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der vor Jahren aus dem Leipziger Schriftstellerverein ausgestoßen wurde, und ein in anständiger Gesellschaft nicht zu be zeichnendes Handwerk trieb, das einzige, welches ebenso ehrlos ist, wie das des Herrn Stieber. Schöne Seelen finden sich. Wir wünschen Stieber Glück zu diesem Fischerzug, nicht Fischzug. Jetzt wird der Edle wir meinen Stieber muthlich in Hannover weilen, wo der König von Preußen auf der Durchreise nach Worms ( zur Enthüllung des Lutherdenkmals) durch den Zauber seiner Persönlichkeit politische Sympathien zu erzeugen sucht. Ob mit Glück? Den städtischen Behörden erwiderte er wir meinen der König auf ihren pflichtschuldigen Gruß: Wir stehen uns zum ersten Mal gegenüber, feit Ereignisse, welche große Veränderungen hervorriefen, und zusammenführten. Ich mißbillige und tadle nicht die persönlichen Empfindungen für frühere Verhältnisse. Was aber Herz und Haus ehrt, muß im Herzen und Hause bleiben. Drängt es sich irgendwie in die Deffentlichkeit, so treten Sie mir und meiner Regierung gegenüber und zwingen mich demgemäß zu handeln. Erwidern sie mein Vertrauen, dann bin ich überzeugt, daß wir glücklichen Zuständen entgegengehen." Mit andern Worten: Denfen Sie, was Sie wollen, aber hüten Sie sich, mich merken zu lassen, daß Sie unzufrieden sind. Sonst Wir glauben faum, daß die Harnoveraner über die Ruthe, die man ihnen so vor aller Welt zeigt, sonderlich erbaut sein werden.
Mittlerweile athmet Graf Bismarck , der in der That schr franf ist, pommer'sche Landluft. Im Vorbeigehn bemerkt das Annektiren scheint sich wirklich selbst mit den besten Con stitutionen nicht zu vertragen. Graf Cavour , der gewiß einen guten Magen hatte. mußte auch dran glauben.-
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Curiositätshalber sei hier erwähnt, daß die berüchtigte ,, Times"( die gleich allen Feinden Deutschlands und der Freiheit für die Bismarc'sche Politif schwärmt) in einem Leitartikel schreibt: Es ist immer unsere feste Ueberzeugung gewesen, daß, wenn Europa im Laufe der letzten zwei Jahre von den Schrecfnissen eines Krieges verschont geblieben, das Verdienst dafür nur zwei Männern, dem Grafen Bismarck und dem Kaiser Napoleon gebübrt!" Das ist doch etwas starf; aber wird die Wahrheit noch so frech auf den Kopf gestellt, es giebt stets Leute, die sich betölpeln lassen.
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Der Frankf. 3tg." wird vom Niederrhein " über die Luremburger Frage geschrieben:
..Wir können nicht mit Gleichgültigkeit den Vorgängen in Lugemburg zuschauen. Das vorjährige Preisgeben dieser alten deutschen Feste drobt seine bitteren Früchte zu tragen. Mit Recht wurde fürzlich in Ihrem Blatte, gegenüber den stolzen Redensarten, daß man feine Furcht fenne, gefragt, welches andere Motiv als die Furcht es denn gewesen sei, wodurch der Verzicht auf jenen wichtigsten Deckungsposten des linken Rheinufers bestimmt worden? Boriges Jahr er= mangelte die französische Armee noch, sowohl der mächtig verstärkenden Reorganisation, als der besseren Bewaffnung, und auch das mißhandelte Desterreich hatte seine immerhin stärkende constitutionelle Umbildung noch nicht begonnen. Damals war die günstige Periode, die nun einmal vorhandene Eifersucht zwischen dem Cäsarismus büben und drüben zur Entscheidung zu bringen. Möglich, daß der Cäsarismus jenseits damals noch vor einem entscheidenden Schlage zurückgewichen wäre, dann fonnte auch eine Consoldirung in Deutschland er= folgen. Damals opferte man Luxemburg ; ja, um dem Bonapartismus eine weitere Garantie zu geben, wurden auf Veranlassen aus Berlin die Außenwerke von Landau geschleift. Dies das Geheimniß in einer oft obne Sachkenntniß berührten Angelegenheit. Damit ist das ganze deutsche linke Rheinufer, bis zu den un= mittelbar am Strome gelegenen Festungen, einer französischen Invasion bloßgestellt. Hat man damit den Frieden wirklich erkauft? Die Unficherbeit aller Verhältnisse giebt genügende Antwort. Während beim Festhalten an Luxemburg eine vordringende französische Armee veranlaßt wäre, den großen und bedenklichen Umweg über Süddeutschland zu suchen, um auf Berlin zu operiren, ist die militärische Operationsbasis für die Franzosen jezt eine viel nähere und bessere: über Lurem
