L-4 Uebcrsall des Mannes auf dir schlafenden Arbeiter konnte niemals aufgeklärt werden. Die Direktion wies eS weit von sich, Mattusch zu seiner unverständlichen Tat veranlaßt zu haben. Auch wie er in die Fabrik hineinkam, war nicht zu ermitteln. Alle Tore waren von den Arbeitern vor Beginn der Nacht fest verrammelt worden... Vielleicht war er am Nachmittag gar nicht aus dem Hause gegangen. Ilebrigens wollte es die Belegschaft nicht recht glauben, daß Mat tusch ohne jede Verbindung mit der Direktion gehandelt hatte... Was aber die Schließung des Betriebes und die Besetzung der Fabrikräume durch die entlassenen Arbeiter angeht, so setzten die Verzweifelten vorerst ihren Willen durch. Jetzt sucht man sie Stück für Stück durch langsamen Abbau loszuwerden. Mattusch«her ist sechs Wochen nach seiner Einlieferung in die geschlossen« Anstalt gestorben. Er hat sein geistiges Bewußtsein nie wieder erlangt... Giftpfeile und Pfeilgifte Wenn jemand in einem Versteck flüsternd, die Ehre eines anderen verletzt oder gegen ihn Verdacht erweckt, so daß dieser sich nicht wehren kann, dann pflegt man die Waffen eines solchen Menschen, der vielleicht sogar noch in der Maske eines Gönners seines Opfers anftritt, als vergiftete Pfeile zu bezeichnen. Der Vergleich heimtückischer Verleumdermethoden mit der Taktik primitiver Horden der Urwälder, die sich vergifteter Pfeile gegen Fremde benützen, ist nicht schlecht Nnd hinkt sicher weniger als viele andere häufig gebrauchte Vergleiche. Auch die Giftpfeilschützen handhaben ihre Waffen in der Verborgenheit und das Gift, in das fie die Spitzen ihrer Pfeile tauchen, vollendet ihr Werk, auch wenn die Pfeilspitzen selbst, auf sich allein angewiesen, versagen würden. Die„zivilisierte" Menschheit hat es in der Erzeugung von Giftgasen und Giftbomben weit gebracht, aber auch die Meisterschaft der primitiven Völker in der Erzeugung von Pfeilgiften ist nicht klein. Sie verwenden dazu nicht nur pflanzliche, sondern auch tierische Giftstoffe. Haben fie auch alle ihre Fabrikationsgeheimnisse noch lange nicht preisgegeben, weiß man doch schon einiges über die Rohstoffe, die sie bei der Pfeilgifterzeugung verwenden. Einer der berühmtesten Pfeilgiftlieferanten ist der U p a s b a u m, der in der malayischen Inselwelt zu Hause ist und dessen Milchsaft «inen sehr starken Giftstoff enthält. Daß diesem Baum giftige Gase entströmen, di« in einem gewissen Umkreise, alle Menschen und Tiere töten, wie dies früher von zu Uebertreibungen neigenden Menschen erzählt und von das Wunder suchenden und liebenden Menschen geglaubt und verbreitet wurde, war, ist und bleibt ein Märchen. Wenn es wahr wäre, dann könnte man ja gar nicht aus seinem Milchsaft Pfeilgifte erzeugen. Das tun aber— oder besser gesagt, taten eS früher— wirklich seine Heimatsgenossen, und zwar mit anderen Giftstoffen gemischt. Die Schuld an dem vollkommenen Fehlen jedes pflanzlichen und tierischen Lebens in dem berühmten„Totentale" Javas haben früher mit lebhafter Phantasie begabte Erzähler einem Upasbaum zugeschrieben. Moderne Naturforscher scheuten dennoch nicht den Weg in daS Tal. Sie kehrten frisch und gesund von dort zurück und konnten sogar berichten, daß dort weit und.breit kein einziger UpaSbaum zu sehen ist. Wer würde daran denken, daß eS auch in der Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchte, also unter den nahen Verwandten unserer Bohnen, Fisolen, Linsen, einen Baum gibt, den Rot- wasserbaum oder Gottesurteilbaum, aus dessen Rinde Eingeborene des tropischen Afrikas ein sehr unheimliches- Gift brauen, das sie zur Erzeugung von Giftpfeilen verwenden Außer diesen nur beispielsweise erwähnten Pseilgiftlieferanten gibt es freilich auch noch viele andere in der Pflanzenwelt. Darunter auch solche, die nicht unmittelbar, sondern als Wirtspflanzen giftiger Tiere der „Rüstungsindustrie" sogenannter wilder Völker dienen. Ein solches Mitglied der Pflanzenwelt ist zum Beispiel die Commiphora a f r i c a n a, ein nahet Verwandter des Lieferanten der M Y r t h e, die in den gottesdienstlichen Zeremonien und in der Kosmetik des Alten Testaments eine so große Rolle gespielt hat und einst— ähnlich wie heute das Petroleum— Gegenstand imperialistischer Begehrlichkeiten