zurück blieben, während die Undankbaren" von 1849, die denn auch beim Friedensschlusse weichen mußten, Beust und Rabenhorst, dem Hof und Heerlager folgten.

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Herr von Friesen hat als Nachfolger Beusts den Frieden mit Preußen geschlossen. Ob das Werk den Minister lobe, wird je nach dem Standpunkte verschieden beurtheilt werden. Er hat als Bevollmächtigter und stimmführendes Mitglied des Bundesraths Sachsen vertreten in dem weiteren diplomatisch parlamentarischen Kampf um die einzelnen Attribute seiner Selbstständigkeit. Von der Energie seiner Vertheidigung ist leider nichts in die Deffentlichkeit gedrungen. Dagegen lebt in der Erinnerung aller Derer, welche den Reichstagede batten folgten, die Rede, mit welcher er zur Preisgebung einer gemeinnüßigen sächsischen Einrichtung, des Fünfpfennigportos, aufforderte. Mag der Gegenstand minder wesentlich erscheinen! Wer im Großen feine Fortschritte aufzuweisen hat, thut sicher gut, die kleinen, die er voraus hat, desto höher zu halten.

Herr von Friesen scheint den Vorrath sächsischer Borzüge für sehr groß zu halten, da er nach allen den Einschränkun­gen, welche dieselben durch die Bundesverfassung erlitten haben, als Finanzminister nunmehr auch an die im Vergleich mit Preußen niedrigeren Steuern die Hand legt. Doch das ist ein Gegenstand, der besonderer Ausführung bedarf und sie im Wesentlichen in den Kritischen Bemerkungen" des Reichstags­abgeordneten Schraps zu der, soeben auch durch die erste Rammer gegangenen Gewerbesteuernovelle gefunden hat. Für uns ist sie nur eins der Momente, welche die Politik des Mannes, der gegenwärtig die Seele der sächsischen Regierung ausmacht, verstehen lehren.

Bruch mit dem Volksrecht, Beeinträchtigung der morali­schen und materiellen Erhaltungsmittel unsrer Staatsindivi dualität, Entgegenkommen gegen den mächtigen Nachbarstaat, in welchem die lettere aufzugehen droht das ist das har­monische, für uns aber durchaus nicht erfreuliche Bild der fast 20 Jahre zurückreichenden Wirksamkeit unsres Herrn Finanz­und Verfassungsministers.

Der Nothstand in Ostpreußen .

Noth und Nothstand

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Wetter und Hunger- Typhus

hülfe und Maurach

Aus Ostpreußen .

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- Jammer und Elend schlechtes Siechthum und Tod Staats­bodenlose Armuth und 25 Millionen

an die Depoffedirten, 1 Mill. an den König und Millionen

aber

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pardon, Verehrtester! das kann man doch nicht glauben, weil es einmal unmöglich in diesem großen, schönen, berühmten und starten Preußen. Den Blättern der Regierung und der Feudalpartei zu glauben, nähmen sie Anstand; denn deren wahres Lebens Element sei von jeher die Lüge; aber­bitte nachmals um Verzeihung! diesmal machen sie ganz entschieden den Eindruck der Wahrhaftigkeit, sie muthen und nicht zu, das Unmögliche zu glauben. nicht zu, das Unmögliche zu glauben. Trifft man bei uns zu Lande einen satten Bartikulier, einen blühenden Rommers zienrath, einen überwißigen Beamten oder eine fein und warm gekleidete Dame, gleichviel, ob sie bigott oder weltlich gesinnt ist, so kann man dieselben Zweifel aussprechen, ja mit allem Eifer die Behauptung verfechten hören: 3, die Noth sei gar nicht so groß; fnapp zwar müßten sich die Leute einrichten. aber das müsse Jeder, in unserm wohlgeordneten Staate fönne feiner verhungern, und wenn's wirklich einige Familien gäbe, welche außerordentliche Roth litten, so wäre das nur die Folge von ihrer Trägheit, ihrer schlechten Wirthschaft und an dern selbstverschuldeten Verhältnissen. Das wäre aber durchaus nichts diesem Jahre Eigenthümliches, sondern käme in jedem Winter vor. Am merkwürdigsten ist aber die Behauptung - und sie wird am eifrigsten verfochten-, daß gerade

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die

Arbeiter Bevölkerung die geringste Noth leide, also auch einer Unterstüßung im großen und ganzen nicht bedürf tig sei.

