zösischen Textes lautet: ,, Dieser Paß darf nicht

Erlebnisse in Karpathorußland belangert erben, auch nicht erneuert.

Von Bruno Hardie

Ein Stückchen Seife Als Tramp ziehe ich durch den östlichen Zipfel unserer Republik . Ohne Sorgen, frohen

Gemüts und ohne Geld.

stehen die Jungen um mich herum, ihre schmie­rigen Finger bringen aus verborgenen Taschen Papier zum Vorschein. Sie schlagen es aus­einander und der Schein der Nachmittagssonne Die Sonne leuchtet wunderbar. Das bricht sich in hellen Kristallen. Kinder bieten Wasser der Theiß rauscht donauwärts. Eine ihren einzigen Schatz an. Sie verlangen eine grüne Wieſe lädt mich zum Lagern ein. Büſche

berdeden die Sicht von der Straße und kann ungeniert alles für meine große Wäsche borbereiten. Das heißt aus meinem Rudsad drei schmutzige Hemden herausziehen, dazu zwei Paar Unterhosen( die sieht niemand, des­wegen kann ich sie länger tragen), vier Taschen­tücher und ein Geschirrtuch und fünf Paar Soden find der Rest meiner Ausrüstung. Und alles ist gottvoll dreckig.

Die Schwimmhose behalte ich, als einziges Beichen meiner Kultur, an. Bis zu den Knien im talten Wasser stehend, wasche ich, so wie ich es bei Muttern gesehen habe. Doch der Dred will

nicht raus.

,, Bane!" Ich schau auf. Am Ufer steht ein Heiner Knabe. Auf seiner Schulter hat er einen Holzkloß aufgeladen, der bald so groß wie er selber ist. Sie machen das schlecht. Darf ich Ihre Wäsche für Sie waschen?"

Dabei wirft er den Holzkloz weg, krempelt sich die Hosen auf und watet zu mir. Wortlos überlasse ich ihm das Wäschestück, welches ich

ihm flinker von der Hand und weiß Gott , wie er das macht, aber die Wäsche wird sogar rein!

Der Knirps und ich sißen auf der Wiese. Bor uns bruzeln in der Pfanne Kartoffeln, auf die ich Eier schlage. Wenigstens ein gutes Essen will ich ihm für seine Hilfe geben, denn anderes habe ich nicht.

Junge komm, laß dir's gut ſchmecken. Anderes kann ich dir als Dant für deine Arbeit nicht geben."

,, Oh doch!"

Was denn?"

,, Das Stüdchen Seife, mit dem ich Ihre Wäsche gewaschen habe."

Salz

In Atna Slatina befindet sich das größte Salzborkommen der Tschechoslowakischen Repu­blit. Die Salzmühlen befinden sich in Göding ( Mähren ). In der Nähe von Afna Slatina gibt es auch einen Salzsee. Bon teither fom­men Bauernwägen mit großen Fässern. Manche find die ganze Nacht, auch länger gefahren. Für eine kleine Gebühr darf sich der Bauer die Fässer mit dem stark salzhältigen Wasser an­füllen. Dann tritt er die Rückfahrt an. Ein Kilo Salz kostet zwar nicht viel, aber Arbeit toftet gar nichts.

,, Diamanten"

Kinder sind die besten Beobachter und die tarpathorussischen Kinder in der Nähe von Vo­lové haben bald herausgefunden, daß die klei­nen glißernden Körnchen, die manchmal die Erde zum Vorschein brachte, das Interesse der Touristen erweden.

Sie sammeln diese Körnchen und taucht ein Tourist auf und wird er von einem Jungen er­blickt, so schreit dieser mit ganzer Kraft, läßt scine Herde in Stich und läuft blißschnell den Berghang hinab. Diesen Schlachtruf haben die anderen Jungen gehört. Von überall tauchen sie auf, rennen auf den verdußten Touristen zu und schreien: Démanth!"

., Diamanten? In Karpathorußland gibt es Diamanten? Davon wußte ich nichts." Schon

Der Paß ist gültig bis zum 21. Heute haben wir den 19. Das nächste polnische Kon= sulat befindet sich in Uzhorod , eine Woche Fuß­marsch zumindest. Das polnische Visum kostet 120 Stronen.

Neue Unbekannte

Des öfteren komme ich auf der Straße an der Straße an eingezäunten Gärten vorbei. angeinend füfti darren will ihn für alba nain Eine ſchwarze Tafel ift immer dabei und mit zwanzig weißen Buchstaben etwas daraufgeſchrieben. Heller hergeben. Meist steht im Garten darin ein einfaches höl= Bernes Kreuz, manchmal sind es mehrere.

Bane, dvacet halere!" Bettelt er und feine Augen erweichen mit ihrer stummen Bitte mein Herz. Ich kaufe seine Diamanten", wickle fie sorgfältig als Andenken und Talisman ein, gebe ihm eine Krone.

Der Junge nimmt das Geld, sieht es an, erkennt, daß er zu viel bekommen hat. Einen Augenblick überlegt er, was er tun soll. Dann ergreift er seine Stofftasche, die er umgehängt hatte und leert ihren Inhalt vor mir aus. Etwa dreiviertel Kilo Haselnüsse waren darin.. In Volové habe ich nachgewogen.

