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jämmerlich fie um ihr Leben betrogen waren durch den geschändeten Geist.

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As die reaktionäre Regierung sah, was fie angerichtet, ießte sie hastig den alten Presse­

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apparat der liberalen und aufgeklärten Regie­rung in Betvegung. Aber es war zu spät das Leben ließ sich nicht mehr in Papier   begraben. Pfingsten 1917.

sich zu bilden und zu egerzieren. Franco ſtieß täglich mehrere Meilen vor und war jetzt nur noch einen Flintenschuß weit von den Vorstädten Madrids   entfernt. Die Brigade konnte jeden Augenblic abberufen werden und was sie nicht ießt lernte, würde sie nie mehr lernen. Man gab ihnen Gewehre in die Hand und ein engli= fcher Sergeant, Sozialist, trotz aktiven Heeres= dienstes, führte sie ins berüchtigte Felsengebiet und erklärte ihnen in bilderreichem Londoner  ( Aus der soeben in englischer| Porto  - Ricco, auch Portugiesen, Belgier, Schwei- Englisch die Technik des offenen und des gedeck­Sprache erschienenen Novelle No zer, Holländer, Tschechen  , Polen  ganz ten Kampfes. Hogg hatte in den indischen Nord­Pajeran"). Europa  . Es gab ungefähr hundert Engländer west- Provinzen gedient und wußte, was es und Kolonialbewohner und etwa ein Dußend heißt, in Sonnenglut und Nachtfrost in den Amerikaner, die sich über den Zuwachs sehr| Felsen zu liegen und Schüsse mit den Angehöri­freuten, denn nun sollten sie ihre eigene Set- gen dunkler Stämme zu wechseln, die er mit dem tion" haben. Sammelnamen Bettler" zusammenfaßte.

Die internationale Brigade

Von Upton Sinclair  

Am Morgen wurde die Expedition in einen Autobus verladen; zusammen mit angst­boll dreinschauenden Bauernweibern und über­anstrengten Arbeitern, die den Amerikanern gegenüber sehr höflich waren, aber kaum faß­ten, wie einer die einfachsten Dinge, in gutem

Evanilie berichtet, nicht berſtehen tönne. Die Straße war in jedem Dorfe von Militär be­wacht, zum größten Teil von Bauernbusschen in schwarzen Kitteln und schwarzen Barettes. Ernsthaft prüften sie die Ausweispapiere der Fahrgäste, obgleich sie offensichtlich manchma: nur sehr mühsam oder gar nicht leſen konnten. Der Autobuschauffeur sagte dann: Compa­neros Americanos", und dann gab es nichts als freundliches Lächeln und Händeschütteln.

Das Ziel der Expedition war eine kleine Stadt, ungefähr 100 Meilen weit im Lande gelegen, Albacete  : Die Leute sprachen die bei den letzten Silben dieses Ortsnamens wie seh­tey aus und Bainbridge, der Gelehrte in der Gesellschaft erzählte von einem gewissen spani­ schen   König, der Zeit seines Lebens lispelte, weshalb alle seine Höflinge auch liſpelten und jetzt, nach drei oder vier Jahrhunderten, lispeln immer noch alle Spanier, wenn sie das C aus fprechen. Das nennt man Konservativismus!" bemerkte der junge Mann.

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Keine Sektion, feine Kolonne, kein Batail­Ton wollte sich mit einer Nummer begnügen. die Deutſchen   batten ihre Thälmanbrigade". benannt nach dem Führer der deutschen Kom munisten, der seit Jahren in Hitlers   Kerkern schmachtet; die Italiener nannten ihr Bataillon nach Garibaldi  , die Franzosen das ihre Marty". Die Amerikaner wählten für ihre Kolonne Sacco und Vanzetti als Paten.

