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Energie." Er schätzte den schlanken, schöngebauten Jungen mit kühlen Blicken ab„Für Sie ist Hollywood das Richtige, Fürst Mediaro- witsch. Dort braucht man Statisten, die russische Aristokraten, Offizierstypen und AehnlicheS darstellen. Wenn Sie Glück haben, werden Sie ein Filmstar. Die Ueberfahrt", fügte Johnson großzügig hinzu,„will ich Ihnen bezahlen. Ich fahre nächste Woche nach Haus. Auch ein paar Empfehlungen kann ich Ihnen dort geben. Cecil de Mille ist ein persönlicher Freund von mir." Mitja fuhr acht Tage später mit Mr. Johnson nach U. S. A. Bon Sergej hatte er keinen Abschied genommen. Er hatte dessen Adresse verloren. Die Empfehlung Mr. Johnsons, der einziger Sohn eines Wallstreet-Bankiers war^ öffnete ihm die Pforten von Hollywood . Cecil de Mille engagierte ihn sofort für eines seiner Grand-spectacle-Dramen. Mitja hatte einen Gladiatoren darzustellen. Doch gefiel er dem Regisseur nicht. Er fand Mitja nicht sehnig und trainiert genug. Was diesem die strenge sportliche Erziehung in der Petersburger Kadettenschule an Kraft und Muskelstärke gegeben hatte, das war in der Pariser Zeit draufgegan- gen durch Alkohol und Liebe. Jetzt sah er weichlich und schlaff aus. Aber, er gefiel noch immer, nein, mehr denn je, den Frauen. Sein wollüsti- ger Mund, dessen Lippen rot und voll in dem ambrafarbenen Gesicht standen, der tierischdemütige, brünstige Blick der schwarzen schmal- geschlitzren Augen. Ein Star der Leinwand verliebte sich in ihn. Negra Pol, Frau, die ebenfalls aus dem Osten Europas stammte. Nur war sie ostjüdischem Proletariat entsprossen. Ein dunkles, wirres Leben hatte sie zum Film und damit nach Hollywood geführt. Als Negra Pol Mitja kennen lernte, war sie gerade von ihrem dritten Mann geschieden worden. Auch sie zählte schon einige Dreißig. Hoch Mitja liebte den Typ der heißen reifen Frau. Er mochte nicht die Glutlosen und Unerfahrenen. Negra Pol bot Mitja kein Geld. Dazu war sie zu klug. Sie machte ihm einen Heiratsantrag. Es war einfacher und widersprach nicht den sogenannten„guten Sitten". Auf dem Weg der legitimen Ehe kann ein Mann soviel Geld von einer Frau nehmen, wie er will; er wird trotzdem nicht in den Ruf eines Zuhälters kommen. Die Heirat zwischen Negra Pol und dem Großfürsten Mitja wurde in echtem Hollywood - Stil gefeiert. Mit gnadenloser, barbarischer Prachtentfaltung. Die Flitterwochen verlebte das Paar auf der berühmten weiß-goldenen Segeljacht der Filmschauspielerin. Es durchkreuzte damit liebend den Ozean. Danach kehrte Negra Pol an ihre Arbeit zurück. Sie war eine ehrgeizige und energische Künstlerin. Es blieb ihr wenig Zeit für ihren Mann. Mitja Mediarowitsch hingegen hatte Zeit im Ueberfluß. Pflegte sich. Verwöhnte sich. Trieb Sport ohne Ueberanstrengung. Führte ein mondänes Leben. Hatte bald genug von der eigenen Frau. Trieb eS toll mit Zahllosen. Die ihn heftig begehrten. Den- ehemaligen Großfürsten, noch dazu Gatte eines weltberühmten Filmstar?. Doppelten Reiz hatte es: sich von eineni Aristokraten umarmen zu lassen, gleichzeitig aber auch einer Frau, bekannt auf der ganzen Erde, den Mann Wegzunehmen. Dies brauchten die sensationslüsternen, abgestumpften Nerven der Dollar-Prinzessinnen von U. S. A Und nur in solcher Sphäre bewegte sich Mitja noch. Einer gefiel er so, daß sie ihn ganz besitzen wollte. Nur für sich. Sie war die Tochter