war. Auch ein: Pflanzenfamilie ist aber eine sehr gemischte Gesellschaft und daher kein Wunder, daß ein dem vornehmen Oel -, Salben» und Wohlgeruchlieferanten des Alten Testaments nahestehender Baum mit den Säften seiner Wurzel die sehr giftigen Larven des Käfers D i a m p h i d i a l o c u st a erwähnt, die di« Buschmänner Afrikas zur Erzeugung von Pfeilgift verwenden. Die Natur soll diese. Larven so verschwenderisch mit Gift ausgerüstet haben, daß ihre toten ausgetrockneten Körper auch noch nach einem Jahr nichts von ihren mörderischen Eigenschaften einbüßen. Dabei ist der Käfer selbst— der im Laufe der Metamorphose aus der Larve entsteht und die dann wiederum zum Käfer wird— ein ganz harmloser Geselle. Da ist schon der Käfer Blepharida evanida, der in der Ka lahari -Wüste zu Hause ist, ganz anders. Auch er selbst ist giftig und zur Pfeilgifterzeugung verwendbar, nicht nur seine Larve. Pfeilgiftrohstoffe findet man in einer ganzen Anzahl von Tiersippschaften, auch in solchen, von denen man so etwas am allerwenigsten erwarten würde. Es gibt sogar eine Froschart, die in der GiftmunitionSerzeugung primitiver Völker eine Rolle spielt: der F ä r b e r f r o s ch Südamerikas , der soviel Gift in seinen Hautdrüsen trägt, daß damit nicht weniger als fünfzig Pfeilspitzen mit der für Menschen töd-' lichen Giftportion versorgt werden können. Lebendig durchbohrt und über lodernde Flammen gehalten, werden seine Hautdrüsen zur Hergabe ihres Giftstoffes gezwungen. Giftstofflieferanten gibt es auch unter den tropischen Ameisen Afrikas nnd die Buschmänner Süd, afrikas verwenden auch die Säfte einer Spinne, derMygalebarrowi, zu Pfeilgifterzeugung. Wohin wird daS alles führen, wenn man einst auch die Giftpfeilschützen der„Segnungen" der europäischen Zivilisation teilhaftig werden läßt? Werden sie Giftpfeilfabriksaktiengesellschaften gründen, giftig« Pflanzen und giftige Tiere für die Pfeilgifterzeugung in großem Matzstabe züchten und schliehlich aus den Schlünden vim Pfeilgeschützen Giftpfeile in so ungeheurem Maße gegen die weiße Menschheit loslaffen, daß die Giftgase in ihrem mörderischen Fluge di« Sonne verdecken werden? I. R. Auweh! Wie"«nute daS geschehen? So, gnädige Frank Die Trauerrede Skizze von Alad^r Schöpfki« Der Verblichene war nicht nur der best« Bariton des Gesangvereins, sondern zugleich auch Jänos Barjus bester Freund gewesen. Sa war denn JänoS Barju aufrichtig gerührt nutz stand blaß an der Bahre, als der Priester sein« Rede beendete. In seinen Augen glänzten wirkliche Tränen nnd seine Stimme bebte von echtem Schmerz. Wider seinen Willen drängten sich ihm ganz ander« Worte auf die Lippen, als er tags vorher mit großem Kopfzerbrechen zu Papier gebracht und mit vieler Mühe auswendig gelernt hatte. Er sprach abgerissen, in unbe« endeten Sätzen, fand ausdrucksvolle, schwere Worte. Ileber die Trauerversammlung breitet« sich gedämpfte Stille, nur aus der Grupp« der Familienmitglieder brach Schluchzen hervor« Und als JänoS Varju am Schlüsse seiner Red« die letzten Abschiedsworte sprach, da versagt« ihm die Stimme, und heiße Tränen rannen ihm übers Gesicht. Er vermochte kaum auSzusprcchen; „Gott mit dir, unser Neber Freund." Im überfüllten Trauerhaus entstand allgemeines Schluchzen, es gab. keinen, der den Tränen hätt« widerstehen können. Räch dem Begräbnis trat der Borsitzend« des Gesangvereins, der Bürgermeister, aus Junos Varju zu und gratulierte ihm:„Du hast eine herrliche Rede gehalten, lieber Freund. Ich würde dir gratulieren, wäre nicht der Anlaß sa traurig«.." Alle Trauergäste kamen zu dem Redner, drückten ihm die Hand, sagten ihm Dank. Si« ergötzten sich an den eigenen Tränen, daran, daß auch ihnen einmal ein schlichtes, menschliches Gefühl hervgrbrach. Dafür tvaren sie Jünos Barju dankbar, drückten ihm die Hand, lobte» ihn. Ja sogar seine Frau, die ihn sonst wirklich nicht ins Gesicht zu loben pflegte, sagte zu ihnu .Lieber Jünos, du bist ja ein großer Redner sprachst wie ein Herrgott I" Junos Barju nahm ernst mit dem Traue« fall«ngepaßter Würde die Huldigungen entgegen. Er erklärte bescheiden:«Ich brreitetß
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16 (4.1.1936) 1
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