Die Arbeiterversammlung in Dresden   am 9. Januar

in der Centralhalle.

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Dresden  , den 17. Januar. Lebhaft, sagte ich in meinem legten Bericht, würde die Ar­beiterversammlung werden. Ich habe mich nicht getäuscht, sie

war mehr denn lebhaft, sie war stürmisch. Saal und Galle  rien waren bis auf den legten Plaz gefüllt; es mochten an 2000 Menschen zugegen sein. Herr Gleditsch, Borsitzender des Arbeiter- Bildungs- Vereins, eröffnete die Versammlung und forderte zur Wahl eines Vorsißenden auf. Das war das Sig­nal zum Sturm. Vahlteich. Försterling, Knöfel,

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waltiger Sturm der Entrüstung erhob sich. Försterling der bestritt die Thatsache. Bebel verlangte aufs Neue zur die schäftsordnung das Wort, Försterling verweigerte ihm dieses. Abermals entstand ein gewaltiger Lärm, die übergroße B Mehrheit der Bersammlung verlangte, daß Bebel sprechen solle, die Anhänger Försterlings brüllten dagegen, drohten Bebel mit den Fäusten und überhäuften ihn mit Schimpf worten. Länger als eine Viertelstunde dauerte der Lärm endlich fam Bebel wieder zum Wort. Er stellte auf Grund der Rednerliste die Richtigkeit seiner Behauptung fest und nu mehr fand es Herr Försterling für gut, die doppelte Ein zeichnung seines Namens für einen Jorthum" zu erklären. Dieser geißelte recht ergößlich den Personenkultus und vers Nach diesem Zwischenfall erhielt Dr. Walster das Wort. glich den Unfug der von gewisser Seite mit Lassalle's Name getrieben werde, mit dem Treiben jener Prediger des Christen betäubendes Geschrei vollführten und sich dicht um die Tri- thums, die im Namen Christi Haß und Bwietracht gefäet die größten Greuelthaten verübt und dabei ihre eigenen egoif

Auerswald! rief es wirr durcheinander. Herr Gledißsch ließ abstimmen, aber der Lärm ließ die Namen nicht zu Gehör kommen; circa 300 Mann betheiligten sich bei der Abstimmung und von diesen erhielt Herr Fösterling, dessen Anhänger ein

büne geschaart hatten, die Majorität. Herr Knöfel wurde zum zweiten Borsigenden, erwählt, lehnte jedoch ab und so wurde Herr Petermann, ebenfalls Haßfeldtianer, gewählt. Man stellte fest, daß die Referenten 1 Stunde, alle andere Redner je 2 Stunde sprechen dürften. Herr Bebel erhielt hierauf das Wort und begründete in längeren Vortrag folgende Re­solution:

..In Erwägung, daß die Organisation der Arbeiterklassen

schen Zwecke verfolgt hätten.

Herr Försterling hielt es jeßt für gerathen, wieder das Wort zu ergreifen, denn Viele, die früher für ihn stimmten, neigten sich immer bemerkbarer auf die andere Seite; es war um feine Autorität geschehen. Seine Worte fanden keinen Beifall, nicht einmal mehr ruhige Zuhörer. Mitten

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der Rede brach er ab, übernahm wieder den Vorsitz, Klingelte zum Schuße gegen die Ausbeutung der Bourgeoisie dringend einigemale und schloß dann, ohne Jemand zu fragen, die Bet der gesammten Arbeiterklasse nach dem Beispiel und nach den protestirten und verlangten, daß die Versammlung fortgefeht nothwendig ist; in Erwägung ferner, daß eine Organisation sammlung. Große Aufregung. Bahlteich, Bebel und Andere Erfahrungen der industriell am weitest vorgeschrittenen Länder durch die Gewerksgenossenschaften am besten erreicht werden fann, erklärt sich die Versammlung mit der Gründung von Gewerksgenossenschaften einverstanden und beauftragt das cin­zuberufende Comité, die nöthigen Schritte zu deren Bildung

zu thun."

