Eingreifen erforderte. Eine Million Menschen mit Nahrungsmitteln zu versehen, während alle Bahnstreden und Bufahrtstraßen täglich bom­bardiert wurden, war eine Aufgabe, die wohl geeignet schien, die Fähigkeit einer Gruppe von Idealisten und Amateuren auf die Probe zu stellen.

Die Madrider hatten eine Woche lang stän­digen Kanonendonner gehört. An der Westseite

der Stadt tobie eine pauſenlose Schlacht. Dort

hin sollte die internationale Brigade. Jeder Echritt brachte sie dem Getöse näher. Man er­zählte, die Miliz weiche zurück. Bei jeder Straßenkreuzung mußten sie über Barrikaden fteigen. Schüßengräben wurden aufgeworfen Herr Franco würde seinen Preis für die Stadt Madrid zu zahlen haben!

Der Flußz Manzanares fließt am westlichen Stadtrande vorbei. Ein stiller, sandiger Strom, außer im Vorfrühling. Kleine Kinder lassen ihre Segelboote auf seinen Fluten treiben und fan­gen fleine Fische. Sechs Brücken führen über den Fluß und wo er die Stadt berührt, war er kana­lisiert, eingesäumt von drei Fuß hohen Beton­mauern. Das schützte die Stadt vor Ueber­schwemmung und die Stadtväter von Madrid hatten die Uferanlagen mit Rasen und Blumen­beeten verschönt. Es wäre wohl niemandem ein­gefallen, daß diese Anlagen einen Schutzwall bieten könnten. Als aber die Tanks kamen, er­wiesen fie sich als ideale Wälle, da sie so tief waren, daß die Ungeheuer wohl hinunter, aber nicht mehr herauf gelangen konnten.

Auf dem Stadtufer sollte die Internatio­ nale Brigade ihre Aufstellung nehmen. Schüßen­gräben waren vorbereitet, tief genug, um darin zu stehen. Madrider Frauen hatten sie gegraben.| Erhitzt von der schweren Arbeit lehnten sie, die gerade erst fertig geworden waren, auf den Schaufeln und begrüßten die Ankommenden.

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Jede dieser Frauen hatte irgendeine Waffe bei ten wollen, durch lange Zeit treue Helfer und fich und wenn es auch nur ein Küchenmesser war. Freunde sein können. Mögen sie vielen so, weit General Klebers 1900 Mann übernahmen helfen, daß fie fchließlich, weil wirklich gründlich etwas über eine Meile Front des Nordabschnitts studiert, wirklich gewissenhaft.. durchgearbeitet, der Manzanareslinie. Das bedeutete einen als Helfer entbehrlich werden! Mann auf ungefähr vier Fuß. Ein Offizier ritt die Reihe ab und wies jedem seinen Blaz an.

und die Männer sprangen in den Graben, war­fen ihre Paden ab und postierten sich an den

Schießscharten, um nach Francos Mauren aus

zuspähen.

Auf der anderen Seite des Fluffes standen breite Gebäude und dahinter wurde gekämpft. Schüsse krachten, Maschinengewehre ratterien, einige Häuser brannten und Rauch hing über der ganzen Landschaft. Heulend flogen Kugeln über die Köpfe der Neuangekommmenen. Schrill und durchdringend hörte man Sirenen brüllen. Was ist los, brennt's wo?!" fragte einer.

Die wunderbare Blüte grusienischer Kultur

Georgien

feiert sein 750 jähriges Heldenlied

mentieren.