Die Sprache der internationalen Brigade war französisch, nicht spanisch. Man hörte selt same Geschichten über manches Mitglied dieser eigenartigen Armee, Menschen, die im Welt­bie im krieg einander bekämpft hatten und die nun Brüder waren in der Weltrevolution. Es dürfte die literarischste Brigade gewesen sein, die die Welt je gesehen hat. Schriftsteller und solche, die es werden wollten, erlebten ihre Bücher, Journalisten schufen sich ihre neuesten Nachrich­ren selbst. Einer der Fliegerkommandanten war André Malraux  , der französische   Schriftsteller, einer der Artilleriefommandanten Ludwig Renn  , der deutsche Schriftsteller. Unter den Hauptleu ten befand sich der Italiener Umberto Galeani, Albacete   erivies sich als moderne Stadt, Redakteur eines sozialistischen   Blattes in Neto für spanische Verhältnisse, kaum hundertjährig. York. Der Kommandant der britischen   Kräfte feltſamestveite aut, heute noch als Striegstafie Stugel ing vers bekommen ſollte. Spezialiſt für Man erzeugte dort Zündhölzer und Dolche, die war der Dichter Ralph For, der zu bald eine in Verwendung stehen. Die Bauern pflanzten Gasabwehr war Ralph Bates, der Verfasser des Safran an und von den kahlen Hügeln famen Spanienromans Das Olivenland". Er war die Viehtreiber mit ihren Herden herunter. In fröhlich und herzhaft, gewesener Arbeiter und der Stadt einquartiert, in Zelten oder in eilig Autodidakt, der all sein Denken der Sache des errichteten Baraden, lagerte hier eine der Proletariates gewidmet hatte. eigenartigsten Armeen, die die Geschichte des menschlichen Mordens je aufzutveisen hatte; eine Armee von Idealisten und Zukunftsgläu­bigen aus allen Ländern der Erde, zu denen die Botschaft der modernen Erleuchtung gedrungen war. Niemand hatte sie hergeschidt, ja viele hatten den Gendarmen troßen müffen, um aus ibrer Heimat wegzukommen. Sie alle hatte eine nene Art ökonomischen Tropenfiebers ergriffen; als sie in den Zeitungen lasen, daß der Fa­schismus mit der blanken Waffe bekämpft werde, verließen sie ihre Städte und Dörfer, Familien und Beruf, und fuhren mit der Eisen­bahn, dem Dampfer, dem Flugzeug oder ritten auf Schusters Rappen gen Spanien  . Sie ström ten im Lager zusammen, erhoben die geballte Fauſt und riefen:..beil Antihitler!"

Mehrere Tausend wurden einererziert. Die Hälfte waren Franzosen  , die fast alle Mili­tärdienst geleistet hatten. Einige hundert Tentsche, viele darunter Juden, von denen manch einer monatelang im Konzentrationslager gemartert worden war; einige hundert Italie­ner drei kamen in diesen Tagen an, Flüchtlinge von den Liparischen Inseln  . Ihre Kamerader: begrüßten sie mit lauten Zurufen und warfen sie zum Empfange in die Luft. Ez waren mehr als hundert Bulgaren   da, die auf underbare Weise durch ganz Europa   her­gepilgert waren, Männer aus Kuba  , Merifo,

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Die neuangekommenen Amerikaner wur­den herzlich bewillkommnet und man wies ihnen bereitwillig eine Ede der Barade zu, wo sie ihre Rudsäde ablegen konnten. Jeder erhielt ein Bund Stroh als Lager, darüber breiteten sie ihre Deden aus. Sie schlossen Freundschaft mit! dem spanischen Floh, der ihnen brüderlich die Treue hielt bis in den Tod. Sie mußten sich mit | allem abfinden, denn sie befanden sich im Striege, und zwar in einem Kriege, der uner­wartet ausgebrochen war. Regierung und In­tendantur, die sie anerkannten, waren ebensolche Idealisten und Amateure auf dem Gebiete der Strategie wie sie selbst.

