-
138
der freimüthige Nation alliberalismus thut offen ausspricht, daß man troß aller Liebe für ein freiheitliches Staatsleben und trop langjähriger Theilnahme am Verfassungskampfe die dem bekämpften Ministerium gelungene Erweiterung der preußischen Staats- und hohenzollernschen Hausmacht doch noch höher stelle, als Freiheit und Verfassung, und daß man zum Zweck der Befestigung und Ausdehnung dieser Macht von der weiteren Fortführung des Verfassungskampfes Abstand nehmen und keinerlei Forderungen stellen und Beschlüsse fas= fen wolle, welche neue Conflikte zwischen der Regierung und Volksver= tretung zur unmittelbaren Folge haben könnten. Diesen Standpunkt verwerfen und bekämpfen wir zwar, aber wir verstehen ihn wenigstens
Ganz anders geht es uns jedoch gegenüber der Fortschrittspartei. Wäh rend der Nationalliberalismus fich offen von uns losgesagt hat und die unsererseits angeregte Parteiorganisation billigt, beobachten die Wortführer der Fortschrittspartei über ihre Stellung zu dem Standpunkte Jakoby's ein peinliches Schweigen und zwar in der unverkennbaren Absicht, die Bildung einer demokratischen Partei womöglich zu verhindern oder doch wenigstens zu verzö gern. Wir meinen, wo zwei einander so bandgreiflich widersprechende Thatsachen vorliegen, wie die Budgetbewilligung Seitens der Fortschrittspartei und die Budgetverweigerung Seitens des Abg. Jacoby, da sei jede Mühe des Vertuschens vergeblich, und sollte kein ehrlicher Mann zögern, energisch Partei zu ergreifen, für oder wider. Oder sollte es in der Fortschrittspartei wirklich Mitglieder geben, die bei einigermaßen flarer Ueberlegung die unermeßliche Kluft nicht erkennen, welche unter den obwaltenden Berhältnissen zwischen der Bewilligung und der Verweigerung des Budgets liegt? Das halten wir beinahe für unmöglich. Was soll es also heißen oder nügen, den Glauben an eine Einigkeit aufrecht zu erhalten, die in Wahrheit längst nicht mehr vorhanden ist?
Daß die fortschrittlerischen Phrasenhelden durch ihr Gebahren die Bildung einer demokratischen Partei verhindern wollen, unterliegt feinem Zweifel; als Vertreter des Bourgeois thums im Herzen der Demokratie feindlich, wären sie, sobald diese sich in Preußen als Partei organisirt hat, gezwungen, die demokratische Maske fallen zu, laffen, durch welche sie noch immer einen Theil des Publikums zu täuschen verstehen. Das fühlen fie. Zum Glück steht es nicht in ihrer Macht, die jest vor sich gehende Partei Entwicklung zu hemmen; das Bolk kommt zur Erkenntniß, und in Kurzem werden die Dinge so weit gediehen sein, daß die Fortschrittler entweder von der politischen Bühne abtreten, oder neben den, von ihnen so arg geschmähten Nationalliberalen Plaz nehmen müssen.
"
W
-
Trabert hat freigelassen werden müssen! Schwere Niederlage der Preußischen Polizeiwirthschaft. Diese neueste Stieber'sche Berschwörung" ist gleich allen früheren in übel riechenden Rauch aufgegangen, und die nationalliberalen Zeitungsschreiber,( mit dem offiziösen Breßgesindel, das nur ma schinenmäßig dem Befehl von oben folgt, baben wir hier nicht abzurechnen) und die nationalliberalen Zeitungsschreiber, die den unschuldig Gefangenen bis in den Kerker mit ihren niederträchtigen, Denunziationen verfolgten und eine Allianz zwischen der deutschen Bolkspartei und den depoffedirten Fürsten entdeckt haben wollten, stehen als verlegne Buben entlarvt vor dem, Richterstuhl der öffentlichen Meinung.
In Desterreich, dem Baustein, den die nationalliberalen Baumeister Deutschlands , verworfen, haben, scheint man nun auch in der volksthümlichen Umgestaltung des, Heeres den Gegensatz zu den Rückschritten der preußischen Heeresgestaltung liefern zu wollen. Wieder sind es die Ungarn , welche den deutschen Desterreichern den Weg zeigen, und die neue österreichische Einrichtung wird dann eine treffliche Gelegenheit bieten, die Wahrheit des Saßes vom„ deutschen Be rufe Preußens" an einem Vergleiche, wie von Berlin , und von Wien aus regiert wird, zu prüfen.