Nach Herrn Bebel sprach Herr Schuhmann aus Ber­ lin  , von der Schweizerischen   Bartei ale Opponent abgesandt; er erklärte sich fachlich mit Herrn Bebel vollkommen einver standen und suchte die vom Berliner   Arbeiterkongreß gegrün­deten Arbeiterschaften als großartig hinzustellen. Der dritte Redner war Herr Försterling. Er fing bei dem Mittelalter an und erzählte in seiner fonfusen und langweiligen Art, die uns schon Dugendmale zur Verzweiflung gebracht, was ,, Las­ salle   sagte," holte dann einige Lasalle'sche Broschüren aus der Tasche und fing an, lange Gitate daraus vorzulesen; zum Schluß feines Sermons wandte er sich gegen die Gewerksge­nossenschaften und erklärte sie für ,, reaktionäre Organisationen." Bis hierher war alles leidlich ruhig abgegangen. Herr Va hl teich kam zum Wort. Dieser meinte, was Försterling gesagt, das rathe er der Versammlung in Lassalle's Schriften selbst zu lesen, dort fänden sie alles wieder, nur in unendlich schönerer Form und klarer und verständlicher, als Försterling es vorgebracht. Bahlteich ging dann der Haßfeldtischen Clique scharf zu Leibe und rief dadurch einen großen Tumult hervor, der erst nach geraumer Zeit sich wieder legte. Mittlerweile hatte sich Herr Bebel wieder zum Wort gemeldet und dieser entdeckte bei einem Blick auf die Rednerliste, wie diese von dem zweiten Vorsitzenden fabrikmäßig angefertigt wurde, indem er unter andern Försterling bereits zum dritten Male in die

Rednerliste eingeschrieben, ehe dieser noch das zweite Mal gesprochen hatte. Auch schrieb der zweite Vorsigende, wenn ein Redner von uns sich zum Wort gemel­det, sofort einige von seiner Partei darunter. Bebel   bat zur Geschäftsordnung ums Wort und brachte diese Art der Führung der Rednerliste zur Sprache. Ein ge­

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werde, Herr Försterling verweigerte dies hartnäckig. anwesende Bolizeikommissär ergriff die Glocke, läutete und verlangte die sofortige Räumung des Saales. Hiergegen hob sich ein gewaltiger Widerspruch. Auf wiederholte Anfrage erklärte der Kommissär, daß er feinen Grund habe, die Ver sammlung auf Grund des Gesetzes zu schließen, da aber der endet an. Man widersprach; der Vorsitzende habe kein Recht,

dieſem nicht fügen und die Versammlung fortseßen. Der lizeifommiffär ergriff abermals das Wort und erklärte:

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Herren, da Ihr Vorsitzender die Versammlung gefchloffen hat so ist für mich keine Veranlassung vorhanden länger hier bleiben. Ich betrachte die Bersammlung als geschlossen werde gehen; wird die Versammlung noch fortgesetzt, so

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trachte ich sie als eine neue nicht angemeldete Bersammlung. Bravo! Bravo! brüllten die Anhänger Försterlings klatschten jubelnd in die Hände. Herr Försterling und der Bebel suchten zu Worte zu kommen, aber bei der Aufregung Polizeikommiffär verließen hierauf den Saal. Bahlteich und und dem Lärm war dies unmöglich. Rachdem endlich die Ruhe wieder hergestellt war, ergriff Bahlteich das Wort und erklärte, da Herr Försterling eigenmächtig die Versammlung geschlossen habe, womit weder das einberufende Comité noch die Anwesenden einverstanden seien, so sei er der Meinung die Bersammlung ruhig fortzuseßen und einen neuen

Borfizenden zu wählen. Die Versammlung war damit einverstanden und wählte Herrn Bebel zum Borsigenden. Die Debatte war im schönsten Gange und Herr Vahlteich als dritter Red­ner eben beim Wort, als eine Bewegung in der Versammlung entstand und ein zweiter Polizeikommissär in Begleitung eini ger Gensdarmen den Saal betrat, auf die Rednerbühne zuging und Herrn Bahlteich mit dem Bemerken unterbrach, daß e zu reden kein Recht habe, nachdem die Versammlung g schlossen und feine neue angemeldet sei. Vahlteich protestirte und erklärte nur dann die Rednerbühne zu verlaffen, wenn

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