Lenhart bei den Menschenfressern enim allgemeinen einer Überprüfung
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Schade! ebenso getvesen tväre. So sehr die Mädchen auch auf die Erfüllung ihres religiösen Wunsches drängten, gelang es Lenhart doch, sie vorerst von ihrem Vorhaben abzubringen. Die gewonnene Zeit nüßte er, die männliche Jugend auf zuwiegeln, die auch dori auf Priester und Häuptlinge schlecht zu sprechen war. Er vermochte ihr die Meinung beizubringen, daß die alice sitte alte Sitte nicht mehr in die Zeit paffe, daß alles
Sie kannten Lenhart nicht? Er hätte ihnen sicherlich gefallen. Der aufrechte Mann an sich. Mein Freund, ein selbständig denkender Mensch, tat nur, was seinem Charaf ter gemäß war. Der war rein und hart, so daß Lenharts Leben ein Kampf war mit den herrschenden Gewalten schon in den Schulen und erst recht im Beruf. Er war Offizier. Untergeben, und Game raden liebten ihn, die gebene und Kameraden liebten ihn, die Vorge
deshalb schäßten, hatten Angst vor seiner Unbeugsamkeit, denn er duldete kein Abweichen vom Recht.
Schon im Frieden genügte ich meiner Dienstpflicht bei Lenharts Regiment und auch im Kriege fämpfte ich an seiner Seite. So unvernünftig und grauenvoll der Krieg jedem ehrlich Denkenden erscheinen muß, so groß ist die Gefahr, die der Friedensidee erwächst aus dem einmaligen Erleben restloser Kamerad schaft, wie dies mir in Lenharts Batterie ge= gönnt war. Und ich muß gestehen, daß auch die Mitarbeit an Lenharts Kriegsleistungen mich voll befriedigte trotz der gleichzeitigen Empfindung, daß der Mensch verpflichtet wäre, solche Arbeit als Verbrechen abzulehnen.
Seit dem Herbst des Jahres 1914 über zeugt, daß den Krieg irgendwie außergewöhnliche Ereignisse abschließen werden, war Lenhart nicht verdrossen, als er mit Kriegsende den bun= ten Rock ausziehen und einen Zivilberuf er= greifen mußte. Doch ärgerie ihn, daß all das,
was er früher von den Leistungen der Privatwirtschaft gehört und für wahr genommen hatte, durchaus falsch war, daß er jetzt in einem Getriebe stand, in dem wie überall der Bund der Mittelmäßigen den einzelnen Tüchtigen
unterjochte. Eine halbwegs bezahlte Stellung
zu erobern, gelang ihm aber doch. Er arbeitet und sparte und hielt acht Jahre unter einem Direktor durch, der sich nach dem Gabelfrühstück den Mund mit den Fingern reinigie und wäh: renddem an Lenhart seine Weisungen gab, die ob gut, ob schlecht widerspruchslos befolgt
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werden mußten.
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Lenhart, den der Krieg zum Pazifiſten ge= macht hatte, bedauerte oft, daß ihm die unan= genehme Gesellschaft des Mundreinigers der Krieg als Zeit paradiesischer Freiheit erscheinen lasse, der er nun heiße Tränen nachweine. Acht Jahre nach Kriegsende wurde das Unternehmen liquidiert, aus dem die Direktoren das Letzte herausgezogen hatten. Lenhart nahm sein er= spartes Geld und wanderte aus auf eine Insel in der Südsee.
Den Namen der Insel fenne ich nicht. Er hat ihn in seinen Briefen nie erwähnt, so daß ich diese auch nicht beantworten konnie. E: wollte verschollen sein, wahrscheinlich, weil er Heimweh fürchtete. Seine Berichte waren klar, furz und voll Freude, noch bei Lebzeiten im Paradies gelandet zu sein.
um
ursprüngliche Grausamkeit der Tötung läftig gewordener Effer zu verhüllen, während doch heute und besonders in diesem Falle das Alter niemandem zur Last sei. Dieser Kampf dauerte Monate. Schließlich brachte es Lenhart so weit, daß sogar die Priester und die Häuptlinge zur Einsicht famen, man könne in diesem Falle von
der alten Gitte abgehen und später deren Berechtigung unterziehen.
Dieser Erfolg bedeutete Lenhartz Toda Die alte Mutter, deren Schlachtung er mit so viel Mühe verhindert hatte, tötete ihn meuch lings, weil er sie um ihr Seelenheil gebracht habe. Die große Achtung aber, die Lenhart bei allen Insulanern genossen hatte, bewirkte, daß jeder seiner Bewunderer beim Totenmahl trach tete, ein möglichst großes und erlesenes Stück meines armen Freundes sich einzuverleiben.
Woher ich den Auszug dieſer Geschichte kenne? Freilich fonnte ich ihn nicht erfahren. Aber bliden fie um sich, würdigen
sie zudem Lenharts Charakter, so werden sie zu geben müssen, daß dieses schreckliche Ende der einzig logische Schluß des Lebens dieses einsamen Aufrechten sein kann.
Ein Sodom unserer Tage
Richard Rag.
Schon am 1. Juni war die Quarantäne,| ganze Territorium der Stadt mit Drahtverhau die man über die Stadt Quietta nach dem umgeben und stellte überall Scheinwerfer und furchtbaren Erdbeben des vorigen Jahres ver- Maschinengewehre auf. Man fonnte in die hängt hatte, zu Ende. Aber bisher ist es noch Stadt nur an einigen unverbarrikadiert geblie unbekannt, was aus den Tollkühnen geworden benen Stellen eindringen. ist, die es gewagt hatten, in den Ruinen dieser Stadt zu bleiben.