des Warenhauskönigs Mac Ruff. Gloria Ruff war jung, jünger als Mitja, blond, sportgestählt und gesund. Lachte mit blanken Weißen Zähnen. Hatte helle fordernde Augen. Eigentlich war sie nicht Mitjas Typ. Zu wenig geschmeidig, zu ungefügig. Aber es reizte seine Eitelkeit, von ihr begehrt zu werden. Doch versagte sie sich ihm, stachelte damit sein Verlangen auf, das gewöhnt war, schnell befriedigt zu werden. Gloria Ruff setzte es durch, daß Mitja Mediarowitsch sich ihretwegen scheiden ließ. Es war das Tagesgespräch von Amerika. „Wonder- ful", sagte Gloria. Sie liebte es über alles, im Mittelpunkt von Affären zu stehen Sie brauchte Unruhe und Betriebssamkeit wie ein Motor Benzin. Iiur dann war sie in ihrem Element. Kurz nach der Scheidung heiratete Mitja zum zweitenmal. Die Dollar-Millionärin Gloria Ruff. Diesmal ging die Hochzeitsreise nacht Europa . Bereits geschieden, kehrten Mitja und Gloria, jeder für sich, nach U. S. A. zurück. In einem großen Kurort hatte Mitja seiner jungen Frau die Treue gebrochen. Mit einer kleinen schmalen Tänzerin, bronzefarbig die Haut, irgendwie exotisch, doch nicht ganz bestimmbar, weshalb und woher. Er hatte ver- geffen, sein Schlafzimmer abzuriegeln, als er mit Uoga das Spiel der Liebe trieb. Gloria, sich als Herrin fühlend, trat, ohne anzuklopfen, herein. Der Fall war klär und unproblematisch. Ein paar Kabeltelegramme nach New Uork genügten, um alles schnell und ohne Aufsehen zu regeln. Gloria versetzte ihrem Gatten, zugleich Szene des Zorns und des Abschieds, eine schallende Ohrfeige. Dann gab sie den Auftrag, zu packen und fuhr in den nächsten Badeort, in dem reiche Leute sich von Krankheiten erholen, die sie meistens nur dem Müßiggang und der Ausschweifung verdankten. Plötzlich hatte Mitja kein Geld. Sonderbar, dies war er Mr nicht mehr gewohnt gewesen. In Hollywood nahm man ihn sehr kühl auf. Nur die kleinen Statistinnen, jener Typ, der auf dem Weg durch das Bett des Filmregisseurs Karriere zu machen glaubt, waren
DaS Kaffeehaus strahlte in hellster Beleuchtung. Es war eines jener modernen Amüsierbetriebe, wie sie dem„bodenständigen" Wien eigentlich fremd sind. Ihr Ursprung heißt: Amerika . Grelle Lichtreklame, vor dem Portal ein betreßter Diener, Ankündigung von„sensationellen.Attraktionen",»Tanzparkett aus spiegelnder Fläche" mit bunten Lampions, Tischtelephone zum Zweck diskreten Kennen- lernenS. Solch ein Telephon benutzte soeben ein Herr, groß, dunkel, gut, ein wenig zu gut gekleidet. Er sprach mit einer jungen Blondine, schlank, die Formen dennoch einladend:„Wollen Gnädigste nicht den nächsten Foxtrot mit mir tanzen?" Der Sprecher erhielt keinen Korb. Die Blonde tanzte gut, sicher, drall. Dem Dunklen gefiel sie ausnehmend.„Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle? Mein Name ist Land, Direktor Land. Ich bin kein Wiener , nein. Ich komme aus der Schweiz . Ich habe hier für meine Firma, eine große Uhrenfabrik, zu tun." Die Blonde erzählte:„Auch ich bin fremd in Wien . Das heißt, ich lebe schon seit zwei Jahren hier. Ich studiere nämlich Musik am Staatlichen Konservatorium. Meine Heimat ist Schweden . Ich möchte Sängerin werden."—„Sie haben sich aber den Wiener Dialekt völlig«inwand- frei angeeignet", meinte ihr Tanzpartner.
