die für den Arbeiter keine Ausnahmestellung mehr dulde; ingleichen seien die Arbeitsbücher für den Arbeitgeber von gar feinem Werth, die Ausstellung von Arbeitszeugnissen sei besser den freien Willen der Betheiligten zu überlassen. Nachdem Abg. Laster sich ebenfalls für den Antrag ausgesprochen, wird der= felbe mit geringer Majorität angenommen.

Von den Abg. D. von Schweizer, Fritsche und Hasen­flever waren ebenfalls eine Reihe von Anträgen gestellt, nament­lich auf Verbot der Kinderarbeit, Normalarbeitstag ic. Auch diese Anträge wurden abgelehnt.

Die Berathung der Gewerbeordnung ist in der zweiten Lesung beendigt, es hat nun noch die dritte Lesung zu er­folgen und wird alsdann der Entwurf, falls der Bundes­rath keine Einwendungen zu machen hat, Gesetz werden. Von vielen Seiten glaubt man, der Bundesrath werde seine Zu­stimmung versagen; wir sind gegentheiliger Meinung. Der Bundesrath wird die nichts weniger als radikalen Aenderungen gut heißen, um dadurch den Glauben zu erwecken, daß man die gewerblichen Zustände Preußens und Mecklenburgs, denn für alle andern Bundesstaaten wird die Gewerbeordnung eher Rückschritte als Fortschritte bringen freieren Bahnen zu= führen wolle.

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Aus Oesterreich .

Wien , 28. April.

Nicht bloß der Ultramontanismus selbst, sondern auch der Kampf gegen denselben, wie er von der liberalen Bourgeoisie geführt wird, hat etwas ungemein Lähmendes für die demo­fratische Bewegung. Gegen die Ultramontanen loszuziehen ist das bequemste Mittel für Jeden, welcher für freisinnig" gel­ten will und andererseits zu faul oder zu unwissend ist, um sich demokratische Grundsäge anzueignen und nach ihnen zu leben. Freifinnig sein" ist identisch mit indifferent, gleich gültig sein in religiösen Dingen. Nun ist aber in allen Fra­gen, insbesondere in der religiösen, die Gleichgültigkeit entschie­den die unfittlichste aller Haltungen, denn sie zeigt, daß der Mann nicht im Stande ist, Ja oder Nein zu sagen. Er be­gnügt sich vielmehr in nichtswürdiger Trägheit, sich diesen oder Jenen Meinungen anzupassen, wie sie gerade der Zufall des Augenblickes schaffen mag. Die liberale Bourgeoisie ist inner­lich ohne Religion, aber nicht aus wirklicher wissenschaftlicher Ueberzeugung, sondern aus Bequemlichkeit und Faulheit und weil ihr ein innerer Instinkt sagt, daß die Annehmlichkeiten des Lebens, denen sie sich so gerne hingibt, denn doch einem fittlichen Leben nicht ziemen. Sie ist gegen die Religion, weil fie dadurch in ihrer Gemüthlichkeit und Selbstzufriedenheit ge­stört und von Zeit zu Zeit wenigstens mit Worten daran erinnert wird, daß noch da und dort in der Welt ein sittlicher

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oft genug hören kann, duß das niedere Volk doch eine Reli­gion brauche, für die Aufgeklärten sei sie freilich unnöthig. Aber leider lassen sich geschehene Dinge nicht ändern. Das Bürgerthum, als es noch in voller Kraft wirklich die Blüthe der Nation bildete, sprach durch unsere großen Denker klar und deutlich Gericht über die Religion, die Kirche und ihre Diener. Damals wurde dem Volke der Himmel genommen, der ihn für die Leiden auf dieser Welt entschädigen sollte, und wohl ihm, daß es geschehen ist. Denn das arme Volt legt jetzt selbst Hand an, zu prüfen und zn messen, ob denn diese Zustände der gegenwärtigen Welt, welche so viel Jam­mer und Elend der Menschheit aufbürden, wirklich göttlichen Ursprungs sind und da sieht es freilich von Tag zu Tag mehr ein, daß sie nicht von Gottes sondern von der Menschen Hand herrühren, also auch durch Menschenhand geändert wer­den können und müssen. ,, Wir wollen auf Erden glücklich sein Und wollen nicht mehr darben

Verschlemmen soll nicht der faule Bauch Was fleißige Hände erwarben."

