie ein unterdrücktes Pfeifen klang, aus seinem unruhigen Schlummer geriffen wurde. Schlastvirr fuhr er auf, um in Sekunden­schnell« ganz klar und frei zu werden. Links, an der zweiten Wand, unweit des zentralen Ar­beitssaals, in dem heute mehr als hundert ent­lassene Arbeiter schliefen, sah er einen Schatten wie ein Gespenst vorüberhuschen'.. Ein ver­wehtes Geräusch klang ans,- ein Geräusch, wie

Gin Arbeitsloser träumt...

Ich träume nachts genau seit vierzehn Tagen, Und stets ist«S der gleiche, Helle Traum- Es ist so schön. Ein Wunschttaum sozusagen. Indes, erfüllen dürfte er sich kauml

Tagsüber gehe ich durch viele Gaffen, Ganz ohne Ziel. Wer keine Arbeit hat, Kann sich die Zeit ja ruhig stehlen lasten. Was soll er tun? Er wird ja doch nicht sattl

Mein Tag ist grau. Und voll von langer Weile, Und nur die Nacht erscheint mir wirklich schön Wie gern ich nachts in das Vergeffen eile ES lohnt oft nicht, den Hellen Tag zu sehen1

Wenn man so liegt, dem Dämmer hingegeben. Wird alles besser und das Schlimmste leicht Man tritt heraus aus seinem Elendsleben, Das nicht einmal zum rechten Sterben reicht!

Seit vierzehn Tagen ist es stets das gleiche. Ich träume, daß ich wieder tätig bin. Nicht überflüffig durch die Straßen schleiche. Als Ausgestoß'ner ohne Zweck und Sinn l

Ein guter Traum. Viel bester als das Leben, Und nur ein Traum, der morgens schnell entflieht, Viel kann er nicht. Und doch: Vergessen geben. Bis nur der Tag auch dieses Glück entzieht!

Wenn ich erwache, muß ich mich besinnen. Daß ich geträumt nur, daß ich glücklich bin Dann bin ich manchmal wirklich wie von Sinnen, Und weine, wie ein Kind, laut vor mich hin... Pierre.

es stets entsteht, wenn einer ganz ungehört sein möchte und mit der Tücke des Objekts in Kon­stift gerät... Mit einem Satz war Walter auf­gesprungen... Zwei, drei riesige Sprünge und er sah sich plötzlich demGespenst" gegenüber, es war der Ingenieur Mattusch, der mit verzerrtem Gesicht vor ihm stand und ihm einen Revolver entgegenhielt Keinen Schritt weiter", zischte Mattusch,oder ich schieße...". Für Sekunden sahen sich die beiden Männer in dir Augen..-. Niemand weiter regte sich, niemand wachte auf.Sie find wahnsinnig...", sagte Walter mit ruhiger, gedämpfter Stimme, stecken Sie das Schießzeug ein..Ver­fluchter Hundl" erwiderte Mattusch mtt schneidender Stimme,noch einmal keinen Schritt weiter!" Im gleichen Augenblick schlug ihm Walter in blitzschnellem Zugriff den Browning aus der Hand. Ein furchtbarer Kampf folgte. Minuten- , lang wälzten sich die beiden, unterdrückte Schreie ausstoßend, am Boden... Und seltsam..'.. Niemand wachte auf, niemand von den Hunder­ten. Schließlich gelang es Walter, den In­genieur kampfunfähig zu machen. Am anderen Tag übergab man ihn der Polizei. Rach wenigen Stunden stellte der Poli­zeiarzt geistige Umnachtung fest und veranlaßte die Ueberführung des Ingenieurs in«ine ge­schloffene Anstalt. Der nächtliche Browning-