zuerst angefangen hat zu schießen, Polizei oder Arbeiter, ist nicht so wichtig, vielmehr hängt das von der jeweiligen Einstellung des Betref­fenden ab. Die objektive Wahrheit aber gehört in den Safe. Armer Film!:

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Mein Ritter

Ein Vorortefriedhof barg für mich beson- Imur Arbeit sollte mein Sinnen sein, aber was dere Reize. Ms ich diesen Friedhof kennen hatten diese Dinge mit Arbeit zu tun? lernte, wurde dort kein Toter mehr beerdigt. Noch eines anderen Gedichtes, das gro

Das Lied von der Racher biente nur den lufttvandelnden Müßiggän­

Man lese das folgende Gedicht, von dem - um den Leser aufs höchste zu spannen

nur ausgesagt wird, daß es keine Parodie ist.

Das Lieb von der Rache

Melodie: Am Rhein , am Rhein .. Heran, heran zum wilden Furientanze Noch lebt und glüht der Molch

gern, die in den ſonnendurchfluteten Alleen ihre letzten Lebensjahre in frischer Luft atme­ten, und jungen Liebespaaren, die unter den Schatten der Baumgruppen ihre Jugend ver­

fchtvärmien, oder auch Sentimentalen, die dort ihre Traumftätte hatten. Auch ich verbrachte als junges Mädchen dort viele Stunden mit meinen geliebten Büchern. Da ich alles las, was

Drauf Brüder, drauf mit Büchse, Schwert und mir in die Hände kam, hätte dieſe Literatur

Lanze Drauf

, drauf mit Gift und Dolch. Was Völkerrecht? Was sich der Nacht verpfändet,

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Ist reife Höllenfaat.

einer strengeren Prüfung kaum standgehalten. Aber, ob die Bücher besser oder schlechter was ren, ich lernte doch aus ihnen. Denn ich ver­Tor nie ganz die Urteilsfähigkeit und wußte instinktiv, was gut und was schlecht war. Im­Wo ist das Recht, das nicht der Hund geschändet, mer nahm ich mir die ethischen und hochgemu­Mit Mord und mit Berrat? ten Gestalten zum Vorbild, wenn sie auch nur Sühnt Blut mit Blut. Was Waffen trägt, meiner Phantasie entspringen mochten. Aengst­schlagt nieder!

' s ist alles Schurkenblut.

lich hütete ich mich vor jedem als nicht schön empfundenen Worte, selbst auf die Gefahr

Denkt unsres Schtvurs, denkt der verratnen hin, in meinen Kreisen als hochmütig oder Brüder

Und fauft euch fait in Blut!

Und wenn sie winselnd auf den Knien liegen Und zitternd Gnade schrein Laßt nicht des Mitleids feige Stimme fiegen! Stoßt ohn' Erbarmen drein!...

Ha, welche Lust, wenn an dem Lanzenkopfe Ein Schurkenherz zerbebt

eingebildet bezeichnet zu werden. Aber das ge­schah mir nur bei jenen Männern, die Frauen gering zu schäßen pflegten und in jeder nur das Vergnügungsobjekt ſahen.

ßen Eindruck auf mich machte, gedenke ich. Ich weiß nicht, wie der Autor hieß, denn meine Bildung reichte damals noch nicht so weit, mich um die Personen zu kümmern, die die schönen Dinge, die mich entzückten, ſchrieben oder erdachten.

In einem Roman, den ich in einer Zeits schrift las, feierte eine junge Frau ihren Ges burtstag. Der Gatte gratulierte ihr und sprach junge Frau: Du sollst nicht übertreiben! bon feiner namenlosen Liebe. Zadelnd sagte die Darauf fand sie am nächsten morgen auf ihrem Frühstücksplaß ein Gedicht, das so lautete:

,, Ich hab' Dich namenlos geliebt, Was schaust Du mich vertvundert an, Und warum fragst Du schier betrübt, Wieso ich dieses Wort ersann? Weil lieben schon so herrlich sei, Daß es des Beiworts nicht bedürfe? Es sei, als ob man in den Mai Noch mit gemachten Blüten würfe! Doch gib die Hand und hör' wie mir die Borte famen:

Als mir Dein Blid ins Herz gebrannt, Da wußi ich längst nicht Deinen Namen, Nicht wo Dein Haus und wo die Deinen Und niemand, der mir Kunde gab. Will Dir das Wort so recht erscheinen? Ich hab' Dich namenlos geliebt."

Auf diesem Friedhof stand fast am Ende eine Trauerteide. Unter ihren Zweigen eine Kleine Bank, ohne jede Bequemlichkeit. Sie hatte feine Lebne, aber was störte mich das! Unter den dichten Zweigen konnte ich ungestört und Mit derselben Begeisterung las ich die mir fast unbemerkt lesen, soviel und solange ich zufällig in die hand gekommene Gedichtſamm­Dann brennt sie an( die Leichen) und streut wollte. Vieles, was ich dort in meinen. Mäd- lung von Freiligrath; die Zeilen:

Und das Gehirn aus dem gespaltnen Kopfe Am blut'gen Schwerte flebt...

es in die Lüfte

chenjahren las, ist mir heute noch lebendig in Was nicht die Flamme fraß, Erinnerung. Romane, Gedichte, Geschichtswerke, Damit fein Grab das deutsche Land vergifte alles, was ich erlangen konnte und oft aus Mit überrheinschem Aas!

