Rittmeister" unzufrieden, unfreundlich und fchlechter Laune.
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freundlich und Tom Greyword verbrennt Weizen
Er gewöhnte fich an Pepi, wie an einen lieben Kameraden, der in seiner zurüdhaltenden, lugen Art unterhaltend war, ohne den zwiſchen ihnen beſtehenden gesellschaftlichen Abftand auch mir mit einer vertraulichen Geste zu überschreiten. Wie oft fagte er zu Pepi in einem Anfluge überschäumenden Sympathiegefühls: Bepi, brauchen Sie mal was im Leben, wenden Sie fich an mich." Pepi nahm dankend lächelnd zur Kenntnis, ohne hievon jemals Gebrauch zu machen. Jetzt stehen fie fich gegenüber, ein Irrtum ist ausgeschlossen. Pepi trägt auch jetzt den schwarzen Fradanzug. E ſcheint, daß er ſich das r Demonstration angeschlos= aus dem Dienste, aus dem
fen hat, nahen Eccafé herauskam.
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Im Offizier schien sich etwas zu regen. Irgendetwas, wie Menschlichkeit Sein Hera schlug heftig, es flimmerte ihm vor den Augen. sein erhobener Arm erbebte. Wie! Er soll auf Bepi feuern! Wer wird ihm nachmittags den Kaffee vorfeben? Blöblich verspürte er einen Alpdrud, seine Augen trügen: aber das ist doch unmöglich Pe pil"... Pepi ist doch nur ein Kellner; er dachte nie daran, daß Pepi auch Mensch sei... Er erinnerte fich jest, wie oft Bepi über feinen Heinen Buben sprach, der jetzt die erste Volksschulflaffe besuchen soll; stolz, mit glänzenden Augen, glücklich... Aber natürlich: ist er Vater, dann auch ,, Menfch". Vielleicht ist er fogar organisierter Arbeiter, Sozi... Der Arm des Offiziers audte instinktiv. Daß er nie daran dachte!... Pepi sprach aber nie davon.. Plötzlich bemächtigte sich seiner eine Aufregung, eine innere Empörung. Da hat mich der Pepi ja betrogen; er hat mich genarrt; er hat mir nie bekannt: er sei rot". Eine schäumende Wut peitschte sein Blut, daß sein Geficht pupurn erglühte. Seine Stimme wurde hart, der Arm straffte sich: ,,... drei. Feuer!" und er preßte den Finger auf den Abzug feiner Pistole. Das Geschoß zischte im Fluge. Hinter der Barrikade stürzte der erste Demonstrant, mit erhobenen Armen tot nach borne: es war Pepi, der es büßen mußte, daß er auch Mensch war.
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Nieder mit der
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Gemütlichkeit!
Bekanntlich ist der Mkohol zu allen Dingen gut. Er regt an, er beruhigt, er macht träftig zur Arbeit, er läßt die überspannten Nerven abflingen; er macht tapfer und schneidig, er macht umgänglich und gemütlich, Kurz, der Alkohol ist unentbehrlich für das Wachen, für das Schlafen, er ist der Freund der Menschen bei Tag und Nacht.
Von Fritz Hoff
Hätte man Tom Greyword nach feinem toliterveise in den Hudson gegossen werden, und er hätte feine rechte icht war der Weizen dran. Ehrliche Arbeit! jebigen Beruf gefragt Antwort geben können. Was hätte er auch Vielleicht nicht? Man tat, was der Boß einem fager sollen? Weizenberbrenner? Milchtweg- hieß, und Freitag gab's dafür Geld. Er war gießer? Baumwollvernichter? Das find doch lein Gangster, der alte Lom, er war eine ehrteine Berufe, zum Teufel! Zum Beispiel hätte liche Haut, und daß er sein Lebtag ſo ehrlich ge» er sagen können: Bergarbeiter. Aber es war wesen war, das war sein Gtola. schon lange her, feit er zum lebten Male eingefahren war. Damals hatte er noch Haare auf dem Kopf gehabt und Zähne im Maul, da mals fonnte er noch nicht so gut durch die große Bahnlüce vorne spuden, wie er es iebt gerne zu tun pflegte, wenn er gut aufgelegt war. Und gut aufgelegt war er fast immer, der alte Tom. Er war nicht so leicht unterzukriegen, dazu hatte er zu viel mitgemacht, dazu wußte er au gut, wie es ist, wenn einem der Wind um die Ohren pfeift. Nee, der alte Tom Grehword wußte Bescheid mit dem Leben, zum Donnerwetter...
