dicte si vourite
Zur üblichen Zeit erschienen die Tagesblätter des Verlages, Morgenausgaben, Mittagsausgaben, Abendausgaben. Die Maschine lief weiter; ein Rädchen war ausgefallen, aber der Apparat stockte nicht. Die Zeitschriften tamen auf die Straße, regelmäßig wie immer: das ,, Kunstblatt" am Dienstag, der ,, Wizbold" am Mittwoch, die Familienblätter, Sportblät ter, Jagd-, Mode-, Amateurphotographenzeitungen. Kein Wochentag, an dem nicht außer den Tagesblättern mindestens ein Fachblatt, eine Revue, ein Magazin erschien.
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vor allem fehlte eines: das Motiv. Hier tappte| zu überlesen. Es war reine Neugier. Landa man vollkommen im Dunkeln. hatte in seinem sauberen, ruhiger. Stil den Aufstieg Brucks geschildert; manche Einzelhei ten waren für Ehret neu und überraschten ihn. Dann war von Brucks Bedeutung als Verleger, als Pfleger geistiger Güter die Rede, aber irgend etwas an Landas Diktion wirkte ironisch; Ehret konnte es nicht greifen, es war ein unbestimmtes Gefühl, als mache der Schreiber einen Vorbehalt, plötzlich sah er vor sich Landas Gesicht; um seine immer etwas traurigen Augen lag ein dunkler Schatten, in seinen Mundwinkeln ein bitteres und spöttisches Lächeln. Seltsam, dachte Ehret, es ist doch alles in Ordnung; nichts in der Wahl der Wörter, in Sprache und Ausdruck berechtigt mich, Sintergedanken zu haben, es ist alles gerade und glatt, einfach und unmißverständlich. Und doch ist dieses Andere drin. Sollte gerade diese glatte Unmißverständlichkeit, diese Landa sonst nicht eigene unproblematische, von Unter- und Obertönen freie Darstellung schuld sein? Er las weiter.
Die Redakteure des Herold", Ehret, Landa und Rademacher, hatten eine kurze Konferenz abgehalten. Man würde also auf der ersten Seite einen schlichten Nachruf der Redaktion bringen, dazu das Bild, ein bisher nicht veröffentlichtes, von der Witwe ausdrücklich für den ,, Herold" zur Verfügung gestelltes. Auf Seite Zwei und Drei würde dann Landa eine biographisch untermalte Würdigung Brucks geben: sächlich, stilvoll, dezent, dem hohen Niveau des ernsthaften, fulturpolitisch- wissen schaftlichen ,, Herold" entsprechend. Landa war der gegebene Mann: dem Verstorbenen nahestehend, in vielen Dingen sein Vertrauter, über die Einzelheiten seines Lebens am besten informiert. Man war sich einig und ging ausein
ander.
Die Manuskripte gingen in Saz . Am Freitag war Umbruch und Druck, zum Samstag morgen mußten die Hefte im Handel sein. Am Donnerstagmorgen gab Ehret die lezten Sachen in die Seßerei; nachmittags und zum Teil in den Morgenstunden des Freitags war noch Korrektur zu lesen.
Es war fünf Uhr. Der Lehrling brachte einen Stapel Manuskripte und Fahnen. Ehret machte sich an die Arbeit. Der dritte Artikel war der von Landa; den hatte man ihm aus Versehen hergebracht. Schon wollte er ihn ins Nebenzimmer tragen, da fiel ihm ein, ihn rafch'
sehen, aber sie waren vom Leben geschwärzt, und er hatte die Lippen von Blumen und die Zähne von Wölfen. Es war zu befürchten, daß er einmal auf dem elektrischen Stuhl enden könnte.
Mit Jane kam es durch solchen Umgang dahin, daß sie aus dem College hinausgeworfen wurde. Verzweifelt und doch vertrauensvoll wandte sie sich an den Vater und bat um telegraphisches Geld. Denn sie erwartete ein Kind. Gerade an ihrem Geburtstag kam es zur Welt. Am selben Abend legte man ihr wieder einen Brief aufs Beit, voll allgemeiner Herzlicher Wünsche wie immer, zumal für ihre Gesundheit, Sie zerriß ihn weinend, fast wahnsinnig vor Enttäuschung, da ihr Vater sie ebenso gleichgültig wie ihr Geliebter im Entbindungsheim letzter Klasse liegen ließ.
Dann fam eine noch schlimmere Zeit, im dreiunddreißigsten Stock einer Wolkenkraberversicherungsgesellschaft. Ein Jahr hämmerte sie dort oben von früh bis spät auf die Tasten der Schreibmaschine. Aber als wieder ein Landa schilderte zunächst die Auffindung freundlicher Geburtstagsbrief die blaue Insel des Direktors, die Entdeckung des Verbrechens. beschrieb, so als sei der Vater dort wie im Hims Nicht reizerisch, nicht dramatisch, sondern vormel: fündigte sie und fuhr mit ihrem Kinde nehm, dezent, beinahe neutral. Aber zum quer durch die Staaten und über den Pacifik Schluß wurde er, unerwartet für Ehret, hin. pathetisch. ,, Das Rätsel der schrecklichen Tat ist noch nicht gelöst", schrieb er. ,, Wer weiß, ob es jemals gelingt, Licht in dieses Dunkel zu bringen. Vielleicht wird unseren Fragen nie eine Antwort zuteil. Denn es fehlt die Basis jeder Untersuchung, die Aussicht auf Erfolg haben fönnte: das Motiv des Täters. Daß es sich um feinen Raubmord handelt, steht einwandfrei fest. Es bleibt keine andere Möglichkeit als ein Verbrechen aus Leidenschaft. Aber wer könnte diesen Mann genügend gehaßt haben, um seinen Tod zu wollen? Hatte er wirklich geheime Feinde? Nichts ist bekannt geworden. Und doch gibt es feine andere Lösung: irgendeiner, dem er Schlimmes zugefügt hat, muß sich an ihm gerächt haben. ( Schluß folgt.)
