geschriebenen Brief am franzöfifchen Hofe ab­geben. Nachdem der hohe englische Geistliche das Sendschreiben aufmerksam gelesen, wandte er fich an den König: ,, Sire, wenn ich diesen Brief abliefere, kann es mich den Kopf kosten.

,, Dann laß ich allen Franzosen, die sich in England aufhalten, den Kopf abschlagen!" brüllte der erzürnte Monarch.

..Zweifellos eine treffliche Maßnahme, Majestät," versezte bedächtig der Kirchenfürst, ,, nur fürchte ich, daß keiner der abgeschlagenen Köpfe auf meinen Rumpf passen dürfte..."

Napoleonisches Zeitalter:

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große Buneigung haben und daß sie sogar diesem und Spiegel in der Hand hielt und schaute neu­Canova in völlig unbekleidetem Zustand Modell| gierig auf den Nachbar. Sie versteht nichts fißen. Wie bringen Sie das nur fertig, meine von Kultur. Unseren Bruder an Kultur zu ge= Liebste?" wöhnen, ist gerade dasselbe, wie einem Schtrein einen Sattel auffeßen.

Die Prinzessin, den plumpen Angriff mit einem Lächeln auf den Lippen parierend, er­widerte mit schlagfertiger Naivität: ,, Aber, beste Marquise, ich begreife Ihre Besorgnis nicht das Atelier ist doch geheizt..."

Schottischer Humor:

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Ein Schotte wird von einem Engländer zu einem internationalen Pidnid eingeladen. ,, Es werden Vertreter der wichtigsten Nationen er­scheinen und jeder bringt das beſte Produkt ſei­nes Landes mit," meinte der Engländer mit höflichem Hinweis.

Die Prinzessin Paolina Borghese, die schönste von Napoleons Schwestern, war da­für bekannt, daß sie mit Vorliebe ihren voll­endeten Körper von Künstlern in Stein und Erz nachbilden ließ. So saß sie auch dem großen Bildhauer Canova zu einer Aftstatue. Bei Hofe macht man anzügliche Bemerkungen über das Höchst freimütige Benehmen der schönen Prin­zessin. Und anläßlich eines großen Hoffestes be­nügt die Marquise d'Etremont die Gelegenheit, um Paolina Borghese öffentlich zu kompromit­tieren. ,, Man erzählt, daß Sie für die Künste so j Bruder!

Am nächsten Vormittag erschien ein Italie­ner und brachte einen Korb köstlicher Melonen. Ein Russe schleppte eine Schüssel voll frischem Malasoll- Kaviar herein. Ein Franzose brachte eine Flasche Burgunder. Der Schwede präsen­tierte den mit Recht so berühmten Punsch seines Landes, der Tscheche hatte einige Flaschen Pilsner mitgebracht und der Schotte seinen

Ein Kulturmensch

Von Pantelejmon Romanov

Kirinchin, der Rechnungsführer der Guß eisenfabrik, saß in der Bierhalle mit seinem Freund und schüttete ihm sein Herz aus.

., Warum, fag' mal, bitte, sind wir ale Staatsorganisation den anderen um tausend Jahre vorausgegangen, aber was unser alltäg liches Leben betrifft, sind wir hinter allen zu rüdgeblieben. Im Auslande, erzählt man, tann man einen Arbeiter einfach nicht erkennen: in Hut und weißen Manschetten spaziert er herum.

Und bei uns!.... So mancher von uns kriegt einen ordentlichen Gehalt, könnte sich's ruhig leisten, sich und die Familie anständig zu klei­den, ein Zimmer, sagen wir, sich sauber ein­richten, ein hübsches Bild an die Wand hän­

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Da haben Sie die eigene Frau. Eine andere an ihrer Stelle würde jeden Tag dem lieben Gott dafür danken, daß sie einen solchen Mann hat, der, man fann sagen, allen voran geht. Bei uns aber gibt es jeden Tag Streit- fast zum Raufen. Es ist schon gut, daß sie so still ist, dadurch rettet sie sich, sonst würde ich sie verhauen wie eine trobige Ziege. Sie ist mir so verhaßt geworden- ich halt's nimmer aus. In der Stadt schaut man sich um, alle Mädchen haben Hütchen auf, die Nägelchen rein.- Na, mit einem Wort Kultur reinsten Ursprungs. Und dieses Schwein meine Frau meine ich schürzt ihren schmutzigen Rock, streift die Aermel auf und bei den Töpfen macht sie sich zu schaffen. Und nichtsrein gar nichts versteht sie von Kultur. Unlängst habe ich ihr von Tord gesprochen. Wie eine Erbse an der Wand- so flebte es. Interessiert sie nicht!... Ich kann über alles sprechen. Sie zum Beispiel sprechen tein Wort einfach wie ein Klotz siben Sie da, ich aber spreche die ganze Zeit. Geben Sie mir aber einen wirklichen Menschen und ich werde den ganzen Weg nur so schütten- daß Sie den Mund aufreißen würden. Nun, dr fomme ich, fagen wir, nach Hause; mit wem soll ich da ein Wort reden, womit das Auge er­freuen? Nein, ich sehe schon ein, ich gehöre nicht

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ich spazieren gegangen- in Handschuh, die zu diesem Lande. 3 erlerne lieber fremde Frau in neuem Kleid, vor den Passanten ent- Sprachen und fahre ab. Ich gehe, wohin die ſchuldige ich mich, mit einem Wort, ich lebe hal: Augen mich führen werden. Schauen Sie, neh­wie ein Kulturmensch." men Sie zum Beispiel unsere Parteileute. sie streben schon was an, aber es führt zu nichts. Nicht richtig angefangen und basta."