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Sie hatten ihn alle gern, die Kumpels. Sie freuten sich, wenn er einen Schtvant aus seinem Leben zum besten gab. Vielleicht schnis er manchmal ein bißchen auf dabei was machte das schon? Der Schelm faß ihm in den Augenwinkeln, die verräterisch zudten, wenn er es gar zu toll trieb in seinen kleinen Geschichten. Ja, Bergarbeiter war er gewesen, aber vorher war er zur See gefahren, rund um die Welt; er hatte in den Schlachthöfen Chicagos gearbeitet und auf den Schiffswerften von Neto Orleans; er war Lotse getvesen auf dem Misfifsippi und Goldgräber in Klondyke; er hatte Expeditionen zum Amazonas begleitet und in der Hudsonbai Walfische gefangen, der alte Tom. Und jetzt verbrannte er eben Weizen.
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Warum follte er feinen Weizen verbrens nen? Er machte sich keine Gedanken darum. Sollten die Herren fich die Köpfe darüber zerbrechen, was sie mit ihrem Weizen machten. Denn es war doch ihr Weizen, nicht wahr? Ob fie Brot davon buken oder ihn den Schweinen verfütterten oder ihn verbrannten es war nicht seine Sache. Seine Sache war, ordent lich einen Sad nach dem anderen in den großen Fabrikkessel zu schütten und achtzugeben, daß das Feuer nicht ausgehe, denn dann hätte die Fabrit aufhören müssen, Erntemaschinen zu fabrizieren. Beizen? Weizen heizte gur. Hätte man ihn beauftragt, statt des Weizens bielleicht Tannenzapfen in den Keffel zu werfent oder Hemdentuch, er hätte es ebenso gemacht, ohne lange zu fragen.
So trottete er nun jeden Morgen um 6 Uhr zur Fabrik, jeden tlbend zwischen 4 und 5 Uhr zurüd, zufrieden, daß er wenigstens diese Arbeit hatte.
Bvci, der Lohn war nicht hoch. Er war niedri. Er war jogaz miserabel, hurd3mis rabel. Aber er war heffer als nichts. Zum Weizenverbrennen braucht man schließlich keine Facharbeiter. Da war ein Stundenlohn von zwölf Cenis durchaus angemessen. Angemessen für den Fabrikanten, wohlverstanden. Nicht angemeffen für Tom. Vierzig Stunden in der Warum sollte er feinen Weizen verbren- Woche für 4 Dollar 86 Abzüge für alle mög nen? Weizenverbrenner werden gebraucht; nachlichen Versicherungen, Steuern, Abgaben 1 Dois Bergarbeitern und Walfischfängern, Expedis| Tar 24, Elieben 3 Dollar 56. Emen runden tionsführern und Werftarbeitern war keine Dollar bekam jede Coche die Wirtin für 13 Nachfrage also verbrannte man Weizen. Er Bett, in dem er schlief. 50 Cents sparie er für hatte schon eine getvisse Praris in derlei Be- die Beit, in der es tenen Weizen zu verbrennen rufen, das ging nun schon drei Jahre so, daß geben würde, fann man mit 2 Dollar uni 6 man ihn als Zerstörer beschäftigte: mal mußte Cents eine Woche leben? die halbe Baumtvollernte in Alabama wiebes eingepflügt werden, mal mußte die Milch hel
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Con fernte. Grubre es zu fönnen. VisDu tas muß riching erzählt werden. Man
