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beiter Fortbildungs- Vereins. Herr Bebel sette in einem längeren Vortrag die Prinzipien der Volks- und Arbeiterpartei auseinander und theilte dabei scharfe Hiebe gegen die Natio­nal- Liberalen aus. Nach Schluß des Vortrags wurden die Gegner aufgefordert ihre Einwendungen zu machen. Anfangs batte keiner den Muth herauszugehen. auf das wiederholte Drängen des Vorsißenden und die fragenden Blicke der Versammlung nahm endlich ein Herr Erbe das Wort. Die in viele Freund schafts- und Zustimmungserklärungen gewickelte Entgegnung des Redners wurde zunächst von Bebel , dann von Motte­ler in längerer Rede unter allgemeinstem Beifall beantwortet. Ein zweiter Redner, dessen Name uns entfallen ist, eilte dem hart bedrängten Herrn Erbe, der sich mit jedem Worte in immer größeren Widerspruch mit sich selber verwickelte, zu Komisch Hülfe. Aber auch er mußte das Gewehr strecken. war es mit anzuhören, wie die Gegner Anfangs sich gegen den Vorwurf des National Liberalismus wehrten und dabei stets mit den bekannten Redensarten dieser Partei zu entgeg­nen suchten. Als die Versammlung Nachts 2 Uhr geschlossen wurde,( sie begann erst nach 211 Uhr) war die allgemeine Stimmung entschieden auf Seiten der Demokratie, selbst vicle Mitglieder des Arbeiter Fortbildungs- Vereins schienen mit einer andern Gesinnung das Lokal zu verlassen. Herr Wartenburg war nicht zugegen. Da in nicht ferner Zeit eine zweite all­gemeine Versammlung von demokratischer Seite in Gera ab gehalten werden soll, so giebt es hierbei hoffentlich Gelegen beit, mit den gegnerischen Führern sich gründlich auseinan­derzusehen.

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Der Herr Reichstagsabgeordnete Försterling fram f auf seiner Geschäftsreise für die Firma Haßfeldt u. Comp. Nachricht aus, Liebknecht und Bebel seien Gegner des alb gemeinen Wahlrechts, denn als im Zollparlament ein Antrag a gegen die Seitens der würtembergischen Regierung erfolgt Beschränkung des Wahlrechts gestellt ward, habe Liebknecht ei dagegen gestimmt, und Bebel sich gedrückt". Weiß He Försterling denn nicht, daß es beim Zusammentritt des 30 a parlaments nur eine politische Frage gab: Soll die Gun petenz des Zollparlaments erweitert, und dasselbe zu einem c Bollparlament" gemacht werden? Oder soll das Zollparla ment Zollparlament bleiben? Ersteres wollten die National Liberalen und sonstigen Freunde Bismarcks. Für Leßteres wat die gesammte Demokratie. In die Frage der würtembergischen Wahlen hatte das Zollparlament sich nicht zu mischen. Fir den betreffenden Antrag stimmen, hieß einfach für die Big marc'sche Politik stimmen, die den südwestdeutschen Staaten einen Strid um den Hale zu legen wünschte. Liebfned b mußte als Demokrat dagegen stimmen und that es; Bebel le war bei der Abstimmurg zufällig nicht anwesend.( Er hat beiläufig nicht die Gewohnheit, sich zu drücken" Försterling, der fast während der ganzen wichtigen Zollparla mentssession fehlte.) Wenn Herr Försterling für den Antra stimmte, stimmte er damit für die Bismarck 'sche Politif. wollen gern glauben, daß er das Reaktionäre seines fahrens damals so wenig begriffen hat, als jeßt.

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Die Beilage der vorigen Nummer des, Demokr. Wochen blatts" wurde wegen Abdrucks der Adresse an die Demokrate Spaniens mit Beschlag belegt.

