Offiziere wegen Hochverraths", das heißt, weil sie nicht zu Verräthern an ihrem König geworden sind, zu 10 jährigem Buchthaus verurtheilt; zum Glück hängen die Preußen Keinen, den sie nicht haben, und die Verurtheilten befinden sich außer halb der preußischen Machtsphäre". Interessant war bei den Gerichtsverhandlungen, daß der Staatsanwalt es den Ange­flagten als erschwerenden Umstand anrechnete, sie hätten die Waffen gegen Preußen in einem Moment( voriges Frühjahr) ergreifen wollen, wo ein Krieg mit Frankreich   ge­droht habe. Bisher hatte man in Preußen sorgfältig jede Möglichkeit einer Collision mit Frankreich  , sei es aus Anlaß der Luremburger oder irgend einer anderen Frage abgeleugnet.

Der Entwurf einer Norddeutschen Gewerbeordnung ist endlich fertig. Er genügt auch nicht den bescheidensten Aufor­derungen und erreicht an Freifinnigkeit" nicht einmal das Sächsische Gewerbegeseß, das doch wahrlich gar viel zu wünschen übrig läßt. Für heute wollen wir blos hervorheben, daß das Coalitionsrecht der Arbeiter im Prinzip" anerkannt wird, aber mit Beschränkungen, die es völlig il­Iusorisch machen.

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Vom Leerparlament" so nennen die Berliner den ,, Reichstag" ist nichts zu berichten; am 27. d. M. wird es durch das Zollparlament" erlöst und abgelöst.

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Nach der Kreuzzeitung  " kann der Abschluß der Verhand­lungen, welche zwischen Preußen und den Süddeutschen Staa­ten zur Herstellung einer gemeinsamen Freizügigkeit für ganz Deutschland   geführt wurden, als gesichert betrachtet werden, und zwar auf folgender Grundlage: Die Freizügigkeit würde genau nach den Principien, welche für das Gebiet des Nord­ deutschen Bundes   zur Geltung gelangt sind, auf dem Wege der Vertragschließung hergestellt und außerdem die Klausel bei­gefügt werden, daß etwaige Aenderungen, die sich für den Norddeutschen Bund   auf dem Gebiete der Freizügigkeitsgesetz gebung während der Vertrags Periode als nothwendig oder wünschenswerth herausstellen sollten, ohne Weiteres und ohne Rücksicht auf die Verträge mit den süddeutschen Staaten ge troffen werden könnten". Wenn sich die Freizügigkeit" durch Verträge mit Staaten, die außerhalb des Nordbundes stehen, herstellen läßt, dann ist einer der am meisten benußten Vor­wände zur Errichtung und Vertheidigung des Nordbundes zer­stört. Ohne den engsten Anschluß" an Preußen sollten ja Freizügigkeit und ähnliche schöne Dinge nicht durchführbar fein. Beiläufig faßt die Süddeutsche Polizei die Freizüs gigkeit" ganz Preußisch auf: ein mißliebiger Schriftsteller wurde vorige Woche knall und fall aus München   ausgewiesen; - dieß, und die Thatsache, daß die handgreiflichen Proteste gegen das Preußische Militairgefeß in Bayern   fortdauern, ist das Einzige, was aus Südwestdeutschland   zu melden ist.

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In Desterreich Zweifel an der Aufrichtigkeit der Re­gierung in Sache des Concordats. Die Desterreicher haben die Folgen des Preußischen Vertrauensdufels zur Zeit der ,, neuen Aera" vor Augen, und wollen nicht an der gleichen Klippe Schiffbruch leiden.

Ueber den von der Desterreichischen Generalfommission ausgearbeiteten Wehrgesehentwurf schreibt die ,, Neue Freie Presse": Er stellt als erstes Princip die allgemeine Wehrpflicht auf. Die Dienstpflicht im Heere beginnt im 20. Lebensjahre und endet im dreißigsten, bei der Kriegsmarine im zweiund­dreißigsten Lebensjahre. hiervon entfallen beim Heere fünf Jahre auf die Linie, fünf Jahre auf die Reserve; bei der Kriegsmarine fünf Jahre auf die Linie und sieben auf die Re­serve. Die Dienstpflicht in der Landwehr erstreckt sich bis zum vierunddreißigsten Lebensjahre; die Wehrpflicht im Landsturm

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vom achtzehnten bis zum vierzigsten Lebensjahre. Die bewaf nete Macht besteht aus Feldarmee, Landwehr   und Landsturm" General Perezel seßt seinen Feldzug gegen Kofut fort. Er flagt ihn unter Andern an, er habe 1866- von Preußen? zwei Millionen empfangen und nicht verrechnet Wir theilen unsern Lesern in einem besonderen Auffaz Nähe res über den entlarvten Revolutionsspekulanten mit.

