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und dadurch den unvermeidlichen Fall etwas zu dämpfen. Wir gestehen, auch uns wäre es ganz lieb, wenn Metz   und ein­zelne seiner lautesten Genossen nach Berlin   fämen; sie würden sich eben so rasch abnußen, wie ein Braun, Miquel und Bennigsen, die in ihren Kleinstaatchen noch Jahre lang hätten fortvegetiren fönnen.-

Der Küchenzettel für den nächsten Berliner   Reichstag   ist ein ganz magerer. Daß das Blut und Eisensystem eine par­lamentarische Komödie aufführt, das begreifen wir; daß es den Parlamentarismus so rücksichtslos als Komödie hinstellt, das begreifen wir nicht. Klug ist es schwerlich. Das Gewerbe­gesetz befindet sich noch nicht unter den Vorlagen. Der be treffende Entwurf muß erst von dem sogenannten, Bundes­rath" durch debattirt werden, und wird wohl kaum vor Schluß der jeßigen Reichstagssession fertig sein.-

Aus Wien   schreibt die Neue Freie Presse" unterm 13. März:

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,, Seit frühestem Morgen pilgert heute die Bevölkerung Wiens nach dem Schmelzer Friedhofe zu dem Grabe der März. gefallenen. Das Monument war überreich mit Krän zen und Blumen geschmücft; den prachtvollsten, etwa drei Schuh hohen Kranz spendete der demokratische Verein ,, Eintracht" des Bezirkes Neubau, und war derfelbe in der halben Höhe des Obelisken sammt einer Widmungstafel be­festigt. Die den Kranz zusammenhaltenden schwarz- roth- goldnen Bänder waren vom Deutschen Bolksverein in Wien   gewidmet. Sowohl der Name des Vereins, als auch die Worte: 13. März 1848" find auf den Bändern mit Goldlettern eingewirkt. Nur mit Mühe konnte man durch die den Obelisk umstehende dichte Menschenmenge bis an das Gitter gelangen, um auch die übrigen, an den Stufen des Denkmals niedergelegten Kränze in Augenschein zu nehmen. Hier bemerkten wir Im mortellenkränze des Arbeitervereins Selbsthilfe", des Männer Turnvereins, des Arbeitervereins von Krems  , der Redaktion der Vorstadt- Zeitung, des Wiener   Studentenklube 2c., sowie einen Epheufranz des Ersten Arbeitervereins Hermannia", sämmtliche mit Inschriften und viele mit schwarz- roth- goldnen Bändern geschmückt. Außerdem lagen noch viele Immortellen­und Lorbeerkränze ohne Widmungs- Inschrift auf den Stufen des Monuments."

Nach demselben Blatte wird der Justizminister nächstens einen Gefeßentwurf einbringen, durch welchen die Preßprozesse den Schwurgerichten überwiesen werden.

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beschäftigt, das nach der Versicherung der offiziellen Presse be rufen ist, die Freiheit Frankreiche zu frönen. Am Schwan erfennt man den Fuchs. Ein paar Paragraphen werden hin reichen, das Werk zu fennzeichnen.§ 1 erlaubt, öffentliche Versammlungen ohne vorhergehende Erlaubniß; aber sie dür fen weder eine politische noch religiöse Frage erörtern.§ 14 gestattet der Polizei jede Versammlung zu verbieten, welche ihr geeignet scheint, die Ordnung zu stören und die öffentliche Sicherheit zu gefährden.§ 5 verordnet die Ueberwachung der Versammlungen durch einen Gerichts- oder Polizeibeamten der das Recht hat, sie aufzulösen, wenn entweder Fragen be sprochen werden, die nicht auf der Tagesordnung stehen, oder die Verhandlungen unruhig zu werden beginnen. wird alt und so ist es kein Wunder, daß er auch einmal bei der preußischen Polizei eine Anleihe macht, nachdem Graf Bismarck so oft von ihm gepumpt hat.