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Nächsten Tages reisten Bebel und Motteler nach dem 3 Stunden von Gera entfernten Münchenbernsdorf , ein Marktflecken im Weimarischen, mo fürzlich ebenfalls ein Ar Der Redakteur it no beiterverein gegründet worden ist. Die Bevölkerung besteht nicht vernommen worden, und wir beschränken uns daher heut meist aus Webern und anderen Gewerbtreibenden. Beide Gäste auf die Bemerkung, daß die in derselben Beilage mitgetheilte sprachen hintereinander in längeren Vorträgen zu der zahl- Adresse französischer Arbeiter, welche mit jener deutschen in reichen Versammlung, und wie die zustimmenden Mienen und Inhalt übereinstimmt und in der Form nicht weniger sabati der kräftige Beifall bewiesen, mit dem besten Erfolg. Nament ist, unbeanstandet in den Pariser Blättern erscheinen fonni

lich wandten sich die Sprecher auch an die stark vertretenen Landleute und forderten sie auf, brüderlich Hand in Hand zu gehen mit dem industriellen Proletariat, mit dem sie im we­fentlichen gleiche Interessen zu verfolgen und gleiche Gegner zu bekämpfen hätten. Täuscht uns nicht Alles, so wird der dor­nige Verein, dessen Vorsteher Herr Ernst Schneider,( ein Weber) ist, in Folge dieser Versammlung einen recht kräftigen Aufschwung nehmen. Jedenfalls hat die demokratische Partei durch diese beiden Bersammlungen ein Gebiet erobert, das ihr bisher verschlossen war und von dem sie gute Früchte ernten wird. Der Geraer demokratische Verein unter Brockmann's Leitung und der Münchenbernsdorfer Verein haben sich dem Verband der deutschen Arbeiter angeschlossen.

Vorigen Sonntag hatte in Gunsdorf ( bei Stollberg ) eine wohlbesuchte Bolksversammlung statt, auf der Herr Wer ner von Leipzig mit vielem Beifall sprach. Eine für den­selben Tag im benachbarten Hormersdorf anberaumte Ver fammlung fonnte nicht abgehalten werden, weil der erwartete Redner bei der schwierigen Communikation nicht rechtzeitig er­

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Es will uns darnach bedünken, die Beamten des liberalen h

Sachsen könnten von den Beamten des despotischen reich etwas Liberalismus lernen.

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Bebel, der die Adresse der sächsischen Sozialdemokrat in der neulichen Volksversammlung verlesen hatte, war Donnerstag auf das Bezirksgericht geladen.

Zum Dresdner Dienstmannstreit.

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Die Dresdner Polizei ist mit ihrem Dienstmannregu lativ, welches bekanntlich nur in festem Lohn stehenden Leuten das Tragen von Abzeichen gestattet, vollständig den Sand gerathen, denn außer Herrn Geuce, welcher Musterinstitut nicht ganz auflösen wollte, haben jetzt auch andern beiden autorisirten Unternehmer erklärt, daß sie diesem System nicht fortwirthschaften können. Dresden also, wenn das Regulativ nicht fällt, durch die Fürsorge

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Polizei ganz ohne Dienstmänner sein. Gegen das Regulatio und speziell gegen den Unternehmerparagraphen, sowie gegen

scheinen konnte. Unsere Freunde im 19. Wahlbezirk bitten wir, Verpflichtung der Dienstmänner, jedem Wunsche der Polizei 2

sich wegen etwaiger Vorträge, Versammlungen, und überhaupt in allen Parteiangelegenheiten an das Gentralkomite in Stoll­ berg ( Herr Webermeister Graupner) zu wenden, damit die Organisation in systematischer Weise vor sich gehen kann.

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nachzukommen, bez. derselben von allen ihren Verrichtungen Rechenschaft zu geben, hat sich die Demokratische Partei " in einer stark besuchten und volle drei Stunden währenden Ver sammlung einhellig ausgesprochen. Das Verfahren der Poli Von Leipzig und anderwärts werden jetzt regelmäßig Vortra: zei dem Tumulte gegenüber hat Dr. Otto Walster in einer Broschüre, welche das Resultat der im Rechtsschußverein" stattgefundenen Erörterungen wiedergiebt, einschneidend friti

gende in jene Gegend kommen.

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