Die Zerrissenheit unseres Vaterlandes spiegelt sich auch im geistigen Leben seiner Bewohner wieder. Man hat bei uns im Volke ,, der Denker" kein Verständniß für die innere Einheit jenes großartigen Kampfes, der sich gegenwärtig unter der Form religiöser, politischer und sozialer Fragen ab­spielt. Da sind zahlreiche Menschen, welche in dem Einen Punkt revolutionär, in dem Andern reaktionär sind, dadurch freilich beweisend, daß sie keinen von beiden verstehen. In Frankreich ist die Bewegung der Geister viel harmonischer. Der Franzose weiß recht gut, daß die Revolution sich auf Alles erstreckt, was das menschliche Leben umfaßt. Andererseits weiß auch die französische Bourgeoisie viel besser als die unfre, was die eigentliche Bedeutung der Religion in der Gegenwart ist; sie geht nicht aus religiösen, sondern aus politischen Gründen in die Kirche. Man höre die neuesten Stimmen französischer Arbeiter in den Versammlungen zu Paris und man sieht leicht, daß die Franzosen von ihrem Proudhon mehr gelernt haben, als wir von unserm Feuerbach.

In allen praktisch- religiösen Fragen ist das Schlagwort der Bourgeoisie die Toleranz. In allen Parlamenten wer­den ihr schöne Reden gehalten und wenn der katholische Geist­liche den Juden oder der protestantische den Katholiken als gleichberechtigt in der Gesellschaft anerkennt, so wird ihm ob solcher Freisinnigkeit Weihrauch gestreut von allen Seiten. Wagt aber ein solcher Mann intolerant zu sein, etwa eine gemischte Ehe nicht einzusegnen u. dgl., so schreit man sich die Kehle aus wider ihn. Nun, auch wir finden es sehr häßlich, einen Mitmenschen ob seiner Religion scheel anzusehen, auch wir finden es sehr, sehr beschränkt, Jemand wegen seines Glaubens schlecht zu beurtheilen und dennoch ekelt uns das

der Bourgeoisie widerlich an. Wir sagen zum

und Toleranz sind Widersprüche. Hätten wir doch lauter eif= rige Priester, welche ihren Standpunkt voll und ganz vertreten.

Funten glimmt. Dennoch schickt sie Weib und Kind in die Priester: als Diener Gottes darfst Du nicht läßig sein für Kirche, heirathet, tauft und stirbt mit Gottes Hilfe, ja hört dessen Rechte und mußt Jeden bekämpfen, der nicht genau das sogar selbst alle Jahre einmal den Prediger mit dem verzeih­lichen Bemühen, die Langeweile zu verbergen. Kurz, sie be­quemt sich allen religiösen Formen an, zur selben Zeit, wo sie den Anspruch erhebt, gegen die Kirche zu kämpfen. Es ge kämpfen gegen sie auf Leben und Tod, aber wir achten hört nicht viel dazu, um zu sehen, daß dieses ganze Geschrei in ihnen Männer, welche für eine Ueberzeugung ihre ganze gegen die Ultramontanen, gegen die Kirche und ihre Diener Persönlichkeit rücksichtslos in die Wagschaale werfen. Wider= nichts zu bedeuten hat und im Grunde nichts Anderes be- lich und ekelhaft aber ist für uns jene Sippschaft moderner zu räumen, welche da und dort noch die freie Entwicklung des jene ,, Halben", wie sie David Strauß nennt, welche zudem Zweden will, als einzelne Unannehmlichkeiten aus dem Wege Geistlichkeit, welche zugleich Kinder Gottes und der Welt sind; Kapitals hindern. Ein Thor, wer von der liberalen Bour­

mit ihrem einschläfernden Gift furchtbare Verheerungen an­

geoisie verlangt, daß sie der Kirche prinzipiell auf den Leib richten, indem sie das Volf entmannen. Diese liberale Geist­rüde; das erfordert viel zu viel Ernst und sittliche Kraft. lichkeit geht Arm in Arm mit der liberalen Bourgeoisie, zu­Budem fühlt die liberale Bourgeoisie sehr wohl, daß mit dem gleich ein getreuer geistiger Abdruck ihres innersten Wesens. Berschwinden der Religion aus den Reihen des Bolles zugleich Wo Gegensätze sind, da ist lebhafter Kampf denkbar; uns also eine gewiffe geheime Macht bedenklich ins Wanten gerathe, muß der Kirche gegenüber daran liegen, die Gegensätze schärfer welche die bestehenden Verhältnisse im Innersten zusammenhält. und deutlicher zu machen. Der Sieg ist dann um so leichter;

Sie brückt dies in jener nichtswürdigen Phrase aus, die man

die Toleranz ist der Revolution viel gefährlicher, als die In­