gehören seinem eigenen Selbst, feiner Familie,| hirne verwenden kann, die Arbeit an der Be feiner Klaffe. Das ist die einzige Beit, die er freiung der Arbeiterklasse bedarf flarsehender, feiner Belehrung, seiner Erholung, der gewerk- faltblütiger Menschen, bedarf gefunder Gehirne. fchaftlichen Organisation, bem politischen Kampf widmen kann. Die Hoffnung auf die Zukunft der Arbeiterklasse beruht auf der Revolutionierung der Gehirne. Darum ist ihr größter Feind, wer diese Gehirne verdirbt, wer sie schwächt in ihrer Funktionsfähigkeit. Das aber tut der Alkohol
Wer wird dem Müden nicht Erholung gön nen, und fern von uns sei es, als griesgrämige Spielverderber auftreten zu wollen. Aber dar über darf nicht vergessen werden, daß wir das Leben des Proletariats erheben tvollen und müssen, daß die Zeit seiner Muße zugleich die Freilich sagen fie: ,, Ohne Bier feine Ge- einzige Zeit für seine Befreiungsarbeit ist. Sein mütlichkeit!" Nun wage ich zu sagen: Die Arbei- Wort Lassalles wird öfter zitiert als das, das terschaft hat keinen größeren Feind als diese er im Arbeiterprogramm" aussprach:„ Die berdammte Gemütlichkeit! Ich hasse sie, diese Arbeiter sind der Fels, auf dem die Kirche der Dieses Vorurteil zu brechen ist schiver. Schlaffheit mit kurzatmigen Aufregungen, diese Zukunft gebaut werden soll", aber viel seltener Dem Arbeiter aus feiner eigenen Pragis zu spießerhafte Simpelei, deren letter Steigerung denken wir an die Worte, die er diesem Say beweisen, was das wissenschaftliche Experiment das letzte Wort des gemütlichen Wienertums ist: vorausschickt: längst bewiesen hat, daß der Alkohol feine Ar- Verkaufts mei G'wand, i bin im Himmel!"..Die hohe, weltgeschichtliche Ehre der Bea beitsfähigkeit nicht erhöht, sondern bermindert, Der grundlose Optimismus, wechselnd mit zustimmung der Arbeiterklasse muß alle Ihre Ge= fcheitert oft daran, daß die Versuche meist zu Erzessen neigender Aufgeregtheit, das ist die danken in Anspruch nehmen. Es ziemen Ihnen Kurz, ganz unkontrolliert und vor allem feines Stimmuung, die durch den Alkohol befördert wird nicht mehr die Lafter der Unterdrüdten, noch tega objektiv gemacht werden. Aber daß der Ar- und die niemand so gefährlich ist als den die müßigen Berstreuungen der Gedankenloien, beiter das Stüd seines Lebens, das er dem Desterreichern, die ohnehin erblich belastet sind noch selbst der harmlose Leichtsinn der Unbes Ausbeuter verkaufen muß, durch Alkohol ver- mit gemeingefährlicher Duselei. deutenden. Sie sind der Fels, auf dem die Kirche wüstet oder wenigstens minderwertig macht, ist Wir wollen nicht gemütlich sein, sondern der Gegenwart gebaut werden foll!". noch das geringere Uebel. Schlimmer ist, daß er unsere ganze Arbeit will, daß die Arbeiter Aus einer tiefen Empfindung für die Ehre, durch den Alkohol den Wert der wenigen Stun ungemütlich werden. Wir wollen uns nichts für die Würde der Arbeiterbewegung, schöpft den herabsetzt, die ihm selbst gehören. Die kurze| verhüllen, sondern klar sehen, wollen. uns der proletarische Kampf gegen den Alkohol ſeine Beit der Muße, die paar Stunden des Feier- arbeitsfähiger, tüchtiger machen, und wenn der beste Kraft.
abends find es, wo er erst Mensch ist. Sie allein Frondienst für die anderen alkoholisierte Ge- Aus der Monatsschrift„ Der Abstinent", Wien , 1902.)