Wir wollen das talt werden lassen. Da

er den Kopf nach rechts und sah in ungefähr| Lagen, wenn die Luft rein war, beim Heim­einem Meter Abstand ein Fenster; er schäßte, gehen die Waffe wieder an sich nehmen und drin stedt der Revolver. Das Material hier, daß es zum Lagerraum gehörte. Er drehte fich draußen irgendwo verschtvinden lassen konnte. wie wir Beitungsleute sagen, schmilzt nämlich um. Der blonde Arbeiter hatte die Gußform Sie werden gleich das corpus delicti sehen." bei ziemlich niedriger Temperatur, so bei mit der Mater geschlossen. Er stand am effel Er trat zum Ofen und stocherte mit der atvei, dreihundert Grad; aber Stahl braucht und rührte mit seinem langftieligen Schöpf Schöpffelle in der heißen Metallflüssigkeit. das Vier- bis Fünffache. Sie dürfen also. löffel in der flüssigen Metallmasse. Er schob be- Schließlich trat er mit der gefüllten Nelle an sicher sein, daß der Revolver verhältnismäßig hutsam die angefühlte, verunreinigte Haut zu einen in der Ede stehenden Eimer und ließ das intakt zum Vorschein kommt. Die nicht abge= rüd, die sich auf der Oberfläche gebildet hatte, Metall langsam abfließen, bis ein fefter schoffenen Patronen mußte er natürlich fort­und schöpfte eine Kelle von dem reinen Metall. Klumpen an den Rand der Kelle rutschte. werfen, fie wären sonst in der Hibe explodiert." Er ließ es langsam, in dünnem Strahl, in den Kessel hinabrinnen, um zu prüfen, ob es flüssig genug fei. Dann füllte er zwei Kellen in die Gußform und legte den Löffel weg. Ehret trat zum Ofen und nahm die Nelle spielend in die Hand. Er ließ fie langsam in den Kessel sin­ten: als sie gefüllt war, hielt er sie schwebend, dicht unter der Oberfläche der Flüssigkeit. Das bei sah er den Arbeiter an. Der machte ein gleichgültiges Geficht und stedte fich eine Bi­garette an.

Soll ich einmal ordentlich brinrum­wühlen?" sagte Ehret.

Die treue Gattin

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Nach mehrjähriger Baufe ein neues Werk von Sigrid Undset . Ein schweres, ein proble­matisches, ein schwerproblematisches Wert. Sie nennt es Roman". Ja, der äußeren Form nach ist ,, Die treue Gattin" ein Roman. Dem Inhalte nach auch. Jedoch der Leser muß viel Geduld und Ausdauer haben, um diesen schwer­Der Stereotypist tat einen Zug, dann fälligen Roman bis zum Ende oder gar bis zur fagte er: Wenn's Ihnen Spaß macht. Aber Hälfte zu lesen. Schreibt man heutzutage noch feien Sie vorsichtig. Wissen Sie, wieviel Grab so schwverproblematische Romane? wird er fra das bat?" Seine Stimme war heiser. gen. Ja, Sigdri Undset hat ihn geschrieben. O ja, ich weiß. Aber Sie wissen docht es aber eine richtige Romanform? wird er auch, daß Stahl bei dieser Hibe noch lange nicht weiter fragen. Nun ja, Sigrid Undset hat diese schmilzt?" und teine andere Form gewählt.

Einen Augenblick sah es aus, als wolle der Mann fich auf ihn stürzen, und Ehret nahm den Stiel der Kelle mit dem heißen Metall fest in beide Hände. Dann wandte sich der andere ab und sprang mit einem Satz durchs Fenster.

Bom Maschinensaal her rief der Bacht meister: Was ist denn da los?"..