Kirinchin bezahlt die Rechnung, zieht die Handschuhe an und geht fort. Da aber die bei den zusammen zehn Flaschen Bier getrunken hatten, mußte sich also Kirinchin bei jedem Schritt entschuldigen.

,, Da schau", schrie er, wie mich diese

Schnauze anstößt, man müßte ihm eins in die Freſſe verſeßen- und ich entschuldige mich noch

bor ihm."

,, Und warum läßt du dir das gefallen?" sen... Aber nein! Nicht barum iſt es ihm zu he-" air frag mal, wer im ganzen Dorfe ,, Wie? So, ich laß mir alles gefallen.

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der fulturvollste Mann ist. Kirinchin, natürlich. Na, bleib eine Weile stehen.

tun. Alles geht bei ihm für Schnaps auf. Wie fie früher als Schmutzfinke lebten so leben fie auch jetzt. Und was für eine Roheit der Sitz ten!... Man soll auf deine Frage irgendwie Der Freund blieb stehen. Kirinchin ging höflich anttvorten, oder sagen wir, sich einfach um ettva fünf Schritte voraus und schrie: wie ein Kulturmensch vor dir entschuldigen. Sieht man es von weitem, daß ich nur ein nein, lieber würden sie sich aufhängen hol Rechnungsführer bin?"

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,, Nicht im geringsten. Einfach ein vorneh­

fie der Teufel! Sie schämen sich einfach, sich vornehm zu benehmen, sie meinen sich damit zu mer Herr." erniedrigen. Aber betrunken zu sein, in Lum­penkleidern herumzulaufen, das macht ihnen Herr." gar nichts aus."

03"

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so, Bruder, Sobald Kirinchin in dem Waggon einge­,, Bei uns schaut man nicht darauf", meinte stiegen war, ordnete er gleich seine Sachen: der Freund.

., Unlängst habe ich über Amerika gelesen, diese Hundesöhne! Na, einfach, wie die Herrschaften leben sie. Hüte haben sie auf, auf peinliche Sauberkeit schauen sie, an den Fen­stern haben sie Vorhänge. Dafür ist auch so ei große Ordnung dort. Und wenn du nur zwei Groschen in der Tasche dein eigen nennit. Halsbinde und Manschetten mußt du haben! Schau, nimm mich zum Beispiel: Gehalt. Unsinn, aber schau mich an, bitte: Handschuhe, geichnürte feine Schuhe und Kniehose alles in Ordnung. Nun fahre ich nach Hause, Sa bringe ich einen Grammophon mit, Vorhänge für die Fenster und der Frau ein Hütchen. Also ich berwandle mich durch die Kultur. Aber wer in unserem ganzen Städtchen lebt nach Kultur? Allein Kirinchin. Da neulich, am Sonntag, bin

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Bei der nächsten Station steigt eine Frau ein Kirinchin springt auf, seine Sachen von der Bank wegzunehmen.

,, nädige, bitte schön, seßen Sie sich nur,

gleich wird der Platz frei.

hier", meinte die Frau und setzte sich auf die ,, Lassen Sie sich nicht stören, ich size schon

andere Bant.

Kirinchin nahm wieder seinen Platz ein, lächelt und schüttelte verächtlich mit dem Kopf. wenigstens jung und hübsch wäre, ,, Na, das ist herrlich", sagte er ,,, wenn sie aber so eine Mißgeburt. Ein anderer an meiner Stelle würde in eine solche Frage einfach spuden, und ich Trottel spring auf:, Gnädige, bitte, und sie, diese Gnädige", Gott strafe mich, die so eine Anrede ihr Leben lang nicht gehört hat.

Zehn Minuten später hielt der Zug. Der Nachbar nahm sein Gepäck und stieg aus. Ki­ein vornehmer rinchin setzte sich zu einem anderen hin und fagte: So ein Schwein, sitzt wie ein Klotz da und schweigt. Den ganzen langen Weg hab nur ich allein geredet, aber er hat nicht ein ein das Grammophon, die Vorhänge, die Hutziges Mal den Mund aufgetan." schachtel, und sprach immerfort mit sich selbst. Dann sette er sich zu einem Herrn in Pelzman­tel und Persianerkragen und sagte: ,, Jest fabre ich nach Hause, alles Mögliche bringe ich mit. Bei uns ist es schon einmal so: kriegt man den Gehalt, vertrinkt man die Hälfte. Und ich habe für den ganzen Monat nur einmal Bier ge­trunken, aber dafür schauen Sie mich an, wie ich gekleidet bin, die Frau zwinge ich auch dazu. Nicht wahr, von außen her sieht man nicht ein­mal, daß ich nur ein Rechnungsführer bin?"

Der Nachbar schaute ihn an und sagte nichts. Kirinchin nahm Bürste und Spiegel aus der Tasche heraus und begann seine feuchten, verschwißten Haare zu glätten.

,, Aber mit der Frau, das ist ein Unglüď, eine Märtyrerqual", sagte er, indem er Bürste

Als er zu seiner Station gelangte und den Bahnhof betrat, da begrüßte er alle bekannten Leute, indem er den Hut weitschweifig lüftet und sich tief verneigte.

..Schöne Handschuhe tragen Sie", sagte ein Bekannter.

,, Sechs ein halb", antwortete Kirinchin, jeẞte sein Gepäck auf die Erde, zog einen Hand­schub aus und zeigte ihn.

Als er zur Abfahrt hinausging, stand er lange und als wäre er kurzsichtig, fniff er die Augen zusammen und betrachtete den Platz mit der wartenden Fiakern. Die Kutscher in langen Mänteln, in der Hand die Peitschen, umringten ihn sofort.

Als Kirinchin endlich in seinem Dorf eins fuhr, betrachtete er die mit Stroh bedeckten