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Napoleon

In England Scheinversuche zur Lösung der Jrischen Frage. Die einzige wirkliche Lösung heißt Ablösung von England; und darein wird die englische Oligarchie nimme mehr willigen.-

Die Türkei   reformirt sich. Ein neues Ministerium, in dem auch ein Christ fißt, soll die Umgestaltung des Reichs durchführen. Wie verlautet, handelt es sich 1) um die Ein führung des christlichen Elements in die Verwaltung; 2) u die Aufstellung eines regelmäßigen Jahresbudgets, sowie die Controlirung der Einnahmen und Ausgaben durch einen diesem Behufe einzuseßenden gemischten( d. h. aus Beamte und Notabeln, Mahomedanern und Christen zusammengefeßten Rath; 3) die Säkularisation der Güter der todten Hand( Vacuf welche, bis jetzt steuerfreie Moscheegüter, fast die Hälfte ganzen Grundbesißes in der Türkei   bilden.-

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und

Herr Johnson hat den Präsidententitel bei den Ameri fanern so in Miskredit gebracht, daß die erschreckliche Ide unter ihnen aufzukeimen beginnt, den Titel abzuschaffen auf den Lurus eines Staatsoberhauptes zu verzichten. Bon Boston aus agitirt man für Einführung des Schweizer   Systems Der Präsident soll fünftig nicht besonders vom Bolke, sonder durch das Staaten- und Repräsentantenhaus aus deren Schoo auf fürzere Dauer als bisher sammt der ganzen Regierung gewählt werden. Auf diese Weise wird das Staatsoberhaup was es in der That sein soll: ein erster Beamter des Staat den die beiden Häuser vertreten.

In Frankreich   macht das Gefeß über die mobile Natio nalgarde, wodurch die Militärkraft aufs höchste hinauf geschro­ben wird, böses Blut. In Toulouse   ist es bei der Revision bebufe der Einzeichnung in die Listen dieser Garde zu einer ernstlichen Emeute gekommen. Die bewaffnete Macht mußte einschreiten und es gab blutige Köpfe. Aehnlich ging es in Nantes   zu, wo die zur Visitation bestimmten jungen Leute vor der Präfektur die Marseillaise   anstimmten. getraute sich jedoch nicht, einzuschreiten. Auch in Alby fanden Unruhen statt und wurden viele Verhaftungen vorgenommen. Hier scheint indessen der Hunger das nächste bewegende Motiv gewesen zu sein. Wie verhaßt der Dienst in der mobilen Nationalgarde ist, erhellt am besten daraus, daß von je 100 dienstpflichtigen Leuten sich nur 5 freiwillig meldeten, die übri­gen Alle die Einschreibung nur unter den heftigsten Protesten Um diese Bewegung zu organisiren fand hier am 8. d. geschehen ließen. Man ist über diese Stimmung der Provinzen eine Conferenz von Gesinnungsgenossen aus Burgstädt  , Roch natürlich in Paris   sehr besorgt und nur der furchtsamen Zu burg   und Lunzenau   statt, welche die Gründung von Bereinen rückhaltung der Präfekten bis jetzt hat es Napoleon   zu auch in den beiden erst genannten Orten beschloß, sich für verdanken, daß nicht schon der erste Aft der Revolution be das Chemnizer Programm" erklärte, zur Leitung der Be gonnen hat. wegung ein Bezirkscomité wählte und die Einberufung zweiten Conferenz nach Burgstädt   bestimmte.

Aus Lunzenau   schreibt man uns: Im September vo Jahres wurde hier ein Arbeiterfortbildungsverein gegründ der neben der Ertheilung von Unterricht in 4 Fächern und der Pflege der Geselligkeit in mehreren deklamatorischen Abendunterhaltungen, auch fleißig bemüht war, in seinen Ber ſammlungen den sozialen und demokratischen Ideen der G genwart nicht nur im Kreise seiner Mitglieder, sondern auch Mitgliedern des Arbeiter- Comité's, das sich die Pflege der p Die Polizei außerhalb desselben Eingang zu verschaffen, wozu eine von litischen Bewegung zur Aufgabe gestellt hat, veranstaltete Bolt versammlung, wesentlich beitrug. Dem Vortrag unseres Freun des Bebel in derselben ist es wesentlich zu danken, daß fid auch von den Nachbarorten Gesinnungsgenossen fanden, die fich jezt thätig mit betheiligen.

Die Kammer ist mit der Berathung eines Vereinsgeseßes

einer