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Sternen richtet, zu gewährleisten. Das ganze

Nachtschicht im Nordlicht- Institut der modernen Wiſſenſchaft iſt auf

lern droben im höchsten Norden.

Vom

geboten worden, um dem Rätsel des Nordlichts Wenn in unseren Breitengraden die also eine ständige elektrische Entladung voll- feinen letzten Schleier zu entreißen... Tage fürzer werden, senkt sich die halb- ziehen, die sich nicht nur in Lichterscheinungen, jährige arktische Nacht über Nordnorwegen sondern auch in magnetischer Wirkung äußert. es ist der Zeitpunkt des Arbeitsbeginns Denn das Nordlicht ist stets von starken erd­für eine kleine Gruppe von Wissenschaft- magnetischen Störungen ,,, magnetischen Ge­Herbst bis zu'n Frühjahr ist die geeignetste mittern", begleitet; so stark, daß der Kompaß Zeit zur Beobachtung der rätselhaften eines Schiffes oft bis zu anderthalb Grad ab­Himmelserscheinung, der ihre Forschungs- gelenkt wird! Diese elektrischen Boten der arbeit gilt: Die Arbeit der Männer im Sonne lagern in einer Höhe von 80 bis 100 Nordlicht- Observatorium in   Tromsö, einem Kilometern über der Erde und wechseln an der interessantesten Institute der Welt. Wirkung parallel mit den Perioden der Son­Unser Mitarbeiter, der als erster Journa- nenprotuberanzen das heißt, in Perioden list das Nordlicht- Observatorium besucht von elf Jahren. hat, berichtet uns darüber:

Eisig fegt der Schneeſturm durch den Wald. Unten in   Tromsö hat man uns den Weg genau

erklärt aber wie soll ihn der Fremde fin­den, wenn alle Pfade unter meterhohem Schnee verteht sind?

Ein Haus taucht aus der Dämmerung des nordischen Nachmittags auf. Noch eines. An tennen hängen wie Spinnweb in der Luft. Mit verschneiter Kuppe wächst der Pilz eines fleinen astronomischen Observatoriums aus dem weißen Feld. Lichter glänzen und zeigen den Weg in

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schwer: wenn die Astronomen starte Sonnen­Der Beweis für diese Theorie ist nicht flecke beobachten, sieht man besonders startes

Nordlicht. Aber auch während des Tiefstandes der Elfjahrperiode ist allnächtlich bei klarem Himmel im Winter Nordlicht zu beobachten ein bis zweimal in der Woche so hell, daß man beim Schein dieses Phänomens Beitung lesen fann, ohne sich die Augen zu verderben! Nachtangriff auf das Nordlicht eine warme Stube. Wir sind im Nordlicht- Forschungen erzählt, ist es stockdunkle Nacht ge­Während Professor Harang von seinen worden. ,, Kommen Sie mit-- wir fangen mit

Institut, dem einzigen der Welt.

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Ein komisches Rätsel Von allen Gegenden, in denen das Nord­licht beobachtet werden kann, ist dies noch die fultivierteste erklärt uns Professor Dr. Harang, der junge Leiter des Instituts. Des­wegen hat man es, aus dem Fonds der Rocke feller- Stiftung, hier errichtet. In breitem Ring zieht sich die ,, maximale Häufigkeitszone" des Nordlichtes rund um den Pol: über Nord­tanada, Nordsibirien, Nordnorwegen. Hier, am 70. Breitegrad Norivegens, sind die Bedingun­gen am günstigsten; der Golfstrom sorgt für verhältnismäßig ,, mildes" Klima, eine fleine Stadt ist in der Nähe, es gibt Licht, Telephon, Heizung und ein wenig Unterhaltung.

