Manne eingenommen, wieder und wieder von einer Blindheit getroffen werden, indem sie sich richt vorstellen können, daß der Ehemann andre, als nur Familientvege gehen kann.
Diesen Typus lennen wir aus der Welt Titeratur, bie ,, blind" an ihren Mann glaubende Frau ist keine neue Figur. Jedoch ist Nathalie eine moderne Frau, in dem Sinne ,, modern", weil sie die Frau des heutigen Tages ist. Sie hat nicht nur an ihrer Arbeit Freude, sondern empfindet eine große Freude daran, daß sie imftande ist, ihrem Manne wirtschaftlich zu helfen, und das progressive Wohlhaben der Ehes Teute ist mehr ihr Berk und Folge ihrer Arbeit, als fein Verdienst und seine Einnahmen.
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Eigentlich liebt Sigurd seine Frau, aber fein Glück wird von dem Gedanken untergraben, daß er so vieles feiner Frau zu verdanken hat Er ist mit sich unzufrieden, und sein männliches Instinkt zivingt ihn, einen Gegensatz zu fuchen und zu schaffen. Er sehnt sich nach einer Frau, die er stüßen und ernähren müßte, nach einer unbeholfenen Frau, die er auf seinen Armen tragen könnte, nach einer findlichen Frau, die wirtschaftlich ganz von ihm abhängig sein soll. Er findet eine solche in einer ganz jungen Studentin, die das Leben noch gar nicht Kennt und die die Schweren des Lebens nicht zu überwinden vermag. Und er ist so von diefem Instinkt ergriffen, daß er selbst seiner Frau die Untreue gesteht, in der Form eines Problems! Sigrid Undset hat es zum Problem unserer Beit gestaltet.
Die Lösung des Konfliktes ist weder spans
B. Paul:
nend oder besonders ,, modern". Durch Marheit| geläutert, durch Ehrlichkeit erleichtert, lernen Nathalie und Sigurd verstehen, daß, wenn zwei Menschen ihr ganzes Leben zusammen leben wollen, fie fich auch gegenseitig auf die dem Planne und der Frau von der Natur gegebenen Instinkte einstellen müssen. Ist es mehr als eine problematische Lösung? Sigrid Undset unternimmt es nicht, alle die Probleme zu lösen, die fie in so reichem Maße berührt. Sie rollt fie auf, fie bringt sie vor das Forum der Leser, fie stellt die Fragen und vertieft die zu erwar tende Anttvort; die lettere überläßt fie aber iedem einzelnen Leser und seinem Gewissen.
Man hat schon oft die Neigung von Si grid Undset aur Problematik verglichen mit denjenigen Problemen, die Dostojewsti so scharf au stellen und so grell zu beleuchten verstand. Dostojetosti war aber ein Gigant, und Sigrid Undset ist weder seine Tiefe, noch sein unbarm herziges Feder- Skalpel gegeben. Einen folchen Vergleich darf man nicht ziehen, und ich werde ihn lieber nicht machen, Nur till ich sagen, daß zwischen Dostojewski und Sigrid Undset doch eine große Epoche liegt, eine Epoche, die einen ganz neuen Frauenthpus geschaffen hat. Solche Frauen, wie Nathalie, existierten doch nicht zu Lebzeiten Dostojewstis, und darin liegt die Größe dieses neuen Romane von Sigrid Undfet, daß fie die Frau unserer Lage mit ihrer Problematik prächtig und eindringend und über seugend uns vor die Augen geführt hat. Als Spiegel der Beit wird ihr neuer Roman noch lange leben. M. Sufennifot.
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Der Mensch ist gut
In der Bahnhofshalle herrschte lebhaftes| tauchen als an diesen Orten voll Haft und NerDurcheinander. Es war Reisezeit und unmittel vosität. So stand er also fühl und ruhig hinter bar vor Abgang eines Fernzuges, der in verschie- der Säule, um das Ereignis des richtigen dene frequentierte Bäder führte. Ein junger ele- Augenblide", toie er gerne fagte, abzupassen. gant gekleideter Herr trat in dem Augenblid in Das schien gekommen, als jener fuchend umhers die Halle, als ein aufgeregter Reisender einem blidte, endlich auf einen Beitungstiost. aueilte Träger in gebrochenem Deutsch zu verstehen gab, und sich einige Lektüre kaufte. In diesem Augenfein Gepäd in ein Abteil erster Klasse zu ver- blic schob sich Gaston sachte vortvärts und zog ftauen. Der elegante junge Mann warf einen mit unnachahmlicher Geschicklichkeit dem Opfer flüchtigen Blid auf die beiden und ging dann, die Brieftasche. Voll ehrfürchtigem Stolz über anscheinend interesselos, weiter. Hinter einer seine Fingerfertigkeit sowie aus gewiffen Sichers Säule, die ihn den Bliden der Borüberhaftenden heitsgründen ließ er seinen Blick über die vorentzog, ihn selbst aber deutlich alles übersehen überflutende Menge gleiten, als deren ges ließ, machte er halt und vertiefte fich ganz in heimes Schicksal er sich sozusagen fühlte. die Betrachtung des quirlenden, summenden Ge- Da plöblich spürte er, wie ihn aus einer dunktriebes, nicht ohne jedoch jenen vorhin bemert- len Nische hervor entfekt atvei aufgeriffene ten Herrn auch nur eine Sekunde aus den Augen