Tiflis , ganz Georgien , ganz Grufien, bes reiten sich vor, den Gedenktag dieses Jahres feierlich zu begehen. Festspiele, Denkmalenthül­lungen, Trachtenumzüge, gelehrte und künst Ierische Zusammenkünfte, Vortragszyklen, Gast­spiele von Wandertruppen auf dem Land, bis Aus den Häusern kamen Männer. Manche ins kleinste Dorf hinein, sollen die Huldigung rannten, manche hinkten, einige wurden von den einer modernen und so gewandelten Welt vor der wundersamen und einmaligen Schöpfung Kameraden geführt. Lauter Milizmänner in blauen Overalls, Leinensandalen mit Hanffoh= Rustavelis, des Dichters vor 750 Jahren, doku­len an den Füßen. Sie hatten rote Sterne an Rustabelis Held, Tariel, sein Heldenepos, den Müßen und rotes Blut auf den Uniformen. Pulvergeschwärzte; verstörte, schmußige Gesich- Der Mann mit dem Leopardenfell", lebten ein ter. Sie humpelten über den Fluß, schöpften eine ewig junges Leben an den sonnigen Uferhängen Hand voll Wasser, das sie gierig schlürften oder des Rion oder der Kura. Die Strophen dieſes Nationalepos haben sich erhalten, und allen sich damit die verklepten Augen wuschen. Manche liefen wie toll. ließen die Gewehre fallen, wars historischen Wandlungen zum Troß lauschen fen sich über die Brüstung und teuchten atemlos: jung und alt mit verhaltenem Atem bei der Weinlese, bei Hochzeiten und Begräbnissen, bei os moros! tausend anderen Anlässen, wenn die klingenden Berse dieser prachtvoll gebundenen Rede ertönen, in welchen das abenteuerliche Liebesschicksal der beiden Paare- Tinatine und Avtandil, Nestan Darodshan und Tariel sich entrollt.

Solch Entseben ist ansteckend.., Burschen!" rief Rudi Messer, deshalb sind wir hergekom­men!" Man hätte meinen können, er führte schon von Kindesbeinen auf Soldaten. Denkt an den Befehl!" rief er. Keiner schießt ohne Kom­mando! Nicht bevor sie am Ufer stehen und her­unterspringen wollen. Wenn ihr fie kommen seht, zündet euch eine Zigarette an! No pasaran!"

Zwei Bücher der Bildung

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schichte und Geographie, Mathematik, Literatur ein, es macht mit dem Wichtigsten der deutschen Grammatik vertraut. Man darf ohne Ueber­treibung sagen, daß jeder, der Reicharts Buch gründlich durchgearbeitet hat, über wertvolle Wissensgrundlagen verfügt und daß, was noch wertvoller ist, in ihm der Wille zum Weiterler­nen geweckt worden ist.

750 Jahre sind verflossen, seitdem Rusta beli und seine Gönnerin, die Königin Tamara lebten und diese Dichtung aus der Hoch- Zeit einer sonderbaren Kultur, die wie ein Komet aus unendlicher Ferne und Geschichtslosigkeit grelleuchtend emporstieg, um nach kurzem Glühen ins Nichts zu versinken, diese Dich tung ist nicht verblichen, sie ist frisch und ewig. In ihr perlt Abenteuer und herrlichste Glut einer glanzbollen Vergangenheit, in der Mor genland und Abendland sich vermählten. Die Beit der Königin Tamara in Grusien!

