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Der

jener Sägenschleifer ein hächst braver Kerl, da er der Sägen schleifer- Union seit längerer Zeit Trotz geboten und keine Bei­träge gezahlt hatte. Die Sägenschleifer- Union dagegen war den Kapitalisten ein Gräuel. Sie ließ nicht mit sich spaßen und übte eine Art Vehmgericht über ihre abtrünnigen und widerspenstigsten Mitglieder aus, dessen Hauptresultat war, daß die Sägenschleifer höheren Lohn erhielten, als andere Arbeiter. Dies allein reichte hin, die Union verhaßt zu machen, aber es reichte nicht hin, sie zu inkriminiren( anzuschuldigen). Die Frevelthat aber, von welcher man moralisch überzeugt war, daß sie nit Wissen der Union begangen worden, war hierfür zu­war hierfür zu eichend, und die Kapitalisten von Sheffield schickten eine De­utation an das Ministerium und verlangten eine Untersuchung, ie mit der größten Bereitwilligkeit zugesagt wurde. Ton und die Sprache jener Herren und die Art und Weise, vie sie empfangen wurden, ließ keinen Zweifel obwalten, daß ie verheißene Untersuchung zu einer reinen Inquisition aus­irten und den Trades- Unionismus überhaupt als verbrecherisch tempeln würde. Die Arbeiter sandten daher ihrerseits auch ine Deputation, verlangten eine allgemeine Untersuchung und woch überdies, daß Arbeiter in die Untersuchungskommission rnannt werden sollten. Das Erstere wurde bewilligt, aber nstatt das zweite zu gewähren, wurden zwei Advokaten: Thomas Hughes , ein Parlamentsmitglied, und Frederick Har ison, die allgemein als Freunde der Arbeiter galten, in die Pommission ernannt. Dies war eine reine Höflichkeitsbezeu= ung von Seiten des konservativen Ministeriums, denn was ollten zwei gegen zehn, worunter sich einige der wüthendsten Begner des Gewerks- Genossenschaftswesens befanden? Zwei jahre lang hat diese Kommission Kapitalisten und Arbeiter erhört, hauptsächlich die Präsidenten und Sekretäre der beider eitigen Assoziationen, und ihr Bericht, den sie vor einigen Cagen abgestattet und von dem sich die Gegner so viel versprachen, tnichts als ein konfuses Aktenstück. Die Herren haben ausge­oittert, daß die Trades' Unions bezwecken, ihren Mitgliedern en besten Lohn zu sichern, die Dauer der Arbeitstage zu ver­ärzen und die Arbeit gleichmäßiger unter die Mitglieder zu ertheilen, als sie unter dem Einflusse der freien Konkurrenz ertheilt werden würde. Diese Zwecke suchen sie zu erreichen ) durch Strikes ; 2) dadurch, daß sie die Konkurrenz unter en Arbeitern selbst beschränken, ein Arbeits- Monopol etabliren. dach den Aussagen der Sekretäre der größten Unionen, heißt 3, werden die Strikes in einem Geschäft um so seltener, je rößer und je ausgebreiteter die ihm angehörige Union wird. ber, sagt der Bericht, dies ist nicht das Resultat der Frie­nsliebe der Arbeiter, sondern der Thatsache, daß sie zu mäch g sind, als daß es die Kapitaliſten wagen dürften, ihre For rungen zu verweigern. Merkt Euch das daheim, wo das Sewerks Genossenschaftswesen noch so zu sagen seine Kinder­huhe nicht ausgezogen hat! Ihr braucht nicht den ganzen oth Schritt für Schritt zu durchwaten, wie die englischen rbeiter gethan haben. Ihr habt Zeitungen, Eisenbahnen, Ihr habt Zeitungen, Eisenbahnen, nen billigen Postverkehr, was unerläßliche Bedingungen sind, ch auf größerem Maßstabe zu organisiren, Ihr könnt groß ifanyen, und so viel mir bekannt ist, fangt Ihr groß an, e Engländer konnten es vor fünzig Jahren nicht so.

