Bergarbeiter Vereins erkennen wir nicht an, wir baben bloß den Anträgen unserer gesetzlichen Vertretung entgegen zu sehen." Daß keine derartigen Anträge gestellt, überhaupt auch kein solcher durchgebracht wird, wissen die Herren gar wohl, denn davor schüßt sie eben die Verfassung, an der sie so fest und zähe hängen. Die ganze Knappschaftsvertretung besteht nur dem Namen nach: das Personal wählt drei Arbeiter aus seiner Mitte, der Verein wählt drei Beamte, also 3 zu 3. Daß kein An­gestellter mit den Arbeitern stimmt ist selbstverständlich, bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Vorsitzenden, und dies ist der erste Beamte des Vereins!

Das erste, was also gethan werden muß, ist, daß diese Statuten beseitigt werden; die Vereine zahlen bloß halb so viel als die Arbeiter zur Casse, nach der Einzahlung muß sich eine ganz andere Vertretung herausstellen, die Arbeiter müssen mehr Stimmen erhalten; und es müßte nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn das nicht erreicht werden sollte. Das jeßige Verhältniß ist geradezu ein unnatürliches, denn troßdem, daß die Vereine bloß die Hälfte zahlen, haben sie sich doch alle Rechte, die ganze Leitung angemast.

Ist dieses Ziel hinsichtlich der Knappschaftsvertretung er­reicht, dann erst ist der Boden gewonnen, auf dem weiter fort gewirkt werden kann, und: Alle Kassen, Eine Rasse! muß als Endziel hingestellt werden.

Um dieses zu erreichen, bedarf es aber, wie oben be­merkt, einer gehörigen Organisation. Die Bergarbeiter müssen sich wieder zusammenschaaren und einen Verein bilden, jedoch ohne Kranken und sonstige Unterstüßungskassen, denn die­selben haben sich nach der Erfahrung nicht bewährt. Dieses, glaube ich, ist der allein richtige und mögliche Weg. Wird dies nicht gethan, so werden die Verwaltungen fortfahren, die Kräfte der Bergarbeiter möglichst schnell zum Vortheil der Be­amten und der Actionäre auszunuzen und die Bergarbeiter werden die Sklaven ihrer Unterdrücker bleiben.

Weiße Sklaven.

IV.

Stollberg , den 5. Febr. 1868. Ich, Karl August Fischer, Bergmann , wohnhaft in Stollberg , war auf dem Werke Gottes Segen bereits 8 Jahre in Arbeit und gehörte der Verbandskasse schon bald 9 Jahre an.

Ich fuhr am 28. Debr. 1867 Abends ein und wurde des Nachts krank, konnte meine Arbeit nicht vollbringen und mußte, selbige meinen Kameraden überlassend, welche mir dies bezeugen, ausfahren und wußte mich kaum nach Hause zu schleppen.

Den 29. Decbr., also Tages darauf, fühlte ich mich etwas besser und gedachte den 30. Decebr. früh wieder einzufahren; als aber die Zeit wieder herankam, fühlte ich, daß ich es noch nicht unternehmen konnte, wieder an meine Arbeit zu gehen. Ich hatte aber auch in meiner Nähe Niemand, zu dem ich Nachts gehn konnte, der mich auf dem Schacht abgemeldet hätte, denn ich mußte früh schon um 4 Uhr von Hause abgehn, um zur rechten Zeit an Ort und Stelle einzutreffen, und da ist es selbstverständlich, daß eine Meldung zur gehörigen Zeit unmöglich war.

Den darauf folgenden Tag, am 31. Decbr. zwang ich mich, da ich die Kasse nicht gleich in Anspruch nehmen wollte, und ging früh 4 Uhr von Hause ab, um wieder an meine

Arbeit zu gehn; als ich auf dem Schacht angekommen und das Gebet vorbei war, wurde verlesen, aber mein Name fehlte. Da meldete ich mich Fischer ist auch da! Ich bekam zur Antwort: Es giebt nichts zu Fischern. Fischer muß in die Revierstube zum Obersteiger Klemm." Als ich dahin kam, fragte dieser in einem scharfen Ton: Wo waren Sie gestern? Heute Nachmittag können Sie Ihr Buch holen!" Ich wollte Einwendungen machen, aber er hörte mich nicht an.

Da ich nun nicht einfahren durfte, so ging ich auch, ohne weiter etwas zu sagen, nach Hause und am Nachmittag des selbigen Tages wieder auf den Schacht, denn es traf sich gerade, daß wir an diesem Tage Abschlagszahlung hatten. Zugleich mit meinem Geld überreichte mir der Obersteiger Klemm mein Arbeitsbuch mit den Worten: Hier haben Sie Ihr Buch!" Ich nahm es aber nicht, und erwiderte ihm: darüber werden wir weiter zusammen kommen. Ich muß hier erwähnen: bleiben wir einmal eine Schicht ungemeldet zu Hause, so werden wir unserem Statut gemäß bestraft, das Arbeitsbuch aber sofort zu geben ist nur dann ausnahms weise erlaubt, wenn ein Diebstahl vorliegt.

Am 15. Januar 1868 war nun erst der Lohntag. Da sah ich denn, daß mir mein verdienter Lohn nicht einmal vollständig bis zum 28. Decbr. 1867, wo ich die letzte Schicht gemacht hatte, ausgezahlt wurde. Ich ging daher Tages dar auf, den 16. Januar, wieder auf den Schacht und ließ in der Straf Tabelle nachsehen, ob ich etwa gestraft wor den sei. Da fand ich denn, daß ich den 22. Decbr., noch dazu eines Sonntage, wo ich nicht eingefahren war, mit 5 Ngr., den 30 Decbr., wo ich krank gewesen, mit 10 Ngr. bestraft worden war! Und auch zugleich noch außer Arbeit gefeßt, obgleich unsere Kündigungszeit beiderseits, wenn nicht Diebstahl vorliegt, Statuten gemäß auf 4 Wochen festgesetzt ist, denn ich hätte gefeßlich den Monat, der bis zum 31. Decbr. erst halb um war, noch arbeiten müssen, und dann noch einen ganzen Monat, wobei der Schichtlohn pro Schicht( und wir haben jeden Tag 12 Schicht zu machen) 18 Ngr. beträgt.

Alle Buchhandlungen( und auch die Expedition des demokratischen Wochenblattes") nehmen Bestellungen an auf die in Genf erscheinende politische und sozial- ökonomische Monatsschrift:

Der Vorbote.

Organ der Internationalen Arbeiterassoziation ,

redigirt von

Joh. Ph. Becker in Genf , Pré- l'Evêque 33. Preis halbjährig 10 Ngr. oder 36 Kr.

Jedem, welcher der gegenwärtig über die ganze civilifirte Welt sich erstreckenden Arbeiterbewegung folgen will, ist der Vorbote" un entbehrlich. Die Internationale Arbeiterassociation, deren Organ er ist zählt in England, Frankreich , der Schweiz , Italien , Belgien , Deutschland und den Bereinigten Staaten von Nordamerika bereits Hunderttaus sende von Mitgliedern, und ist auf dem besten Weg ihr Ziel zu reichen: Vereinigung der Arbeiter aller Länder zu gemein samem Streben.

er

Von der kürzlich in Hamburg bei Jean Paul Friedrich Eugen Richter erschienenen Broschüre: ,, Baron Carl Scheel Plessen, wer er war und wer er ist?" Von Gustav Rasch ist soeben bereits die dritte Auflage ausgegeben worden, da die beiden ersten Auflagen binnen acht Tagen voll ständig vergriffen waren.

Druck von C. W. Vollrath in Leipzig .