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nen Thron entsagt und den Spaniern aus der fürchterlichen Berlegenheit hilft, Europa   das ,, korrumpirende" Schauspiel einer Republik, und sei es einer Republik wider Willen zu geben. In verschiedenen Punkten Spaniens   sollen sich Carlistische Banden gezeigt haben. Wir legen dieser Nachricht keine son­derliche Wichtigkeit bei. Gefährlich werden die Carlisten, d. h. die Anhänger der alten legitimen Gottes Gnaden- Mo­narchie erst dann, wenn der unvermeidliche Kampf zwischen den Constitutionellen und den Republikanern entbrannt ist.

Die Probenummer des Pfälzer Demokrat"( s. vorletzte Nummer) liegt uns vor. Das Blatt, welches in Kaiserslau­Das Blatt, welches in Kaiserslau­ tern  ( wöchentlich einmal zum Preis von 18 fr.[ 5 Ngr.] vier­teljährlich) erscheint, verficht das nachstehende, von der deutschen Volkspartei in der Pfalz   angenommene Programm:

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§ 1. Die deutsche Volkspartei" in der Pfalz   be= kennt sich zu dem demokratischen Gleichheitsprinzip und ver­langt die gleichartige Mitwirkung aller Staatsbürger bei Ver­fassung und Verwaltung, die Durchführung der Selbstregierung des Volkes im Staate, der Provinz und der Gemeinde. Sie berwirft aber namentlich den Militarismus und das auf denselben sich stützende Cäsarenthum.

§ 2. Jn nationaler wie in internationaler Beziehung erkennt die Volkspartei" den jedem einzelnen Voltsstamme, wie jedem Bolte zustehenden gleichen Anspruch auf Selbstbe­stimmung an, nur auf diesem Wege erstrebt sie die Einigung. Shir ein auf die Freiheit gegründeter Bundesstaat sämmtlicher deutschen   Stämme, nur ein Friedens- und Freiheitsbund der Völker entspricht ihren Grundsäßen.

§ 3. Die Volkspartei  " erkennt ferner an, daß die staatlichen und gesellschaftlichen Fragen untrennbar sind und daß namentlich die geistige und materielle Hebung Aller und die Verwirklichung der politischen Freiheit sich gegenseitig be­dingen.

Vororts- und Arbeiter- Angelegenheiten.

Aufruf

an alle Manufaftur, Fabrik- und Handarbeiter, als: Weber, Tuch-, Buckskin- und Zeugmacher, Wirker und Posa­mentire, Spinnerei-, Appretur- und Färberei- Arbeiter, sowie Fachverwandte jeglicher Stellung und beiderlei Geschlechts. Gewerksgenossen!

Im Auftrage von mehr als 800 Köpfen der benannten Berufs- Arten am hiesigen Orte wenden wir uns an Euch in einer für uns Alle hochwichtigen Sache.

Die moderne tapitalistische Produktion macht sich von Jahr zu Jahr in einer für uns immer fühlbareren Weise geltend. Die stets zunehmende Concurrenz, die immer groß­artiger sich entwickelnde Großproduktion verbunden mit Krisen, welche durch den das Mark der Völker aussaugenden Militaris­mus noch verschärft werden, haben unsere soziale Stellung immer schlimmer gemacht und sie auf einen Punkt herab­gedrückt, wo Abhilfe auf das Dringendste Noth thut.

Rings um uns sehen wir die Berufsgenossen der ver­

schiebendsten Industriezweige, die unter gleichen Ursachen wie wir leiden, sich zusammenschaaren, um den Kampf gegen ein Sy­ſtem Unterdrückung und Aussaugung des arbeitenden Volkes herbei­führen muß. Vereinigung! Organisation! ist der Ruf und die lofung der Unterdrückten aller Länder. Auch wir wollen ein­stimmen in diesen Ruf und handeln, wie es Leuten geziemt, gestählt sind im täglichen Kampfe um das nackte Dasein. Organisiren wir uns, bilden wir eine

die

Internationale Gewerksgenossenschaft der Ma­

nufaktur, Fabrik- und Handarbeiter beiderlei Ge= schlechts! Denn auch unsere Frauen und unsere Töchter sind herein­gerissen und als eine zwiefach kostbare Beute schmachvoll preis­gegeben in diesem Krieg Aller gegen Alle.