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Arbeitern ein Recht, sich gegen die Kapitalisten zu verbinden, gestattet werden muß, aber sie will den schwarzen Schafen, oder Grindigen( Scabs), die sich keiner Gesellschaft anschließen wollen, volle Freiheit gefeßlich gesichert haben. Besonders be­merkenswerth ist, daß, obgleich das Verbot gegen Arbeiterver­bindungen schon seit 1825 abgeschafft ist, die Trades' Unionen noch heute nicht gesetzlich sind, weil ihre Statuten Paragraphen enthalten, die als geschäftshinderlich und folglich als dem all­meinen Wohl zuwider ausgelegt werden. Unter diese Kategorie kann natürlich Alles gebracht werden, was von einer Gewerks Verbindung unternommen wird. Die Kommission schlägt vor, das Gesetz insofern zu mildern, daß freiwillige Arbeiter= Ver­bindungen, die Verfügungen enthalten, nur unter gewissen Be­dingungen zu arbeiten, nicht deshalb ungesetzlich sein sollen, weil ihre Verfügungen geschäftshinderlich sind, daß aber durch diese Linderung nichts, was sonst als geschäftshinderlich zu betrachten ist, Gesezeskraft erhalten soll. Der langen Rede kurzer Sinn: die Kommission hat entdeckt, daß die Gewerks­Verbindungen sich trotz der Gesetze zu einer ununterbrückbaren sozialen Macht entwickelt haben. Sie beantragt daher, daß das Geschehene als geschehen genommen werden muß, daß die Verbindungen als solche legalisirt werden sollen, aber die Be­dingungen, unter welchen diese Lokalisirung stattfinden soll, stnd dieselben, welche ihnen bisher den Charakter der Ungeset= lichkeit gaben. In mancher Hinsicht wird Verschärfung vorge­schlagen. So z. B. wird vorgeschlagen, daß ein öffentlicher Gerichtsverfolger ernannt werde, die Vergehen der Gewerks­Verbindungen auszuforschen und vor Gericht zu ziehen, wäh­rend in allen übrigen Sachen die Verfolgungen von Ver= brechern den betreffenden Privatpersonen überlassen Dieses ist der Majoritätsbericht. Thomas Hughes , Frederick Harrison und Lord Lichfield haben einen Minoritätsbericht abgegeben. Lord Lichfield ist ein junger Mann, der gerade nicht als Freund der Arbeiter gilt, sich jedoch bei einigen Ge­legenheiten sehr anständig betragen hat. Die Minorität be­hauptet, daß die Bestrebungen der Gewerks- Verbindungen un­ter gegebenen Verhältnissen nothwendig und unvermeidlich sind, daß sie den Charakter der Arbeiterklasse heben, daß sie vom Gesetz anerkannt werden müssen, daß es nothwendig ist, alle Ausnahmegesetze gegen dieselben aufzuheben, und daß nur dann gerichtliche Verfahren gegen sie eingeleitet werden sollten, wenn sie sich Sachen zu Schulden kommen lassen, die an und für sich und ohne jede Beziehung zu Gewerks- Verbindungen straf= bar sind.

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werden.

Einige Freunde der Kooperation beabsichtigen im Monat Mai einen Kooperativ Kongreß abzuhalten. Sie wollen eine Verbindung unter den verschiedenen Kooperativ- Geſellſchaften herstellen und einen Ausschuß bilden, der es übernehmen soll, unerfahrenen Leuten guten Rath zu geben.

Die Pionniere von Rochdale haben das kooperations­freundliche Publikum sehr überrascht. Der Verwaltungs- Aus­schuß jener weltberühmten Gesellschaft hat den Aktionären Notiz gegeben, daß sie Geld zum Betrage von 20,000 Pfd. St. aus dem Geschäft ziehen müssen. Ist es soweit gekommen, fragt ein alter Sozialist, daß Leute, die ihr Geld im genossen­schaftlichen Betrieb erworben, vor aller Welt proklamiren, daß sich das Genossenschaftswesen nicht über die Kleinkrämerei erheben kann? Zu was hat die Kooperation bisher gedient? fragt er. Was die fragt er. Den Arbeitslohn sparsam anzulegen, nicht die Lohn­arbeit abzuschaffen, was doch ihre wirkliche Aufgabe ist! War­um nicht Schritt für Schritt vorwärts gehen, Alles für den eigenen Gebrauch zu produziren und so der Alles vernichtenden Konkurrenz ein Ende zu machen? Er glaubt, daß es hohe Zeit ist, die Mitglieder der Kooperativgesellschaften die Grund­sätze der Kooperation zu lehren.

Die Kapitalisten beklagen sich, daß die Arbeiter weniger horsam sind, als in früheren Zeiten, und die Kommission ist i der Ueberzeugung gelangt, daß der knechtische Gehorsam der ergangenheit nicht wieder hergestellt werden kann. Was die nterdrückung der nicht zu den Unionen gehörenden Arbeiter trifft, sagt der Bericht, hat die Kommission keine anderen eweise, als die der Kapitalisten und sie hält es für möglich, sich solche Leute enthalten haben, vor die Kommission zu mmen, um gegen ihre eigene Klasse zu zeugen. Die Kom­ission ist wider Willen zu dem Schluß gekommen, daß den Verantwortlicher Redakteur: W. Liebknecht. ( Redaktion: Brauftr. 11).

} Leipzig .

J Druck und Verlag: F. Thiele. Expedition: Petersstraße 18.