halb es beständig viele müßige Hände geben muß und die Löhne nicht steigen können. Dies ist es, was zusammenwirkend die Massenarmuth erzeugt hat und fortwährend den Nothstand aufrecht erhält. Die Löhne können nirgends tiefer stehen wie gerade hier. Ein Arbeiter, welcher beständig Arbeit hat, nicht den geringsten Zeitverlust durch Musterwechseln erleidet, was häufig vorkommt, kann es doch nicht höher bringen, als höch stens 1 Thlr. 15 bis 1 Thlr. 20 Ngr. Was man bei solchem Lohn mit einer Familie anfangen kann, ist leicht zu berechnen. Sollte auch die Frau noch 10 Ngr. verdienen, so reicht es doch nicht zu dem Allernöthigsten.
Es ist ein wörtliches aus der Hand in den Mund leben; nicht nur, daß man für die nächste Woche nicht sorgen kann, sondern was man heute verdient, kann man nicht einmal heute verleben, weil man gestern schon verlebt hat, was man heute verdient. Der Verdienst ist immer im Voraus verzehrt. Da denke man sich nun, daß man noch weniger verdient, wie es sehr oft und jetzt beinahe überall vorkommt! Man denke, daß der Arbeiter vielleicht nur 1 Thlr. oder gar nur 20 und 15 Ngr. die Woche verdient, und man mag sich wohl eine Vorstellung von den Zuständen der hiesigen Arbeiter machen. Wie von solcher Einnahme außer dem nothdürftigsten Essen noch Kleider, Holz und Zins beschafft werden soll, ist unerklärlich. Diese Zustände sind natürlich nicht von heute und gestern, das ist schon lange her une nur mit wenigen Unterbrechungen. Freilich in solchem Umfang wie jetzt, hat sich das Elend vielleicht noch nie gezeigt, weil die Geschäftsstockung dem Nothstand auf die Beine hilft; und darum findet man, daß der Nothstand überall ausgefogene und schon heruntergekommene Arbeiter betrifft. Wir hatten zwar vor 2 und 4 Jahren hinreichend Beschäftigung und etwas höhern Lohn, jedoch war das nicht hinreichend, um alte Scharten auszuweßen, noch weniger um etwas für die jetzige Stockung zu sparen.
Da es in unsrer Stadt eben ausschließlich nur Posamentire giebt( es mögen über 400 hier sein), so muß unser Trachten darauf gerichtet sein, anderweitige Beschäftigung zu schaffen und wurde diese Frage in der letzten Verfammlung des Arbeitervereins besprochen, worauf ein Comite gewählt wurde, das die nöthigen Schritte und den Schutz der Regierung anrufen soll. Der Bergbau, der früher hier blühte, soll einer Wiederaufnahme fähig sein; ferner ist ein Straßenbau projektirt und ebenso eine Bahnverbindung.
Wir haben ebenfalls die Einzeichnung für die Gewerksgenossenschaft begonnen, leider ohne viel Aussichten auf Beiträge zu haben.
244
sammlungen, in denen frei und offen die Fragen nach allen Seiten vor der Einwohnerschaft verhandelt werden, ist keine Rede, unsere ,, Liberalen " scheuen die Oeffentlichkeit wie das Feuer. So fand denn auch vorige Woche wieder eine jener durch Cirkulär berufenen Versammlungen statt, in der über die Landtagswahlen verhandelt werden sollte. Obgleich man mehr als 600 Einladungen hatte ergehen lassen, so war den noch die Versammlung von kaum 120 Personen besucht, sogar vom einladenden Comité fehlte ungefähr die Hälfte. übergehen die Reden, welche gehalten wurden, um die ,, For derungen" der braven Biedermänner darzulegen. Das Inter essanteste war die Jagd nach Kandidaten. Von einem Dutzend, die vorgeschlagen waren, lehnten Alle bis auf Einen ab, so daß man schließlich zu dem Mittel greifen mußte, zu dem Einen noch zwei andere gewaltsam zu pressen, damit man die Dreizahl für Leipzig zusammen bekam.