Von Ende August bis Ende April tritt das Nordlicht am häufigsten auf. Dann herrscht Hochbetrieb im Tromsöer Institut. Gelehrte aus aller Welt kommen zum Studium dieser rätselhaften Himmelserscheinung, deren Wesen bis heute noch nicht einwandfrei geklärt und deren Ursache und Wirkung auf den verschieden sten Gebieten noch längst nicht erforscht ist. Freilich, ein gutes Stück ist man hier schon der Lösung dieses kosmischen Problems näher­gekommen. Der Laie erschrickt fast vor der mächtigen Gewalt dieses Hypothesengebäudes, das von den Wissenschaftlern während der letz­ten Jahre in aller Stille errichtet worden ist, und von dem höchstens die Fachwelt einmal etwas erfahren hat. " Spiegelung der Sonne" oder Elektronen?

Uralt ist der Versuch des Menschen, das Geheimnis des Nordlichts zu lösen. Im 12. Jahrhundert gab es bereits wissenschaftliche Deutungsversuche in norwegischen Schriften. Darin erklärte man das Nordlicht als Spie­gelung der   Sonne" und merkwürdigerweise hatten die damaligen Forscher gar nicht so un­recht. Denn seit der umwälzenden Entdeckung der Elektronen, der winzigen Elektrizitätsteil­che gegen Ende des vergangenen Jahrhun­derts, öffnete sich auch der Nordlichtforschung ein neuer Weg, der heute in folgender Theorie mündet: das Nordlicht besteht aus winzigen Elektrizitätspartikelchen Elektronen oder Jonen, die von den Protuberanzen, den Sonnenflecken, ausgeschleudert werden und sich in breitem Ring um den magnetischen   Nordpol im Norden   Grönlands gruppieren. Es muß sich

der Arbeit an!"

Das flingt einfach, aber es gehören eine Reihe besonderer Vorbereitungen dazu. Zu­nächst muß der Besucher die Schuhe aus ziehen. Man bringt ihm kniehohe Lappenstiefel, aus Renntierfell, ohne Sohle. Ueber den Kopf wird ihm eine ungeheure Jacke, ebenfalls aus Renntierfell, gezogen eine Arbeit, die ohne die Mithilfe eines ,, Garderobiers" unmöglich ist. Die Kapuze des Fellkostüms stülpt man ihm über den Kopf, und jetzt sieht das ganze wie die Riesenfigur eines Lappengolems aus. Die Arbeit kann beginnen.

Ein Tor des Institutsgebäudes wird ge­öffnet, und mit vereinten Kräften ziehen wir einen mächtigen Spektrographen heraus. Der Schneesturm tobt und heult aber in unseren Renntierfellen ist es gemütlich und warm. Drei andere Spektrographen stehen schon auf dem Beobachtungsgelände, einem großen umzäunten Viereck hinter dem Institut. Dann kommen die Photoapparate an die Reihe: Gestelle mit ungeheuren, drehbaren Linsen und kleinen Kassetten. Die Brennweite muß besondere Lichtstärke ermöglichen- 1 zu 1.25, denn das Nordlicht ist gewöhnlich nicht heller als starkes Mondlicht. Nur eine sehr lichtstarke Optif ermöglicht die nötige furze Belichtungs­zeit, denn die Formen des Nordlichtes ändern sich fast von Sekunde zu Sekunde. Und photo­graphieren ist die Hauptarbeit der Forscher. Der Nachtangriff beginnt, unsere Waffe ist die Linse.

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Das Märchen der Polarnacht Wie Geschütze sind die vier Spektrographen, das große Interferometer, ein paar Photo­apparate eine davon mit drei Objektiven für Farbenaufnahmen in Reih und Glied aufgestellt. Ein Schrank auf dem Beobach tungsfeld wird geöffnet, Licht flammt auf: Schalttafeln, Kabel, Kopfhörer. Die Gelehrten legen die Hörer an, die Sprechtrichter werden in Mundhöhe gerichtet. Ein paar Handgriffe am Schaltbrett. ,, Hallo? Alles fertig?" Die telephonische Verbindung mit einer ziveiten, fleineren, 43 Kilometer weiter füdlich gelege­nen Beobachtungsstation ist über Fernant  Tromsö hergestellt. Sie bleibt während der ganzen Beobachtungsdauer bestehen, um die Aufnahme parallattischer" Photos, deren ge­nau gleiche Einstellung sich nach bestimmten