Das unterzeichnete Comite, von der hier am 10. Febr. ds. J. durch circa 300 Genossen gegründeten Internationalen Manufaktur- Fabrik- und Handarbeiter Gewerksgenossenschaft betraut mit den Vorarbeiten für Einberufung eines

allgemeinen Congresses der Manufaktur-, Fa= brik- und Handarbeiter,

hat sich freudig dieser Aufgabe unterzogen und einen Statuten­entwurf ausgearbeitet, den wir unsern Gewerksgenossen von Nah und Fern zur Berathung und Beschlußfassung unter­

breiten wollen.

Zu diesem Behufe laden wir alle Manufaktur-, Fabrik­und Handarbeiter ein, auf Grund dieses Statutenentwurfs sich uns anzuschließen und Abgeordnete zu schicken zu dem Congreß der Manufaktur-, Fabrik- und Handarbeiter, der die Pfingst­feiertage in Leipzig   stattfinden soll.

Den Statutenentwurf nebst anderen nöthigen Mitthei= lungen werden wir gedruckt in entsprechender Zahl allen uns bekannten Personen, Vereinen und Verbindungen, von denen wir eine Förderung unseres Vorhabens erhoffen dürfen, zu­senden. Auch fordern wir die befreundete Presse auf, unsere Sache zu unterstützen. Uns unbekannte Freunde, welche keine Sendung bekommen, bitten wir sich direkt und franco an den Mitunterzeichneten Jul. Motteler in Crimmitschau   zu wenden, an den überhaupt alle Zuschriften, soweit sie den Con­greß betreffen und nicht Lokalfomiteangelegenheiten berühren, zu senden sind.

Die Statuten und Vorlagen für den Congreß ersuchen wir genau zu prüfen und die Abgeordneten zu unterrichten, welche Aenderungen gewünscht werden. Abänderungsanträge bitten wir spätestens bis 10 Tage vor dem Congreß uns mitzutheilen, um diese drucken zu lassen und den Delegirten einhändigen zu können.

Die Mandate der Abgeordneten müssen zur Legitimation mit mindestens 3 Unterschriften von Mitgliedern der Gewerks genossenschaft von dem Orte, wo sie gewählt sind, beglaubigt sein, und die Zahl der Gewerksgenossen, welche vertreten wer­den, enthalten.

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Die Anmeldung der Abgeordneten hat bis spätestens acht Tage vor dem Congreß bei dem Vorsitzenden des Local- Comi­te's, Herrn Chr. Hadlich, im Arb.- Bildungs- Verein, Ritterstraße 43 II. Leipzig  , zu erfolgen. In demselben Local findet auch Sonnabend Abends 7 Uhr die Vorversamm lung statt. Ebenso können dort die Abgeordneten nach ihrer Ankunft in Leipzig   billige Quartiere angewiesen erhalten.

Gewerksgenossen! Wir hoffen zuversichtlich, daß Ihr unserem Rufe zahlreich Folge leistet. Tretet zusammen, schließt Euch an uns an und sendet Leute Eures Vertrauens, die ernst und gewissenhaft berathen, was uns Allen frommt und uns von Druck und Noth befreien hilft!

Das Organisations- Comite der Internationalen Manufaktur-, Fabrik: und Handarbeiter- Genossenschaft. Crimmitschau  , den 10. April 1869. J. A. Wiesel, G. Stemmler, Walker. Frau Wilhelmine Weber, Frau Beuschel, Handarbeiterinnen. Franz Feustel  , Hermann Hule, Handarbeiter. H. E. Müller, J. Motteler, Lud= wig Mehlhorn, H. Sachse, Ed. Wilhelm, Tuchmacher. F. Gerold, C. F. Gutmann, Ernst Stehfest, Weber. Daniel Körbe, Karl Vogel, Feuerleute. J. Ranfft, M. Thilo, Spinner. J. G. Sommer, Krempelmeister. Strumpfwirker.