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Nach Belgischen   Blättern sind neue Ruhestörungen dem Kohlenrevier von Charleroi   vorgefallen. Dem ,, Echo d Parlement" zufolge zwangen 200 Arbeiter aus Tamines di Arbeiter von Falisolles die Arbeit einzustellen, und mußte in Auvelais das Militair einschreiten. Der wirkliche Sachver halt wird erst später an den Tag kommen. Jezt hat di Bourgeoislüge das Wort. So viel steht fest, die Grubenbe sizer haben die berechtigten Forderungen der Arbeiter nicht bewilligt.

In Genf   dagegen haben Arbeiter und Arbeitgeber fid verständigt. Der Lohn ist erhöht und die Arbeitszeit von 12 auf 11 Stunden herabgesetzt. Die Arbeiter hatten ursprüng lich eine zehnstündige Arbeitszeit verlangt.

In Spanien   Hungeremeuten und Belagerungszustand In Portugal   Hungeremeuten und nur deshalb kein Bela gerungszustand, weil die Regierung nicht den Muth dazu hat Die Zustände der Pyrenäischen Halbinsel sind der Art, daß wit jeden Tag eines allgemeinen Ausbruchs gewärtig sein müssen.

Die Englische Expedition gegen Abyssinien ist bis dato völlig resultatlos geblieben. Sie fostet schon 20 Millionen und wird günstigsten Falles ein paar ruhm- und fruchtlos Siege über schlechtbewaffnete halbnackte Horden einbringen.

Nach Berichten aus den Bereinigten Staaten er regt der Prozeß gegen den Präsidenten nicht mehr Aufmer famfeit, als ob es sich um einen ganz gewöhnlichen Alltags verbrecher handelte. Es ist dieß nicht politische Gleichgültigkeit sondern die Gewißheit, daß Gefeß und Verfassung triumphiren werden. Hr. Bancroft, der die Verfassung der Vereinigten Staaten   mit der des Norddeutschen Sonderbundes verglich möge sich einmal oorstellen, der Norddeutsche ,, Reichstag  " wolle dem Norddeutschen Bundespräsidenten, König Wilhelm von Preußen, wegen irgend eines Bergehens gegen die Verfassung den Prozeß machen ob das wohl so ruhig verlaufen würde? Freilich, der Fall ist undenkbar. Die Lasker, Miqué und Consorten haben dafür gesorgt, daß solche ,, Verfassung conflitte" im Nordbund nicht möglich sind.

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In Merito hat die Pfaffenpartei einen verunglückten Aufstandsversuch gemacht. Die Masse des Volks steht fest zu Juarez. Dieser hat am 9. März an Freunde in England, die ihm zu seinem Siege über Maximilian Glück gewünscht, fol genden Brief gerichtet:

,, Was ich gethan habe, war nur die Erfüllung eine Pflicht. Nach Kräften und Fähigkeiten habe ich mich bestrebt, das Vertrauen zu rechtfertigen, das meine Mitbürger in mich gefeßt haben; und ich glaube, jeder Merikaner würde das Gleiche gethan haben, wäre er in die Stellung gebracht worden, die ich kraft der Abstimmung der Nation einnahm.

Fest überzeugt, daß der Fortschritt eine Bedingung der Menschheit ist, hoffe ich zuversichtlich, daß die Zukunft der Demokratie gehören wird, und täglich wächst bei mir der Glaube, daß die freien Einrichtungen der amerikanischen   Welt auch auf die unglücklichen Bölfer Europas   werden ausgedehnt werden, auf denen das Joch von Despoten und Aristokraten noch lastet.

Noch manche Kämpfe werden ohne Zweifel durchzuma chen sein, che alle Hindernisse einer freien Entwickelung aud dem Wege geräumt sind; aber das Dasein dieser Schwierig

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