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Immer wieder fragen wissensdurstige, Jernbegierige Arbeiter und Arbeiterinnen nach Büchern, die ihnen den Weg zur Bildung eröff= nen. Daß er so leicht fehlgreifen, so leicht in die Die sonnenüberfluteten und furchterregen­Irre gehen, so leicht auf beschwerliche Umwege den majestätischen Gipfel des Kaukasus thron­gedrängt wird, das ist vielleicht das Böseste, das ten eine Weile über die Kulturen des Westens dem Selbstlerner geschieht. Unvermeidbar, wenn und des Ostens. Sagen und Märchen lebten hier nicht ratend und helfend ein führender Freund, auf, die Kolchis entstieg aus alten Erzählungen, der Leiter eines Kurses oder von allem An­die Herren aus dem Reiche der Bagratiden Wichtig für einen wahrscheinlich engeren waren die Fürsten und sie beſaßen alle Schäße fang an das richtige Buch zu helfen vermag. Ein solches Buch ist das im Saturn- Verlag in Kreis, aber für dieſen besonders wertvoll dürfte und allen Glanz der verschwenderischen Natur. Wien erschienene Buch Dr. Hermann Reichharts das im gleichen Verlage erſchienene Buch Pro- Brautfahrten gab es zu den Komnenen von Der Weg zur Allgemeinbildung". Selbstver- fessor Dr. Robert Lohans sein: Sprechen und Trapezunt und man zog hier an östlicher Ge­ständlich kann es, will es auch nicht umfassende Reden". Die meisten unserer rednerisch tätigen Allgemeinbildung vermitteln, auch keine Welt- Genossen und Genoſſinnen sind irgendeinmal lassenheit, zum Porphyrogeneten nach Bizanz und zur Weisheit westlicher Lande, zu den anschauung. Aber es ist ein Lehrgang der Kunst gezwungen gelveſen, in Erfüllung ihrer Auf- Warägerfürsten in Kiew , zum öden Norden, des Lernens, es zeigt, wie man das Lernen an- gaben als Vertrauensleute der Arbeiterbewe- dem kaum aus dem Schlaf erwachten. Söhne zupacken hat, es führt zu einer brauchbaren gung, öffentlich zu reden, ohne es je gelernt zugeorgischer Edlen fuhren nach Griechenland und Methode des Lernens. Dabei unterläßt es nicht, haben. Wer von ihnen hat je Sprechtechnik rich­auf die Schwierigkeiten auf dem Wege des tig gelernt? Kaum einer! Erstaunlich, wie viele Italien , Fäden spannen sich ungehindert vom Selbststudiums aufmerksam zu machen, von vortreffliche Redner wir trotzdem haben! Aber Reich zu Reich. Grusien, halb persisch, halb byzantinisch, doch so sehr kaukasisch- grusinisch, denen, die sich von ihm leiten lassen wollen, auch sie, erst recht aber die Anfänger, werden hatte seine große Zeit, umspült bon zwei aus Lohans Buch ungemein viel lernen. Lohan Meeren, dem Pontus und Gurgan( dem Fleiß, Beharrlichkeit, Selbstdisziplinierung zu fordern. Aber es gibt doch auch viel mehr als verweist zunächst auf die Vorausseßung des rich Schwarzen Meer und der Kaspischen See), ge= Anleitung zum Lernen, es führt in die wichtig- tigen Sprechens, auf das richtige Aimen, und hütet von sanftgeschwellten, immergrünen Ir­sten Wiſſengebiete ein, vermittelt die erſten widmet sodann einen großen Teil ſeines Buches wäldern- und Seldschuken und Tataren, weiße Bausteine des Bissens, die in dieser Form nicht der Sprache und dem richtigen Sprechen, und und asiatische Eroberer, waren nunmehr nur genügen, aber ausreichende, sichere Grundlagen dann erst befaßt er sich mit dem öffentlichen für das Weiterbauen, für das Weiterlernen bilden. Mit den Grundbegriffen der Natur­wissenschaften und der Philosophie macht dieses Buch vertraut, es öffnet erste Blicke in das Weltwerden und vermittelt die ersten Kenntnisse Beide Bücher, das Reichharts und das Lo­der Geistesgeschichie, es führt dann in die Ge- hans, werden Menschen, die an sich selber arbei­

Reden und auch hier gibt er eine Fülle wert­voller Anregungen. Auch dieses Buch darf nicht bloß gelesen, es muß durchgearbeitet werden! Dem Lernbereiten wird es sehr viel geben.

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der Alpdruck einer bösen Vergangenheit.

Rittertum blühte in Georgien , ähnlich wie in den romantischen Schlössern, wo Waiter von der Vogelweide sang, und in der Provence . Doch vermochte unser stolzer Westen tein solch um= fassendes Weltbild der Zeit in höchster dichteri­scher Gestaltung schaffen, wie Rustaveli in fei=