noch von ihm begeistert. Mitja nahm auch sie, doch sehnte er sich nach Frauen, die sich auf■ kostbarere und kompliziertere Art pflegten. Mr. Johnson, der aus der Ferne das Schicksal seines Schützlings beobachtet hatte, fühlte so etwas wie Verantwortung. Schließlich hatte er Mediarowitsch den Weg nach U. S. A. gewiesen. Er verschaffte ihm die Einladung einer spanichen Prinzeffin.„Erholen Sie sich", chrieb Johnson,„leben Sie mäßig, trinken Sie wenig. Wenn Sie wieder in Form sind, arbeiten Sie. Vielleicht kann ich Ihnen noch einmal helfen." Alles konnte sich Mitja borstellen. Nur nicht—arbeiten. Leben nach Stunden, Regeln und Grundsätzen. So mußte es sein: in den Tag hineinschlafen, dann baden, essen, trinken, Musik, Tanz, eine Bar, gedämpftes Licht, Musik, parfumgetränkte Luft— die Frau. Nur als Frau. Sonst nichts. Die Prinzeffin empfing ihn auf ihrem spanischen Landsitz liebenswürdig. Sie war Mr. Johnson zu Dank verpflichtet. Er hatte ihr verschiedeneGeldaffären angenehm geregelt. Im übrigen war sie eine strenggläubige Dame, herb, dunkel und begegnete Mitja mit der Pose der Nkütterlichkeit. Es verfehlte seine Wirkung ganz. Mitja war nicht mehr zu erziehen. Der Landsitz der Prinzeffin lag in der Nähe des Seebads San Sebastian . Hatte Mitja genug von den„mütterlichen" Predigten, fuhr er mit dem Wagen, den ihm die Prizeffin zur Verfügung gestellt hatte und den er selbst steuerte, dorthin. Spielte im Kasino. Verspielte alles. Nach reichlichem Genuß verschiedener Alkoholarten überwand Mitja letzte Hemmungen. Stahl der spanischen Hoheit ihren Schmuck, versetzte ihn, brachte auch dieses Geld in einer Nacht durch. Am Morgen, wach und nüchtern, erkannte Mitja, was er getan hatte. Seine letzte Chance schien ihm die Flucht. Er fuhr im Auto auf und davon. Doch ließ ihn die Prinzeffin verhaften, bevor der Juwelenräuber Großfürst Mitja Mediarowitsch die französische Grenze erreicht hatte. Jetzt erst entschloß sich Mitja zum letzten Schritt. Er erschoß sich.
„Nun ja, wenn man tagaus tagein keinen anderen hört? Zwei Jahre lang?"— Gewiß, gewiß. Im übrigen, war das Nebensache. Ingrid hieß die Schwedin. Herrlich. Solch blondes Haar gab es sicher nur in der Heimat der »göttlichen Greta". Ingrid konnte es, was die Blondheit des Haares, die grünliche Bläue der Augen betraf, mit der Garbo aufnehmen. Direktor Land war nicht kleinlich. Er lud das junge Mädchen zu einer Flasche Sekt ein. Die Schwedin, die, wie sie sagte, aus plötzlicher Laune dieses Lokal aufgesucht hatte, nahm die Einladung an. Der Sekt war zwar nicht erstklaffig, aber da sich der Schweizer und di« Schwedin gefielen, bedurfte es nicht des Alkohols zur Stimmung. Sie stellte sich ein durch Musik und Tanz, den fiebernden Rhythmus ihrer jungen Körper, durch leise Worte und kleine zärtliche Berührungen. Als sie sich trennten— die blonde Nordländerin wollte aus keinen Fall im Auto nach Hause gebracht werden—„ich wohne bei einer sehr strengen alten Dame", und„bedecken Sie den Klatsch der Leute", hatten sie sich immerhin gestanden, daß sie sich liebten. Eine Verabredung wurde für den nächsten Tag getroffen. Diesmal in einer kleinen Konditorei. Ingrid hatte wenig Zeit. Das Studium nahm sie sehr in Anspruch.„Vielleicht muß ich
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Theater/
Von Ellen Lenski