,, Da! Sehen Sie!" Wir blicken nach oben. Gespenstisch spannt sich ein leichter Lichtschein über den dunklen Himmel. Jetzt ballt sich ein beller Fleck am höchsten Punkt des Lichtbogens zusammen, dehnt sich aus, wird zum Strahlen­franz, der sich mächtig von der Erde Firmament wölbt, einem weißen Regenbogen gleich. Jest fallen Strahlen abwärts, flammende Eiszapfen zeichnen sie eine unges heure Grotte in den Nachthimmel, verschwin den, tauchen als wagrechte Lichtstreifen wie

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wie

über und herüber, als feien fie gejagt von un der auf, huschen wie Scheinwerferstrahlen hin­einmal auf, sind verschwunden. Es ist dunkel hörbarem Aethersturm, verblassen, leuchten noch

wie zuvor..

Gebannt, überivältigt löst der Neuling, der dieses wunderbare Märchen der Polarnacht zum ersten Male schauen durfte, die Augen vom Himmel. Während der Viertelstunde dieses fosmischen Feuerwerks war jeder journalistische Ehrgeiz verschwunden. Wir haben nicht auf­Staunen und Bewunderung nicht erlaubt, an den gepaßt, wie die Forscher, deren Arbeit ihnen Photoapparaten hantierten, wie sie belichteten und Kassetten wechselten, die Spektrographen bedienten, die Einstellung des Interferometers. kontrollierten, dessen Objektiv nachts geöffnet ist, um in monatelangem Exponieren die Wellenlänge des Nordlichts festzustellen. Wir haben nicht die kurzen Stichworte der Te­lephonunterhaltung mit der zweiten Beobach tungsstation gehört, und jetzt erst fällt uns das seltsame Bild der Forscher in ihren ungeheuren Renntierpelzen auf, mitten in Schnee und Kälte, umgeben von den modernsten Apparaturen der Technit, in einem Gewirr von Kabeln, Instru menten, Schaltanlagen..

Das Haus ohne Nagel

dauernd

heutigen Abends wird verarbeitet. Wir siven Eine Stunde später. Die Ausbeute des im dunklen Projektionsraum. Die soeben ents wickelten Platten werden auf ein großes Pa pierblatt projiziert. Professor Harang zeichnet die positionsgebenden Sterne als Krenze an. Dann kommen die Blätter auf einen trans­parenten, von unten beleuchteten Zeichentisch: und hier wird aus der traumhaften Ericheis nung am nördichen Himmel eine wissenschaft liche Schemazeichnung.

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haus" Dann gehen wir hinüber ins ,, Magnets  Häuschen, ineinander gebaut, mit isolierender das heißt, eigentlich sind es zivei Luftschicht Hier sind die Meßinstrumente für die ,, mag gegen Temperaturschwankungen. netischen Gewitter" untergebracht; solch ein Apparat steht isoliert auf einem Marmoriodel, damit ihn keine Erschütterung erreicht, aber schon unser Eintreten auf Zehenspitzen, die minimale Erhöhung der Raumtemperatur durch unſere ,, animalische Wärme" wird durch die unerhört feinen Instrumente registriert. Neber­flüssig zu erwähnen, daß dieses Doppelhäus chen ohne jeden Nagel gebaut ist Kupfer, um keine andere Magnetwirkung als die natürliche auftreten zu lassen.

für

ganz aus

,, Und welches Arbeitsprogramm haben Sie die Zukunft, Herr Professor?"

Wir werden uns nicht langweilen. Jars benphotographie des Nordlichts, Aufnahme von Kinofilms, wie wir sie bereits mit neuen Ap paraten versucht haben jedes Bild wird eine Sekunde belichtet; vor allem auch Radiopeilung durch   Echolot, um den Einfluß des Nordlichts auf Rundfunkstörungen festzustellen. Wir sind schon ein gutes Stück vorwärts gekommen,