Ehret trat hinaus. Es tut mir leid, daß ich ihn verjagt habe. Aber ich denke, Sie wer­ben ihn zu finden wiffen. Die Theorie von dem Täter, der von draußen kam, war zwar ein­Teuchtend; aber ich wollte doch ganz ficher gehen und keine Möglichkeit ungeprüft laffen. Bas die beiden miteinander gehabt haben, weiß ich natürlich nicht; das herauszubringen, ist Ihre Sache. Wenn der Mord Innenarbeit war, war aber der Stereotypiſt der einzige, der in Betracht fam."

Die Nortveger haben ein Verbum, das eigentlich in jede andre fremde Sprache nicht zu übersehen ist. Es ist das Wort: smaapratte. Es ist weder mit sprechen oder mit plaudern" zu übersehen. Es ist eine ganz andre Nuance des Gesprächs. Bei Menschen gehen spazieren oder fiben auf einer Parkbank oder hoden am Kaminfeuer und wechseln wenige Borte. Kurze Säße, aber viel Inhalt darin. Steine gefteiger­ten Afsente, aber gegenseitiges Verständnis. Pausen, die den Partner des Gesprächs fich in die Worte des anderen einfühlen laſſen. Pau­sen, die auch oft mehr als Worte dem Herzen oder dem Verstand sagen.

Die norwegischen Dichter lieben diese Form der intimsten, der leisesten Dialoge. Sigrid Undset ist auch eine Nortvegerin, fie liebt Der einzige, der nicht in Betracht kam, diese Art des Plauderns, und sie braucht fie würde ich sagen," rief der Wachtmeister. ,, Der privat. Sie verwirft sie aber in ihrem neuen Lagerraum liegt draußen, am Ende des Kor- Wert. Ihre Heiden und Heldinnen sprechen

ridors."

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Gerade der Lagerraum", sagte Ehret. Bitte kommen Sie einen Moment her. Schauen Sie diese Spur hier über dem Kellerfenster. Sier hat sich eine Fußspiße für einige Minuten auf­gestützt, während der Mann die Ellbogen aufs Fenstersims stemmte und ruhig sein Ziel ab­nallte. Das deutet auf einen von außen ge­kommenen Täter, werden Sie sagen. Richtig. Aber weit her ist er nicht gekommen; mur bom Nachbarfenster, aus dem Lagerraum. Und dorthin ist er auch sofort zurückgekehrt. Sie fönnen übrigens selbst sehen, daß der Schmub fled nicht von Erde herrührt, sondern ganz die Farbe des braunschwarzen, geölten Fußbodens

hier hat."

Er steckte die Pfeife in Brand, die er in­zivischen gestopft hatte; dann fuhr er fort:

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biel, fie führen feitenlange Dialoge, fie reden mehr, als der weniger ,, trainierte Leser ver­tragen kann. Und sie berühren dabei die schwe­ren und schwersten Probleme. Nur ein Bei fpiel: Sigurd, der Ehemann der Heldin des Romans, die Nathalie heißt und kurz von allen Thalie genannt wird, gesteht ihr seine Untreue. Steine Szenen, keine Shiterie, teine Tränen folgen dem Geständnis. Nein, die beiden be­ginnen einen Dialog über seine Untreue, über die Untreue im allgemeinen, über die Untreue des Ehemannes als Gegenpol zu einer Untreue der Ehefrau,- und fie reden davon so lange, bis der Leser müde das Buch schließt und sich fagt: Ich werde fortseben, wenn mein Kopf

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wieder ausgeruht sein wird."

Ausgeruht und wieder stark intereffiert ,, Wenn es eine Innenarbeit war und folgt der Leser( und auch der Kritiker) den diese Sypothese durfte man nicht verwerfen, weiteren Kapiteln. Schleppend ist der Gang der solange ihre Unrichtigkeit nicht betwiesen war eigentlichen Handlung und eng ist der Kreis der so schieden alle übrigen Arbeiter aus; denn die mehr diskutierenden als handelnden Personen. Werfräume waren durchsucht worden, und es Nathalie ist die Hauptperson, sie ist das Ben­hatte sich keine Baffe gefunden. Ebenso war trum, sie ist die treue Gattin". Wir haben festgestellt, daß im Freien, in Wurfteite, sich schon den Namen ihres Gatten Sigurd er nichts fand. Wo fonnie der Revolver also ver- wähnt. Er hat einen Bruder, der seine beson steckt sein? Nur an einer Stelle. Und wer deren Wege geht, der einen großen Gegensay würde wahrscheinlich dieses Versted benüßt au Sigurd bildet, der von Sigurd mehr ge­baben? Derjenige, der ungehindert Zugang tadelt als geliebt wird. Und die Schwägerin dazu hatte und also abends oder in einigen Sonja ist ein Gegenpol zu Nathalie,- indem