Zucker

Ich fize an dem einen Ende eines Dorfes und toche mir Kartoffelsterz. Um mich herum fißt und steht die gesamte Dorfjugend, beobach­tet neugierig mein Tun, bringt trockenes Rei­sig herbei und schürt mein Feuer zu größerer Glut. Der Sterz ist fertig gekocht, ich streue

ich, wie ein kleines Mädchen seine Nachbarin stößt und höre die geflüsterten Worte: Du schau, er hat auch Bucer !"

Ein paar Kinderaugen starren unverwandt die wunderbaren weißen Kristalle an, die von meinem Löffel herabriefeln.

Eine Paßgeschichte

In Jasina erschreden alle, als ich sage, daß ich allein über den Okola gehen will.

,, Ein Bär kann Sie anfallen. Auch Wölfe gibt es und Sie haben teine Waffen!"

Trotzdem führe ich mein Vorhaben aus. 8war begegne ich keinem Wolf und keinem Bären, nicht einmal ein harmloses Reh kreuzt meinen Weg, aber es fängt herrlich zu regnen an und es regnet ohne Unterlaß, so daß ich auf dem Ofola wunderbar durchnäßt ankomme und feine Lujt verspüre, noch sechs Stunden bis nach Buština, dem nächsten Ort, zu marschieren.

Einmal bleibe ich stehen und lese die weißen Buchstaben:

,, Dieser Friedhof enthält zwei Massengrä­ber und sieben Einzelgräber. Es liegen hier be= graben:

53 Russen, 25 Ungarn , 13 Deutsche, 17 Tschechen,

2 Italiener,

9 Unbekannte.

Ich erinnere mich an meinen Vater, der in die Kategorie der Unbekannten gehört. Uhranhängsel

In den langen Wintermonaten hat die Karpathorussin viel Zeit. Haus und Hof sind bestellt und ihre Hände verlangen Arbeit. Zu­erst war es wohl ihre Sonntagsbluse, die fie

ist eigentlich ein langes Hemd, hinten und vorn wird eine Art Bettvorleger vorgebunden, das ist der Rock.( Rumänische Nationaltracht.) Aber diese Bettvorleger" sind reich von silber­nen und goldenen Fäden durchwoben. Daz nächste Stück, das ihr in den Händen geriet, dürfte die Pelzjade ihres Mannes gewesen sein, die sie reich mit Stickereien versah. Wie sie zu Glasperlen tam, ist mir ein Rätsel. Aber diese bunten Stüdchen Glas mußten so recht nach ihrem Geschmad gewesen sein. Sie verfertigi daraus bewundernswerten Schmud. Arm- und Halsbänder, deren Glasperlen zu herrlichen Bandornamenten und Blumen zusammengestellt sind. Für ihren Mann macht sie Uhranhänger aus demselben Material. Von diesen Uhran­hängseln ließ ich mich früher manchmal täuschen. Fragte ich jemanden nach der Zeit, so bekam ich selten Auskunft, denn er hatte meistens nur einen Anhänger aus Glasperlen, aber keine Uhr. Schuhe

Mit dem Heger und seiner Familie size ich in der Küche und trodne mich. Plöblich flopft ez zaghaft an der Tür, verwundert ruft der Die Karpathoruſsen sind konservativ" Heger: Herein". Die Tür geht auf, ein Mann und leiſten den zibiliſatoriſchen Bemühungen der tritt ein. Er grüßt verlegen, aus seinen zer- Schuhfabriken gegenüber passive Resistenz. Da riffenen Schuhen fließt das Wasser und scheu helfen nichts die verlockendſten niedrigen Preiſe. bittet er um ein Stück Brot. Er bekommt es, dazu einen Topf dider süßer Vollmilch. Gierig fchlingt er das Essen hinunter, beim Herd auf einem Schemel fizend. Erst danach fragt ihn der Heger, was er da sucht, und wir hören eine unglaubliche Geschichte.

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,, Als russischer Kriegsgefangener kam ich in die Tschechoslowakei . Nach Friedensschluß empfand ich keine Lust, nach Rußland zurückzu­gehen. Ich blieb. Aber im Jahre 1926 richtete ich an die Sowjetrepublik ein Gesuch um Auf­nahme in den russischen Staatsverband. furzem wurde ich aufs russische Konsulat ge­rufen, bekam einen Paß ausgestellt. Aber die Polen wollen mich nicht nach Rußland lassen." Bei den letzten Worten fängt der Mann an zu weinen. Bittere Tränen der Sehnsucht nach dem Heimatsland.

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Der Karpathorusse kauft sich ein Stück Leder, biegt es zurecht, einzelne Stellen vernäht er und hat ein Paar Opanten, ähnlich mittelalters lichen Schnabelschuhen. Die trägt er so lange, bis sie zerreißen. Manchmal geschieht das Wun­der und er besitzt ein Paar richtige Schuhe. Dann zeigt er sich mit ihnen stolz in der Stadt. Geht bloßfüßig, auf der Achsel trägt er die Schuhe.

Fremdenverkehr

In Rachovo übernachte ich im Touristen Vor hotel , Eigentum des KEST . Natürlich gratis als stellungsloser Kellner. Außerdem bekomme ich vom Wirte Nachtmahl und Frühstück, auch gratis. Das Hotel ist ein moderner Bau, der sich stilmäßig gut in die Umgebung einpaßt. Durch Zufall gerät mir das Fremdenbuch in die Hände. Gelangweilt blättere ich darin. Heinz Ich lasse mir den Paß zeigen. Er hat kein Ewers, München ; Rudolf von Falkenried, Ber­polnisches Visum und der lezte Saz des fran-| lin; Vaclav Mainh, Praha ; Eberhard Schulze,