Die blühende Stadt.
Quietta, die Hauptstadt von Beludschistan,
befindet sich fast am Treffpunkt dreier Grenzen: der von Indien , der von Persien und der von Afghanistan . Die Stadt bildete das Ergebnis einer guten Miſchung östlicher Pracht und weftlicher Zivilisation. Von hier wurden die kostbaren beludschistaner Teppiche ausge führt, die Perlen vom perſiſchen Golf und indische Buntsteine. Hier befand sich eine faft hunderttausend Mann zählende Garnison bester britischer Truppen sie wohnten in Kasernen außerhalb der Stadt und hier gab es gute Theater, prachtvolle Restaurants, vielbesuchte
Bars usw.
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Das nächtliche Erdbeben
Am 31. Mai 1935 erſchell des Nachts plößlich ein unterirdisches Grollen, dann vernahm man ein ohrenbetäubendes Krachen. Die Erde tat sich auf den Straßen auf. Sie verschlang Menschen, Tiere, ganze Häuſer. Es entstand
eine unerhörte Panik. Die Einwohner suchten sich in Sicherheit zu bringen, aber nur went gen gelang es, sich zu retten. Der größte Teil dieser riesigen und reichen Stadt kam um.
25.000 Leichen
In die zerstörte Stadt kamen, von den Ueberlebenden herbeigerufen, englische Truppen mit dem Feldmarschall Cheiiwood an der Spize. Es wurde beschlossen, vor allem Maßnahmen gegen die Plünderer und gegen die Gefahr der Zwei Schwestern, Malawi und Borodina, Vest zu ergreifen. 25.000 Leichen verwesten nach dem lieblichen Duft von Gewürzpflanzen auf den Straßen der Stadt und drohten, diz benannt, schenkten ihm die Schönheit ihrer ganze Provinz zu verseuchen. Man mußte sie Körper und ihre wunderbare Naturverbunden- so schnell wie möglich beerdigen. Aber noch ehe heit war die Seele, die er liebte.- Liebie, bis die damit verbundenen Arbeiten zu Ende eines Tages Grauen ihn fazie, da Malawi und waren, stellte sich die Peſt ein und mit ihr auch Borodina ihn um Ueberlassung seines Jagd- ungeheuere Mengen von Ratten, die sie in der messers baten. Es sei so gut scharf und sie ganzen Umgebung verbreiten konnten. müßien ihre Mutter schlachten, die das Alter erreicht hatte, zu dem nach der alten Sitte ihres Volkes die Kinder verpflichtet wären, die Eltern zu töten und zu verzehren, um einerseits selbst deren Weisheit zu übernehmen, andererseits der toten Alten Fortieben in den Kindern zu gewährleisten. Lenhart war entsetzt und ich möchte den kennenlernen, der es cn seiner Stelle nicht
Trotz dieser Gefahr kamen in die Stadt immer mehr und mehr Räuber und Plünderer
Chettwood mußte daher Maßnahmen ergreifen, die sonst nur in Kriegszeiten ergriffen werden. Aber es blieb ihm wollte er eine Verbreitung der Epidemie verhindern, nichts anderes übrig. Mit Erlaubnis der Zentralregierung ließ der Feldmarschall das
,, Wer bis zum 1. Juni 1936 aut Leben bleibt"
Zu gleicher Zeit erließ der Feldmarschall
folgende Bekanntmachung:„ Jeder, der von den Reichtümern Quietta so geblendet ist, daß er sich nicht fürchtet, beſtfrank zu werden, wird nach Quietta hereingelassen. Aber heraus aus Quietta darf niemand mehr. Die Bachvoſten haben Befehl erhalten, auf jeden zu schießen, der fich den Drahtsicherungen auf mehr als 50 Schritte nähert. Quietta befindet sich in Belagerungszustand, und dieser Zustand wirs genau ein Jahr dauern. Wir nehmen an, daß zu diesem Zeitpunkt die Gefahr der Verbreitung der Pest beseitigt sein wird. Den jenigen, die in der Stadt bis zum 1. Juni
1936 ausharren und am Leben bleiben, wird erlaubt sein, die Stadt zu verlassen, und zwar mit allen Schäßen, die sie mitnehmen können und die dann als ihr Eigentum betrachtei werden sollen."
Im Reiche der Best
In den Ruinen von Quietta blieben un= geheuere Vorräte von Schäßen und Waren jeder Art liegen, und diese Kundmachung des Feldmarschalls hat nur ein Ergebnis gehabt: der Zustrom allerlei Dunkelmänner hat sich erheblich verstärkt. Hunderte von beutegierigen Tollföpfen drangen mit der Erlaubnis des Truppenführers, mit Gewehren und Revolvern bewaffnet, in Quietta ein. In der ersten Zeir vernahm man aus der Ruinenstadt Nachts nur u oft Hilferufe und Schüſſe. Dann wurde es allmählich ruhiger und ruhiger. Aber die
Scheinwerfer beleuchteten noch lange die Drahtverhaue, und die Wacholdaten mußten mehr als einmal von ihrer Waffe Gebrauch machen, um Abenteuerer, die auß der Stadt hinaus
wollten, dort zurückzuhalten.
Denn: nach einigen Monaten begannen sich des Nachts wirklich Menschen den Draht= verbauen zu nähern. Die Nerven dieser Mens schen hatten die Prüfung nicht bestehen können. Sie flehten schon von weitem um Gnade. Einige von ihnen warfen sich gegen den Stacheldraht wie in einem Anfall von Irrinn, als ob sie von Gespenstern flüchteten. Die Wachtposten mußten den ihnen gegebenen Befehl