nüßen Redeprunks, der elenden Parteistreitigkeiten; es weiset euch vielmehr auf den Abgrund hin, der entseßlich klaffend vor euch sich aufthut, und um der Liebe zum Vaterlande willen fordert es euch auf, euch mit der Wiederherstellung der Finanzen des Königreichs ernstlich zu befassen". Aus an­deren Städten laufen ähnliche Mahnungen ein, die zugleich Warnungen sind. Die Finanzlage ist in der That trostlos. Im Jahr 1859, vor der Neugeburt", hatten alle italienischen Staaten zufammengenommen 1000 Millionen Franken( der Franken 8 Ngr.) Schulden, bei einer Steuerlast von 450 Mill. Fr. Jeßt, 8 Jahre nach dem Sieg des glorreichen Ein­beitsgedankens" beträgt die Staatsschuld 5000 Millionen und die Steuerlast 750 Millionen! Für die Jahre 1866, 1867 und 1868 beläuft sich das Defizit auf 630 Mill. und für 1869 wird ein weiteres Defizit von 240 Millionen erwartet also Summa 870 Millionen, die durch Anleihen aufgebracht und der Staatsschuld zugefügt werden müssen. Es ist freilich sehr zweifelhaft, ob die Capitalisten noch Geld borgen werden, denn offenbar ist der Staatsbanfrout in Italien  nur eine Frage der Zeit.  -

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Der Musterstaat England wird von Tag zu Tag dem Musterstaat Preußen ähnlicher; und seiner Polizei ist neulich die Ehre widerfahren, von dem Preußischen Staatsanzeiger" belobt zu werden und zwar wegen der Schlauheit, mit der sie einigen Zweigvereinen der Reform ligue durch Einschüchte rung der Kneipwirthe das Zusammenkommen unmöglich ge­macht hat. In Berlin   seit Jahren ein beliebtes Manöver; in London   aber noch neu. Das Parlament sigt wieder und Lord Derby, der Premierminister, ist dem Tode nah- eins für das englische Volk so gleichgültig, wie das andre. Revolution in Japan  . Die Daimios( der Feudal adel) haben den Mikado, einen der beiden Fürsten  , mit denen jenes glückliche Land gesegnet ist, sans façon gefangen, und seinen Collegen, den Taikun, zur Flucht genöthigt. Ein schlechtes Beispiel.

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Im Auftrag des Vororts deutscher Arbeitervereine erläßt Der Vorsitzende, Herr Bebel, in der neuesten Nummer der ,, Ar­beiterhalle" folgenden Aufruf an die Vereine:

,, Seit Wochen sind die Augen der deutschen Arbeiter nach Berlin   gerichtet. Dort ist ein großer Theil der Cigarrenar beiter gezwungen worden die Arbeit einzustellen, weil sie sich einer von den Cigarrenfabrikanten eingeführten Fabrikord nung, die aufs Tiefste ihr Ehrgefühl verlegt, nicht fügen wollen.

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In einem solchen Falle halten wir es für Pflicht der gesammten deutschen Arbeiterschaft ihre Genossen in diesem ge­rechten Kampfe zu unterstüßen und damit zu beweisen, daß die Arbeiterinteressen überall solidarische sind. Aber noch ein besonderer Grund zu energischer Hülfeleistung ist in diesem Falle vorhanden. Die Berliner   Cigarrenarbeiter haben mit richtigem Tafte erkannt, daß Geldunterstüßungen für Feierzeit nur da anzunehmen sind, wo kein andrer Ausweg bleibt, und haben versucht durch Selbstfabrikation von Cigarren den Strikenden lohnenden Verdienst zu schaffen. Die Käufer dieser Waare zu sein, möchten wir die Arbeitervereine auffordern. Cigarren werden überall gebraucht, entnehme man also feinen Bedarf in der Hauptverkaufs stelle der Berliner   Gigarrenarbeiter, Landwehr straße 11, guter preiswürdiger Waare kann man versichert sein. Nähere Auskunft kann Jeder mit Leichtigkeit erhalten unter der Adresse Vorstand des Berliner   Cigarrenarbei ter Vereins, Landwehrstr. 11 Berlin  ".