anstarrten. Instinktiv prallte er zurüd, Augen zu lassen. Der junge elegante Herr er- stieß dabei an eine vorübergehende Dame, die wedte nicht den Eindrud eines Abreisenden, es etwas von einem flegelhaften Benehmen murschien vielmehr, als warte er hier auf ein be- melte, und schon sahen einige Passanten auf stimmtes Ereignis. Und dem war auch so. ihn. In dem Moment getvann Gaston feine Gafton weilte nämlich beruflich hier, und von Haltung wieder. Höflich entschuldigte er sich bei Beruf war er Taschendieb. Sein Opfer war der Dame, während er gelassen auf die Nische diesmal jener aufgeregte Herr, den er nicht zuschritt, aus deren Dunkel das Augenpaar hererst seit heute verfolgte, denn er war fein ge- überglotte. Es gehörte einem Bettler, ftellte wöhnlicher Dieb, der aufs Geratewohl iemand Gaston fest, der dort seinen Standplab besaß in die Tasche griff oder sich mit Bagatellen be- und allem Anschein nach den ganzen Vorgang gnügte. Oh nein, seine Methoden waren streng mitangeschen hatte... Wie ich nur den übersehen wissenschaftlich ausgearbeitet, und jeder einzelne fonnte", schoß es ihm durch den Kopf,..man ist
Fall wurde bis ins letzte Detail durchdacht, che eben noch immer kein Meister... na, ich will er an die Liquidierung schritt. So auch hier. Der ihm ein schönes Schweigegeld geben, das wird Mann, den er diesmal aufs Korn genommen ihm sicherlich lieber sein, als mich der Polizei hatte, war ein reicher Amerikaner, den er bereits angeben." Und da stand er auch schon vor dem seit drei Tagen beobachtet hatte, so daß es für Manne, sah ihn vielsagend an und flüsterte: ihn ein kleines war, ihm hier in der Halle zu Da guter Freund, Sie sollen nicht sagen, daß erwarten, um hier gewiffenmaßen die letzten ein Blick zur rechten Zeit nicht Goldes wert ist. Handgriffe vorzunehmen. Bahnhofsdiebstähle Sier..." er drückte ihm knisternde Banknoten varen überhaupt feine Spezialität, denn nir- in die Hand. aber Sie werden schweigen.. gends konnte man leichter und sicherer unter- nicht wahr... na, so sehen Sie doch nicht so
P.
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Nur Du
Es hat schon früher mal einer gesagt: es geht nicht weiter.
Es hat schon früher mal einer gefragt: Wer hält mir die Leiter?
So hat alles teinen Wert. Du bist einer,
einer, um ben sich niemand fchert; bie Leiter hält keiner.
Dent, daß jeder lieber keigt, als die Leiter hält,
unb jebem nur die Sproſſe zeigt,. auf ber man fällt.
Merk bir: jebem ist es egal, ob bu lebt oder stirbit; man findet es weiter nicht fatal, wenn bu verbirdst.
Wenn dir einer bie Stange hält, dann nur bu;
wart nicht auf die Offerte der Welt: greif zu! Mar Barth.
entfest drein... da, da nehmen Sie..." Ends lich rührte fich der Bettler und murmelte: Danke Herr, banke Herr." Aber Gaston hörte es nicht mehr, denn er war schon hinausgeeilt.. schließlich find auch die besten Nerven nicht aus Eisen, und Gafton brannte jest der Boden unter den Füßen.
Als der Bettler eine halbe Stunde fbäter taumelnd bor Glüd nach Haufe tam, fagte er zu seiner Frau:„ Es gibt doch noch gute Mens fchen auf der Welt. Da, da sich her, was mir foeben einer gegeben hat", und er warf den Knäuel Banknoten auf den Tisch. Die Frau ere ftarrte. Dann, nachdem sie fich ein wenig gefaßt hatte, rief fie:„ Ja Mter. Du hast recht, es gibt noch gute Menschen, wahrscheinlich war es so ein pleeniger Amerikaner, die find a manchmal fo."
Der Bettler zudte die Achsel: Wie foll ich's denn wissen, was für einer es war... ich bin doch seit zwanzig Jahren blind."
Boten des Himmels
Aus Johannesburg in Südafrika wird bes richtet, daß die dortige Polizei dem Treiben einiger Weißer ein Ende machte, die unter der fchtvarzen Bevölkerung einen schtunghaften Sandel betrieben hatten mit Bässen ins Simmelreich, die, einem Berstorbenen mit ins Grab gegeben, blesem die Pforten dez Baradieses öffnen sollten..
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Dieser geradezu groteste Schwindel merkwürdigerweise finden sich immer wieder Leute, und nicht bloß arme Negerlein, die auf folch haarsträubenden Betrug hereinfallen erinnert lebhaft an zwei Fälle, die sich in der Tichechoslowakei beziehungsweise in Jugoslawien ereigneten:
In der Gemeinde Koritna bei Ungbar fam
3 einer alten, einſam lebenden Frau im Jän ner 1928 ein Mann, der ihr erklärte, daß er ausammen mit ihrem Sohn im Krieg gefallen sei und jetzt mit diesem Sohn im Paradies lebe. Er habe aber Sehnsucht nach seinen noch lebenden Bertandien bekommen und sich einen kur zen Urlaub aus dem Jenseits erwirkt. Einen Urlaub bekomme man aber nur ausnahmsweise, und er könne auch ihren Sohn einen solchen verschaffen, wenn sie die Reifeipelen in der Föhe von dreihundert Kronen zu zahlen bereit sei