Der
Wir
Interessant war auch, daß unter der Liste der Einlader zu der Versammlung wir einige Namen fanden, die wir zwar heute nicht mehr zur Demokratie rechnen, von den wir aber theilweise ihrer Vergangenheit, theilweise ihrer heutigen Stel lung wegen erwartet hätten, daß sie ihre Finger von einer Biedermaierei wegließen, wie sie hier stattfand. Der Eine von diesen war Hr. Aug. Dolge, 1848 wüthender Repuklikaner, dafür zum Tode verurtheilt und später zu ,, Waldheim" be gnadigt, 1864 auf dem Arbeitertag zu Leipzig Vizepräsident. Sein Name stand, ohne roth zu werden, friedlich neben den Namen von Männern, die vor Demokratie und Bolk einen geheimen Abschen haben. Der zweite war Buchdruckereifaktor Hr. R. Dittrich, früher mehrjähriges Mitglied des Arbeiter Bildungsvereins und dort stets radikale Reden haltend. dritte endlich war der Leiter der hiesigen Vereinsbuchdruckerei, Hr. Frauendorf, von dem wir am wenigsten begreifen fönnen, wie er seinen Namen unter eine solche Liste seyen konnte. konnte. An der Spitze einer Arbeitergenossenschaft stehen, die den töblichen Zweck verfolgt, die Arbeiter vom Kapitalbesiber unabhängig zu machen, und zugleich Hand in Hand mit den ausgesprochenſten Bourgeois zu gehen, denen die Arbeiter bewegung und die Forderungen der Arbeiter ein Dorn im Auge sind, das ist mehr, als wir verstehen können. Glaubt Hr. Frauendorf in der politischen Richtung, wie sie durch un fere Bourgeoisie im National- Liberalismus kultivirt wird, Heil für die Arbeiter erwarten zu dürfen, dann gebot ihm die Klugheit mindestens, seinen Namen nicht einer Bartei leihen, von der er wissen muß, daß die ungeheure Mehrheit der Arbeiter sie als ihrem Interesse feindlich ansieht.
ich,
Aufforderung
an sämmtliche Arbeiter= Productiv= Asso ziationen.
baj
Leipzig, 26. Mai. Die Holzarbeiter( Tischler, Drechsler, Glaser c.) hielten am letzten Sonnabend eine Versammlung ab, die von mehreren Hundert Personen besucht war. Auf der Tagesordnung stand ein Vortrag des Herrn Bebel über die Gewerfsgenossenschaften. Dieser gab unter Darlegung unserer heutigen industriellen Verhältnisse ein flares Bild über Zweck und Wesen der Gewerksgenossenschaften. Die Meinen Gesinnungs- Genossen theile ich hierdurch mit, darauf folgende Debatte, an der sich eine lebhafte Betheiligung von verschiedenen Seiten aufgefordert, für Magdebur kundgab, drehte sich hauptsächlich um die Frage, ob man sich eine Internationale Agentur" zur Erleichterung des Vertebr dem bereits bestehenden Gewerkverein deutscher Holzarbeiter verbunden mit dem Verkauf der„ Waaren der Arbeitergeno ( nach dem Schweitzer'schen Statut) anschließen, oder eine eigene schaften" zu errichten, dieser Aufforderung nachgekommen Gewerksgenossenschaft nach dem Bebel'schen Statut gründen wolle. Die Resolution des Hrn. Heinsch, wornach die Versammlung beschließen solle, sich nach dem Bebel'schen Musterstatut zu konstituiren, wurde schließlich mit sehr großer Majorität dagegen nur ganz vereinzelte Stimmen-angenommen. Es wurde ferner beschlossen, das schon bestehende
-
Ich ersuche nun sämmtliche Arbeiter- Assoziationen, sich mir in Verbindung zu setzen und verspreche, nach Kräften Absatz der Waaren thätig zu sein.
bin
mit
Filt
Für passende Artikel bin ich bereit, Commiffions- Lager
zu übernehmen.
Ueber Reellität und Solidität können außer den biefigen Comité mit der Ausführung weiterer Schritte zu betrauen. Freunden die Herren Johann Philipp Becker in Genf , Bebel Hierauf schloß der Vorsitzende Herr Reichert gegen 11 Uhr in Leipzig , Tölte, Sekretär des Allg. Deutschen Arbeiter
die Versammlung.
Leipzig , 25. Mai. Schon seit Jahren leidet Leipzig an einem Alles zersetzenden Cliquenwesen, das namentlich auch bei den Wahlen sein Unwesen treibt. Von öffentlichen VerBerantwortlicher Redakteur: W. Liebknecht. ( Redaktion: Braustr. 11).
11
Julius Bremer Margarethenstraße Nr. 2
Expedition: Petersstraße 18.
das
Hierzu eine Beilage