Die Mauren   waren eine andere Art solcher Better". Aber sie waren alle Mohammedaner

und im Eschießen aleichen. He einander aufs Haar, furchtbare Krieger, deren Freude im Töten von Spaniern bestand oder darin, zu Ehren Allahs   zu sterben, um in seinen Himmel einzugehen. Man muß Dedung nehmen, das Feuer fontrollieren, beherrscht feuern, das heißt, vorher zielen. Leider konnte für Schießübungen keine Munition ausgegeben werden; so lernte man Visieren und Schießen theoretisch und gab feinen einzigen Schuß ab, ehe man tatsächlich in die Schlacht ging.

Was die Kerls lernen sollten, war, wie man in aufgelöster Formation über das Feld läuft und doch den Kontakt nicht verliert; fie hatten ferner zu lernen, sich 10 bis 15 Fuß weit voneinander zu halten und doch eine ge= fchloffene Abteilung von 30 Mann zu bleiben, Teil einer Kolonne von 120. Die Wissenschaft der Militärtheorie wurde ihnen flüchtig bei­gebracht, man legte nicht viel Wert darauf, denn Paraden wurden nicht abgehalten. In diesem Kriege brauchten sie Kriegstaktik. Mangel an dieser war es, der Francos. siegreiches Vor dringen erklärte; seine Truppen verstanden es, die und zu manövrieren, während die Idealisten und

stricaanzieren,

tapfer, zu flüchten, in die Hände des Feindes fielen.

Kolonne marsch! Peloton rechts, marsch! Vorwärts, stürmen! Halt! Niederknien! Laden! Fertig, zielt! All dies immer und immer wie der: Rudi verstand ea, denn er war Fußballer, fogar Trainer, der gewohnt war, Anfängern den ersten Schliff zu geben. Antreiben, Schimp fen, Aufpulvern- er hatte die Pflicht, eine Mannschaft aus ihnen zu machen für die liebe gute Alma Mater.

Jetzt waren sie froh, die lästigen Anfän­ger- llebungen und die täglichen 15 Meilen am Schiffsverded hinter sich zu haben. Bei ihrer Rüdkehr in die Baraden waren fie viel zu müde, um noch zum Essen in die Stadt zu geben. Der arme Izzy behauptete, feinen Hun ger zu haben, doch Rudi brachte ihm ein Brot, belegt mit dem zähen Fleisch der einheimischen Rinder, eine Handboll Lauch und eine jener herrlichen Trauben, die im Tale des Rio Belazote wachsen.

Die Messe war bereits überfüllt und die Amerikaner würden in der Stadi essen, hieß es. Die Miliz sollte 10 Peseten täglich beziehen, Am Abend gab es wieder anderen Unter­doch die Mitglieder der Internationalen Bri- richt: wie das Gewehr zerlegt wird, geölt und gade nahmen, der guten Sache wegen, nur 3 gereinigt; wie man die Maschinernewehre aus Peseten im Tage, was rund 42 Cent ausmachte. einandernimmt; leider gab es vielerlei Arten Diese 3 Peseten erhielten sie aber nicht regel- davon in dieser bunt zusammengewürfelten mäßig, sondern nur in langen Zwischenräumen. Armee. Alle Einzelheiten des Soldatenlebens: Die Regierung der Idealisten und Amateure die Erste- Hilfe- Ausrüstung wenn man eine hatte wohl ein Erbe von 800 Millionen Dollar Hat, Fußpflege, wenn man Zeit dazu hai; angetreten, dieses aber bei Kriegsbeginn nach Kartenlesen, vor allem der Städte, die man Paris   und Barcelona   schiden müssen, damit es verteidigte. Man lernte, wie Schüßengräben an­zum Anfaufe von Aeroplanen und Munition gelegt werden, wie man sich bei Luftangriffen verwendet werde. benimmt, es famen ihnen so zum Bewußt Die Pflicht der neuen Refruien war es, sein, daß dies ein wirklicher Krieg wurde und

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