bei den einzelnen meistens schon in wenigen Tagen so riesige Dimensionen annimmt, daß auch der fleißigste und menschen freundlichste Rothstand- Kommissarius" sie nicht zu bewältigen bermag. So ist's gekommen, daß bereits mehrere Männer, welche wegen ihrer unermüdlichen Thätigkeit in öffentlichen Angelegenheiten bekannt sind, erklärt haben, nicht weiter sich mit dem Rothstand befassen zu können, daß mehrere eifrige Damen vom Frauen- Berein geradezu in Verzweiflung geriethen, und daß endlich niemand mehr geneigt ist, die überaus schwie­rige Aufgabe zu übernehmen. Deswegen sind's verhältnismäßig auch sehr wenige Personen, welche die ungeheure Last der Ar­beit tragen und darunter fast erliegen.

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Hierzu kommt noch, daß alle unsere Mittel zur Be­fämpfung der Noth verschwindend klein sind. Wohl thut die Privatwohlthätigkeit in ganz Deutschland sehr viel für uns; aber was will das alles heißen, wenn man erwägt, daß min­destens eine Million Menschen in der Provinz der Unterstügung höchst dringend bedürftig sind? Was will es z. B. für Königs­ berg heißen, wenn für ungefähr 20,000 hilfsbedürftige Men­ichen etwa 7000 Rthlr. zur Verfügung gestellt worden sind, und von dieser Summe wahrscheinlich die Hälfte noch in Ar­beitsmaterial gesteckt worden ist und nicht wieder flüssig ge macht werden kann? Denn hartnäckig bält man im großen und ganzen an dem Princip fest, daß nur mittelst Arbeit die Bolkswirthschafts- Pedanten nur früher und mit bedeuten. deren Kapitalien ihre Arbeit angefangen und rechtzeitig für genügenden Absaß gesorgt hätten. Jetzt ist aber diese Art Der Unterſtüßung eine Thorheit, ja, ein unglücklicher Mißgriff. Bon der mit so vieler Emphase und bis zum Ueberdruß von den Officiösen breitgetretenen Staatshilfe ist aber äußerst wenig zu spüren, und niemand hat zu derselben Vertrauen. Wo soll das endlich hin? fragt Jeder, der die Zahl der

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vollständig unfähig dazu ist und daß seine Leiter nicht die geringste Lust dazu haben. Denn was thut's, wenn ein paar Tausend Menschen darauf gehen 1866 wurden mehr ge­opfert, und die Welt ist nicht aus ihren Angeln gerathen. Die Selbsthilfe" hat in diesem außerordentlichen Falle wohl für immer bankerott gemacht, und wie die Apostel derselben verbohrt sind, hat Herr Faucher wieder gezeigter befand sich sogar in Opposition zu seinem Herrn und Meister!

Wird der Nothstand in Ostpreußen endlich allem Volk die Augen öffnen, auf daß es den Abgrund schaue, vor wel­chem wir stehen: eine große soziale Revolution?

Die sozialen Zustände der Gegenwart find unhaltbar, und in Ostpreußen wird jetzt ein schauerlicher Beweis dafür bei­gebracht.

Das ist's, was unsern Nothstand so bedeutungsvoll macht, namentlich für die demokratische Arbeiter- Partei!

Die Wiederherstellung Polens .

V.

Die Allianz mit Desterreich, bei dessen Hause damals noch

die deutsche Kaiserkrone war, erschien Beter dem Großen von der größten Wichtigkeit, sowohl um Deutschland zu beherrschen, als auch dem türkischen Reiche in Europa ein Ende zu machen. Er empfahl sie daher in seinem leßten Willen( Art. 10 u. 11) seinen Nachfolgern angelegentlich mit dem Bemerken, daß sie zugleich dahin trachten sollten, die Eifersucht der übrigen Für­sten gegen Desterreich anzustacheln. Diese Politik iſt denn auch

von den russischen Kaisern so getreulich befolgt worden, daß wir Desterreich, seit es an dem Verbrechen der Zerstückelung