Wehrpflicht mit Gestattung der Stellvertretung und mit der Verpflichtung des Eintritts der Freigelooften in die Landwehr zu basiren. Die Präsenzzeit fos wohl als die Dienstzeit soll eine möglichst Kurze sein". Bei dem Einfluß, den der Club der Linken im Hause hat, ist an der Annahme dieses Antrags Seitens der Volks vertretung faum zu zweifeln.
Der Ungarische Grundsatz der Trennung des Herres in ein Thronheer und ein Volksheer, und der Ver legung des Schwerpunkts in das leßtere, wird da mit im Wesentlichen adoptirt. Nur ein Schritt noch: daß, anstatt des durch Loos und Mittellosigkeit geübten 3wanges zum Eintritt in das stehende Heer, die freie Werbung den Stamm für das Heer bildet, und die Forderungen der Demo fratic nach einer volksthümlichen Wehrverfassung sind erfüllt zuerst in Desterreich! Aber auch schon die Verwirklichung der angedeuteten Grundsäße würde durch die weitgehende Eins schränkung des lang dauernden, abstumpfenden Militärdienstes, durch Erhaltung der produktiven Arbeitskräfte, und durch die materiellen Garantien, welche eine so zusammengesetzte Landwehr der Verfassung bietet, von weittragendster Bedeutung sein. Damit giebt die Regierung die Macht, überhaupt Reaktion zu treiben, aus der Hand, und die Verfassung wird mehr, als„ ein Stüd Papier ". Bereits sollen die Minister von Beust( auch„ so ein süddeutschen Reaktionär", nach Auffassung des Herrn von Bismarc) und von Taafe nach Ofen gereist sein, um die Annahme beim Kaiser zu befürworten.
Aus der Schweiz gute Nachrichten. Wie im Canton Zürich hat auch im Canton Thurgau die demokratische Bewegung gefiegt, und das Bolk sich das Recht, seine eignen Angelegenheiten direkt zu verwalten, friedlich, durch Abstimmung erfämpft.-
Der Rumänische Klein- Hohenzoller hat sein Land be reist, um sich aus eigner Anschauung zu vergewissern, ob und in wie weit Judenverfolgungen vorgekommen find. Als Er gebnis läßt er der Welt verkünden, eine eigentliche Verfolgung habe nirgends stattgehabt, nur einige vereinzelte Fälle hätten nachgewiesen werden können." Gleichzeitig wird telegraphisch mitgetheilt, daß die Consuln von Frankreich , Desterreich und sogar Preußen allerdings flagrante Judenverfol gungen, konstatirt haben. Wer lügt da? Oder waren die flagranten Verfolgungen" etwa, keine eigentlichen?" und wo fangen denn die ,, eigentlichen" Berfolgungen an, und hören
die uneigentlichen auf?-
In Spanien ist der Blut- und Eisenmann Narvaez gestorben. Die Dynastie wird ihm wohl bald nachfolgen In England ein Fenier zum Tode verurtheilt;
in
Australien ein Sohn der Englischen Königin von einem Antwort auf den gefeßlichen! Auch in Irland werden die der ungefeßliche Mord als Fenier wieder sehr unbequem; und die unbestreitbare Thatsache daß nur der Furcht vor ihnen der Beschluß des Barlaments gegen die Irische Staatskirche zu danken ist, kann ihrer Bewe gung nur frische, nachhaltige Kraft verleihen.
Ein Antrag auf Abschaffung der Todesstrafe is worfen worden; dagegen hat es den Beschluß gefaßt, die von dem Englischen Parlament mit großer Mehrheit ver Todesstrafe künftig gebeim vollziehen zu lassen. Es schämt fich also offenbar seiner Liebe zum gefeßlichen Mord. Aus Abyssinien wird ein großer Sieg" gemeldet; die Engländer haben Magdala , die Hauptstadt des Königs ,, Das neue Wehrgesez ist unbeschadet des Rekrutenbewilligungs- Theodor gestürmt", wobei dieser auf die eine oder andere
Im Club der Linken des österreichischen Abgeordneten hauses ist der von Sturm
der Volksvertretung auf das Prinzip der Weise wurde.
Die Eingebornen hatten 500 Todte