Wir geben uns der Hoffnung hin, daß die Bereine unserm

Wunsche bereitwilligst nachkommen; vielleicht gelingt es uns aus diesen, durch die Noth des Augenblicks erwachsenen Ar­beitsstellen, durch werkthätige Hülfe eine solide Produktivge­nossenschaft zu gründen."

In derselben Angelegenheit hat die Centralstelle der Sächsischen   Consumvereine folgenden Aufruf erlassen:

An die Sächsischen Consum Vereine.

Bezugnehmend auf obige Aufforderung, ersuchen wir Sie mit der Haupt- Verkaufsstelle der Berliner   Cigarrenarbeiter in Geschäftsverbindung zu treten, um bedrückte Arbeiter nach dem Grundsaße Leistung um Gegenleistung" zu unterstützen, wie es unabhängigen Genossenschaften gebührt. Leipzig  . Die Gentralstelle der Sächsischen Consum Vereine.

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M. German, Bors., A. Jubisch, Secretär.

Unsere Notiz, daß Herr v. Hofstetten Wien wieder ver­lassen habe, war ungenau, wie aus unsrem heutigen Bericht über die, am vorigen Sonntag in Wien   abgehaltene Arbei­terversammlung erhellt. Nun, es war gut, daß er geblieben ist, und zu einer glorreichen Kundgebung Anlaß gegeben hat. Dank den braven Wiener   Arbeitern! Herr von Schweißer- das sei hier im Vorbeigehen bemerkt läßt das Gerücht aussprengen, er sei mit Hofstetten verfeindet. Es ist dieß eine jener kleinen Komödien im Familieninteresse, wie sie zum Exempel, um Kleines mit Großem zu vergleichen, von Zeit zu Zeit zwi­schen Bonaparte und Better Plonplon abgespielt werden. Poli­tische Compagniegeschäfte bringen das mit sich.

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Der Berliner   Arbeiter Verein beabsichtigt zum Herbste dieses Jahres eine Ausstellung von Erzeugnissen deut scher Productiv- Associationen in Berlin   zu veranstalten. Der Zweck dieses Unternehmens ist die Hebung des geschäftlichen Credits der Genossenschaften dadurch, daß durch die Ausstel­lung die Erzeugnisse der Associationen als eben so gut erwie­sen werden, wie die der Fabrikanten. Die Vorstände der Ge­nossenschaften sind ersucht, ihre Ansicht über dieses Unterneh men, so wie die Art und Weise, in welcher sie gesonnen sind, dasselbe zu fördern, dem Vorsitzenden des genannten Vereins, Herrn Buchbinder Krebs, Pallisadenstraße 23, bald möglichst mitzutheilen.

A. Die Einführung der alten österreichischen Finanz­wirthschaft in Sachsen  .

Zwei Gründe haben vorzugsweise die bedrängte Finanz­lage Desterreichs verschuldet, welche schon einmal in einem Bankerott endete, und jetzt nahe an den Rand eines solchen wieder gelangt ist:

Der große Militäraufwand und die enormen Staatsschuldenzinsen erstere herbeigeführt durch eine verkehrte Politik, welche mit roher Gewalt die eigenen Bölker niederhalten und zugleich auswärtigen Feinden Widerstand leisten wollte leßtere veranlaßt durch eine Finanzwirthschaft, welche, um den Mißkredit des Staats nicht zu vollem Aus­druck gelangen zu lassen und andererseits nicht durch das Vorgehen des Staats zur Abstreifung der Fesseln der Wucher­gefeße vom Privatverkehr selbst Anlaß zu geben, lieber ihre fünfprocentigen Anleihen zum Curse von 70 begab, als An­leihen zu höherm Zinsfuß, aber zum Paricurse contrahirte.

Die Folge davon war, daß in Zeiten des Friedens, wo Staaten mit geordneter Finanzwirthschaft ihre in bedrängten Zeiten zu hohem Zinsfuße, aber zum Paricurse aufgenomme nen Anleihen convertirten, d. h. durch Aufnahme einer An­