Bolens theilgenommen hatte, bis zur Unterdrückung der unga­rischen Revolution im Jahre 1849, ununterbrochen in den eng­sten Beziehungen zu Rußland sehen. Es wurde schon erwähnt, wie Desterreich als Dritter im Bunde der heiligen Allianz" von 1815 sich dazu hergab, für Rußland den Polizeimeister in Deutschland zu spielen, eine Rolle, welche den Haß der Völ

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in Berhältniß zu bringen sucht. Ja, wer weiß das? Wer Unterstüßungs- Bedürftigen mit den äußerst geringen Mitteln Dermag auch nur eine Vermuthung auszusprechen, zumal wenn man erwägt, daß die Zahl der Nothleidenden von Tage zu Tage steigt, daß nicht darauf zu rechnen ist, es werde lange ter hauptsächlich auf das Haus Habsburg lenkte und dadurch nicht wenig dazu beitrug, der Vergrößerungspolitik Preußens Deutschland Vorschub zu leisten. Indeſſen bezeichnet die heilige Allianz " nicht die Begründung der Oberherrschaft Ruß­

dor der nächsten Ernte der Verdienst das nothwendige Be­dürfniß der Einzelnen decken, wenn man endlich erwägt, daß oder ganz frank darniederliegt, daß an eine Wiederaufnahme ein außerordentlich großer Theil der Armen so geschwächt ist, der Arbeit in Monaten nicht gedacht werden kann. Denn fast in jeder Wohnung findet man Sieche, Geschwollene und schwer Erkrankte, und meistens gleich mehrere in einer Familie. Gerade dieser Umstand hat mir den größten Schreden einge jagt, ale ich durch die einzelnen Wohnungen wanderte, und

in

lands über Deutschland . Es war nur deren Wiederherstellung, nachdem sie durch die napoleonischen Kriege zeitweilig unter­brochen worden war. Die russische Oberherrschaft über Deutsch­ land

datirt von dem Frieden zu Leschen, welcher am 13. Mai

1779 den bairischen Erbfolgestreit durch die Vermittelung Frank­ reichs und Rußlande beendigte. Die Kaiserin Katharina II.

darum behaupten auch erfahrene Aerzte, daß von einer Typhus ließ damals 50,000 Russen an die Grenze von Galizien rücken Epidemie jest faum gesprochen werden könne, daß aber ihr cigentlicher Ausbruch und zwar mit Sicherheit in Bälde zu

erwarten sei.

der deutschen Verhältnisse. Ludwig XVI. wurde durch die bald darauf beginnende Revolution in Frankreich gehindert, irgend

und drohte in Desterreich einzufallen, wenn Joseph II. nicht mit Friedrich II. von Preußen Frieden schlösse. In dem Ar­tikel 16 dieses Friedensvertrags übernahmen Frankreich und für die das Schlimmste zu befürchten steht. Ihrer hat man Namentlich finds die Arbeiter in den größern Städten, Rußland die Gewährleistung für die neue staatliche Ordnung fich zulegt angenommen, und jeßt, da man an ihre Unter­stützung geht( wie z. B. in Königsberg ) ist Alles zu geben, welchen Einfluß auf Deutschland auszuüben. So blieb Ruß­wenn ihnen wirklich geholfen werden soll. Alles haben sie land der unumschränkte Herr Deutschlands , das seine von eng verkauft, meistens sogar die legten Betten; ihre Kleider find lischem Gelde unterstüßten Machinationen zu jenen Angriffe­so mangelhaft, daß sie keine Arbeit im Freien übernehmen kriegen auf die Republik Frankreich trieben, welche im Jahre fönnen, selbst wenn sie noch die Kraft dazu haben. Vor allem aber find sie durch zweckmäßige Nahrung soweit herzu­stellen, daß sie eine übernommene Arbeit auch auszuführen vermögen, was jept Bielen eine reine Unmöglichkeit ist. Staat? ter zur Zeit bestehende? der aber hat gezeigt, daß er

1806 dem heiligen römischen Reiche deutscher Nation für im­mer ein Ende machten.

Nichts fennzeichnet den russischen Einfluß in Wien beffer als die Unthätigkeit, mit der man hier zusah, wie das Testa­ment Peters des Großen in Bezug auf die Türkei schrittweiſe zur Ausführung gebracht wurde, obgleich es unstreitig für De­