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m

,, Ich war, ich bin, ich werde sein. Voran den Völfern will ich gehen, ausstreden den ge= walt'gen Arm will ich, daß er die Welt erlöſt!"

die ich in einem Vorstadtantiquariat auslich oder Daneben las ich hundertheftige Romane, billig kaufte. Während des Lesens stridte ich 24 Paar Strümpfe für meine Ausstattung". was wissen die reichen Leute vom Darben armer Mädchen, die sich ein bißchen Schönheit

weiten Entfernungen leibweise holte. Dort lernte ich Lena u s ſchönes Gedicht Anna" Es ist keine Parodie, aber und dies kennen. Ich konnte damals noch keine Ahnung wird noch mehr verblüffen es ist auch haben, wieviel ich einſt mit dem Problem, das weber ein Wanderlied der SA, noch das Mache behandelte, in meiner politischen Stellung wert eines Geisteskranken, zitiert aus einem zu tun haben werde. Drehte fich doch der In­Werk über Sadismus. Man kann sich über kei- halt um die Fruchtabtreibung, ohne daß ich und ein bißchen Wissen erkaufen und dafür gar nerlei politische Entwicklung wundern, wenn das Wort schon kannte oder von der Sache man hört, daß diese Verse von einem Klassiker selbst etwas wußte. Ein bildschönes, von der oft das Mittagessen entbehren oder erst durch stammen( in den allermeisten Ausgaben feh- eigenen Schönheit hoch entzücktes Mädchen ließ düsterſtes Geſtrüpp dahingelangen? Aber all Freuden, lend, was immerhin anzuerkennen ist), der sich schon vor der Heirat von einer Here vor der noch vor einigen Jahrzehnten über kleift des Empfängnis füßen, en einer bege border Leftüre and Friedhof aden, ie ich durch meine

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am

stellt wurde( schon Hebbel rügt dies), Vorbild nur ohne Kinder werde sie ihre Schönheit be- Eigentliche, was für mich den Wert dieses deutschen Heldenmutes, deutscher Treue und halten. Als sie dann Ritter Erichs" Gattin Friedhofes bedeutete. Oben rechts stand ziem= Sinnigkeit( siehe die Toni aus Wien ") wurde, brachte sie ihn um sein Vaterglüd. Sie- lich allein die Statue eines Jünglings in Ritters furz, von Theodor Körner aus Dresden . ben Kinder hätten sie geboren, die in sieben rüstung. Das Visier war herabgelaffen und Es ist mit Sicherheit zu sagen, daß es in der Korntörnern in einer Mühle schon vernichtet zeigte ein wunderschönes Mannesantlik, das Weltgeschichte kein Gedicht gibt, das in so waren, ehe fie sie geboren hatte. Als Mann ein Lächeln verklärte. Zu seinen Füßen lehnte grauenhafter Weise Roheit und Dilettantis- und Frau einmal in der Nacht von einer Tauf das Schild, auf welchem Geburts- und Sterbes mus vereint. Damit verglichen ist der Freier- feierlichkeit nach Hause ritten, sah der Ritter jahr eingrabiert waren. Nur 24 Jahre war mord des Odysseus( etwa 2600 Jahre vor im Mondenschein, daß seine Frau keinen er geworden, dem meine Anbetung galt. Zu Körner) eine Jdylle, sind die menschenfreund- Schatten warf. Dies war das Zeichen, daß sie Allerheiligen suchte ich jahrelang ſein Grab auf, lichen Gesänge der Friederike Kempner visio- eine Verruchie war und er verstieß sie, wie das nie sah ich dort iemand, ich kniete nieder, betete när. Was mag der unglückliche und edle Vater bei Rittern wahrscheinlich so üblich war. Er und zündete ihm ein Wachsterzchen an. Kein Theodor Körners empfunden haben in seinem tat den Schwur so wenig als aus der Diele Blumenschmud, nichts wurde ihm gewidmet. Er humanen und humanistischen Herzen, als er feines Schlafzimmers ie frische Rosen blühen schien allein auf der Welt gewesen zu feini. diese grauslichen Ergüsse seines Heldensohnes werden, so wenig werde er ihr verzeihen." Später, als ich schon Kinder hatte und Bitwe โละ! Aber eines Tages, als Anna schon lange her- war, außerdem eine bekannte Rednerin, wurde Das war vor mehr als hundert Jahren, umirrte, kam sie zu einer Waldkapelle und sah ich einmal eingeladen, die Werkstätte eines wird man einwenden und inzwischen hat sich vor dem Altar die Schemen ihrer ungeborenen Bildhauers zu befuchen, um meinen Kopf model­manches verändert. Aber wir sind überzeugt, Kinder am Altar vorüberwandeln, die vorlieren zu lassen. Als ich in einer Pause in der daß zwei Drittel der Herzen unter den bräun- wurfsvoll nach ihr blickten. Als an diesem Tage Werkstätte herumspazierte, alles betrachtend, da lichen Hemden höher zu schlagen beginnen, der Ritter seine Augen öffnete, sah er frische fand ich unter altem Gerümpel auch meinen wenn sie vom 3erbebten Schurkenherzen am Rosen aus der Diele sprießen. Aber Anna Ritter . Der Friedhof war aufgelaffen und in Ranzenkopfe" oder Stoßt ohn' Erbarmen fand er nur mehr als Leiche vor seiner Tür. cinen Park verwandelt worden. Da mußte drein" lesen, zu schweigen vom ,, überrheinschen Meine Phantasie wurde durch solche Dinge auch mein Ritter den Plab räumen, um dem Aas". für das sie mutatis mutandis schr angeregt und ganz aus der mir vorge- jungen Volte Platz zu machen. oſtjüdische Brut seben können. V. E. zeichneten Bahn des Denkens geworfen. Arbeit,

Adelheid Pop v.