Demokratisches Wochenblatt.

Organ der deutschen   Volkspartei und des Verbands deutscher Arbeitervereine.

No. 24.

Leipzig, den 12. Juni.

1869.

Das Blatt erscheint jeden Sonnabend. Abonnementspreis vierteljährlich bei allen deutschen   Postanstalten sowie hier Platze eiu­schließlich Bringerlohn 12 Ngr.; einzelne Nummern 1 Ngr. Abonnements für Leipzig   nimmt entgegen Herr G. Nichter, Petersiteinweg 7, Leipziger Consumverein, Universitätsstraße, und die Erpedition d. Blattes in der Wohnung des Herrn A. Bebel, Petersstraße 18. Für Dresden   Filialexpedition( interimistisch) M. Sendel, Wallstraße 10. Agent in condon für England, Indien  , China  , Japan  , Australien  , Südamerika   rc. die deutsche   Buchhandlung von Franz Thimm, 24 Brook Street, Grosvenor Square, London  . Bookseller, Librarian and Newsagent, 8. Little Newport Street, Leicester Square, W. C.  Agent für London  : A. Duenjing, Foreign

An unsere Leser!

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An unsere Parteigenossen

richten wir die Aufforderung, auch zum neuen Quartal mit ganzer Kraft für die Weiterverbreitung unseres Organs zu wirken. Wir können zwar mit Genugthuung erklären, daß von Quartal zu Quartal, und namentlich im letzten, der Abonnentenstand unseres Blattes sich bedeutend gehoben hat; noch aber sind wir nicht geringe Opfer zu bringen gezwungen. Wir hoffen des= zuversichtlich, daß Jeder in unseren Reihen es als eine Ehrensache betrachtet, uns diese Opfer abnehmen und dadurch zu­gleich den Wirkungstreis der Partei immer mehr erweitern zu helfen.

halb

Die Redaktion und Expedition des Demokratischen Wochenblattes.

Inhalt: Politische Uebersicht. Das sächsische Ostpreußen  . Wahlen in Frankreich  . Vororts- und Arbeiter- Augeiegen­An die Gesinnungsgenoffinnen.- Wien  , Magdeburg  . Gera.

beiten.

Crimmitschau  . Niederzwönits. Ronneburg  . Neustadt a. d. O. Leipzig.--

Anzeigen.

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Beilage: Die Schneider in London  . Bücherschau.

Politische Uebersicht.

Am Sonntag und Montag hatten in Frankreich   die Rachwahlen( 59) statt. Nach den amtlichen Telegrammen

Gefahren des plößlichen, blutigen und für Alle schrecklichen Ueberganges, den ich Gott sei Dank! zu sehen nicht mehr be­rufen bin, kennen zu lernen Gelegenheit haben. Die Verwick­lung der sozialen und politischen, der inneren und äußeren Fragen ist heut zu Tage so groß, daß die Völker durch das Berhängniß dazu gezwungen werden, alles dadurch zur Ent­scheidung bringen, daß sie alles unterdrücken( à tout trancher en supprimant tout). Aber gewaltsame Unterdrückung und Lösung ist zweierlei, und wenn sie ihre Stellen verändern, so bleiben die Fragen doch nicht weniger drohend. Nur erst dann, wenn die neue Welt, deren Geburtswehen bereits Europa   er­

wären 30 regierungsfreundliche und 29 Oppositions- Kandidaten zittern lassen, binlängliche Männlichkeit und Weisheit erworben

haben wird, um zu siegen und zu entscheiden, wird die wirth­schaftliche Republif( la république économique) Ordnung und Frieden in den Schooß unserer Geſellſchaft zurückführen. Nun wir acceptiren die Prophezeihung und blicken den Gefahren des plöglichen Uebergangs" mit Seelenruhe ent­

gegen.

Aus den Ziffern, die wir vorige Woche mittheilten, er­

burchgegangen. In Wahrheit wird das Verhältniß sich wohl ungünstiger für die Regierung gestalten. Allein wären auch die sie immerhin das folossale Gewicht in Anschlag bringen, das die Regierung glänzenden Sieg der Demokratie, denn man muß in die Wagschale zu werfen hat. Die Ziffern als richtig an­genommen, hätte die Opposition dann im Ganzen 57 Sige ertämpft, während sie in der vorigen Kammer nur 25 hatte. hellt, daß die Gesammtzahl der gegen die Regierung abge­und Thiers über die entschiedeneren Candidaten gefiegt, was Zahl der gewählten Oppositionskandidaten. Dieses Mißver­Bei den Nachwahlen haben beiläufig in Paris   Jules Favre   gebenen Stimmen verhältnißmäßig viel größer ist, als die rigen Wahlen an Stelle der parlamentarischen eine wesent- menlegung der Wahlbezirke, wobei der Gedanke maß jedoch an dem allgemeinen Resultat nichts ändert, daß die heu hältniß erklärt sich hauptsächlich aus der geschicten Zusam lich revolutionäre Opposition auf die Bühne geführt gebend war, regierungsfeindliche und schwer zu beeinflussende das Thiers, der alte Orléanist und Ruhmanbeter, neulich in flussenden, durch welche sie überstimmt werden können, zusam­baben.- Als Zeichen der Zeit sei hier des Zeugnisses erwähnt, Wählergruppen mit regierungsfreundlichen und leicht zu beein­er aus, geht der Republik   entgegen; aber die junge Ge- In Nantes   stimmten 12000 Wähler für den Oppositions­einer Rede zu Lille   für die Republik   ablegte: Europa  , rief menzuwerfen. Einige Beispiele werden dies deutlich machen. neration darf sich troßdem feine Jllufionen machen. Durch

und nur 3000 für den Regierungs- Kandidaten. Trotzdem er­

die Fehler der Regierungen, die bald weichen, wenn fie fest langte letterer durch die Stimmen der Landbevölkerung die ausharren sollten, bald Widerstand leisten, wenn sie nachgeben Majorität. In Limoges   fielen der Demokratie 7000, der und an sich halten müßten, wird dieses Jahrhundert nur die Regierung blos 2000 Stimmen zu, aber auch hier siegte der