Ein neuer Roman von Sigrid Undset fie das Leben leicht nimmt und die Lebens­genüsse höher schäßt, als die von Nathalie ver­richtete gemeinnüßige Arbeit. Hiermit ist der eigentliche Kreis der Romanfiguren gezeichnet. Sie treffen sich immer wieder und sie disku tieren, auch wenn sie die Kleinsten Fragen des täglichen Lebens berühren.

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guren, die eigentlich außerhalb der Handlung Ja, wir finden im Roman noch andre Fis stehen. Nicht wenige Seiten sind ihnen von Sigrid Undset gewidmet, ermüdende Leser wird fragen, wozu fie da find. aber nur der leicht Er wird gar geneigt sein, die betreffenden Sei­ten, ja, ein ganzes Kapitel nur flüchtig zu biättern. Der ernste Leser, sagen wir besser: der trainierte Leser wird sie nicht übersehen, diese Nebenpersonen und Nebenkapitel. Denn sie gehören zur Beleuchtung jener Probleme, die Sigrid Undset vor uns und für uns entrolli.

Nennen wir zwei Beispiele. Sigurd hat spät abends seiner Frau Nathalie seine Un­treue gestanden. Nach der langen Debatte über ihr Eheproblem gehen sie ihn ihre Schlafzim mer und schlafen sich aus. Nathalie erwacht spät, unter dem Eindruck eines Traumes, der ihre Erinnerung an eine Nebenperson wachruft. Sie denkt nunmehr an diese Person, und viele sind die Seiten, die der fremden Person von der Dichterin gewidmet find. Sind fie nottven­dig? Der gespannte Leser, der neugierig die Lösung des Ehekonfliktes kennen lernen wollen vill, wird es berneinen. Der aufmerksame Leser wird diese schweren Seiten zum zweiten Male lesen: denn in ihnen liegt etwas, liegt vieles, was zur Beleuchtung des Problems so not­wendig iſt.

Ein atveites Beispiel. Mit großer Seelen­ruhe fährt Nathalie, die gestern nachts von der Untreue ihres Mannes erfahren mußte, am nächsten Morgen in die Stadt, wo fie ein ges meinnütziges Institut Sütte und Hauz" lei­tet. Eine Kontordame legt ihr die Poſt vor, und Sigrid Undset erzählt uns in langatmigen Säßen auf vielen Seiten die Lebensgeschichte dieser Kontordame. Ist es nottvendig? Wer Spannung sucht, wird die betreffenden Seiten rasch nacheinander umwenden. Der Kritiker, derjenige, der bei Sigrid Undset keine Span mungen ", aber nur Psychologie sucht, wird diese Seiten mit verstärktem Interesse lesen. Denn sie beleuchten wiederum jene großen Probleme, die Sigrid Undset in so reicher Weise vor unse­ren Seelenaugen entrollt.

Die Handlung des Romans? Kann in wenigen Worien wiedergegeben werden. Na­thalie ist eine Frau, die dem täglichen Leben sozusagen ,, entrissen" ist und in ihrem täglichen Leben geschildert wird. Sie hat alle Frauen­fehler, die wir Männer den Frauen so gern zu muten, sie hat aber auch eines Weibes, eines echten Weibes großzügige Charakierseiten. Sie ist eine jener Frauen, die von ihrer Liebe zum