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Und die so sprechen, sind häufig noch die Gutmüthigsten, haben meistens feine Uniformen und feinen Orden. Wer einen Rock mit stehendem farbigem Kragen und einiger Stickerei trägt. oder auch nur im Schranke hat, oder ein bürgerliches Knopf loch mit buntem Bändchen zeigt, der hört und spricht nicht von der Noth, der dekretiert sich dieselbe einfach fort.

Diese große Lüge vom preußischen Staat hat's verschuldet lich spät mit der Unterstüßungs- Thätigkeit begann, namentlich daß man im größern Theile der Provinz erst so außerordent im Regierungsbezirk und der Stadt Königsberg, und daß als man hiermit doch beginnen mußte, die Organisation heute sehr mangelhaft, ja geradezu unzweckmäßig geblie

ben ist.

bie

Denn auf der Straße entdeckt man die Noth nur in den feltneren Fällen, nur zufällig. Man muß in die Bolksschule gehen und man wird die bleichen, magern, halb geschwollenen und halb nackten Kinder treffen; man muß in den Städten zu jenen heimlich ihr

in die Leihämter oder

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noch besser

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Wesen treibenden Verleihern gehen, welche alles als Pfand für ein paar Groschen nehmen, und es wird sich jedem fühlenden

an die Minister, Generale, Präsidenten und wer sonst von sol Menschen das Herz umfehren, wenn er diese Jammergestalten

chen Herren in Noth und Nothstand sich befindet! Da haben

sieht und die Armseligkeiten, die dünnen Betten und die un Sie die kurzen Lapidar- Unterschriften zu den neuesten Illustra- entbehrlichen Kleidungsstücke, welche sie bringen, und weinend

tionen im Preußen- Tempel! Und die Bilder mit den harten Strichen und den schauerlichen Schlagschatten sind genau nach dem Leben gezeichnet; deutlich genug erkennt man die aus den schlottrigen Leibern gequälten Seelen. Aber was hilft's? Um den Altar tanzt das wahnsinnige Volk und schindet sich und opfert sein Menschenthum, seine fittliche Würde dem absoluten Königthum und Ministerthum, dem ,, Ruhm und der Ehre", dem Glanz und der Macht", welche einem Herrn und seinen Knechten Flittern und recht reelle Genüsse gewähren. Wir, wir haben den Nothstand und die Hungerpest!

In Briefen aus Deutschland findet man fast regelmäßig die kürzer oder länger gesponnene Frage, ob es denn wirklich wahr, daß bei uns eine so furchtbare Noth herrsche, daß der Hunger in leibhaftiger Gestalt jegliche Kraft des Leibes und der Seele aus dem Menschen schaffe und gar geradezu todt

mache? Zwar stehe es in unsern besten Zeitungen zu lesen,

bitten, daß man ihnen darauf einige Groschen leihe;

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man

muß endlich in die Wohnungen treten und man wird da Elend in seiner furchtbarsten Gestalt fennen lernen, ein Glend Ivor dem auch hartgesottene Menschen am liebsten ihre Augen schließen. Männer, welche die Verhältnisse unserer ärmeren Bevölkerung seit Jahren genau fennen und schon mande Unglücksstätte in ihrem Leben haben sehen müssen, wurden mit Recht auch in diesem Jahre für die geeignetsten gehalten den Nothstand in den einzelnen Familien festzustellen, und danach die Unterstützung zu bemessen. Aber schon nach weni gen Tagen erflärten alle einstimmig: das, was sie gesehen ginge denn doch über alles Denken und Vermuthen, und de Begriff des Unmöglichen höre vollständig auf. Mit Schauder sprechen sie von den einzelnen Scenen, und auch die Stärften Besuche einstellen. meinen, ihre Nerven ertrügen das nicht und sie müßten

Die

Dazu kommt, daß die Unterstüßungsarbeit