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burg, am Niederrhein , etwa in Verbindung mit Diversionen nach Schleswig- Holstein und Hannover , unter der nicht fehlenden Goopera tion Dänemarks . Das ist nicht etwa die Enthüllung eines tiefen dis plomatischen Geheimnisses, sondern das einfache Resultat einer schlich ten strategischen Beschauung der Landkarte. Die Bewaffnung da französischen Armee mit den wunderthätigen Chassepots ist vollbracht. Im Krieg aber ist der Flintenverbrauch ein ungeheurer; man nimmt deswegen an, daß, wenn möglich, vor Beginn jedes Feldzuges eine doppelte Garnitur Gewehre beschafft sein soll. Man ist rark an der Arbeit; bis zum Herbste dürfte sie vollendet sein. Auch die Reorga nisation der französischen Armee bedarf noch der Ausbildung, besens ders was die mobilifirte Nationalgarde anbelangt; zudem ist das uns vermeidliche Anlehen zwar in Aussicht genommen, aber noch nicht vers wirklicht. Gründe genug, daß das Tuileriencabinet noch keinen Krieg erklärt. Indeß- in Luxemburg werden die Demonstrationen bereits in Scene gefeßt. Bei Landau hat man fich gewaltig beeilt, die au ßeren Werke zu rasiren, ohne Verpflichtung; in Luxemburg , wo eine solche Verpflichtung ausdrücklich vorliegt, geschieht nichts dieser Art. Machen wir uns gefaßt, in einigen Monaten verschiedene, nicht gerade den Frieden verbürgende weitere Demonstrationen zu erfahren. Wir wol len's loben, wenn wir den nächsten Frühling erleben obne Krieg; viel leicht genügt ein Termin bis zum Herbste, wo die Scheunen gefüllt. Täusche man sich nicht über die wirkliche Lage der Dinge."
Wir können dem nur beifügen, daß Preußen nichts thun wird, um die Annexion Luxemburgs an Frankreich zu verhin dern. Es wird in jede Bergrößerung Frankreichs willige wenn es sich dadurch die Möglichkeit erkauft, den Raub d Jahres 1866 zu verdauen und weitere ,, kühne Griffe" zu machen. Freilich, es sieht nicht so aus, als sei der Nachbar jenseits d Rheins zu einem friedlichen Abkommen geneigt. Die Lage Bonapartes wird von Tag zu Tag kritischer und tausend An zeichen lassen auf die Absicht eines Kriegs mit Preußen schlie
ßen.
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Die ,, Nationalliberalen" schwagen bekanntlich viel po dem„ Respekt", dessen wir seit 1866 im Ausland genießen sollen. Ein schöner Respekt! Frankreich zupft uns in urem burg an der Nase, und Rußland schlägt uns in Ostpreußen hinter die Ohren. Welchen Respekt" die Behörden des Czars vor Preußen haben, erhellt wieder aus folgender Geschicht die von preußischen Blättern erzählt wird:„ Der Kaufmann Lewin Rosenberg aus Neidenburg ist von Geburt ein Pole Er lebt zwar bereits 25 Jahre.in Preußen und ist hier na turalifirt, aber ohne Erlaubnis der russischen Behörden. etwa 8 Wochen reiste R. mit einem preußischen Auslandsva versehen in Geschäften nach Pozasnycz: von einem brodne dischen Glaubensgenossen wird er dort dem Stuzelnik zen) angezeigt, man verhaftet ihn, nimmt ihm seinen Bas und nun fißt er seit jener Zeit im Gefängniß zu Pozaenya mit dem gemeinsten Gesindel zusammen eingeferfert und fiebt er der Ueberführung nach Sibirien entgegen, denn diese Straft steht auf Auswanderung ohne Erlaubniß. Bisher find alle Versuche zu seiner Befreiung vergebens gewesen; felb eine Reise des Neidenburger Landraths nach Pozasnycz blieb erfolg los. Wird das großmächtige" Preußen um des Eingekerfertes willen Krieg mit Rußland anfangen, wie England allenfall thun würde? Ach nein! Gleich den täglichen Gränzverlegun gen wird es auch diesen Schimpf ruhig einstecken, denn es braucht
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anzeiger" sehr beftig gegen den Plan cince demokratifde Vorige Woche zog der amtliche Würtemberger Staat Südbunds zu Feld, jeßt erklärt ein halbamtliches Organ der Bairischen Regierung( die Correspondenz Hofmann), da Ministerium Hohenlohe nehme den Südbund an, vorausgefeßt daß er ganz Süddeutschland umfassen, feine vereinzelte Stel lung einnehmen und sich nicht an das Ausland anlehnen werde
zu verstehen, und welchen Sinn die Redensart von der ver
einzelten Stellung" hat.-
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