Die junge Jane Grey fannte ihren Vater nicht persönlich, aber alljährlich erhielt sie von ihm zum Geburtstag einen schönen Brief, der wie vom Himmel herabfiel. Er kam von der fernen und sicherlich wundersamen Insel Rongerit.
Briefe sind ein geringer Ersatz für den nahen vertraulichen Umgang, sie sind Prüfungen der Geduld. Ganz besonders wundert sie sich, daß die Briefe ihres Vaters im Grunde niemals auf die ihren eingingen. Es waren feine Antworten, sie paßten zu ihren Fragen ungefähr wie ein Schuh auf einen Kopf. Doch anerkennend besah sie jedesmal die fremde Marke, stolz auf einen Vater, der eine Südseeinsel bewohnte. Er mußte ein guter Mensch sein, wenn er auch niemals ein Geschenk mit fandte. Herzlich gratulierte er nur, und er dente stets an seine liebe Kleine, als ihr getreulicher Vater. Einmal erzählte er von sei nen Perlenfischergeschäften. Es gäbe auf Ron gerif für einen Amerikaner allerhand zu tun. Eine Berle lag leider nicht bei. Jane aber wäre am liebsten sogleich hingefahren. Sie erwiderte, sie höre sehr gern, daß ihr Papa in der Fremde
so tüchtig vorankomme. Das Leben sei doch viel wichtiger als alles andere, nämlich als die Schule, und seine leibhaftige Insel sei gewiß schöner als Geographie und Geschichte.
Ein volles Jahr mußte sie sich gedulden, um dann in seinem nächsten Geburtstagsbrief zu lesen: ob sie auch so gern, wie er in seiner Jugend, in die Schule gehe; ob sie auch so gut lerne; ein richtig bestandenes Examen sei immer sehr nüßlich. Uebrigens habe er das Haus eines verstorbenen Eingeborenenhäuptlings erworben und errichte dort eine Faktorei.
Jane aber schätzte das Geschäftsleben gar nicht, zu dem sie auch die Schule rechnete. Achts zehn Jahre war sie alt und geriet in eine Gesellschaft, die sich„ Die gefährlichen Engel" nannte. Diese Runde von ernsten, heiteren, abenteuerlichen, mörderischen und hilfreicher Leuten behauptete, man müsse die Menschen als gefallene Engel ansehen, als eigentlich gute, aber gefährliche Wesen. Die gefährlichen Engel, das sei nur ein anderer Name für die heutigen Menschen überhaupt. Vielleicht lag es an der engen großen Stadt, daß manche den Ursprung vom Himmel gar nicht mehr offenbarten und in ihrer Gefährlichkeit bis in die Nähe der Teufel gelangten. Jane jedenfalls freundete sich mit einem Manne Prosper an, dessen Augen strahlten, dessen Bewegungen so leicht waren, daß man die Flügel an seinem Rücken suchte. Und
stand troß ihrem Telegramm niemand, der dem Im Hafen, am Palmenufer von Rongerik Bilde ihres Vaters ähnelte. Erschrocken suchte fie die Behörde auf. Da lagen alle ihre Antworten an den Vater uneröffnet. In den Fächern aber ruhten noch viele Briefe von ihm an sie, in denen alle möglichen neuen Mittei Jungen nebst herzlichen Glückwünschen geschrieben standen. Und der Richter der Insel sagte ihr:
ermordet worden war, hatte man Ted Grey Als seinerzeit eine Mrs. Snyder im Osten dieser Tat für schuldig befunden. Das war Janes Vater. Bevor er den Henkerstuhl bestieg, verfaßte er eine Reihe liebevoller Schreiben an sein Töchterchen, und man bewilligte ihm den Teßten Wunsch: Sie sollte fein amtliches Schrift>. stück über seinen Tod erhalten, dafür je einen seiner schönen Briefe, die genau zu allen ihrer Geburtstagen an sie zu senden seien. Und danach starb er im elektrischen Strom.
Viele Wochen lang lag Jane frank im Hause des Richters. Dann fehrte sie nicht in das Land der zibilisierten Engel zurück. Sie lebte mit ihrem Kinde auf der paradiesischen Insel, auf die sie die Briefe des hingerichteten Waters zu ihrem Glück gelockt hatten.
Die Frage
der Jod- Zufuhr
Die allgemeine Verarmung hat dazuge führt, daß der menschliche Körper anfälliger für Krankheiten wurde und daß er leichter auf Mängel in der Ernährung mit sogenannten Ausfallserscheinungen antwortet. Dazu gehören der dicke Hals, Blähhals, Kropf als eine Entartung der rechts und links vom Kehlkopf liegenden Schilddrüse. Die geistigseelischen Folgen find schwere Auffassung der Kinder, schlechtes Gedächtnis, leichte Herz- Erregbarkeit, und können sich steigern bis zur geistigen Minderwer tigkeit, zu den verschiedenen Graden der Verblö dung bis zum Kretinismus. Selbstverständlich trat eine Jod- Verarmung der Erde und damit der Pflanzen, Tier- Erzeugnisse und der Tiere. die dem Menschen zur Nahrung dienen, nicht erst seit jetzt ein, aber die allgemeine Verelendung der Körper zeigte die Jod- Verarmung auffal lend in ihren Wirkungen und die fortgeschrit